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6. Empirische Befunde zu Buchlesegewohnheiten

6.3 Lesehäufigkeit und Lesedauer

Lesehäufigkeit

Die Einschätzung, dass Jugendliche zu wenig und zu selten lesen, ist in der Gesellschaft weit verbreitet. Dass dies nicht der Fall ist, zeigen die KIM-Studie 2014 (vgl. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2015) und die JIM-Studie 2014 (vgl. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2014). Aus der KIM-Studie 2014 geht hervor, dass 16% der 6- bis 13-Jährigen jeden oder fast jeden Tag Bücher lesen. 34% greifen ein- oder mehrmals pro Woche zum Buch, 33% geben an, selten zu lesen, und 17% lesen nie. Während 61% der Mädchen zu den regelmäßigen LeserInnen gezählt werden können, sind es bei den Buben nur 41%.

Der Anteil der Nicht-Leser ist bei den Jungen doppelt so hoch wie bei den Mädchen (vgl. ebd. S.26).

Die JIM-Studie 2014 (vgl. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2014) zeigt, dass der Anteil der Jugendlichen, die in ihrer Freizeit freiwillig Bücher lesen über viele Jahre (2002-2014) relativ gleich geblieben ist. Rund 40% der 12- bis

19-Jährigen können demnach zu den regelmäßigen LeserInnen, die mindestens mehrmals pro Woche lesen, gezählt werden. Im Jahr 2014 gaben 39% der Jugendlichen an, täglich oder mehrmals pro Woche zu lesen. 16% lesen einmal pro Woche oder einmal in zwei Wochen und 26% einmal pro Monat oder seltener. 19%

der befragten Jugendlichen lesen ihren Angaben nach nie Bücher (vgl. ebd. S. 18f.).

Zusätzlich hat Böck (2007a: S. 33) herausgefunden, dass Personen, die vielseitigere Freizeitinteressen haben und öfter etwas unternehmen, häufiger lesen, als Personen, für die Freizeitaktivitäten keine große Rolle spielen.

Bei der Ermittlung des Leseverhaltens von Jugendlichen spielen nicht nur Anzahl der gelesenen Bücher eine Rolle, sondern auch Faktoren wie Lesefreude und Lesehäufigkeit. Böck und Wallner-Paschon (2002a: S. 14) entwickelten im Rahmen der Untersuchungen zu ‚PISA plus 2000’ die Typologie der ‚Buchleseintensität’, um regelmäßige und unregelmäßige LeserInnen voneinander zu unterscheiden. Auch mit den Daten von ‚PISA 2009’ wurde von Böck (2012a: S. 34-37) eine Typologie der

‚Buchleseintensität’ ermittelt. Diese ‚Buchleseintensität’ setzt sich aus Lesehäufigkeit, Lesedauer, Freude am Buchlesen und der Anzahl der in den letzten zwölf Monaten gelesenen Bücher zusammen. Aus den Antworten der befragten 15- und 16-Jährigen ermittelte Böck (2012a: S. 35f.) vier Typen von Buchleseintensität:

• SchülerInnen mit einer hohen Buchleseintensität: Zu dieser Gruppe gehören 13% der Befragten. Sie lesen (sehr) gerne und investieren viel Zeit in das Lesen von Büchern. 85% der SchülerInnen mit einer hohen Buchleseintensität haben im letzten Jahr mehr als zehn Bücher gelesen. Durchschnittlich zählen doppelt so viele Mädchen als Buben und deutlich mehr AHS-SchülerInnen als BHS-SchülerInnen zu dieser Gruppe.

• SchülerInnen mit einer mittleren Buchleseintensität: Die 19% der Befragten, die zu dieser Gruppe gehören, lesen zwar (sehr) gerne, wenden dafür aber deutlich weniger Zeit auf als SchülerInnen mit einer hohen Buchleseintensität.

Auch hier handelt es sich fast um doppelt so viele Mädchen (23%) als Jungen (12%) und der Anteil der AHS-SchülerInnen liegt über dem Durchschnitt.

• SchülerInnen mit einer geringen Buchleseintensität: Die Mitglieder dieser Gruppe (36%) weisen keine hohe Lesefreude auf und lesen daher sehr wenig.

Bei diesem Typus sind Mädchen und Buben gleich stark vertreten und auch die Verteilung in den Schulsparten ist durchschnittlich.

• SchülerInnen mit einer sehr niedrigen Buchleseintensität: 32% der Befragten lesen nur dann, wenn sie müssen. Die Zugehörigen dieses Typus, bei denen es sich fast ausschließlich um Buben handelt, nehmen beim Lesen keinerlei Freude wahr und jede/r Zweite von ihnen liest nie oder fast nie erzählende Literatur oder Sachbücher.

Multimedia-Versionen von Büchern sollten ebenfalls genannt werden, wenn es um die Nutzung von Lesemedien geht. Bertschi-Kaufmann (2002: S. 151) hat in ihrer Untersuchung Multimedia und Leseförderung in der Schule herausgefunden, dass

die interaktive Lektüre gerade für jene Heranwachsenden attraktiv (ist), welche (noch) nicht zu der stillen, zurückgezogenen und ausschließlich auf die Sprache konzentrierten Lesehaltung gefunden haben, die ein langer gedruckter Buchtext von ihnen verlangt.

Mädchen greifen eher zur Auflockerung zwischendurch zu multimedialen Lesemedien, während Jungen diese häufig als Einstiegsliteratur verwenden und über diese Medien zum Buch kommen (vgl. ebd. S. 153): „Vor allem in der Grundschule erweisen sich die Multimedia-Versionen von Geschichten als attraktive Lektüren für Jungen, die auf dem Weg sind, Buchleser zu werden“ (ebd.).

In mehreren empirischen Studien wurde der Zusammenhang zwischen der Häufigkeit der Nutzung von audio-visuellen Medien (Fernsehen, Radio, PC) sowie Printmedien (Zeitungen und Zeitschriften) und der Häufigkeit des Buchlesens untersucht. Bucher (2004: S. 140) zeigte in ihrer Studie, dass SchülerInnen, die viel lesen, auch häufiger andere Medien nutzen – sie lesen öfter Zeitschriften und Zeitungen als WenigleserInnen, sehen aber weniger oft fern. VielleserInnen nutzen digitale Medien seltener als WenigleserInnen. Das könnte laut Bucher (2004: S. 141) daran liegen, dass sie digitale Medien zu unterschiedlichen Zwecken nutzen:

VielleserInnen suchen im Internet nach Informationen, WenigleserInnen nutzen das Internet eher zur Unterhaltung. VielleserInnen surfen zwar genauso oft im Internet wie WenigleserInnen – jedoch nicht so lang und sie integrieren die Internetnutzung besser in ihren Alltag (vgl. Bertschi-Kaufmann 2002: S. 141). Hier kann wahrscheinlich davon ausgegangen werden, dass die Intensität der kindlichen Internetnutzung vielfach von den Eltern der Kinder beeinflusst wird.

Lesedauer

Böck (2012a: S. 24) schreibt, dass 52% der 15-/16-Jährigen nicht zum Vergnügen lesen. Jede/r vierte Jugendliche liest eine halbe Stunde täglich zum Vergnügen. 64%

derjenigen, die sagen, dass sie nie zum Vergnügen lesen, sind Jungen, 40%

Mädchen. Zu den Unterschieden bei den Schulsparten kann gesagt werden: Knapp 80% der PTS-SchülerInnen gehören 2009 zu den NichtleserInnen, während es 2000 nur 60% waren. Der Anteil der AHS-SchülerInnen, die länger als eine Stunde täglich lesen, ist im Vergleich zu den Ergebnissen von ‚PISA 2000’ leicht gestiegen (vgl.

ebd. S. 24f.).

Aus der JIM-Studie 2014 (vgl. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2014) geht hervor, dass die 12- bis 19-Jährigen nach eigenen Einschätzungen in der Regel 61 Minuten pro Tag (Mo-Fr) für das Lesen von Büchern aufwenden. Jungen (48 Minuten) lesen deutlich kürzer als Mädchen (75 Minuten).

Vergleicht man diese Ergebnisse mit denen von 2013, fällt auf, dass die Lesedauer der Mädchen gleich geblieben ist, während die der Jungen innerhalb eines Jahres um 8 Minuten abgenommen hat (vgl. ebd. S. 19).