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Vermögensbildungsgesetze

Im Dokument Tabellen- und Abbildungsverzeichnis (Seite 51-0)

9 Ergebnisse und Fazit

7.12.2 Vermögensbildungsgesetze

153 Nach Schätzungen der Association of British Insurers (ABI) gab es in 2001 etwa 10,3 Mio. endowment mortgages; vgl.

http://www.abi.org.uk/Display/File/87/Endowment_Website.doc (Stand 27.12.2002).

154 Gesetz v. 12.7.1961; vgl. hierzu Kapitel 7.12.2 Vermögensbildungsgesetze; vgl.

Petersen, H.-G., [Ansatzpunkte], Gießen 1986, S. 83.

155 So Ebersperger für das Jahr 1967, vgl. Ebersperger, K., [Konsumstil], München 1967, S. 33f. Diese Erkenntnis gilt wie nachfolgend ausgeführt auch heute noch.

156 Vgl. Dürkop, H., [Bestandsaufnahme], Bayreuth 1992, S. 106 m.w.N.

157 Vgl. GDV (Hrsg.), [Statistik 2002], Berlin / Karlsruhe 2002, Tafel 21. Die dort

angegebenen an Versicherungsnehmer ausgezahlten Leistungen betreffen nicht nur Kapitalversicherungen, sondern auch Risiko-, Rentenversicherungen u.ä.

158 Vgl. Anhang: Anteil der Lebensversicherung am Versorgungsvolumen der Bevölkerung (Datenblatt zu Abb. 3).

Abb. 3 Anteil der Lebensversicherung am Versorgungsvolumen der Bevölkerung

Die Darstellung kann zwar einen Eindruck von der volkswirtschaftlichen Bedeutung und der Zunahme der Bedeutung der Lebensversicherung geben, sie läuft allerdings Gefahr vorzutäuschen, ein Arbeitnehmer würde im Ruhestand bereits knapp 30% seiner Altersversorgung mit Hilfe privater Lebensversicherungen generieren.159 Die unten dargestellten Erkenntnisse der AVID ´96 zeigen, dass gerade pflichtversicherte Arbeitnehmer zusätzliche private Altersvorsorge mit Hilfe von Lebensversicherungen in vergleichsweise geringem Umfang betreiben.

Die von der Lebensversicherungswirtschaft ausgezahlten Leistungen gehen überwiegend an Versicherungsnehmer, die regelmäßig nicht versicherungspflichtig sind, bspw. Selbständige. Die Lebensversicherung ist trotz der beachtlichen Relation zu den Rentenleistungen aus der gesetzlichen Rentenversicherung kein wesentlicher Teil der Altersversorgung für den durchschnittlichen Arbeitnehmer und kann in der Folge die Versorgungslücke, die im Rahmen der abnehmenden Leistungsfähigkeit der gesetzlichen Rentenversicherung entsteht, grds.

nicht schließen.

Nach einer repräsentativen Umfrage in Deutschland aus dem Jahr 2001 sind Lebensversicherungen nur in 54,6% aller gesamtdeutschen Haushalte160 vorhanden. Dieser Prozentsatz umfasst sämtliche Ausprägungen der Lebensversicherung.161 Der Anteil der Haushalte mit Lebensversicherungen täuscht allerdings darüber hinweg, dass diese Verträge meist mit vergleichsweise niedrigen Versicherungssummen abgeschlossen wurden. Mit steigender sozialer Stellung und steigendem

159 Vgl. hierzu auch Hagelschuer, P. B., [Lebensversicherung], 2. Aufl., Wiesbaden 1987, S. 28. Demnach lag dieser Wert 1985 bei 14,4% und 1977 bei 9%.

160 Die Grundgesamtheit besteht aus allen Haushalten ohne Einschränkung auf Arbeitnehmerhaushalte.

161 Ohne die Sterbegeldversicherung, vgl. GDV (Hrsg.), [Jahrbuch 2001], Berlin / Karlsruhe 2001, S. 59.

Haushaltseinkommen nimmt der Anteil der Haushalte mit Lebensversicherungsverträgen sowie die Versicherungssummen zu.162

Die Untersuchung AVID ´96163 kommt zu den Schlussfolgerungen: „Die private Vorsorge in Form von Lebensversicherungen oder privaten Rentenversicherungen führt für die Generation der 1936-1955 Geborenen [und in der gesetzlichen Rentenversicherung versicherten Personen; Anm.

d. Verf.]164 zu keiner nachhaltigen Ergänzung der systemgestützten Alterseinkommen. Zwar bewegen sich die Anteile der Personen mit einer projizierten Anwartschaft mit Anteilen zwischen 64% (Männer der alten Bundesländer) und 40% (Frauen in Westdeutschland) auf durchaus beachtenswertem Niveau. Die durchschnittlichen Beträge sind, jedoch vor allem in den neuen Bundesländern, überwiegend nur gering.“165

„Insbesondere bei Lebensversicherungsverträgen ist keinesfalls sicher, dass sie tatsächlich als ergänzende Alterssicherung dienen, da die Laufzeit nicht selten vor dem Ruhestandsalter endet. Häufig werden sie zur Finanzierung von Haus- oder Wohnungseigentum oder Konsumzwecken verwendet. Nicht selten werden sie auch an die nachfolgende Generation übertragen.“166 Der Ansicht Haus- und Wohnungseigentum sei keine ergänzende Alterssicherung kann nicht gefolgt werden. Ohne die Notwendigkeit Miete zu zahlen besteht für Rentner ein erheblich größerer finanzieller Spielraum, gerade im Rahmen nicht lebensstandardsichernder Renten.167

Der Erhebung sind folgende wesentliche Tendenzen zu entnehmen:168 Überwiegendes verfolgtes Ziel mit einer Kapitallebensversicherung ist die Altersvorsorge.169 Die Laufzeit der Lebensversicherungen ist häufig auf das Ende des aktiven Erwerbslebens zwischen dem 60. und dem 65.

Lebensjahr ausgerichtet. Nur etwa 54% der untersuchten Grundgesamtheit verfügen über mindestens eine Lebensversicherung. Die vertraglich garantierte Versicherungssumme verteilt sich wie in der folgenden Tabelle dargestellt. Die tatsächliche Auszahlung wurde bislang durch nicht garantierte Überschussanteile insbesondere am Ende der Laufzeit im Erlebensfall erheblich gesteigert:170

162 Auch Leibfritz wies darauf hin, dass die zu erwartende Versorgungslücke nur in einem Bruchteil der Arbeitnehmerhaushalte mit Lebensversicherungen geschlossen werden kann; vgl. Leibfritz, W. u.a., [Aufgabenteilung], München 1986, S. 167f.

163 Vgl. Kortmann, K. / Schatz, C., [AVID ´96], München 1999.

164 Die Grundgesamtheit der Erhebung AVID ´96 sind die in Deutschland lebenden deutschen Versicherten der gesetzlichen Rentenversicherung im Alter von 40 bis unter 60 Jahren, d.h. die Geburtsjahrgänge von 1936-1955, vgl. auch Bieber, U. / Stegmann, M., [sozio-ökonomische Position], DRV 2000, S. 165 (S. 166).

165 Kortmann, K. / Schatz, C., [AVID ´96], München 1999, S. 20.

166 Ebenda, S. 90.

167 Der deutsche Gesetzgeber erkennt die Bedeutung der Immobilie als

Alterssicherungsinstrument an. Bspw. erlaubt die „Riester-Rente“ einen Zugriff auf das angesparte Vermögen für Zwecke einer Eigenheimfinanzierung (Altersvorsorge-Eigenheimbetrag, § 92a Abs. 1 EStG).

168 Vgl. Bieber, U. / Stegmann, M., [sozio-ökonomische Position], DRV 2000, S. 165 (S.

168ff.).

169 Vgl. hierzu Kapitel 3.3 Ziele mit Lebensversicherungen.

170 Vgl. Bieber, U. / Stegmann, M., [sozio-ökonomische Position], DRV 2000, S. 165, S.

170f., Tab. 2 und Tab. 3 kombiniert; die Daten stammen aus der Untersuchung AVID

´96.

Kennzahl 1. LV (DM) 2. LV (DM) 3. LV (DM) Kumuliert

Mittelwert 32.844 38.744 52.539 45.242

Spannweite 799.212 749.200 398.000 1.259.125

Minimum 788 800 2.000 875

Maximum 800.000 750.000 400.000 1.260.000

25% - Quartil 10.000 12.000 15.000 13.000

Median 20.000 22.777 30.000 25.000

75% - Quartil 40.000 50.000 65.000 50.000

LV – Inhaber 54% 13% 4% 54%

Tab. 5

Der Mittelwert ist vergleichsweise niedrig und bestätigt, dass für die Mehrzahl derjenigen, die Lebensversicherungen abgeschlossen haben, die Versicherungssumme nicht ausreicht, um die Altersversorgung nachhaltig aufzustocken. Die Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung bleibt die wesentliche Einkunftsquelle. Die große Spannweite und das nur geringfügig über dem Mittelwert liegende 75% - Quartil bestärken diese Aussage.

Weitere Tendenzen sind, dass jüngere Kohorten mit einem höheren Anteil und zu einem früheren Zeitpunkt Lebensversicherungsverträge abgeschlossen haben als ältere Personenkreise. Dies wird auf ein zunehmendes Bewusstsein für die Notwendigkeit privater Altersvorsorge zurückgeführt. Je höher das Ausbildungsniveau und das Einkommen, umso höher ist der Anteil der Personen mit Lebensversicherungsverträgen und die Höhe der Versicherungssummen. Männliche Versicherte haben einen höheren Anteil und höhere Versicherungssummen als weibliche Versicherte.171

Die private Rentenversicherung nimmt im Vergleich zur kapitalbildenden Lebensversicherung eine [noch; Anm. d. Verf.] völlig untergeordnete Rolle ein. Nur 4% der Grundgesamtheit halten mindestens eine private Rentenversicherung im Vergleich zu 54% bei Kapitallebens-versicherungen. Über 85% dieser Rentenversicherungsverträge wurden erst nach 1990 abgeschlossen.

Das Institut für Demoskopie Allensbach kommt zu ähnlichen Ergebnissen.

Bei einer anderen Grundgesamtheit ohne Beschränkung auf in der gesetzlichen Rentenversicherung versicherten Personen, stellt das Institut fest, dass im Jahr 1995 58% der Haushalte über eine private Lebensversicherung verfügten. Im Jahr 2001 waren es nur noch 55%. Der Anteil der Haushalte die über Aktien, Investmentzertifikate, Investmentfonds, Immobilienfonds oder Immobilien verfügten stieg dagegen an.172

Anspruch der Lebensversicherer und Wirklichkeit der privaten Altersvorsorge für die Masse der Bevölkerung fallen also deutlich auseinander. Ursächlich hierfür könnte eine mangelnde staatliche Förderung dieser Altersvorsorgeprodukte sein sowie die mit der Intransparenz des Koppelprodukts Kapitallebensversicherung einher-gehende geringe Rendite.173 Eine wesentliche Rolle spielt wohl, dass durch die Höhe der Abgaben in Deutschland für viele kaum Spielraum für individuelle Vorsorge bleibt und dass die Bereitschaft Vorsorge zu

171 Vgl. ebenda S. 170ff. und S. 174ff.

172 Vgl. Institut für Demoskopie Allensbach, [AWA 2001], Allensbach 2001, S. 5f.

173 Vgl. hierzu Kapitel 3.5 Rendite der Lebensversicherung.

betreiben durch im internationalen Vergleich sehr hohe Sozialabgaben bereits ausgeschöpft sein könnte. Zumindest ist festzustellen, dass regelmäßig diejenigen, die auf eine zusätzliche Altersversorgung angewiesen wären gerade keine ausreichende private Altersvorsorge betreiben.

Exo174 sieht folgende wesentliche Bestimmungsgründe für die Ersparnisbildung der privaten Haushalte. Sie wirken sich auf alle Sparformen aus, auch auf das Sparen mit Lebensversicherungen und die Struktur des Lebensversicherungssparens:

• Entwicklung des verfügbaren Einkommens;

• gesetzliche Bestimmungen bzw. staatliche Förderung;

• Konjunkturentwicklung;

• politische Krisen;

• Preisbewegungen;

• Zinsänderungen.

Daneben mag es eine Vielzahl weiterer Bestimmungsgründe geben. Auch kann nicht eindeutig festgehalten werden, inwieweit einzelne Bestimmungsgründe Auswirkungen auf die Ersparnisbildung haben.

Tendenziell korreliert jedoch das Lebensversicherungssparen mit dem Einkommen – zumindest in dem von Exo untersuchten Zeitraum.175 Auch korreliert die Ersparnisbildung mit der staatlichen Förderung, wenngleich gerade bei den durch langfristige Kapitalanlage und Lebensvorsorge charakterisierten Lebensversicherungsverträgen kurzfristige Änderungen der gesetzlichen Bestimmungen keine unmittelbaren erheblichen Veränderungen der Spartätigkeit mit Lebensversicherungen nach sich zogen.176

In Großbritannien steht der Vorsorgegedanke i.S. einer freiwilligen Vorsorge im Rahmen der dritten Säule des Drei-Säulen-Konzepts nicht allein im Vordergrund. Lebensversicherungen stellen deutlicher als in Deutschland nur eine unter vielen Anlageformen dar, in die auch aus kurz- oder mittelfristigen Rendite- oder Anlageüberlegungen investiert wird.

Lebensversicherungen konkurrieren in Großbritannien direkt mit anderen Bank- oder Investmentprodukten.

Das britische Lebensversicherungsgeschäft lässt sich jeweils etwa hälftig aufteilen in nicht-überschussbeteiligte Verträge mit vollgarantierten Leistungen und überschussbeteiligte Verträge.177 Die vergangenen Jahre zeigen in Großbritannien einen mit Deutschland vergleichbaren Trend auf:

Relativ zu anderen Sparformen verringern sich die Neuabschlüsse bei Lebensversicherungen. Flesch178 führt dies für Großbritannien insbesondere darauf zurück, dass zum einen die speziellen Vergünstigungen für Lebensversicherungsbeiträge nicht mehr in der ursprünglichen Form existieren und andererseits auch andere Sparformen

174 Vgl. Exo, R., [Struktur], Berlin 1967, S. 128ff.

175 So der empirische Befund von Exo, R., [Struktur], Berlin 1967, S. 129. Dies entspricht wie oben dargestellt auch den Ergebnissen der AVID ´96.

176 Vgl. Exo, R., [Struktur], Berlin 1967, S. 103ff.

177 Vgl. Engeländer, S., [Kein Vorbild], ZfV 2000, S. 78 (S. 79); vgl. o.V., [Leistungsvergleich], ZfV 1998, S. 741 (S. 741).

178 Vgl. Flesch, C. F., [Steuerprivileg], VW 2000, S. 460 (S. 460).

gefördert werden. Durchschnittlich verringerte sich der Anteil der Lebensversicherten in der Bevölkerung von 78% im Jahr 1978 auf 65,5%

im Jahr 1996. Bei der Schicht der Höhergebildeten sei zu erkennen, dass in andere steuerlich geförderte Kapitalanlageformen investiert werde und der Risikoaspekt mit einer reinen Risikolebensversicherung abgedeckt wird.

Trotz großzügiger staatlicher Förderung privater und betrieblicher Vorsorge ist die Versorgungssituation in Großbritannien nicht immer befriedigend. In einer Analyse des Sparverhaltens der britischen Bevölkerung hat M&G179 die Sparer in vier Kategorien eingeteilt: Etwa 18% der Bevölkerung, dies entspricht etwa 8 Mio. Erwachsenen, sparen überhaupt nicht, da sie nicht ausreichend verfügbares Einkommen haben um über die Pflichtversicherungssysteme hinaus Vorsorge zu betreiben.

Etwa 13% (5,8 Mio. Erwachsene) sparen sehr wenig, da sie der Ansicht sind, Vorsorge sei nicht notwendig. Etwa 29% (13 Mio. Erwachsene) sehen zwar die Notwendigkeit zusätzliche Vorsorge zu treffen, sparen aber nur unregelmäßig. Etwa 38% (17 Mio. Erwachsene) sorgen mit langfristigen Plänen vor und sparen möglichst viel.180 Bemerkenswert ist, dass demnach etwa 60% der Bevölkerung offensichtlich nicht ausreichend vorsorgen und den Lebensstandard im Alter daher nicht ohne weiteres halten können.181

Bei der Versicherungsdurchdringung und Versicherungsdichte zeigen sich im internationalen Vergleich beachtliche Unterschiede in der Entwicklung:182 Im Jahr 1980 lagen die Prämien (gesamte Versicherungswirtschaft) in von Hundert des BIP bei den betrachteten Ländern annähernd gleichauf (Deutschland 5,29%; Großbritannien 5,78%). Für das Jahr 1999 gilt, dass sich bei nur geringfügigem Anstieg in Deutschland (6,52%), der Anteil in Großbritannien mehr als verdoppelt hat (13,35%). Noch unterschiedlicher entwickelten sich die Prämien pro Kopf der Bevölkerung im Sektor Leben (Angabe in US-Dollar; 1980:

Deutschland 270,6 gegenüber Großbritannien 285,7; 1999: Deutschland 762,2 gegenüber Großbritannien 2.502,8). Diese Kennzahlen sind ein Indiz für die Ausweitung der privaten Altersvorsorge in England.

3.5 Rendite der Lebensversicherung

In den betrachteten Ländern sind die Tradition der Lebensversicherung, Produktangebot, steuerliche Rahmenbedingungen, Kundenmentalität und anderes mehr z.T. sehr unterschiedlich. Aufgrund dieser unterschiedlichen Bedingungen wird gar behauptet, es handele sich in Großbritannien um ein „fundamental anderes Produkt“.183 Ein wesentlicher Unterschied besteht jedenfalls darin, dass die Kapitalanlagen britischer

179 Vgl. M&G Financial Services Limited (Hrsg.), [Survey], Chelmsford 2001.

180 Die Analyse unterschlägt, wie sich die verbleibenden 2% zusammensetzen. Es ist anzunehmen, dass es sich hierbei um Rundungsdifferenzen handelt.

181 Budden schreibt, dass etwa ein Drittel der britischen Bevölkerung überhaupt nicht für das Alter vorsorgen. Nur 6% der Bevölkerung sparen mehr als £ 200 im Monat. Vgl.

Budden, R., [retire early], FT v. 21./22.7.2001, S. 1.

182 Vgl. GDV (Hrsg.), [Statistik 2002], Berlin / Karlsruhe 2002, Tafel 67.

183 Vgl. o.V., [Leistungsvergleich], ZfV 1998, S. 741 (S. 741).

Lebensversicherer zumeist einen weit höheren Anteil an Aktien vorsehen.

Entsprechend kann je nach Verfassung der Kapitalmärkte eine britische Lebensversicherung im Vergleich zu einer deutschen Lebensversicherung höhere oder niedrigere Renditen versprechen.

Lowe beschreibt die deutsche kapitalbildende Lebensversicherung als ein Produkt, bei dem der Kunde mittelbar an einem breit diversifizierten Kapitalvermögen beteiligt ist, an den Erträge durch Gewinnbeteiligungen und garantierter Verzinsung teil hat und „darüber hinaus gegen existentielle Risiken versichert ist, die das Vorsorgeziel beeinträchtigen können.“184 Die gemischte Lebensversicherung unterscheide sich damit von anderen Kapitalanlageformen wie bspw. Investmentfonds. Die gemischte Lebensversicherung sei für Zwecke der Altersvorsorge ein geeignetes Produkt, da die Kapitalanlage seitens des Lebensversicherers unter Vermeidung hoher Risiken getätigt wird, die Tarifkalkulation und der rechnungsmäßige Zins vorsichtig gewählt ist und die Tätigkeit des Lebensversicherers vom BAV (seit 1. Mai 2002: BAFin) kontrolliert wird.185 Der Kunde wird so weit möglich von den Schwankungen des Kapitalmarkts abgeschottet, in dem die Rückstellung für Beitragsrückerstattung, ein Bestandteil der Gewinnbeteiligung, zum Ausgleich kurzfristiger Schwankungen am Kapitalmarkt genutzt wird. Zu den breit diversifizierten Kapitalanlagen gehören Grundstücke und Gebäude, Aktien, Beteiligungen und Fonds, festverzinsliche Wertpapiere, Darlehen, Hypotheken und weiteres mehr.186 Die Volatilität von reinen Kapitalanlagen am Aktien- oder Rentenmarkt wird umgangen.

Fonds können deutlich stärker anfällig sein für Schwankungen des Kapitalmarkts. Sie diversifizieren ihre Kapitalanlagen u.U. in geringerem Maße und können höhere Risikokapitalquoten haben. In Zeiten deutlicher Kursverluste an den Börsen können allein die garantierten Zinsen bei deutschen kapitalbildenden Lebensversicherungen zu im Vergleich höheren Renditen führen. Die Lebensversicherung wurde von der Bevölkerung gerade wegen ihrer Robustheit gegen vorübergehende Schwankungen des Kapitalmarkts geschätzt, da die Sicherheit und Risikofreiheit der Kapitalanlage bei der privaten Altersvorsorge Priorität vor Renditeaspekten hat.187 Mit zunehmenden Berichten über schmelzende stille Reserven durch Kapitalanlageverluste und drohenden

184 Lowe, K.-H., Die private Lebensversicherung, in: Cramer, J.-E. / Förster, W. / Ruland, F. (Hrsg.), [Handbuch], Frankfurt am Main 1998, S. 249 (S. 256).

185 Vgl. Kapitel 2.2.3 Funktionsweise von Lebensversicherungen.

186 Vgl. zu den Kapitalanlagen GDV (Hrsg.), [Statistik 2002], Berlin / Karlsruhe 2002, Tafel 28f.

187 Vgl. Lowe, K.-H., Die private Lebensversicherung, in: Cramer, J.-E. / Förster, W. / Ruland, F. (Hrsg.), [Handbuch], Frankfurt am Main 1998, S. 249 (S. 256), der Umfrageergebnisse des Instituts für Demoskopie (Allensbach) wiedergibt. Es existieren Untersuchungen, die die Behauptung widerlegen, Lebensversicherungen hätten eine unbefriedigende Kapitalanlageperformance. Hierzu wurden

risikobereinigte Performance-Untersuchungen anhand des Sharpe-Ratio durchgeführt;

vgl. o.V., [Fonds], VW 2001, S. 623 (S. 623); vgl. Heidemann, J., [Neue Entwicklungen], Die Versicherungspraxis 2000, S. 91 (S. 92f.).

Zahlungsschwierigkeiten bei Lebensversicherungsunternehmen geht dieses Vertrauen verloren.188

Beim Vergleich von Lebensversicherungen zu anderen Sparformen findet man die Kritik, Lebensversicherungen seien schlechte Sparformen. Die Renditen wären im Verhältnis zu den Aufwendungen und der langen Bindefrist zu gering.189 Hierbei muss der Aspekt der Risikotragung durch den Lebensversicherer berücksichtigt werden: Anders als mit den meisten anderen Sparformen kann mit Hilfe von Lebensversicherungen insbesondere bei vorzeitigem Tod oder Invalidität eine Kapitalsumme zur Verfügung stehen, die bedeutend höher sein kann als die bisher eingezahlten und verzinsten Prämien. Insoweit werden von Lebensversicherungen grds. für den Einzelnen unwägbare Risiken zumindest finanziell abgemildert. Das BAV (seit 1. Mai 2002: BAFin) weist darauf hin, dass die Angabe der Rendite zur Beschreibung eines Versicherungsvertrags grundsätzlich für Vergleiche ungeeignet ist, da sie den Todesfallschutz nicht erfassen kann.190 Nach Ebersperger191 könnte gefolgert werden, andere Sparformen wären schlechte Lebensversicherungen, da im Todesfall regelmäßig nur die verzinsten eingezahlten Beiträge mit evtl. Wertzuwächsen zur Verfügung stehen und eben keine u.U. höhere Todesfallleistung.

Der Kapitallebensversicherung wird vorgeworfen sie sei „ein weder transparentes noch renditestarkes Produkt.“192 Sie ist tatsächlich ein Koppelprodukt aus einem Sparvertrag und einer Risikolebensversicherung. Eine zu empfehlende transparentere Kombination sei – wenn man auf den Todesfallschutz nicht verzichten möchte – der Abschluss einer reinen Risikolebensversicherung sowie die Kapitalanlage in Aktien bzw. Investmentfonds mit den verbleibenden Mitteln. Die reine Risikolebensversicherung bietet bei vergleichsweise geringen Beiträgen die finanzielle Absicherung im Todesfall. Der Fonds bietet die Chance auf wesentlich höhere Renditen bei im Vergleich zu Kapitallebensversicherungen niedrigeren Verwaltungs- bzw.

Vertragskosten.193 Höhere Chancen korrelieren mit höheren Risiken.

Die Rendite der Lebensversicherung ist im Erlebensfall das Ergebnis der Sparleistung bzw. der verzinsten Sparbeiträge. Die Lebensversicherungen werden i.d.R. durch eine Gegenüberstellung von Ablaufleistung, d.h.

vertraglich zugesicherter Versicherungssumme bzw. Rente zuzüglich nicht garantierter Überschussbeteiligung verglichen. Ziel von

188 Vgl. Drengemann, E., [Milliarden-Loch], DMEURO 10/2002, S. 110 (S. 111). Danach sind nur noch 41% der Bundesbürger von der Sicherheit der Lebensversicherung überzeugt, gegenüber 70% ein Jahr zuvor.

189 Vgl. ausführlich zu den Verwaltungskosten britischer Lebensversicherungen PIA (Hrsg.), [1999 Disclosure Report], London 2000.

190 Vgl. BAV, Rundschreiben 2 / 2000 vom Oktober 2000, [Überschussbeteiligung], Berlin 2000, Rz. II.4.

191 Vgl. Ebersperger, K, [Konsumstil], München 1967, S. 84f.

192 o.V., [Glossar], Handelsblatt v. 28.5.2001,

http://www.handelsblatt.com/425014/SH/0/depot/0/index.html (Stand 16.11.2001).

193 Vgl. Henkhus, Franz, [Klassiker], Consultant 10/2001, S. 50 (S. 50); vgl. Hofmann, N., [Alternativen], DSWR 7/2001, S. 173 (S. 174); vgl. Lührs, D., [Lebensversicherung], Wiesbaden 1997, S. 53.

Renditevergleichen sind damit grds. die Renditen im Erlebensfall. Die Renditen im Todesfall können insbesondere dann wesentlich höher sein, wenn nach kurzer Beitragszeit der Todesfall eintritt und die Versicherungssumme zur Auszahlung gelangt. Die Renditeprognosen der Lebensversicherer können nicht ohne weiteres zum Vergleich herangezogen werden. Sie beziehen sich grds. nicht auf sämtliche eingezahlten Beiträge, sondern nur auf das aufgebaute Vorsorgekapital bzw. den Sparanteil.194 Werden z.B. Renditen zwischen 7,0 und 7,5%

angegebenen so zeige die Erfahrung, dass sich die Rendite auf die gesamte Prämie, d.h. einschließlich Risiko- und Verwaltungskostenanteil, auf nur 5,5 bis 6,0% beläuft.195 Unter dem Begriff Rendite versteht das BAV (seit 1. Mai 2002: BAFin) den auf das eingesetzte Kapital bezogenen Ertrag einer Anlage, der in Prozent angegeben wird und sich auf einen Zeitraum von einem Jahr bezieht. Gemäß BAV (seit 1. Mai 2002: BAFin) darf die Rendite „nur auf der Grundlage der tatsächlich zu zahlenden Prämie und der Erlebensfallleistung (einschließlich Überschuss-beteiligung) berechnet werden.“196 Die Angabe einer Rendite nach Abzug der Prämienanteile von Kosten und Risiko sei zu beanstanden, da die Aufteilung für den Versicherungsnehmer weder überprüfbar noch nachvollziehbar sei und es sich um einen einheitlichen Vertrag handelt, der dementsprechend nicht aufgeteilt werden sollte.197 Die Rendite bei Lebensversicherungen kann abhängig sein vom Konzept der Renditeberechnung, den zugrundegelegten Untersuchungszeiträumen, den Vertragskonstellationen, den individuellen biometrischen Eigenschaften der versicherten Person, der zugrundegelegten Annahmen hinsichtlich Besteuerung von Beiträgen und Leistungen sowie einer Vielzahl weiterer Faktoren.198

Der GDV gibt für den Zeitraum von 1992 – 2000 eine kontinuierlich sinkende laufende Durchschnittsverzinsung der Kapitalanlagen von Lebensversicherern zwischen 7,38% in 1992 bis 6,57% in 2000 an.199 Miegel200 gibt die Nettoverzinsung der Lebensversicherer für den Zeitraum von 1980-1995 mit nominell 6,95% und real 4,23% an. Die Nettoverzinsung kann wie eben dargelegt nicht unumstritten zur Renditebestimmung eines Lebensversicherungsvertrags herangezogen werden, da die Nettoverzinsung nur Aussage gibt über die Verzinsung der Kapitalanlagen eines Lebensversicherungsunternehmens nach Abzug der

194 Vgl. Schneider, R., [Rendite], BB 1997, S. 2649 (S. 2650).

195 Vgl. Henkhus, F., [Klassiker], Consultant 10/2001, S. 50 (S. 50).

196 BAV, Rundschreiben 2 / 2000 vom Oktober 2000, [Überschussbeteiligung], Berlin 2000, Rz. II.4.b.2).

197 Vgl. ebenda Rz. II.4. und Rz. II.4.b.2).

198 Vgl. hierzu ausführlich Theis, A., [Alterssicherungsinstitution], Baden-Baden 2001, S.

153-204. Vgl. auch Lührs, D., [Lebensversicherung], Wiesbaden 1997, S. 225.

199 Vgl. GDV (Hrsg.), [Statistik 2002], Berlin / Karlsruhe 2002, Tafel 20; ohne Kapitalanlagen der fondsgebundenen Lebensversicherung.

200 Vgl. Miegel, M., in: Miegel, M. / Raffelhüschen, B. / Schnabel, R., [Renditen], Frankfurt am Main 1998, S. 50f. Demgegenüber steht die Rendite von Rentenpapieren

repräsentiert durch den REXP mit nominell 7,78% und real 5,05% sowie die durch den DAX repräsentierte Anlageperformance von Aktien mit nominell 9,35% und real 6,55%.

darauf entfallenden Kosten für das Kapitalanlagemanagement.201 Die Nettoverzinsung bezieht sich auf bilanzrechtliches Vermögen und kann von Vorschriften der Rechnungslegung und bilanzpolitischen Maßnahmen beeinflusst werden.

Goecke / Will geben bei ihrer Marktstudie aus Angeboten entnommene Renditen an, deren arithmetische Mittel in Abhängigkeit des Vertragstyps202 zwischen 6,21% und 6,87%203 liegen.204

Theis205 fasst zudem Renditeberechnungen Dritter zusammen. Die dort ermittelten nominellen Renditen schwanken je nach Renditekonzept und Vertragskonstellationen zwischen 4,1% - 7,5%. Die Renditen können im langfristigen Bereich durchaus unter denen anderer Kapitalanlageprodukte liegen, wie z.B. Aktienfonds oder sogar festverzinslicher Wertpapiere.

Dieses relativ schlechtere Abschneiden sei im Wesentlichen auf die Abschluss- und Verwaltungskosten einer Lebensversicherung zurück zu führen, aber auch auf die Kosten der Risikoübernahme für den vorzeitigen Versicherungsfall.

Deutsche Lebensversicherungen investieren einen im Vergleich zu Großbritannien geringen Anteil in Aktien und Investmentfonds. 1994 lockerte das BAV (seit 1. Mai 2002: BAFin) die Kapitalanlagevorschriften und erlaubte einen Anteil von 30%.206 Mit Wirkung zum 1. Januar 2002 wurden für die deutsche Versicherungswirtschaft die Kapitalanlage-vorschriften weiter liberalisiert.207 Insbesondere wurde die Risikokapital-quote von 30% auf 35% erhöht. Zu dieser RisikokapitalRisikokapital-quote zählen auch Kapitalanlagen in Aktien, Beteiligungen und Fonds.208 Die unerwartet schlechte Entwicklung der Kapitalmärkte der vergangenen Jahre führt nun bei Lebensversicherern dazu, dass die Renditen sinken. Zudem sind die Zinsen auf dem Rentenmarkt auf niedrigem Niveau. Renditeprognosen und Überschussanteile werden gesenkt. Stille Reserven werden

201 „Bei der Nettoverzinsung werden sämtliche Erträge und Aufwendungen aus

Kapitalanlagen berücksichtigt. In die Berechnung einbezogen sind somit auch Erträge und Verluste aus dem Abgang von Kapitalanlagen sowie die Abschreibungen auf Wertpapiere. Diese Kennzahl kann daher relativ starken Schwankungen unterworfen sein. Die Berechnung der Nettoverzinsung erfolgt nach den Empfehlungen des

Kapitalanlagen berücksichtigt. In die Berechnung einbezogen sind somit auch Erträge und Verluste aus dem Abgang von Kapitalanlagen sowie die Abschreibungen auf Wertpapiere. Diese Kennzahl kann daher relativ starken Schwankungen unterworfen sein. Die Berechnung der Nettoverzinsung erfolgt nach den Empfehlungen des

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