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Sektor Emissionsarme Energieversorgung (On- und Off-Grid)

3.1 Bewertung der wirtschaftlichen Bedeutung von Sektoren und Bedarfsfeldern im Bereich

3.1.1 Sektor Emissionsarme Energieversorgung (On- und Off-Grid)

Der Sektor der emissionsarmen Energieversorgung umfasst die Bedarfsfelder erneuerbare Energieer-zeugung, kombinierte, dezentrale EnergieerEnergieer-zeugung, intelligenter Netzausbau, Energiespeicherung sowie emissionsarme fossile Energieerzeugung.

3.1.1.1 Wirtschaftliche Bedeutung des Sektors

Der Sektor emissionsarme Energieversorgung ist für die deutsche Wirtschaft sowie international von großer Bedeutung. Zum einen zählt die Energieerzeugung zu den Hauptverursachern von klimaschäd-lichen Treibhausgasen, zum anderen ist sie Grundlage der meisten wirtschaftklimaschäd-lichen Aktivitäten sowie von Produkten und Dienstleistungen auf der Nachfrageseite. Einer emissionsarmen Energieerzeu-gung und –versorEnergieerzeu-gung kommt daher eine übergeordnete wirtschaftliche Bedeutung zu. Das weltwei-te Marktpoweltwei-tenzial für umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung wird von Roland Berger auf 1.060 Mrd. Euro im Jahr 2025 geschätzt (UBA 2012, 45ff). Aus den aggregierten Daten lassen sich nur bedingt Rückschlüsse über die technologiebezogene Markpotenziale ziehen, die zusätzlichen Ausführungen verdeutlichen jedoch, dass umweltfreundliche Energien (Photovoltaik, Solarthermie, Windenergie, Geothermie, Biomassenutzung und Wasserkraft) mit einer Wachstumsrate von 8 % einen hohen Anteil dieses Potenzials ausmachen (siehe ebd.). Darüber hinaus werden die umwelt-schonende Nutzung fossiler Brennstoffe (Wachstumsrate von 9 %) sowie Speichertechnologien (Wachstumsrate von 13 %) als bedeutende Wachstumsfelder angesehen.

Deutsche Unternehmen sind in den meisten genannten Bedarfsfeldern einer emissionsarmen Ener-gieversorgung tätig. In Bezug auf die Position deutscher Unternehmen auf dem Weltmarkt lassen sich Schwerpunkte identifizieren.

Deutsche Unternehmen besitzen eine gute Weltmarktposition bei der Technik für erneuerbare Ener-gieerzeugung. Insbesondere Windkraft- und Photovoltaikanlagen sind starke Exportgüter, wobei aktuell der Export von Windkraftanlagen wächst9, während sich der von Photovoltaik in den letzten Jahren aufgrund der wachsenden Konkurrenz auf dem Weltmarkt, insbesondere durch asiatische

9 Dies wird durch eine aktuelle Meldung untermauert, nach der Siemens vom US-Energieversorger

MidAmerican einen Auftrag über die Lieferung von 448 Windenergieanlagen erhalten hat. Dieser Auftrag stellt mit einer Gesamtleistung von 1.050 Megawatt und einem vermuteten Volumen von mehr als 1 Mrd. Euro den größten bisher erteilten Auftrag für Windkraft an Land dar. (siehe: www.windkraft-journal.de/

2013/12/16/siemens-erhaelt-1-050-mw-auftrag-fuer-windkraftanlagen-aus-usa/, Abruf Juli 2014)

Unternehmen, verschlechtert hat10. Große Produkt- und Umsetzungskompetenz besitzen deutsche Unternehmen zudem bei Planung, Bau und Betrieb von Anlagen für die energetische Nutzung von Biomasse (z. B. Anlagen zur Herstellung und Verwertung von Biogas, Biodiesel und Biomasse)11. Eine gute Ausgangsposition besitzen deutsche Unternehmen auch in den Feldern der kombinierten, dezentralen Energieerzeugung sowie der Effizienzsteigerung von Kraftwerken. Auf dem Gebiet der kombinierten Energieerzeugung (Kraft-Wärme-Kopplung, Nahwärmeversorgung, etc.) besitzen deut-sche Unternehmen große Technik- und Umsetzungskompetenz, die auf einer starken Nutzung im eigenen Land beruht (UBA 2012, 55f). Daraus lassen sich verstärkt Produkte und Dienstleistungen (Technik, Planung, Betrieb, etc.) für den Technologietransfer entwickeln.

Eine vergleichbar gute Position besitzen deutsche Anbieter in den Feldern intelligenter Netzausbau und Energiespeicherung. Allerdings sind beide Bereiche noch stärker durch Forschung und die Um-setzung von Pilotprojekten geprägt12. Speziell im Bereich der Batterietechnik befinden sich die deut-sche Chemie- und Batterieindustrie in einem harten Wettkampf mit asiatideut-schen und

US-amerikanischen Herstellern13.

Das Feld der emissionsarmen, fossilen Energieerzeugung (Carbon-Capture-Storage, Clean Coal, etc.) ist ebenfalls noch stark durch Forschung geprägt. Deutsche Unternehmen besitzen hier zwar eine gute Ausgangslage, können jedoch aufgrund fehlender Umsetzung im eigenen Land kaum Umset-zungserfahrungen aufweisen.

3.1.1.2 Akteure der Emissionsarmen Energieversorgung (On- und Off-Grid)

BMWi: Exportinitiative Erneuerbare Energien

Die Exportinitiative Erneuerbare Energien des BMWi unterstützt deutsche Unternehmen der Bran-che, insbesondere KMUs, beim Export deutscher Technologien zur Erzeugung und Nutzung erneuer-barer Energien. Das Angebot umfasst eine Vielzahl von „klassischen“ Maßnahmen der Exportförde-rung – insbesondere die Bereitstellung von Informationen über Zielmärkte, die Beratung von Unter-nehmen beim Einstieg in neue Märkte, bei der Netzwerkbildung vor Ort und dem Marketing vor Ort.

10 Der Solarmodul-Absatz der großen Photovoltaik-Hersteller verlagert sich aktuell stark von Europa nach China und Japan. (siehe:

www.solarserver.de/solar-magazin/nachrichten/aktuelles/2013/kw38/energytrend-weltweiter-photovoltaik-markt-verlagert-sich-immer-mehr-nach-asien.html, Abruf Juli 2014)

11Vgl. hierzu die Kompetenzen der Branche sowie Markt- und Beschäftigungsdaten des Bundesverbandes Bio-energie e. V. unter: www.bioBio-energie.de/index.php, Abruf Juli 2014

12Einen Kompetenzaufbau und Umsetzungserfahrungen zum intelligenten Netzausbau und der Anwendung und Integration von Energiespeichertechniken konnten deutsche Unternehmen und Forschungseinrichtungen im Rahmen des durch BMWi und BMUB geförderten Forschungsschwerpunktes E-Energy sammeln. (siehe www.e-energy.de/, Abruf Juli 2014)

13Ein wichtiger Treiber für die Entwicklung von Batterietechnik ist die Elektromobilität. Deutsche, asiatische und US-amerikanische Unternehmen liefern sich derzeit einen Wettkampf um Produktqualität, Marktanteile und Patente. (siehe: www.wiwo.de/finanzen/boerse/batterie-aktien-wie-anleger-in-die-elektroauto-zukunft-investieren-koennen/8951532.html, Abruf Juli 2014)

Im Hinblick auf die technologische Zusammenarbeit mit Schwellen- und Entwicklungsländern ist da-bei das Projektentwicklungsprogramm herauszuheben, welches vor Ort durch die GIZ umgesetzt wird. Zusätzlich zu den bereits genannten Exportfördermaßnahmen, werden Unternehmen im Rah-men des Programms durch Informationsreisen, Beratung zu ForRah-men der internationalen Finanzierung im Rahmen bi- oder multilateraler Entwicklungsprojekte oder zur Umsetzung von Pilotprojekten so-wie deren Begleitung durch Capacity-Building-Maßnahmen und Politikberatung, unterstützt. Regio-nale Schwerpunkte des Programms liegen in Sub-Sahara- und Ostafrika sowie Südostasien (Exportini-tiative Erneuerbare Energien 2014).

dena Solardach- und Renewable Energy Solutions (RES) Programm (Schwerpunkte auf Finanzierung und Technologieanpassung)

Im Rahmen der Exportinitiative für Erneuerbare Energien unterstützt die dena Demonstrationspro-jekte für Technologietransfers im Bereich der Stromversorgung aus erneuerbaren Quellen über das Solardachprogramm und das Renewable Energy Solutions Programm. Die Projekte werden durch das BMWi bis zu einer Beteiligung von max. 45 % und 235.000 Euro kofinanziert. Durch die Pilotprojekte und begleitenden Capacity Building-Maßnahmen vor Ort sollen Netzwerke zwischen Akteuren vor Ort gefördert werden, die dann in Folgeprojekte münden (dena 2013a).

develoPPP.de Entwicklungspartnerschaften (Schwerpunkte auf Finanzierung und Technologiean-passung)

Ein Themenschwerpunkt der Entwicklungspartnerschaften ist der Energiesektor. Die geförderten Demonstrationsprojekte14 für Technologietransfers werden von der DEG kofinanziert und durch Ca-pacity Building-Maßnahmen vor Ort begleitet.

BMUB: Programm für Energetische Biomassenutzung Siehe Beschreibung des Programms im Abschnitt 3.2.2.2.

14Die Projekte im Energiebereich sind zu finden unter: http://developpp.de/de/project-reference?field_

pro_ref_branche_tid %5B %5D=2&sort_by=weight_2&sort_order=ASC (Abruf Juli 2014) Fallbeispiel Kolumbien: Aufbau eines Photovoltaik-Kompetenzzentrums

Eines der develoPPP.de Projekte von DEG und GIZ, welches durch die sequa gGmbH und die SUNSET Energietechnik GmbH umgesetzt wird, sieht den Aufbau eines Photovoltaik-Kompetenzzentrums an zwei Standorten (in Bogota für on-grid und in Puerto Carreño für off-grid Installationen). Begleitet wird der Technologietransfer durch Capacity Building-Maßnahmen mit Multiplikatoren von Energieversorgern und Mitarbeiter von Behörden, welche wiederum am Kompetenzzentrum Studenten, Techniker und lokale Entscheidungsträger ausbilden sollen. Zu-sätzlich dazu werden die Aktivitäten und Erkenntnisse durch öffentliche Veranstaltungen und persönliche Gespräche in Politik und Gesellschaft kommuniziert.

Quelle: Sequa 2013

3.1.1.3 Bedarfe und Prioritätensetzung in TNAs

Wie bereits in Kap. 2.3.2 deutlich wurde, besitzt der Sektor Energie eine sehr hohe Priorität im zwei-ten und dritzwei-ten TNA-Synthesereport (siehe UNFCCC 2009 und UNFCCC 2013). Im dritzwei-ten Synthesere-port werden unter der Rubrik Energie die Sektoren Energieindustrie (Energieerzeugung sowie Vertei-lung) und Verkehr zusammengefasst und von rund 90 % der teilnehmenden Länder als prioritär be-zeichnet (UNFCCC 2013, 18). Eine detailliertere Darstellung der priorisierten Technologien im Sektor Energieindustrie verdeutlicht, dass unter den Erzeugungstechniken mit sinkender Priorität Photovol-taik, Biomasse/Biogas, Energieerzeugung aus Abfall, Windkraftanlagen, Wasserkraft und Kraft-Wärme-Kopplung genannt werden (Abbildung 5). Von Interesse ist auch, dass neben Groß- und Hochtechnologien auch effiziente Kochherde/-öfen genannt werden. Diese sollen jedoch ebenso wie effiziente Beleuchtung in Kap. 3.1.2 behandelt werden.

Außerdem ist für Technologiekooperationen im Sektor Energie von Relevanz, dass der Bedarf in den Schwellen- und Entwicklungsländern nicht nur in zentralisierten und großskaligen Anlagen sondern auch in kleinen, dezentralen Anlagen in Form von Off-Grid-Lösungen bzw. Inselanlagen besteht (sie-he dazu die detailliertere Analyse der priorisierten Technologiefelder ausgewählter Länder in UNFCCC 2013, 21).

Abbildung 5: Priorisierte Technologiefelder im Sektor Energie (Anteil der Nennungen in den Technology Needs Assessments)

Quelle: UNFCCC 2013, 21

Im zweiten TNA-Synthesereport ist Energie in die Subsektoren Erneuerbare Energietechnologien (Prioritätensetzung > 90 %), fossile Energieversorgung (Prioritätensetzung > 70 %), Kraft-Wärme-Kopplung (Prioritätensetzung > 60 %) sowie weitere Sektoren unterteilt (UNFCCC 2009, 13). Auch aus dem zweiten Bericht wird somit die große Bedeutung des Sektors Energie für den Technologietrans-fer ersichtlich.

Trotz der jeweils unterschiedlichen Schneidung der Sektoren sowie Subsektoren wird aus den ver-dichteten Informationen der TNA-Syntheseberichte deutlich, dass die emissionsarme Energieversor-gung aus Sicht der Schwellen- und Entwicklungsländer für Technologiekooperationen ein Themenfeld von höchster Priorität ist.

3.1.1.4 Fazit

Aufgrund der hohen grundsätzlichen Übereinstimmung der wirtschaftlichen Bedeutung sowie der Prioritätensetzung in den TNAs von Schwellen- und Entwicklungsländern, eignet sich die emissions-arme Energieversorgung besonders gut für Technologiekooperationen. Deutsche Unternehmen ver-fügen über eine gute Ausgangsposition in vielen Bedarfsfeldern des Sektors, so z. B. bei Windkraftan-lagen oder der Kraft-Wärme-Kopplung. In Feldern wie der Photovoltaik oder dem intelligenten Netz-ausbau ist noch zu klären, ob das bestehende Angebot deutscher Unternehmen ausreichend mit den tatsächlichen Bedarfen in Schwellen- und Entwicklungsländern übereinstimmt (z. B. Bedarf für de-zentrale, kleinskalige Systemlösungen und Finanzierungkonzepte für autarke, regenerative Energie-versorgungsysteme wie Kleinwasserkraftwerke oder Photovoltaikinselsysteme).

Angesichts der hohen Übereinstimmung zwischen Angebot und Nachfrage erscheint vor allem eine Vertiefung der Angebotsstrukturen im Bedarfsfeld der erneuerbaren Energieerzeugung sinnvoll.