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Vorgangsweise bei der Auswahl von Klassenlektüre

10. Darstellung der Untersuchungsergebnisse

10.3 Bücher im Deutschunterricht

10.3.1 Vorgangsweise bei der Auswahl von Klassenlektüre

Wie sich am Titel dieser Diplomarbeit Das Lesen von Büchern im Deutschunterricht.

Nach welchen Kriterien wählen DeutschlehrerInnen Bücher für ihre SchülerInnen aus? bereits erkennen lässt, wollte ich mit Hilfe der problemzentrierten Leitfadeninterviews vorrangig herausfinden, wie LehrerInnen bei der Auswahl von Schullektüre für den Deutschunterricht vorgehen – welche Kriterien sie bei ihrer Auswahl berücksichtigen und wie sie damit umgehen, dass SchülerInnen andere Erwartungen an das Buchlesen haben, als sie selbst. Lehrerin 3 nimmt es als sehr schwierig wahr, ein Buch zu finden, das alle SchülerInnen anspricht: „Das wird immer so sein, dass das dem einen Schüler mehr zusagt als dem anderen“ (Lehr3: 86f.). In diesem Kapitel werden die Kriterien, die für die befragten Lehrerinnen bei der Auswahl von Schullektüre entscheidend sind, angeführt.

Einbeziehung der SchülerInnen in die Auswahl von Klassenlektüre

Alle Lehrerinnen bis auf Lehrerin 5 beziehen die SchülerInnen in die Auswahl der Klassenlektüre mit ein. Beispielsweise durften SchülerInnen Lehrerin 4 in die Bibliothek begleiten, um dort aus einer von der Lehrerin getroffenen Vorauswahl, ein geeignetes Buch für ihre Klasse auszusuchen. Bei dieser Vorgehensweise von Lehrerin 4 hatten sie „das Gefühl [...], sie werden wirklich ernst genommen und jetzt lesen wir das, was sie ausgesucht haben (Lehr4: 438f.)“, schildert die Lehrerin.

Manchmal gehen Lehrerin 1, Lehrerin 4 und Lehrerin 8 auch so vor, dass sie vorab zwei, drei Titel auswählen und die SchülerInnen dann fragen, welche der Bücher sie lieber lesen würden. Lehrerin 3, Lehrerin 7 und Lehrerin 8 beschreiben, wie sie dabei vorgehen: Zuerst erzählen sie den SchülerInnen kurz den Inhalt der zur Auswahl stehenden Bücher und geben ihnen anschließend die Möglichkeit, sich für eines von ihnen zu entscheiden. Wenn die SchülerInnen selbst nach einem geeigneten Buch suchen sollen, grenzt Lehrerin 8 die Suche ein bisschen ein, indem sie

beispielsweise die Seitenanzahl vorgibt. Sie sagt, dass sie ihre SchülerInnen immer vor Fantasyromanen warnt, „weil diese fantastische Welt, ja, die muss ja auf ganz ganz vielen Seiten genau vorgestellt werden, ja, damit man einen Eindruck hat.

Hingegen ein anderes Buch, was sage ich jetzt, einmal ein Alltagsproblem oder so bespricht, das ist meistens auch vom Erzählstrang her relativ übersichtlich usw“

(Lehr8: 270-274).

Lehrerin 1, Lehrerin 3 und Lehrerin 8 haben sehr gute Erfahrungen damit gemacht, die SchülerInnen selbst zu fragen, welches Buch sie gerne lesen würden.

Kinder, die zuhause viele Erfahrungen mit Literatur machen und viel lesen, kennen viele (Jugend)Bücher und bringen häufig gute Vorschläge, von denen ihre MitschülerInnen nur profitieren können. Einmal haben SchülerInnen von Lehrerin 3 beispielsweise den Wunsch geäußert, gerne Gregg’s Tagebuch lesen zu wollen.

Obwohl es Lehrerin 3 als nicht so geeignet für den Unterricht hält, ist sie dem Wunsch der SchülerInnen nachgekommen, da es ihr ein Anliegen ist, ihnen Freude am Lesen zu vermitteln. Für sie ist es nicht das Wichtigste, dass ein Buch immer

„hochliterarisch“ (Lehr3: 147) ist. Auch Lehrerin 7 bezieht die SchülerInnen der Unterstufe bei der Buchauswahl immer mit ein. Manchmal schlagen sie eigenständig Bücher vor, die sie gerne lesen würden. Wenn das Buch von den meisten noch nicht gekannt wird, ist sie einverstanden und das Buch wird als Klassenlektüre gelesen.

Lehrerin 2 und Lehrerin 6 orientieren sich bei der Wahl von Klassenlektüre sehr an den Interessen der SchülerInnen. Sie befragen sie regelmäßig zu ihren Vorlieben, damit sie wissen, was die Kinder gerne lesen und dann wählen sie etwas Ähnliches für den Unterricht. Wenigstens drei Viertel einer Klasse sollten mit der Buchauswahl zufrieden sein, sagt Lehrerin 2. Auch Lehrerin 4 fragt bei ihren SchülerInnen öfters nach, ob sie in letzter Zeit ein Buch gelesen haben, das sie ihren MitschülerInnen weiterempfehlen könnten. Bei Buchvorstellungen ist es in ihren Klassen schon häufiger vorgekommen „dass jemand ein Buch wirklich gut vorgestellt hat, sodass dann fünf bis sieben Leute gleich aufgezeigt haben und gesagt haben:

‚Mah, könntest du mir das Buch borgen? Ich möchte das weiterlesen’“ (Lehr4: 155-158). Lehrerin 4 gibt sogar zu, bei den Buchpräsentationen manchmal selbst auf den Geschmack zu kommen und dadurch den Entschluss zu fassen, ein Buch zu lesen.

Im Gegensatz zu ihren Kolleginnen lässt Lehrerin 2 die SchülerInnen nicht gerne über die Auswahl von Büchern abstimmen, da sie gesehen hat „dass diese Abstimmungen mit zunehmender Pubertät immer sehr viele ‚Wenn und Aber’ bringen

und keine konkrete Lösung“ (Lehr2: 298ff.). Ihr dauert das Aussuchen einer Lektüre zu lange, wenn 11-, 12-Jährige Mitspracherecht haben: „Weil es meine Zeit ist und außerdem sehr viel Substanz kostet“ (Lehr3: 310f.).

Das Thema eines Buches als Grund für die Buchauswahl

Die Aktualität der Themen ist für Lehrerin 4, Lehrerin 5 und Lehrerin 6 von besonderer Bedeutung. Situationen innerhalb der Klasse sind bei Lehrerin 4 manchmal der Auslöser für die Wahl einer bestimmten Klassenlektüre. Ein Beispiel dafür wäre: Aufgrund eines beeinträchtigten Kindes, welches die Klasse besuchte, beschloss sie mit dieser Klasse Die Vorstadtkrokodile zu lesen. Lehrerin 7 sucht manchmal auch gezielt Bücher aus, die zur aktuellen Klassensituation passen. Durch ein Buch über Mobbing versuchte sie eine schwierige Klasse, in der es einige Fälle von Mobbing gab, für dieses Thema zu sensibilisieren.

Aktuelle Ereignisse, wie Umweltkatastrophen geben manchmal den Anstoß, ein Buch zu dieser Thematik zu lesen. Lehrerin 3 denkt, dass man Kinder und Jugendliche mit Hilfe von Literatur auf schwierige Themen des Lebens vorbereiten muss. So hat sie mit ihrer dritten Klasse das Buch Simple gelesen, das von Integration von Behinderten handelt. Lehrerin 2 ist hier anderer Ansicht: Sie versucht Katastrophenthemen möglichst zu vermeiden: „Wenn das so ein ‚Tal der Tränen’ ist, suche ich solche Bücher meistens nicht aus“ (Lehr2: 142f.). Themen wie Patchwork, Drogensucht, Aids oder Migration behandelt sie nicht gerne, da man – so Lehrerin 2 – bei diesen Themen vorsichtig vorgehen muss, um SchülerInnen nicht persönlich zu verletzen. Genauso versucht Lehrerin 1 zu handeln: Sie wählt keine „Extremthemen“

(Lehr1: 385), wie sie sagt. Thematiken wie Krebs und Tod, die die SchülerInnen selbst betreffen könnten, versucht sie aus dem Weg zu gehen. Sie will sie ja auch nicht vom Lesen abschrecken.

Für Lehrerin 2 muss ein Buch zwar nicht immer Themenlieferant im Rahmen des Lehrplans sein, trotzdem versucht sie sich thematisch den anderen Fächern oder aktuellen Gegebenheiten anzupassen. Literatur eignet sich laut Lehrerin 6 besonders gut, um Themen anzuschneiden. Sie persönlich verwendet Literatur für das Erarbeiten von Problemthemen wie beispielsweise Mobbing. Ein Buch soll dazu da sein, um daraus Lehren für das eigene Leben ziehen zu können.

Lehrerin 8 spricht sich zeitweilig bei der Auswahl mit KollegInnen anderer Fächer ab: Wenn in Physik beispielsweise gerade Radioaktivität als Thema durchgenommen wird, versucht sie ein Buch zu lesen, welches thematisch passend

ist. Wenn in Geschichte der Nationalsozialismus besprochen wird, liest sie Tagebuch der Anne Frank. So bekommen die SchülerInnen einen Einblick in diese Zeit – authentischer geht es ihres Erachtens nicht. Sie versucht über den Tellerrand hinauszuschauen und die anderen Lehrpersonen finden das, wie sie berichtet, super, da sie zeitlich genauso eingeschränkt sind wie DeutschlehrerInnen. Ihr ist es außerdem ein Anliegen, dass eine Problematik vorkommt, die die SchülerInnen zum Nachdenken und zu Diskussionen anregt. Vielleicht ist für die LeserInnen sogar ein Lösungsansatz erkennbar, durch den sie für ihr eigenes Leben dazulernen können.

Lehrerin 4 bezieht in die Auswahl mit ein, ob ein Buch besonders berührt, aufregt und ob das Thema aktuell ist. Die Thematik sollte die SchülerInnen aber nicht überfordern, so Lehrerin 5. Daher wechselt sie immer gerne zwischen ernsten und unterhaltenden Themen. Gerne liest sie Bücher von Christine Nöstlinger, weil diese Autorin es schafft, „ernste Thematik auch mit ihrer lockeren, komischen Art“ (Lehr5:

462f.) zu verbinden. Thematisch setzt Lehrerin 2 auf „Fantasy einerseits, Schulung des Problembewusstseins andererseits und dann [liest sie] auch Dinge, die jetzt auf theatralischer Ebene etwas hergeben, wo man Szenen umsetzen kann“ (Lehr2:

185ff.). An spannenden Büchern wie Krimis, Fantasy-Büchern und Thrillern finden Jugendliche, wie die Lehrerinnen sagen, immer Gefallen. Lehrerin 4 erzählte passend dazu von einem Schüler, der ihr einmal erklärt hat, „das Buch habe ihm nicht so gefallen [...], weil da zu wenig drinnen passiert. (.) Also es muss immer etwas passieren. Ähm. Am besten funktionieren Krimis, ähm, utopische Sachen funktionieren auch noch gut. Man sieht das auch bei Referaten, wenn sie dann Fragen stellen können. Sie stellen wesentlich mehr Fragen, wenn irgendetwas Utopisches war oder Morde passiert sind“ (Lehr4: 96-102). Buchreihen sind bei den SchülerInnen von Lehrerin 4 auch sehr beliebt.

Verfügbarkeit von Büchern an der Schule

Alle Lehrerinnen greifen gerne auf Bücher zurück, die an der Schule in Klassenstärke vorhanden sind. Bei der Auswahl von Klassenlektüre richtet sich Lehrerin 6 danach, was in der Schulbibliothek vorhanden ist, denn sie „sind IMMER auf dem neuesten Stand“ (Lehr6: 175). Lehrerin 2, Lehrerin 5 und Lehrerin 6 achten wenn möglich darauf, dass die Kinder und Jugendlichen nicht zu viele Bücher kaufen müssen, „weil [...] die guten Leser, die lesen das Buch an ein, zwei Nachmittagen aus“ (Lehr5:

386f.). Alle befragten Lehrerinnen nutzen gerne Bücher, die an der Schule vorhanden sind. Bei großen Klassen ist dies aber oft nicht möglich, da es zu wenige

Exemplare gibt. ‚Klassiker’, wie Löcher von Luis Sachar, die in der Bibliothek vorhanden sind, werden von Lehrerin 1 gerne gelesen. Auch Lehrerin 4 nimmt die gut bestückte Bibliothek der Schule in Anspruch, denn sie vertritt die Ansicht „wenn ich es habe, dann nutze ich es aus“ (Lehr4: 405). Jedoch ist es nicht an allen Schulen möglich, Bücher als Klassensatz auszuborgen. Für Lehrerin 7 besteht diese Möglichkeit beispielsweise nicht.

Die Klasse als Kriterium für die Buchauswahl

Das wichtigste Kriterium bei der Buchauswahl ist für Lehrerin 6 die Klasse selbst. Sie stellt sich immer die Frage, ob ein Buch wirklich zu ihrer Klasse passt, da ihrer Ansicht nach nicht jedes Buch für jede Klasse geeignet ist. Dazu äußert sie sich wie folgt: „Ich gehe lieber auf die Klasse ein, als ihnen irgendetwas aufs Auge zu drücken. (..) Es muss sie ja auch interessieren, weil sonst (.) wird es nur eine Qual - für mich und auch für die Schüler“ (Lehr6: 271ff.). Auf die Frage, wie ein Buch für den Deutschunterricht der Unterstufe grundsätzlich sein muss, erklärt sie: „Ein Buch für den Deutschunterricht sollte die Kinder fesseln. Es soll einfach für sie interessant sein. Sie sollen die Sprache erleben, im wahrsten Sinne des Wortes. Sie sollen in eine Phantasiewelt eintauchen und einfach die deutsche Sprache mögen und (..) sich auch fortbilden vielleicht auch. Vor allem unsere Migrationskinder. Dass sie ihren Horizont erweitern auch durch/Sei es durch Ausdrücke, sei es durch Grammatik“ (Lehr6: 286-291). Des Weiteren muss es „gut geschrieben sein, spannend sein, die Kinder begeistern und auch passen für den Grammatikunterricht, Sprachunterricht“ (Lehr 6: 297f.).

Lesealter und Lesekompetenz, Geschlecht und Migrationshintergrund

Auch Faktoren wie das Lesealter und die Lesekompetenz der SchülerInnen, das Geschlecht und der Migrationshintergrund müssen bei der Auswahl von Klassenlektüre berücksichtigt werden. Lesealter und Lesekompetenz der SchülerInnen sollten besondere Berücksichtigung bei der Auswahl von Büchern finden, sagt Lehrerin 8. Lehrerin 7 merkt an, dass die Buchauswahl den aktuellen Lebensumständen und der Lebensrealität der Altersgruppe entsprechen sollte.

Lehrerin 4, Lehrerin 5 und Lehrerin 6 versuchen bei der Auswahl einen Konsens zu finden, was das Geschlecht betrifft. Lehrerin 5 ist es ein Anliegen, dass im Unterricht kein reines „Mädchenbuch“, aber auch kein Buch, das nur den Buben gefällt, gelesen wird. Für Lehrerin 1 ist es das Erfolgsrezept Nummer eins „eine

Lektüre auszuwählen, die Mädchen UND Buben anspricht“ (Lehr1: 140f.). Sie findet es besonders schwierig, ein Werk zu finden, welches den Erwartungen von Buben entspricht. Für Mädchen gibt es ihrer Erfahrung nach viel mehr Bücher. Bei der Suche nach einer geeigneten Klassenlektüre fällt ihr immer wieder auf, dass es leichter ist, etwas für Mädchen zu finden als für Jungen. Bei der Auswahl unterscheidet sie zwischen den Geschlechtern: Für eine reine Mädchenklasse wählt sie andere Bücher aus als für eine gemischte Klasse.

Lehrerin 8 führt das Geschlecht als einzige nicht als Auswahlkriterium an, weil sie findet „das nicht schlecht, wenn man Buben auch mit so einer Mädchengeschichte konfrontiert oder umgekehrt“ (Lehr8: 976ff.). Ihres Ermessens nach kann jeder zu jedem Buch greifen, egal ob es ursprünglich für Mädchen oder Jungen verfasst wurde. Auffällig ist für sie aber, dass der Markt noch immer ganz stark auf Rollenbilder reagiert: Noch immer gibt es beispielsweise Bücher in rosa mit Glitzer für Mädchen und Cover mit abgebildeten Fratzen speziell für Buben.

Die Lehrerinnen nehmen es grundsätzlich als schwieriger wahr, Jungen für ein Buch zu begeistern als Mädchen. Zur Problematik, ein geeignetes Buch für Jungen zu finden, sagt Lehrerin 7: „Also die Jungs haben anscheinend keine Probleme, außer dass sie die Probleme verursachen (lacht) in der Literatur oder irgendwie so etwas. Ich weiß es nicht. Oder ausschlaggebend sind für die Probleme der Mädchen.

Je nachdem. Es ist schon sehr mädchenlastig, ja“ (Lehr 7: 346-349).

Neben dem Geschlecht ist laut Lehrerin 2 auch auf die Zusammensetzung der Klasse, wie beispielsweise den Migrationshintergrund der SchülerInnen, zu achten.

Sie hält es nicht für sinnvoll in einer Klasse mit vielen MigrantInnen Caro und der liebe Gott zu lesen.

AutorInnen als Auswahlkriterium

Lehrerin 5 findet es wichtig, dass die SchülerInnen Bücher von deutschsprachigen AutorInnen lesen, wobei sie gleichzeitig sagt, dass sie sich auf Verhandlungen einlässt, wenn es sich um ins Deutsche übersetzte Bestseller handelt. Für Lehrerin 8 hingegen ist es nicht vordergründig, dass es sich um ein Werk eines deutschsprachigen Autors handelt. Für sie kann es auch gerne Übersetzungsliteratur sein.

Darüber hinaus ist es Lehrerin 5 ein Anliegen, dass die SchülerInnen möglichst viele verschiedene AutorInnen kennenlernen. Lehrerin 8 versucht mit ihren Klassen die neuesten Jugendbücher zu lesen, während ein Buch für Lehrerin 2 kurz

und bündig sein muss, eine Pointe haben und möglichst schnell fertig zu lesen sein sollte.

Veranstaltungen und das Internet als Auswahlkriterium

Lehrerin 4, Lehrerin 5 und Lehrerin 8 nehmen oft Veranstaltungen wie AutorInnenlesungen zum Anlass, um ein bestimmtes Buch zu lesen. Lehrerin 4 und Lehrerin 8 berichten hier von einer Lesung des Jugendbuchautors Werner Egli, der die SchülerInnen so begeisterte, dass sie sich nach der Veranstaltung dazu entschieden haben, das von ihm vorgestellte Buch zu lesen. Das Buch von Werner Egli, das von der ersten Liebe handelt, hat den SchülerInnen von Lehrerin 8 so gut gefallen, dass es die ganze Klasse innerhalb einer Woche fertiggelesen hat, ohne den Auftrag dazu bekommen zu haben. Dies liegt ihren Beobachtungen nach daran, dass sie das Thema interessiert hat.

Außerdem kann das Internet bei der Buchauswahl helfen, indem man Alter, Thema etc. in eine Suchmaschine eingibt und nach einem geeigneten Werk sucht.

Lehrerin 8 hat sich schon viele Tipps für Jugendbücher im Internet geholt. Zusätzlich liest Lehrerin 3 in ihrer Freizeit viele Jugendbücher, um immer auf dem neuesten Stand zu sein.

Schon vorhandene Unterrichtsvorschläge spielen bei der Auswahl eine große Rolle: Lehrerin 8 recherchiert immer zuerst im Internet nach Arbeitsvorschlägen zu einem Buch, bevor sie sich für dieses entscheidet.

Auswahl von Büchern, die sich in der Vergangenheit bewährt haben

Lehrerin 1 liest mit ihren Klassen häufig Bücher, „die sich schon lange bewährt haben“ (Lehr1: 127f.). Eigens gemachte Erfahrungen mit Büchern beeinflussen die Buchauswahl, denn wenn ein Buch bei den SchülerInnen einer Klasse gut ankommt, wird es in anderen Klassen wieder verwendet. Auch Lehrerin 8 gibt zu, dass sie manchmal unweigerlich zu Büchern greift, die sich als geeignet herausgestellt haben:

„Wo man also weiß: Das hat wirklich einen Erfolg gehabt und das reiht sich dann eben in diese Riege der klassischen Kinder- und Jugendliteratur ein.“ (Lehr 8: 947ff.).

Lehrerin 5 hingegen sagt: „Was man so hat an Büchern, was man so immer gelesen hat, das geht oft nicht mehr“ (Lehr5: 212f.). Bei Lehrerin 4 gibt es keine Standardwerke, die immer gelesen werden. Sie versucht aber, in den ersten und zweiten Klassen Unterstufe die Sagen durchzunehmen. Ansonsten greift sie zu Jugendbüchern, die der Klasse entsprechend ausgesucht werden. Sie unterstützt es

nicht, immer dieselben Werke zu lesen, „denn es ist halt auch für den Lehrer interessanter, wenn man wieder andere Bücher liest und kennenlernt und vielleicht auch sich dem Geschmack der Klasse, oder dem Wunsch der Klasse ein bisschen anpasst“ (Lehr4: 420-423).

Lehrerin 5 will über ein Buch möglichst gut Bescheid wissen, bevor sie es mit ihren SchülerInnen liest. Ebenso lesen Lehrerin 3 und Lehrerin 7 die Bücher zuerst selbst, bevor sie sie ihren SchülerInnen anbieten. Manchmal passiert es, dass man sich während des Lesens selbst eingestehen muss, dass man sich von einem Buch mehr erwartet hätte und sich dann doch wieder umorientieren muss, erzählt Lehrerin 7.

Die Optik eines Buches als Auswahlkriterium

Für Lehrerin 5 ist die äußere Optik eines Buches ein wichtigerer Grund, sich für dieses zu entscheiden, als Vorwissen zu einem Buch zu haben. Sie bietet ihren SchülerInnen gerne gut erhaltene Bücher an, weshalb sie sich häufig für Neuanschaffungen der Bibliothek entscheidet. Dazu sagt sie: „Also das ist für mich auch ein Kriterium, dass ich dann sage: Da habe ich ein SCHÖNES Buch für euch.

(.) Also das ist jetzt ganz neu. Das kenne ich zwar auch nicht, aber ja, da muss man sich dann eben dann auf das einlassen“ (Lehr 5: 502-505).

Empfehlungen von KollegInnen, Institutionen oder Fortbildungen als Auswahlkriterium

Empfehlungen von KollegInnen sind Lehrerin 1 und Lehrerin 5 sehr willkommen:

„Wenn das in einer Klasse gut funktioniert hat, dann bekommt man oft so einen Tipp“

(Lehr1: 135f.), sagt Lehrerin 1. Auch Lehrerin 3 und Lehrerin 5 orientieren sich bei der Auswahl gerne daran, was ihre KollegInnen lesen. „Also das ist schon sehr hilfreich und äh (..) natürlich lesen wir/also wir tauschen uns im Kollegium/wir sind eigentlich ganz ähm/Von dem her, muss ich sagen, arbeiten wir super zusammen, wir DeutschkollegInnen. Wir tauschen uns nicht nur im Bereich Literatur aus sondern so auch bei den Unterrichtsvorbereitungen. Und da, wie gesagt, da geben wir uns schon gegenseitig Tipps“ (Lehr3: 299-305), äußert sich Lehrerin 3 zu Empfehlungen unter KollegInnen. Lehrerin 3 denkt kritisch darüber, Bücher deshalb auszuwählen, weil sie in einer anderen Klasse gut angekommen sind: „Natürlich passiert dann auch oft, dass das in der anderen Klasse NICHT gut ankommt. Weil wie gesagt, die Schüler sind unterschiedlich“ (Lehr3: 306ff.).

Lehrerin 4 bittet gerne ihre Kollegin, die die Schulbibliothek leitet, um Rat. Sie schildert solch eine Situation folgendermaßen: Sie geht in die Schulbibliothek und sagt zu ihrer Kollegin: „Jetzt brauch ich ein spezielles Buch für jemanden, der nur gern ähm oder der nichts mit Büchern zu tun haben will. Jetzt brauche ich etwas, das ihn packt“ (Lehr4: 164ff.). Die Leiterin der Schulbibliothek hilft ihr dann dabei, ein geeignetes Buch zu finden. Auch Lehrerin 2 und Lehrerin 7 bitten gerne ihre Kolleginnen aus der Bibliothek um Rat.

Lehrerin 6 bespricht ihre Buchauswahl immer mit ihren KollegInnen und Lehrerin 1 wählt Bücher manchmal aufgrund von Empfehlungen des Instituts für Kinder- und Jugendliteratur aus. Lehrerin 3 erachtet Tipps vom Buchklub und von unterschiedlichen Bibliotheken als sehr hilfreich und orientiert sich an diesen Lesetipps vom Buchklub oder an Leseempfehlungen im Deutsch- oder Lesebuch.

Empfehlungslisten, die vom österreichischen Institut für Kinder- und Jugendliteratur herausgegeben werden, helfen Lehrerin 1 bei der Auswahl von Klassenlektüre.

Manchmal, aber viel zu selten, werden Fortbildungen zu KJL angeboten. Im Moment ist es laut Lehrerin 1 aber so, dass alle angebotenen Fortbildungen thematisch sehr auf die neue Matura ausgelegt sind. Zum Thema Fortbildungen äußert sich Lehrerin 8 wie folgt: „Für Leseerziehung gibt es immer wieder

Manchmal, aber viel zu selten, werden Fortbildungen zu KJL angeboten. Im Moment ist es laut Lehrerin 1 aber so, dass alle angebotenen Fortbildungen thematisch sehr auf die neue Matura ausgelegt sind. Zum Thema Fortbildungen äußert sich Lehrerin 8 wie folgt: „Für Leseerziehung gibt es immer wieder