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Kooperationen - Unterstützungen für Kinder mit Behinderung

Im Dokument MASTERARBEIT/ MASTER S THESIS (Seite 83-87)

5. Die Kooperation von Kindergarten und Primarschulen in (Nieder-)Österreich

5.2 Kooperationen - Unterstützungen für Kinder mit Behinderung

Interdisziplinäre Vernetzung und Kooperation sind gerade bei Kindern mit einer Behinderung dringend notwendig, wie die Autoren Rous & Hallam (2012), Heimlich (2013), Curle et al. (2017) und das Charlotte-Bühler-Institut (2010) festhalten. Im Schulzentrum Quellenstraße in Wien, welches zum Fachbereich Inklusion, Diversität und Sonderpädagogik (FIDS) gehört, wird die Arbeit von Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen an der Nahtstelle Kindergarten-Schule unterstützt. Dies bedeutet, dass versucht wird durch gezielte Vernetzung, Kooperation, Beratung und Diagnostik

Kindern und Eltern von Kindern mit besonderen Bedürfnissen den Eintritt ins Schulleben zu erleichtern bzw. sie bestmöglich zu beraten und den „idealen Schulplatz“ für jedes einzelne Kind zu finden. Im Einverständnis der Erziehungsberechtigten vernetzt sich die sonderpädagogische Beraterin mit dem Kindergarten und der Schule sowie umliegenden Ambulatorien, Diagnosezentren und Sondereinrichtungen, wenn notwendig. In einem ausführlichen Informations- und Beratungsgespräch für Eltern werden wichtige Auskünfte zu Entwicklung und Therapien eingeholt, Fördermaßnahmen, der sonderpädagogische Förderbedarf und seine rechtlichen Auswirkungen erklärt sowie besondere Schulwünsche und notwendige Rahmenbedingungen für die Einschulung besprochen. Es können daraufhin Beobachtungen, eine sonderpädagogische Diagnostik bzw. ein sonderpädagogisches Gutachten, eine Testung durch die Schulpsychologie oder Fremdgutachten vereinbart und durchgeführt werden, um schließlich die Erziehungsberechtigten dabei zu unterstützen, eine geeignete Schullaufbahnentscheidung zu treffen. (vgl. Ostermann 2014, S. 18f) Dieses Nahtstellen-Unterstützungsprojekt setzt somit aktiv Empfehlungen der Behörden zur interdisziplinären Vernetzung und Kooperation um und zeigt dadurch beispielhaft, wie Kinder mit Behinderung bzw. mit besonderen Bedürfnissen in Österreich im Übergang vom Kindergarten in die Schule unterstützt werden können.

5.3 Best-Practice Beispiele

Der Leitfaden zur Grundschulreform (Band 3) - Sprachliche Förderung am Übergang vom Kindergarten in die Grundschule (2016) regt dazu an, „tragfähige Kooperationen besonders zwischen Kindergarten und Grundschule, die spätestens im Jahr vor dem Schuleintritt aktiv gelebt werden“, zu etablieren.

Solche Empfehlungen werden österreichweit unterschiedlich umgesetzt. Eine im Herbst 2013 gestartete Initiative des BMB (ehemals BMBF) zur Entwicklung von Modellprojekten zur Unterstützung des Übergangs (speziell der Sprachförderung am Übergang) vom Kindergarten in die Grundschule fand in allen Bundesländern Österreichs für die Dauer von drei Jahren statt. Ihr Ziel war die geteilte Verantwortung für die Bildungsbiografie von Kindern zu verdeutlichen und die Kooperation zwischen beiden Institutionen nachhaltig zu sichern. (vgl. Charlotte-Bühler-Institut 2016b, S. 7ff) Diese Projekte brachten einige interessante Best-Practice-Beispiele hervor, die zum Teil schon im Kapitel 3.4.4 beschrieben wurden. In Niederösterreich wurden dementsprechend auch Arbeitsgruppen gegründet und Praxis-Modelle entworfen, um Kooperation und Vernetzung in der Nahtstelle Kindergarten-Schule weiterzuentwickeln und so einen Beitrag zur Unterstützung für Kinder (mit Behinderung) im Transitionsprozess zu ermöglichen. Diese sollen nun exemplarisch dargestellt werden.

5.3.1 Arbeitsgruppe „Schuleingangsphase“

In Niederösterreich hat der ehemalige Landesschulrat die Arbeitsgruppe „Schuleingangsphase“ ins Leben gerufen, die sich mit der Entwicklung einer gemeinsamen Zielrichtung in Bildungsfragen der Institutionen Kindergarten und Schule auseinandersetzte. Die Arbeitsgruppe umfasste Vertreterinnen und Vertreter des Kindergartens und der Schule in unterschiedlichen Positionen sowie Personen der Pädagogischen Hochschule NÖ. (vgl. Stanglauer 2014, S. 47) Seit dem Jahr 2011 wird versucht,

„fachlich hochwertige Fortbildungen und Serviceleistungen für Pädagoginnen und Pädagogen anzubieten, Sprachrohr zwischen Theorie/Organisation/Praxis zu sein und Plattformen zu entwickeln, wo guter Austausch zwischen den Einrichtungen gelebt werden kann.“ (Stanglauer 2014, S. 47)

5.3.2 Kooperationsprojekt an der Nahtstelle Kindergarten/Schule in Maria Enzersdorf

Das Kooperationsprojekt an der Nahtstelle Kindergarten/Schule zielt darauf ab, dass Kinder im letzten verpflichtenden Kindergartenjahr bereits die Schule, ihre Räumlichkeiten und teilweise Lehrpersonen kennen lernen, damit sie mit Gelassenheit und Vorfreude dem Schulanfang entgegenblicken können.

Im Rahmen des Projekts werden für jedes zukünftige Erstklassenkind 6 Kooperationsstunden an der Schule sowie bis zu 3 zusätzliche Partneraktivitäten mit den 3. Klassen vorgesehen. Der Projektstart erfolgt jedes Jahr im Oktober mit einer Schulralley, bei der die Kinder das Schulgebäude kennenlernen und auch einige alte Freunde in den 1. Klassen wiedersehen. Darauf folgen ca. einmal im Monat Kooperationseinheiten, wo die Kindergartenkinder sich gemeinsam mit den Schulkindern, zu Themen wie etwa Orientierung im Raum, Erforschung von Silben und Reimen, Buchstaben, Mengen und Zahlen sowie Spielen zum genauen Hören und Anlauten beschäftigen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf gemeinsamen, spielerischen und handlungsorientierten Aktivitäten, die in Kleingruppen erfolgen.

Spielerisch werden Aufgaben, die sie auf die Schule vorbereiten gelöst. Kindergartenpädagoginnen nehmen eine Beobachterrolle ein und können bei Bedarf auch unterstützend eingreifen. Themen die behandelt wurden, können anschließend in der Kindergartengruppe mit Hilfe des mitgegebenen Materials individuell nachbearbeitet und vertieft werden. Zudem finden gemeinsame (Vor)Lesestunden und Basteleinheiten statt sowie abschließend als eines der größten Highlights, das gemeinsame Turnen mit den Kindern der 3. Klassen. (vgl. Kramer-Stehlik/Langer 2020, o. A.)

Zusammenfassend lässt sich erkennen, dass gelebte Kooperation, wie sie in den vorgestellten Best-Practice-Beispielen beschrieben wurde, sich positiv auf den Übergang vom Kindergarten in die Schule auswirkt. Dies bekräftigen auch die theoretischen Ausführungen zur Transition im Bildungswesen, die darstellen, dass jegliche Unterstützung für die sensible Phase des Übergangs, die gerade für Kinder mit einer Behinderung oder Beeinträchtigung ein erhöhtes Risiko für die kognitive, emotionale und soziale Entwicklung darstellt, besonders bedeutsam ist. Hinsichtlich der Unterstützungen für die Transition

vom Kindergarten in die Schule bei Kindern mit Behinderung in Niederösterreich ist in der Literatur nur wenig Information vorhanden. Daher ist die nachstehende empirische Bestandsaufnahme der aktuellen Situation zu Unterstützungsleistungen aus der Perspektive der Niederösterreichischen Landeskindergärten für die Beantwortung der Forschungsfrage notwendig und wird im nachstehenden Teil der Arbeit bearbeitet.

Empirische Bestandsaufnahme zu Unterstützungen für den Übergang vom Kindergarten in die Schule bei Kindern mit Behinderung in Niederösterreich

Das Forschungsfeld dieses empirischen Forschungsvorhabens wurde aufgrund der dahinterstehenden Evaluationsstudie „Inklusion in Niederösterreichischen Landeskindergärten“ (INKIGA) einerseits vom Land Niederösterreich vorgegeben und andererseits aus Gründen des Umfangs und der Bearbeitbarkeit regional eingegrenzt und beschränkt sich auf zwei ausgewählte Bezirke in Niederösterreich. Eine genaue Beschreibung des methodischen Vorgehens, der Untersuchungs- und Auswertungsmethode sowie des Interpretationsrahmens folgt im nächsten Abschnitt.

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