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3.1 Bewertung der wirtschaftlichen Bedeutung von Sektoren und Bedarfsfeldern im Bereich

3.1.5 Nachhaltige Abfall- und Kreislaufwirtschaft

Der Sektor der nachhaltigen Abfall- und Kreislaufwirtschaft umfasst die Bedarfsfelder Abfallvermei-dung, Abfallerfassung und –behandlung sowie umweltfreundliche Recyclingkonzepte.

3.1.5.1 Wirtschaftliche Bedeutung des Sektors

Eine nachhaltigen Abfall- und Kreislaufwirtschaft stellt ebenso wie eine effiziente und umweltfreund-liche Energieversorgung eine zentrale Infrastrukturdienstleistung dar. Mit steigendem Wohlstand, der Transition zu Konsumgesellschaften sowie der zunehmenden Urbanisierung in Schwellen- und Entwicklungsländern, nimmt die Notwendigkeit für die Entsorgung und das Recycling von Abfällen zu.

Nach einem Bericht der Weltbank sind die Industrieländer in Europa und Nordamerika für die größ-ten absolugröß-ten Abfallmengen verantwortlich. Die Schwellen- und Entwicklungsländer sind jedoch auf-grund der bereits genannten Effekte des steigenden Wohlstands sowie der Verstädterung dabei rasch aufzuholen. Während im Jahr 2002 das durchschnittliche Aufkommen an Siedlungsabfall im weltweiten Durschnitt 0,64 kg pro Person und Tag betrug, so ist dieses im Jahr 2012 auf 1,2 kg pro Kopf angestiegen (siehe Hoornweg, Bhada-Tata 2012).

Die Bedeutung einer nachhaltigen Abfall- und Kreislaufwirtschaft wird auch im Umwelttechnologie-Atlas von Roland Berger deutlich. Das weltweite Marktpotenzial für Kreislaufwirtschaft wird darin auf

145 Mrd. Euro im Jahr 2025 geschätzt (BMU 2012, 113). Einer Verringerung, Wiederverwendung und fachgerechten Entsorgung kommt nicht nur aufgrund von weltweit sinkenden Deponiekapazitäten und einer zunehmenden Rohstoffknappheit eine große Bedeutung zu, die Deponierung von Abfällen gilt auch als einer der Hauptverursacher von klimaschädlichen Methanemissionen. Hinzu kommt, dass viele Abfallfraktionen (z. B. Elektronikschrott) Rohstoffe wie Kupfer, Silber, etc. in erheblichem Umfang enthalten. Die sachgerechte Verwertung, Behandlung und Deponierung von Abfällen ist da-her auch ein Beitrag zum Klimaschutz und zur Rohstoffsicda-herung.

Deutsche Anbieter für Produkte und Dienstleistungen einer nachhaltigen Abfall- und Kreislaufwirt-schaft sind aufgrund der umfangreichen Gesetzgebung und Regulierung in Deutschland und den ih-nen zugrundeliegenden Prinzipien der Vermeidung, Verwertung und Entsorgung, in allen Bereichen der Abfall- und Kreislaufwirtschaft gut vertreten. Dies umfasst sowohl den Maschinen- und Anlagen-bau (beispielsweise Deponietechnik oder Anlagen zur Sortierung und Fraktionierung von Abfällen), die Recyclingtechnik (z. B. Papier, Glas und Metalle), Dienstleistungen (z. B. Bereitstellen von Entsor-gungsinfrastruktur, Transportieren, Sortieren und Behandeln von Abfällen und Wertstoffen) sowie Technik für die thermische Behandlung und Verwertung von Abfällen (z. B. Verbrennungstechnik, Rauchgasbehandlung).

Bemerkenswert am Sektor der Abfall- und Kreislaufwirtschaft ist, dass sich die Industrie im Rahmen des brancheneigenen Exportnetzwerks „German RETech Partnership“ (German Recycling Technolo-gies and Waste Management Partnership e. V., www.retech-germany.net/) organisiert. Dies zielt darauf ab, deutschen Anbietern den Zugang zu internationalen Märkten zu erleichtern, indem län-derspezifische Informationen aufbereitet und zur Verfügung gestellt werden. Zudem werden interna-tionale Fallbeispiele zum Export und der Anwendung von Technik und Dienstleistungen zur Abfall- und Kreislaufwirtschaft aufbereitet und so erfolgreiche Beispiele für den Transfer und Export von Angeboten deutscher Unternehmen zur Verfügung gestellt, die Anbietern oder Nehmern als Vorlage dienen können. Die Exportinitiative RETEch ist damit, vergleichbar dem German Water Partnership (siehe Kap. 3.2.5) ein Beispiel für einen erfolgreichen Zusammenschluss bzw. eine Branchenvertre-tung mit dem klaren Ziel der Exportförderung und des Technologietransfers.

Ein weiteres Beispiel aus dem Bereich der Abfall- und Kreislaufwirtschaft stellt die nachfolgende Initi-ative CReEd dar.

Bedarfe und Prioritätensetzung in TNAs

In den TNA- Syntheseberichten wird der Sektor Abfall mit großer Prioritätensetzung genannt. Im drit-ten Synthesebericht nennen die teilnehmenden Länder insbesondere die Themen Deponierung (Solid waste disposal, siehe UNFCCC 2013, 18) sowie biologische Abfallbehandlung (Biological treatment of solid waste, ebd.). Im weiteren Sinne kann auch die Behandlung von Abwasser und Klärschlammde-ponierung (Wastewater treatment and discharge) diesem Bereich zugeordnet werden. Ebenfalls mit hoher Priorität, jedoch dem Sektor Energie zugeordnet, wird das Thema thermische Verwertung ge-nannt (Waste to Energy, siehe Abbildung 5 bzw. UNFCCC 2013, 21).

Auch im zweiten TNA- Synthesebericht wird das Thema Abfall mit großer Priorität genannt (80,9 % der teilnehmenden Länder). Unter dem Stichwort „Waste Management“ werden verschiedene Be-darfe für die Behandlung von festen organischen Abfällen sowie das Recycling von Wertstoffen zu-sammengefasst (UNFCCC 2009, 12).

Die relativ hohe Priorität bei der Nennung des Abfallsektors durch die Schwellen- und Entwicklungs-länder verdeutlicht, dass es sich um ein zentrales Themenfeld der Umwelt- und Entwicklungspolitik handelt. Die genannten Themenfelder im Sektor Abfall (Deponierung, Behandlung, thermische Ver-wertung) verdeutlichen zudem den Bedarf für den Aufbau grundlegender Entsorgungs- und Verwer-tungsstrukturen bzw. die grundsätzliche Etablierung einer Abfallwirtschaft in den teilnehmen Län-dern.

3.1.5.2 Fazit

Die bestehende Exportinitiative RETech der deutschen Abfall- und Entsorgungswirtschaft stellt neben dem German Water Partnership (siehe Kap. 3.2.5) ein besonders gelungenes Beispiel einer auf Markteintritt und Marktdurchdringung abzielenden Außenwirtschaftsinitiative dar.

Fallbeispiel Center for Research, Education and Demonstration in Waste Management (CReED e. V.)

CReED wird getragen von ca. 50 Unternehmen, Verbänden und Forschungseinrichtungen der Abfallwirtschaft. CreED bietet praxisorientierte Ausbildungsmaßnahmen auf unterschiedlichen Ebenen, für Anlagenleiter über Ingenieure und Wissenschaftler bis hin zu Führungspersonal und Entscheidungsträgern. CReED bietet ein Netzwerk international anerkannter Fachkräfte, Firmen und Hochschulen aus dem Bereich Abfallwirtschaft und Umwelttechnik. Das Netzwerk ermög-licht modernste Technologie praxisnah kennenzulernen und zu erproben. Dazu gehört auch eine Besichtigung und Erprobung von Technik und Anlagen im realen Betrieb.

Seit 2010 bietet das CReED Interessenten aus Ländern mit Entwicklungsbedarf im Bereich Ab-fall- und Ressourcenwirtschaft Aus- und Weiterbildungskurse an. Die Kurse beinhalten neben fundierten theoretischen Inhalten einen hohen Anteil praktisch erfahrbarer Inhalte (‚Training on the job‘). Das Ausbildungsprogramm wird individuell auf die unterschiedlichen Zielgruppen zu-geschnitten und kann in verschiedenen Sprachen durchgeführt werden.

Quelle: www.creed-ev.de

Deutsche Anbieter zählen aufgrund der anspruchsvollen und weit zurückreichenden Gesetzgebung im Abfallrecht zu den führenden Unternehmen für Produkte und Dienstleistungen auf diesem Gebiet.

Diese Erfahrungen in Verbindung mit der bestehenden Exportinitiative machen Deutschland zu ei-nem prädestinierten Anbieter Produkte, Dienst- und Planungsleistungen für die Abfallwirtschaft in Schwellen- und Entwicklungsländern. Eine besondere Herausforderung stellt bei dieser Form des Technologietransfers die Finanzierung dar, da die für eine Abfallwirtschaft notwendigen kommunale Verwaltungs-, Unternehmens- und Finanzierungsstrukturen (Trägerschaften, Gebührenmodelle, etc.) teilweise mitentwickelt werden müssen. Der Sektor Abfallwirtschaft bietet damit auch zahlreiche Möglichkeiten der Politikberatung und des Wissenstransfers deutscher Kommunen und Ämter.