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Strukturierungsansätze für Angebote zum Klimaschutz und zur Emissionsminderung 10

2.3 Strukturierung von Märkten zur Emissionsminderung und zum Klimaschutz

2.3.2 Strukturierungsansätze für Angebote zum Klimaschutz und zur Emissionsminderung 10

Seit den 1980er Jahren werden verschiedene Ansätze zur Erfassung der Umwelt- und Klimaschutz-wirtschaft diskutiert. Bereits 1979 wurde die UmweltschutzKlimaschutz-wirtschaft als der Teil der Wirtschaftsleis-tung definiert, nach der Güter und DienstleisWirtschaftsleis-tungen zur Vermeidung, Verminderung und Beseitigung von Umweltbelastungen entstehen (Sprenger 1979). Vergleichbar wird heute der Begriff der Klima-schutzwirtschaft definiert. Er umfasst Güter und Dienstleistungen, die einen Beitrag zum Klimaschutz und damit zur Minderung von Treibhausgasen leisten (siehe Legler et al. 2006).

In der Analyse der Umwelt- und Klimaschutzwirtschaft hat sich zudem der sogenannte angebotsori-entierte, produktionswirtschaftliche Ansatz durchgesetzt. Mit ihm können ökonomische Kerndaten wie Produktion, Beschäftigung, Exporte und Unternehmensgrößenklassen erfasst werden. Gleichzei-tig beinhaltet die Nutzung des produktionswirtschaftlichen Ansatzes eine Konzentration auf Produkt-innovationen und damit eine gewisse ‚methodische Blindheit‘ gegenüber organisatorischen und pro-zessualen Innovationen (vgl. ebd.).

Weiß und Fichter (2013) analysieren die Erhebungsmethoden der Umweltwirtschaft im Detail und fokussieren dabei auf Statistiken und Studien des Statistischen Bundesamtes (Destatis), des Deut-schen Institutes für Wirtschaftsforschung (DIW), des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) sowie des Niedersächsischen Institutes für Wirtschaftsforschung (NIW) bzw. des Fraunhofer Institutes für System- und Innovationsforschung (ISI). Der Vergleich macht deutlich, dass all diese Ansätze die Abgrenzung der Umweltwirtschaft anhand von unterschiedlichen Kategorien bzw. Sektoren vornehmen (siehe Tabelle 1).

Tabelle 1: Ansätze zur Abgrenzung der Umweltwirtschaft Umweltbereiche /

Kreislaufwirtschaft X Nachhaltige

Was-serwirtschaft

X Umweltfreundliche

Energien

X

Energieeffizienz X

Rohstoff- und Mate-rialeffizienz

X Nachhaltige

Mobili-tät

X

Quellen: Weiß & Fichter 2013, 20 auf Basis Destatis 2012, Edler et al. 2009, Schasse et al. 2011, BMU 2012a

Die in Tabelle 1 genannten Sektoren und Bedarfsfelder decken in Summe einen großen Bereich der Umwelt- und Klimaschutzwirtschaft ab. Gleichzeitig verdeutlicht der Vergleich, dass ein Ansatz allei-ne nicht ausreicht, um die Angebotsseite für den Klimaschutz umfassend darzustellen.

Während die Statistik der Waren, Bau- und Dienstleistungen für den Umweltschutz sowie Kategorien aus der Studie zur Beschäftigungswirkungen des Umweltschutzes sich vor allem an den traditionellen Märkten des (nachsorgenden) Umweltschutzes orientieren, umfassen neuere Ansätze wie die Leit-märkte aus dem Umwelttechnologie-Atlas sowie die Kategorien aus der Studie Umwelt- und Klima-schutzwirtschaft im internationalen Vergleich bereits Produkte und Leistungen des vorsorgenden Umweltschutzes (z. B. Güter zur Nutzung erneuerbarer Energiequellen und zur rationellen Energie-verwendung).

Einen weiteren Strukturierungsansatz haben die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) und das Statistische Amt der Europäischen Union (EUROSTAT) vorgeschlagen. Ihre Methode für die Erfassung des „Environmental Goods and Services Sector“ (EGSS) bietet für die Erfassung von Produkten und Dienstleistungen des Klimaschutzes eine gute und internationale anschlussfähige Strukturierungsbasis. Eine eingehende Betrachtung der vorgeschlagenen Kategorien zur

‚Classification of Environmental Protection Activities (CEPA)‘ sowie zur ‚Classification of Resource Management Activities (CReMA)‘ (vgl. Tabelle 2 sowie EUROSTAT 2009) zeigt, dass die

EGSS-Klassifikation den Umweltbereich Umweltschutz und Ressourcenmanagement umfassend ab-bilden kann. So sind in der CEPA-Kategorie alle Klassen des klassischen bzw. nachsorgenden Umwelt-schutzes enthalten. In der CReMA-Kategorie sind insbesondere die Bereiche der Energieeffizienz und der Erneuerbaren Energien sowie Bereiche der Ressourceneffizienz enthalten.

Tabelle 2: Klassifikation der Environmental Goods and Services nach EUROSTAT CEPA Classification of Environmental

Protection Activities

CReMA Classification of Resource Management Activities

1 Protection of ambient air and climate 10 Management of waters

2 Wastewater management 11 Management of forest resources A Management of forest areas

B Minimisation of the intake of forest resources

3 Waste management 12 Management of wild flora and fauna

4 Protection and remediation of soil, groundwater and surface water

13 Management of energy resources

A Production of energy from renewable sources B Heat/energy saving and management

5 Noise and vibration abatement C Minimisation of the intake of fossil resources as raw material for uses other than energy production

6 Protection of biodiversity and landscape

7 Protection against radiation 14 Management of minerals 8 Research and development 15 Research and development

9 Other environmental protection activities 16 Other natural resource management activities Quelle: EUROSTAT 2009, 44f

Diese Klassifikation ist in Teilen ebenfalls geeignet, um die für die Klimaschutzwirtschaft relevanten Sektoren zu identifizieren. Sie ist jedoch umfangreicher als dies für die Erfassung von Angeboten der Emissionsminderung und des Klimaschutzes (siehe z. B. die Kategorien noise and vibration

abatement, protection against radiation) notwendig ist und kann daher auch nicht ohne Einschrän-kungen übernommen werden.

Weitere Implikationen für die Strukturierung der Angebote in Bereich Emissionsminderung und Kli-maschutz ergeben sich aus einer ersten Analyse des dritten TNA-Synthesereports (UNFCCC 2013), in dem die teilnehmenden Länder spezifische Sektoren priorisiert haben (siehe Abbildung 3).

Diese priorisierten Sektoren können ebenfalls für die Strukturierung der Angebotsseite der Klima-schutzwirtschaft genutzt werden. Zudem kann hierdurch ein erster Abgleich zwischen Angebots- und Nachfrageseite erfolgen.

Abbildung 3: Priorisierte Sektoren für Klimaschutzmaßnahmen in einzelnen Ländern (identifiziert in den Technology Needs Assessments der teilnehmenden Länder, in Prozent der absoluten Anzahl von Sektoren)

Quelle: UNFCCC 2013, 51

Die priorisierten Sektoren verdeutlichen, dass aus der Perspektive der potentiellen Nehmerländer der Bereich Energie mit weitem Abstand der wichtigste ist, gefolgt von Land- und Forstwirtschaft, Abfallwirtschaft sowie industriellen Prozessen und Produktnutzungen.

Der dritte Synthesereport nutzt für den Bereich Klimaschutz eine deutlich höher aggregierte Eintei-lung als die Vorgängerberichte (siehe UNFCCC 2009). Im ergänzenden Text des dritten Synthesere-ports sind die Sektoren zwar teilweise weiter unterteilt, so werden im Sektor Energie Photovoltaik, Biomasse, effiziente Beleuchtung, Müllverbrennung, Windkraftanlagen, etc. zusammengefasst, diese aggregierte Struktur verweist jedoch auf ein Grundproblem. Die Verdichtung von spezifischen Tech-nologiebedarfen mag zwar die Gewichtung von Sektoren und damit verbundenen Grundproblemen hervorheben, zur Identifizierung von spezifischen Bedarfen in den möglichen Nehmerländern ist die-se Struktur jedoch weniger gut geeignet.

2.3.3 Typologie für die Erfassung von Angeboten im Bereich Emissionsminde-rung und Klimaschutz

Ausgehend von den in Kap. 2.3.2 genannten Strukturierungsansätzen der Umweltwirtschaft und mit der in Kap. 2.2 dokumentierten Methodik wurde eine Typologie für die Erfassung von Technologie-, Produkt- und Dienstleistungsangebote im Bereich Emissionsminderung und Klimaschutz entworfen.

Diese Typologie berücksichtigt einerseits die bereits erwähnten Strukturierungsansätze, andererseits zielt sie darauf ab, bestehende Angebote in Lösungen zu übersetzen, die dem erwarteten Bedarf in Nehmerländern entspricht. Sie umfasst die folgenden 8 Sektoren:

Emissionsarme Energieversorgung Energieeffiziente Städte und Infrastruktur Emissionsarme Mobilität und Transport Energie- und Ressourcenintensive Industrien Nachhaltige Abfall- und Kreislaufwirtschaft Klimaschonende Land- und Forstwirtschaft

Sektorübergreifende Querschnittstechnologien zur Emissionsminderung Sonstige Sektoren

Während die Strukturierung der Angebotsseite im Bereich Emissionsminderung und Klimaschutz durch die bestehenden Erfahrungen zur Erfassung der Umweltwirtschaft in Deutschland verhältnis-mäßig gut erhoben werden kann, ist die Analyse der Nachfrageseite komplexer. Da vor allem auch neue, potentielle Bedarfe in unterschiedlichen Ländern sowie in verschiedenen Anwendungsfeldern erfasst werden sollen, ist es nicht ausreichend ausschließlich von bestehenden Angebotskatalogen auszugehen. Vielmehr müssen auch nutzerorientierte Lösungen für Schwellen- und Entwicklungslän-der berücksichtigt werden. Die in Tabelle 3 dokumentierte Typologie übernimmt damit auch eine Vermittlungs- oder Übersetzungsfunktion, indem sie Angebote Bedarfen bzw. Lösungen zuordnet.

Tabelle 3: Strukturierungsansatz zur Erfassung von Angeboten für Klimaschutz und Emissionsminderung

Sektor Bedarfsfeld/

Intelligenter Netzausbau z. B. Planung von Microgrids, Niederspannungsarealnetze Energiespeicherung z. B. Warmwasserspeicher,

Batte-rien

Emissionsarme fossile Energiever- z. B. CCS, hocheffiziente

Kraftwer-sorgung ke, Clean Coal

z. B. energieeffiziente Server und Netzwerktechnik, effiziente

z. B. Planung von integrierten, energieeffizienten

z. B. Substitution von fossilen Roh-stoffen durch Zellulose, Stärke und Milchsäure, Nutzung von Ölen und Fetten aus nachw. Rohstoffen Nachhaltige Abfall- und

Kreislaufwirtschaft Abfallvermeidung

z. B. Planung und Umsetzung von Mehrwegsystemen, Beratung bei der Planung und Umsetzung von Abfallvermeidungskonzepten

Abfallerfassung und –behandlung

z. B. Planung von regionalen Recyc-lingkonzepten, Umsetzung spezifi-scher Recyclingansätze z. B. für Elektronikschrott oder Altöl

z. B. Rauchgasfiltertechnik, NOX -Katalysatoren, Erfassung von Me-than aus Bergbau

Substitution klimaschädlicher Grundstoffe und Chemikalien

z. B. Ersatz von klimaschädlichen Kühlmitteln, Substitution von Lachgas

Sonstige Dienstleistungen

Finanzierungskonzepte für Klima-schutzlösungen

z. B. Entwicklung von technologie- und länderspezifischen Finanzie-rungskonzepten für Produkte und Dienstleistungen zur Emissions-minderung

Politikentwicklung und -beratung

z. B. Unterstützung und Beratung bei der Einführung und Umsetzung von Erneuerbarem Energien

Die entwickelte Typologie wird im Folgenden mit den in Kap. 2.1 definierten Kriterien verglichen:

Problemorientierung und Passgenauigkeit: Durch die Verbindung von marktorientierten Ange-botsstrukturen und Lösungen wird eine Orientierung an konkreten, mit den Angeboten zu lösen-den, Problemen erreicht. Die Passgenauigkeit wird durch die Differenzierung der Sektoren in mehrere Bedarfsfelder/ Marktsegmente erreicht, die eine genauere Zuordnung der Lösungen ermöglichen.

Vollständigkeit: Durch die Berücksichtigung des aktuellen Standes der Klassifizierung und Struk-turierung der Umweltwirtschaft, die Kombination mehrerer Ansätze (siehe Kap. 2.3.2) sowie die Absicherung durch Experteninterviews kann die vorliegende Typologie als vollständig gelten.

Konsistenz: Bei der Erarbeitung der Struktur und der Differenzierung der Sektoren in Bedarfsfel-der/ Marktsegmente wurde sowohl auf Konsistenz innerhalb der Struktur als auch auf den Ab-gleich mit der Struktur im Bereich Klimaanpassung (siehe nächstes Kapitel) geachtet.

Anschlussfähigkeit an internationale Standards und Statistiken sowie Fortschreibbarkeit: Durch die Nutzung der in Kap. 2.3.2 genannten Ansätze, insbesondere des in Studie „Umwelt- und Kli-maschutzwirtschaft im internationalen Vergleich“ (Legler et al. 2006) entwickelten Schemas so-wie die durch die OECD und das Statistische Amt der Europäischen Union (EUROSTAT) vorge-schlagene Klassifikation der „Environmental Goods and Services Sector“ (EGSS) werden interna-tional abgestimmte und fortschreibbare Ansätze genutzt, die eine Anschlussfähigkeit der entwi-ckelten Typologie und die genannten Strukturen garantieren und eine Weiterentwicklung ermög-lichen.

2.4 Strukturierung von Märkten zur Anpassung an den Klimawandel