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7.2 Untersuchung der Bedarfe nach Bedarfsfeldern und Sektoren

7.2.2 Auswertung der TNAs zur Klimaanpassung

Ausgewertet wurden 30 TNAs der zweiten in 2012 und 2013 abgeschlossenen Runde. Die aufgeführ-ten Bedarfe wurden den verschiedenen Sektoren zugeordnet. Folgende Sektoren wurden behandelt:

Landwirtschaft und Wasser jeweils 26-mal, Küstenschutz von sieben Ländern, Forstwirtschaft, Wet-ter, Infrastrukturen und Gesundheit jeweils von drei Ländern und Bildung, Biodiversität, Katastro-phenschutz, Tourismus und Energieversorgung jeweils von einem Land.

Abbildung 18: Bearbeitete Sektoren in 30 TNAs

Quelle: eigene Darstellung

Unter „Sonstige Sektoren“ sind in der Abbildung die Sektoren Biodiversität, Katastrophenschutz, Bil-dung, Tourismus, Energieversorgung zusammengefasst, die in jeweils einem TNA priorisiert und be-arbeitet wurden.

Es beziehen sich knapp drei Viertel aller 252 genannten Bedarfe auf Land- und Wasserwirtschaft, gefolgt von Küsten- und Hochwasserschutz. Nur knapp 10 % der benannten Bedarfe beziehen sich auf Klimamesstechnik (13), Verkehrswegeplanung (4), Gesundheit und den Schutz von Biodiversität.

26

26 7

3 3

3 3

5

Klimaangepasste Landwirtschaft Klimaangepasste Wasserwirtschaft Küsten- und Hochwasserschutz Gesundheit

Klimaangepasste Forstwirtschaft Klimamesstechnik

Infrastrukturen Sonstige

Abbildung 19: Verteilung der Bedarfe zur Klimaanpassung in 30 TNAs

Quelle: Eigene Darstellung

In den folgenden Abschnitten werden die von den Ländern aufgeführten Bedarfe mit den jeweils höchsten Prioritäten den Sektoren und Bedarfsfeldern zugeordnet und kurz kommentiert.

7.2.2.1 Klimaangepasste Landwirtschaft

Pflanzenzucht

Die meisten Bedarfe (9) beziehen sich auf dürre- und salzresistente Pflanzensorten. Konkret werden hier Bedarfe nach besser angepassten Sorten von Sorghum, Reis, Kakao, Banane, Mango und Maniok genannt.

Überdies gibt es von fünf weiteren Ländern den Bedarf zusätzlicher Varietäten von Pflanzen (Crop Diversification), die aber nicht weiter spezifiziert werden.

Vier Bedarfe beziehen sich auf Saatgutbanken, Saatgutlagerung, Züchtung und Zuchtprogramme zur Erzielung von besser an den Klimawandel angepassten Pflanzen. Vier weitere Bedarfe nennen grund-sätzlich biotechnologische Verfahren (Plant Genetics, Biotechnology – Tissue Cultue, High Value Genotype Propagation etc.) als Bedarf.

Kommentierend ist hier anzumerken, dass nach Aussage von Lütke-Entrup (2013) die Pflanzenzucht nicht nur auf die jeweilige Pflanzenart und –sorte fokussiert sein muss, sondern auch auf die potenti-elle Anbauregion. Bezogen auf die Zahl der Wünsche nach neuen und klimaangepassten Sorten ist daher zu bedenken, dass das Capacity Building, also der Aufbau von Institutionen, Organisationen und Wissen zur Pflanzenzucht grundsätzlich eine höhere Bedeutung haben könnte als aus den TNAs deutlich wird. Weiter ist zu fragen, wieweit durch „indigeniuos knowledge“, also z. B. durch Sorten-börsen und Sortentausch, schon einige Ziele mit niedrigem Aufwand erreicht werden können.

96

75 28

15 15

13 4 6

Klimaangepasste Landwirtschaft Klimaangepasste Wasserwirtschaft Küsten- und Hochwasserschutz Katastrophenvorsorge

Klimaangepasste Forstwirtschaft Klimamesstechnik

Verkehrswege Sonstige

Bewässerung

Die Bedarfe werden dominiert durch den Wunsch nach effizienter und Tröpfchenbewässerung (18 von 20 Bedarfen). Nur von zwei Nationen werden Messungen und ein System für künstlichen Regen angesprochen.

Kommentierend ist anzumerken, dass die Verbreitung von effizienten Bewässerungssystemen in vielen Fällen Aufwände erfordern wird, zu denen die einzelnen Wassernutzer u. U. durch ein ver-schärftes Wasserregime gedrängt werden müssen. Es scheint möglich, dass dem Aufbau von Institu-tionen daher begleitend eine höhere Priorität zukommt als aus den TNAs deutlich wird.

Erosionsvermeidung

11 der Länder äußern den Bedarf nach Techniken und Verfahren der konservierenden Bodenbearbei-tung (Kultivierung und Direktsaat).

Vier Länder benötigen Hilfe bei dem Aufbau von landwirtschaftlichen Systemen, die die Erosion an Hängen vermeiden (Radikale Terrassierung, Sloping Agriculture etc.).

Zwei Länder fragen nach Systemen zum Windschutz, z. B. durch Bäume und Büsche, wobei auch der Bezug zur Agroforestry genannt wird.

Tierhaltung

In der Tierhaltung beziehen sich Bedarfe auf die tierärztliche Versorgung (Livestock Desase Manage-ment) und die Weiterentwicklung der Fleischproduktion. Nur ein Land spricht auch die Frage der klimaangepassten Zucht an.

Zwei Länder fokussieren die Mariculture (Gewinnung Mariner Nahrung) und nachhaltige Fischpro-duktion, ein weiteres möchte Fortschritte im Sustainable Pasture Management machen (Nachhalti-ges Weidemanagement umherziehender Herden - Pastoralisten).

Landwirtschaftliche Beratung

Die große Mehrheit der Anfragen bezieht sich auf ein breites Spektrum landwirtschaftlicher Techni-ken. Mehr Nachhaltigkeit, Pflanzenschutz, 5 Year Crop Rotation, Nährstoffversorgung, Permakultur u.

a. werden angestrebt. Andere Länder wünschen Beratung zur Einführung von Precision Farming, landwirtschaftliche F&E Zentren und Ausbildungsmaßnahmen für Landwirte.

In zwei Ländern erscheinen auch planerische Ansätze von Bedeutung.

7.2.2.2 Klimaangepasste Forstwirtschaft

Von sechs Ländern wird Beratung zur Agroforestry gewünscht, also zur kombinierten Forst- und Ag-rarwirtschaft, die besonders unter Aspekten der Hydrologie und Erosion als chancenreich gilt, von vier weiteren Beratung zu bestimmten fortwirtschaftlichen Techniken (Mangrovenmanagement, an flache Zonen angepasste Forstwirtschaft, nachhaltige Forstwirtschaft, Precision Farming in der Forstwirtschaft).

Für zwei Länder ist Forstüberwachung wichtig, einmal mit Fokus auf Waldbrände.

Jeweils ein Land wünscht Hilfe bei der Aufforstung und eines beim Aufbau einer Holzwirtschaft zur Produktion vorgefertigter Häuser aus Holz.

7.2.2.3 Meteorologische Messtechnik und Klimasimulation

Insgesamt wurden nur 14 Bedarfe an meteorologischen Messungen und Klimasimulationen geäu-ßert. Von 10 Ländern wurden Bedarfe an allgemeinen Klimasimulationen sowie Klimasimulationen und Wettervorhersagen für die Landwirtschaft genannt. Der Bedarf an meteorologischen Messgerä-ten oder Wetterradarsystemen dürfte dabei u. U. höher liegen als dies aus den TNAs deutlich wird, da hinreichende Daten eine Vorbedingung für gute Simulationen sind.

7.2.2.4 Resiliente Energieinfrastrukturen

Energiebereitstellung

Im Bedarfsfeld Energiebereitstellung erfolgten neun Nennungen, von denen sieben der regenerati-ven Energieversorgung, eine der Energieeffizienz und eine den konregenerati-ventionellen Kraftwerkstechnolo-gien zuzuordnen waren. Ein Bezug zu Klimaanpassung war in keinem Fall herzustellen. Die Bedarfe wurden daher bei der zahlenmäßigen Auswertung nicht berücksichtigt.

Energietransport

Es erfolgten keine Nennungen, die dem Bedarfsfeld Energietransport zugeordnet werden konnten.

7.2.2.5 Klimaangepasste Wasserwirtschaft

Wassergewinnung

Mit 37 Nennungen ist die Wassergewinnung der am häufigsten genannte Bedarf. Am häufigsten wird dabei die Regenwassernutzung genannt (22 Nennungen), deren Nutzung von Hausdächern oder als Regenwassersammlung auf der Oberfläche vorangetrieben werden soll. Siebenmal wurde der Wunsch nach mehr Brunnen oder Brunnenbohrtechnik geäußert. Dreimal wurden Entsalzungstech-nologien genannt.

Je eine Nennung bezog sich auf die Nutzung von Nebel, auf die Errichtung von Staubecken sowie auf die Wasseraufbereitung.

Wassereffizienz

Einige der insgesamt wenigen Nennungen (4) bezogen sich auf wassersparende Armaturen und Haushaltsgeräte, zwei weitere auf die Instandhaltung von Netzen und Reservoiren, womit auch Was-serverluste vermieden werden können. Drei Nennungen bezogen sich auf Wasserrecycling und zwei auf den Schutz von Quellen bei Überflutung.

Abwasserbehandlung

Nur wenige Nennungen, insgesamt vier, bezogen sich auf Abwasserbehandlung. Neben saubererem Abwasser ist auch dessen nochmalige Nutzung von Bedeutung.

Integriertes Wasserressourcenmanagement

Im Vordergrund stehen mit 15 Nennungen Maßnahmen des regionalen Wassermanagements. Hierzu gehören die Planung von Wasserversorgungssystemen, Poldertechnologien, Wassernutzungszonen und Mitbestimmungssysteme der Wassernutzer.

Viermal wurden Bedarfe genannt, Rohrsysteme und Netzwerke auszubauen oder in Stand zu halten.

In vier Fällen bezogen sich ähnliche Wünsche auf Wasserspeicher und Staudämme.

Eine Nennung wünscht Verfahren zur Wiederauffüllung (Recharging) von Grundwasser, eine weitere Maßnahme zur Aufforstung, um die Grundwasserneubildung zu beschleunigen.

7.2.2.6 Hochbau

Die einzige Nennung im Hochbau kann der Klimaanpassung nur bedingt zugeordnet werden.

7.2.2.7 Ausfallsichere Verkehrsinfrastruktur

Verkehrswegeplanung und Verkehrswegebau

Bedarfe der Planung und des Baus konnten nicht unterschieden werden. Durch die vier Nennungen wird bestenfalls deutlich, dass das Thema Verkehrsinfrastrukturen eine gewisse Bedeutung hat.

Planung und Bau von Hafenanlagen

Es erfolgten keine Nennungen im Bedarfsfeld Planung und Bau von Hafenanlagen.

7.2.2.8 Küsten- und Hochwasserschutz

Bedarfe der Planung und des Baus konnten nur bedingt unterschieden werden. Das Gros der Nen-nungen (23) bezieht sich auf Bauwerke des Küstenschutzes, wobei neben Deichen besonders natur-nahe und einfache Verfahren wie Dünen und Mangroven als Schutz benannt werden. Für diese Bau-ten sind sowohl Planungsleistungen wie auch die eigentliche bautechnische oder landschaftsgärtne-rische Ausführung erforderlich. Integriertes Küstenzonenmanagement und die Umsiedlung von Küs-tengemeinden wurden jeweils einmal benannt. In einem Fall wurde Weidemanagement an der Küste in den Kontext des Küstenschutzes gesetzt. Zwei Nennungen beziehen sich auf die Regulierung von Flüssen.

7.2.2.9 Finanzwirtschaft

Es erfolgte keine Nennung in der Finanzwirtschaft.

7.2.2.10 Katastrophenschutz

Im Vordergrund der Bedarfe stehen Frühwarnsysteme mit 11 von 15 Nennungen. Auf die Verbesse-rung des Katastrophenschutzes insgesamt beziehen sich (nur) 2 Bedarfe, zwei weitere auf Informati-onssysteme.

7.2.2.11 Gesundheit

Es erfolgten keine Nennungen im Bedarfsfeld Insektenübertragene Krankheiten. Eine Nennung be-zieht sich auf die Vorsorge zur schnellen Behandlung bei Hitzestress, eine weitere auf Personalschu-lung. Zwei Nennungen betreffen die Hygiene, z. B. verbesserte Sanitäranlagen oder verbesserte Ab-fallwirtschaft.

7.2.2.12 Sonstige Sektoren

Drei der Maßnahmen beziehen sich auf die allgemeine Verbesserung des Bildungssystems und kön-nen der Klimaanpassung nicht zugeordnet werden. Einmal wird die Integration von Bildungsinhalten zum Thema Umwelt und Klimawandel geplant.

Zwei weitere Maßnahmen zielen auf den Erhalt der Biodiversität, deren Wert zur Erhöhung der Resi-lienz der Natur explizit Erwähnung findet.

7.3 Kernaussagen zur TNA-Auswertung und zu Zusammenhängen zwischen