• Keine Ergebnisse gefunden

3.1 Bewertung der wirtschaftlichen Bedeutung von Sektoren und Bedarfsfeldern im Bereich

3.1.4 Sektor energie- und ressourcenintensive Industrien

Der Sektor energie- und ressourcenintensive Industrien umfasst die Bedarfsfelder effiziente Produk-tionsverfahren und –prozesse, Planung effizienter und integrierter Produktionskonzepte, material- und energieeffiziente Produktgestaltung sowie Substitution von fossilen durch nachwachsende Roh-stoffe.

3.1.4.1 Wirtschaftliche Bedeutung des Sektors

Die industrielle Produktion zählt aus globaler Sicht zu einem der Hauptverursacher von Emissionen und Ressourcenverbräuchen. In den letzten Jahrzehnten hat aufgrund von wachsenden Energie- und Rohstoffpreisen eine kontinuierliche Verlagerung von energie- und ressourcenintensiven Industrie-zweigen in Schwellen- und Entwicklungsländer stattgefunden. Dies gilt beispielsweise für die Stahl-, Chemie- und Papierindustrie.

Der Sektor der energie- und ressourcenintensiven Industrien ist jedoch auch für Deutschland als ei-nem großen Anbieter von Anlagentechnik sowie der Produktions- und Automatisierungstechnik von Bedeutung. Als Anbieter solcher Technik besitzt Deutschland die Möglichkeit über den Export beson-ders effiziente Verfahren den Energie- und Ressourcenverbrauch in den Nehmerländern positiv zu beeinflussen. Allein das globale Marktpotenzial für Rohstoff- und Materialeffizienz wird im Jahr 2025 auf 513 Mrd. Euro geschätzt (BMU 2012, 87). Wettbewerber in diesem Sektor finden sich im europäi-schen, asiatischen und nordamerikanischen Raum.

Deutsche Anbieter besitzen in den meisten der genannten Bedarfsfelder eine gute Ausgangsposition.

Dies gilt insbesondere für das Feld effiziente Produktionsverfahren und –prozesse. Hier gehören deutsche Hersteller von effizienter Produktions- und Automatisierungstechnik sowie des Anlagen-baus und der Prozesstechnik zur Weltspitze. Die technischen Ansätze in diesem Bereich sind äußerst vielfältig. Sie reichen von elektrischer und pneumatischer Fördertechnik, über drehzahlgeregelte elektrische Antriebe bis hin zur Raffinerie- und Verbrennungstechnik. Deutsche Hersteller zählen zudem zu den Initiatoren brancheneigener Programme zur Energie- und Rohstoffeffizienz18. Vergleichbar gut ist die Ausgangssituation bei der Substitution fossiler durch nachwachsende Roh-stoffe. In der deutschen Chemie- und Grundstoffindustrie werden bereits heute in signifikantem

18Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. (VDMA) hat schon vor Jahren eine umfangreiche Initiative zum effizienten Umgang mit Rohstoffen und Energie in der Branche ins Leben gerufen und zählt zu den Initiatoren wichtiger Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkte auf diesem Gebiet (siehe

www.vdma.org/technik-umwelt, Abruf Juli 2014).

fang nachwachsende Rohstoffe eingesetzt, z. B. Substitution von fossilen Rohstoffen durch Stärke, Milchsäure oder natürliche Öle und Fette (FNR 2006 und FNR 2007). Auf Seiten der Anbieter von Produktions-, Automatisierungs- und Prozesstechnik bestehen umfangreiche Erfahrungen zur ent-sprechenden Anpassung der Herstellungs- und Produktionsverfahren.

Gut ist die Ausgangssituation auch bei der Planung effizienter und integrierter Produktionskonzepte.

Deutsche Industrieunternehmen und Planungsbüros besitzen z. B. Erfahrung bei der Planung und Umsetzung von integrierten Prozessketten und Produktionsstandorten in der Chemie- und Grund-stoffindustrie. Besonders in der chemischen Industrie gibt es aufgrund des teuren und aufwändigen Transportes von Grundstoffen eine lange Tradition, in Prozessketten und Chemieparks zu planen19. Als ebenfalls gut kann die Position deutscher Anbieter im Bereich der material- und energieeffizien-ten Produktgestaltung angesehen werden. In den unterschiedlichsenergieeffizien-ten Branchen werden Anstrengun-gen unternommen durch Ökodesign die Produkte umweltgerechter, leichter zerlegbarer und

rezyklierbarer zu gestalten. Allerdings besitzen deutsche Unternehmen kein Alleinstellungsmerkmal auf diesem Gebiet. In anderen europäischen Ländern und in Asien gibt es vergleichbare Kompeten-zen.

3.1.4.2 Akteure im Sektor energie- und ressourcenintensive Industrien

DEG & BMUB: Klimapartnerschaften mit der Wirtschaft (Schwerpunkte auf Finanzierung, Capacity Building und Technologieanpassung)

Das von der BMUB-IKI finanzierte Programm Klimapartnerschaften mit der Wirtschaft wird von der DEG organisiert. In den beiden Sektoren erneuerbare Energien und Energieeffizienz werden De-monstrationsprojekte für innovative Technologien in Entwicklungsländern angestoßen und durch Maßnahmen zur Technologieanpassung und des Capacity Buildings vor Ort begleitet. Durch die Ko-Finanzierung von Projekten will das Programm den Aufbau langfristiger Kooperationen zwischen den beteiligten Akteuren unterstützen (DEG & BMUB, 2010).

19 Mit Unternehmen wie beispielsweise der Infraserv, die aus dem ehemaligen Chemieunternehmen der Hoechst AG hervorgegangen ist, besitzt Deutschland Anbieter, die auf die Planung und den Betrieb integrierter sowie rohstoff- und energieeffizienter chemischer Standorte weltweit spezialisiert sind.

dena: Bilaterale Zusammenarbeit (Schwerpunkte auf Politikentwicklung und Technologieanpas-sung)

Die dena ist in der bilateralen Zusammenarbeit bisher in vier Regionen aktiv: Zentralasien, Russland, China und der Türkei. Die Projekte stammen dabei aus den Bereichen Energieeffizienz, erneuerbare Energien und Klimaschutz. In der Zusammenarbeit mit Russland zielen die Maßnahmen der dena darauf ab, über Pilotprojekte den Transfer von Know-how und Wissen über politischen Rahmenbe-dingungen zu befördern („bottom up“). Begleitet werden die Projekte durch Workshops für Vertreter nationaler und regionaler Regierungsbehörden und von russischen Unternehmen (dena 2013b).

BMWi: Exportinitiative Energieeffizienz (EI-EFF)

Die Exportinitiative des BMWi unterstützt deutsche Technologieanbieter im Bereich Energieeffizienz insbesondere durch Informationen zu Zielmärkten, bei der Anbahnung von Maßnahmen und schließ-lich bei der konkreten Umsetzung von Projekten. Konkrete Produkte und Dienstleistungen für Unter-nehmen sind Marktstudien, persönliche Beratungsangebote, die Organisation von Geschäftsreisen und Messen, die Vermittlung von Kontakten in Zielländern, der Transfer von Know-how sowie die Unterstützung bei der Entwicklung von Projekten. Diese Maßnahmen sind nicht auf den Technolo-giebereich energie- und ressourcenintensive Industrien beschränkt. Das Portfolio der Initiative um-fasst ebenso Gebäudetechnologien, Energieinfrastrukturen oder auch Technologien im Bereich Ver-kehr und Logistik.

3.1.4.3 Bedarfe und Prioritätensetzung in TNAs

Industrielle Prozesse und die Produktnutzung gehören zu den in TNA- Syntheseberichten priorisier-ten Sektoren (siehe UNFCCC, 18). Er ist unter den vier wichtigspriorisier-ten Sektoren und wurde von rund 18 % der im Rahmen des dritten Synthesereports ausgewerteten Länder als prioritär benannt. Diesem Sektor werden unter anderem die Fertigungsindustrie und die Bauwirtschaft zugerechnet.

Einen etwas detaillierteren Einblick erlaubt der zweite TNA- Synthesebericht. In ihm werden unter dem Oberthema Industrie die Bedarfsfelder Energieeffizienz in der Industrie, effiziente Motoren/

Antriebe sowie Heiz- und Verbrennungstechnik genannt. Als Industrien bzw. Branchen werden zu-dem die Zementproduktion, die Stahl- und Aluminiumindustrie, der Bergbau und Bäckereien

hervor-Fallbeispiel: Energieeffizienz in der indischen Textilindustrie

Im Rahmen der „Klimapartnerschaft mit der Wirtschaft“ konnte beispielsweise ein Projekt zur Energieeffizienzsteigerung durch den Einsatz von Wärmerückgewinnungsanlagen in der Textilin-dustrie angestoßen werden. Das Pilotprojekt wurde hälftig von einem mittelständischen deut-schen Unternehmen und der DEG finanziert. Begleitet wird das Pilotprojekt durch Informations- und Capacity Building-Maßnahmen durch das Unternehmen vor Ort.

Quelle: DEG 2010

gehoben. Einen relativ hohen Anteil nimmt auch der nicht näher spezifizierte Anteil gemischter In-dustrien ein (siehe UNFCCC 2009, 13).

Diese relativ heterogenen Bedürfnisse deuten zum einen darauf hin, dass die bereits erwähnte Ver-lagerung der energieintensiven Industrien in Schwellen- und Entwicklungsländer (Stahl-, Aluminium- und Zementproduktion sowie Bergbau) eine Nachfrage nach entsprechenden energie- und ressour-ceneffizienten Verfahren und Techniken nach sich zieht. Zum anderen, befinden sich auch grundle-gende Industrien wie eine effizientere Nahrungsmittelherstellung (Bäckereien) oder auch der grund-sätzliche Bedarf nach effizienteren Produktionsmethoden und –anlagen darunter (effiziente Moto-ren, Heiz- und Verbrennungstechnik).

3.1.4.4 Fazit

Aufgrund des vielseitigen Angebotes deutscher Unternehmen im Sektor der energie- und ressourcen-intensiven Industrien sowie der in den TNAs formulierten Nachfrage erscheinen Technologiekoopera-tionen auf diesem Gebiet als sehr sinnvoll.

Insbesondere in den Bedarfsfeldern effiziente Produktionsverfahren und –prozesse sowie Planung effizienter und integrierter Produktionskonzepte könnte ein erfolgreicher Technologie- und Wissens-transfer erfolgen und so die Energie- und Rohstoffeffizienz deutlich verbessert werden. Um Investiti-onen in den Schwellen- und Entwicklungsländern zu stimulieren, die über das Maß des normalen wirtschaftlichen Austausches hinausgehen, sind jedoch gerade für den Sektor der energie- und res-sourcenintensiven Industrien unterstützende politische Rahmenbedingungen in den Empfängerlän-dern und Voraussetzungen für eine erfolgreiche Finanzierung (z. B. Bürgschaften und Kredit) in Deutschland zu schaffen.