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Stärkung der Lesemotivation von SchülerInnen

10. Darstellung der Untersuchungsergebnisse

10.1 Lesemotivation von SchülerInnen

10.1.3 Stärkung der Lesemotivation von SchülerInnen

Neben der Aktivität des Lesens im Deutschunterricht selbst, welche für Lehrerin 8 den wichtigsten Beitrag zum Aufbau der Lesemotivation leistet, wenden die befragten Lehrerinnen verschiedenste Methoden an, um ihre SchülerInnen zum Lesen zu motivieren. Trotz der vielen Bemühungen ist es für Lehrerin 4 aber „schon ein Kampf gegen [...] die elektronischen Geister“ (Lehr4: 175f.).

Alle acht Lehrerinnen sind sich einig, dass man Kinder und Jugendliche am ehesten dadurch zum Lesen motivieren kann, indem ihnen im Deutschunterricht Bücher angeboten werden, die ihnen gefallen. Daher geben Lehrerin 3, Lehrerin 5 und Lehrerin 7 ihren SchülerInnen häufig die Gelegenheit, die zu lesenden Bücher selbst auszuwählen – „in der Hoffnung, dass die Motivation dann höher ist, weil sie sich ja eigenständig für dieses Buch entschieden haben“ (Lehr7: 99ff.). Lehrerin 3 hofft: „Wenn man sich an den Schülern orientiert, (..) hat man vielleicht auch eher die Möglichkeit, die Schüler zu motivieren“ (Lehr 3: 158f.).

Lehrerin 1, Lehrerin 2 und Lehrerin 8 halten es für sehr wichtig, dass LehrerInnen Interesse an der Freizeitlektüre der SchülerInnen zeigen. Lehrerin 1 versucht dies auch im Unterricht umzusetzen, scheitert aber zumeist an der zu knappen Unterrichtszeit. Oft erfährt sie aber in den Pausen sehr viel über die Leseinteressen ihrer SchülerInnen. Lehrerin 4 zeigt zwar Interesse daran, was die SchülerInnen in ihrer Freizeit lesen, sagt aber auch, dass es „manchmal [...] vielleicht besser [ist], wenn man das nicht alles weiß“ (Lehr 4: 273f.).

Bei Elternsprechtagen klärt Lehrerin 4 die Eltern über die Wichtigkeit des Lesens auf und schlägt ihnen vor, ihren Kindern zu Weihnachten ein Buchgeschenk zu machen. Nicht nur das Lesen von Jugendbüchern, sondern auch das Zeitunglesen und das Lesen von Sachbüchern gewinnt immer mehr an Bedeutung, wie auch Lehrerin 5 findet. Dies beruht darauf, dass die sachliche Komponente durch die neue Matura eine immer wichtigere Rolle spielt. Sachbücher werden von den SchülerInnen – so Lehrerin 4 – eigentlich gern gelesen.

Neben den Lesestunden im Deutschunterricht und der ‚richtigen’ Buchauswahl sind auch motivierende Aktivitäten und innovative Unterrichtsmethoden förderlich,

um die Lesemotivation der SchülerInnen aufzubauen und zu stärken: Lehrerin 4 vereinbart beispielsweise Termine in der Bibliothek und nutzt manchmal die Deutschstunden dazu, sich mit ihren SchülerInnen die Bibliothek und die dort vorhandenen Bücher anzuschauen. Am Ende der Stunde fordert sie ihre SchülerInnen dazu auf, ein Buch mitzunehmen – in der Hoffnung, dass sie etwas lesen, das ihnen gefällt. Lehrerin 8 (Leiterin der Schulbibliothek) findet diese Angebote, die Bibliothek zu besuchen und ein Buch nach ihren Vorlieben ausleihen zu dürfen, sehr wichtig. Immer wieder bemerkt sie, dass gerade diese SchülerInnen, die mit ihren DeutschlehrerInnen die Bibliothek besucht haben, zurückkehren, um weitere Bücher auszuleihen. Sie geht davon aus, dass die SchülerInnen oftmals nur eine Anregung benötigen – egal ob durch die Eltern oder durch Lehrpersonen – um Freude am Lesen zu entwickeln.

Verschiedenste Vorgehensweisen im Unterricht sollen die SchülerInnen zum Lesen motivieren: Neben Bibliotheken-Rallyes oder Buchempfehlungen, welche Lehrerin 2 regelmäßig veranstaltet, erwiesen sich Buchpräsentationen in verschiedensten Formen als sehr beliebt. Lehrerin 8 führt mit ihren SchülerInnen Buchpräsentationen und anschließende ‚Buchausleihen’ durch. Hierbei stellen alle SchülerInnen ihr Lieblingsbuch der Klasse vor und ihre MitschülerInnen bekommen im Anschluss die Möglichkeit, diese bei ihnen auszuleihen. Beim Projekt

‚Leserucksack’ handelte es sich um ein klassenübergreifendes Projekt. SchülerInnen der fünften Klasse AHS mussten den jüngeren SchülerInnen der ersten oder zweiten Klasse die Bücher vorstellen, die ihnen, als sie noch jünger waren, besonders gefallen haben. Alle Bücher wurden in einen Rucksack gegeben, mit dem die älteren SchülerInnen die jüngeren dann besuchten. Die jüngeren SchülerInnen bekamen im Anschluss an die Präsentationen die Möglichkeit das Buch, das ihnen am besten gefallen hat, bei den älteren SchülerInnen auszuborgen. Mit Präsentationen von Büchern hat Lehrerin 8 durchwegs gute Erfahrungen gemacht: „Im besten Fall regt dieser Ausschnitt dazu an, zu sagen: ‚Okay. Ich will jetzt das Ganze lesen.’ Und entweder ich gehe es in die Bibliothek holen, oder ich beschaffe es mir [anderwertig]“

(Lehr 8: 516ff.). Wenn im Deutschunterricht Bücher von SchülerInnen selbst vorgestellt werden, erwartet sich Lehrerin 5, dass Themen und Inhalte die MitschülerInnen so ansprechen, dass sie selbst ein Verlangen danach entwickeln, diese zu lesen.

Mindestens einmal im Jahr versucht Lehrerin 8 mit ihren SchülerInnen eine AutorInnenlesung zu besuchen. Im Schuljahr, in dem das Interview stattfand, besuchten sie zum Beispiel eine Lesung von Werner Egli. Diese fand so großen Anklang bei den Kindern und Jugendlichen, dass nahezu ein „Egli-Fieber“ (Lehr8:

312) ausbrach und die Jugendlichen ausschließlich Bücher von diesem Autor lesen wollten.

Auch Filme können als Anregung zum Lesen dienen. Lehrerin 5 hat die Erfahrung gemacht, dass SchülerInnen sehr gerne Filme anschauen und einen Film ausschließlich als Unterhaltungsmedium wahrnehmen. Daher versucht sie ihre SchülerInnen regelmäßig mit Filmen zum Lesen zu verlocken: Sie verspricht mit ihnen nach der Buchlektüre die Verfilmung des jeweiligen Werks anzuschauen.

Darüber hinaus vertritt Lehrerin 5 die Ansicht, dass auch das Cover eines Buches entscheidend ist und Kinder und Jugendliche zum Lesen motivieren kann oder eben nicht. Teilweise findet man in den Deutschlehrbüchern Buchcover, die die Kinder und Jugendlichen ansprechen und die Neugier für ein Buch wecken.

Lehrerin 5 versucht immer wieder zu neuen Formen des Romans zu greifen, um das Lesen für die SchülerInnen interessant zu gestalten. Als Beispiel führt sie hier den E-Mail Roman von Daniel Glattauer an, der ihrer Ansicht nach wahrscheinlich die nächsten Jahre sehr beliebt sein wird. Danach muss dann wieder etwas Neues gefunden werden, das die SchülerInnen reizt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass für die befragten LehrerInnen neben dem Lesen im Unterricht selbst besonders die Buchauswahl zum Lesemotivationsaufbau der SchülerInnen beitragen kann. Wenn SchülerInnen Bücher sogar selbst aussuchen dürfen, sind sie motivierter, diese dann zu lesen. Die Lehrerinnen versuchen, Interesse an der Freizeitlektüre der Kinder und Jugendlichen zu zeigen. Motivierende Unterrichtsaktivitäten wie Bibliotheksbesuche, Buchpräsentationen der SchülerInnen, Besuche von AutorInnenlesungen oder das Anschauen von Filmen sollen die Lesefreude der SchülerInnen zusätzlich stärken.

Auch auf den ersten Blick weniger wichtig wirkende Merkmale, wie die Gestaltung eines Buchcovers oder die Form eines Romans, können laut den Befragten, auf die Lesemotivation Einfluss nehmen.