• Keine Ergebnisse gefunden

Fallstudie: Mit der Verschriftlichung von Kooperationsvereinbarungen Verantwortlichkeit,

Im Dokument MASTERARBEIT/ MASTER S THESIS (Seite 53-58)

3. Die kooperative Transitionsgestaltung von Kindergarten und Volksschule

3.4 Best-Practice Beispiele

3.4.4 Fallstudie: Mit der Verschriftlichung von Kooperationsvereinbarungen Verantwortlichkeit,

- „Netzwerk Sprachförderung“ und „Netzwerk Kindergarten–Volksschule“)

Im Rahmen der bundesweiten Netzwerkprojekte „Netzwerk Sprachförderung“ und „Netzwerk Kindergarten–Volksschule“, die von 2013 bis 2016 auf Initiative des Österreichischen Bildungsministeriums umgesetzt wurden, entstanden in sogenannten „kooperativen Clustern“ diverse Fallstudien. Diese hatten alle das gemeinsame Ziel den Übergang vom Kindergarten in die Volksschule kooperativ zu gestalten und gut zu begleiten, wobei ein spezieller Fokus auf eine durchgängige Sprachbildung und -förderung gelegt wurde. Entwickelte bzw. erprobte Maßnahmen sowie die in diesem Zusammenhang gesammelten Erkenntnisse sollten dazu dienen, Handlungsempfehlungen zur

Übergangsgestaltung abzuleiten. Die Fallstudie „Mit der Verschriftlichung von Kooperationsvereinbarungen Verantwortlichkeit, Struktur und Verbindlichkeit schaffen“ entstand nachdem zahlreiche Treffen der Clustergruppe „Netzwerk Sprachförderung“ stattfanden, bei denen systematisch an der Fragestellung „Wie ist eine Zusammenarbeit zum Thema ‚Durchgängigkeit der Sprachbildung zwischen Kindergarten und Volksschule‘ möglich“, gearbeitet wurde. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer äußerten den Wunsch bzw. erkannten die Notwendigkeit das Besprochene in eine schriftliche und damit gut überschaubare Form zu bringen und die Vereinbarungen verbindlich zu gestalten. Dieses konkrete Praxis-Beispiel soll nun exemplarisch dargestellt werden. (vgl. Grillitsch/Stanzel-Tischler 2017, S. 3)

In einem ersten Schritt formierten sich Teilnehmer aus Kindergarten und Schule zu einem Kooperationsteam. Diese Personen hatten, unter anderen, die folgenden Rollen: Ansprechperson, Vermittlerinnen und Vermittler, Organisatorinnen und Organisatoren des Kooperationsprojektes. Sie waren zudem die Verantwortlichen für die Verschriftlichung der Vereinbarungen, die in Form eines Kooperationskonzepts und eines Kooperationskalenders erfolgte. Das Kooperationskonzept enthielt eine Beschreibung und kurze Zusammenfassung aller Kooperationsthemen. Folgende Vereinbarungen wurden gemeinsam festgelegt und im Konzept niedergeschrieben:

Vereinbarungen im Kooperationskonzept:

Datenübergabe des Kindergartens an die Schule

Das Einverständnis der Eltern zur Weitergabe der Ergebnisse der Sprachstandsbeobachtungen wird durch die Kindergartenleitung eingeholt; die Übergabe erfolgt im Juni vor Schuleintritt der Kinder, die Schule „holt“ im Rahmen von Hospitationen die Unterlagen im Kindergarten ab; Zusammenarbeit ist mit maximal zwei bis drei Kindergärten möglich; im Oktober des ersten Schuljahrs finden Reflexionsgespräche zwischen Kindergartenpädagoginnen/-pädagogen und Lehrkräften statt; in der Schule findet keine Sprachstandsüberprüfung für DaZ-Kinder statt.

Transparenz

Maßnahmen im Kindergarten:

- „Gegenseitiger Austausch von Kindergarten und Schule zu den Entwicklungsgesprächen, die mit den Eltern geführt wurden.“

- „Beobachtungsdokumentation – die Schule erhält mit Einverständnis der Eltern die Entwicklungsbeobachtungsdokumentation aus dem Kindergarten.“

- „Lerndokumentation–individuelle Lerndokumentationen aus den Kindergärten werden weitergegeben und von der Schule in einer für sie möglichen Form aufgegriffen.“

- „Sprachbeobachtungsergebnisse–die Ergebnisse der Sprachstandsbeobachtung BESK-DaZ15 und BESK-DaE16 aus dem Kindergarten dienen der Schule als Ausgangssituation, es erfolgt keine weitere Testung der Sprachkompetenz zu Schulbeginn.“

- „Sprachkompetenzförderung im letzten Kindergartenjahr – Austausch und Abstimmung von gemeinsamen verbindlichen Sprachförderprogrammen, gemeinsame Fortbildung aller Pädagoginnen/Pädagogen.“

Maßnahmen in der Schule:

- „Start des Lese-/Schreibprozesses bei Kindern mit Deutsch als Erstsprache sowie bei Kindern mit Deutsch als Zweitsprache wird dem Kindergartenteam präsentiert; Arbeit der Vorschulgruppen wird transparent gemacht; vertraute Bereiche für die Kinder werden in der Schuleingangsphase geschaffen, z. B. Bücher, Spiele, die die Kinder bereits aus dem Kindergarten kennen.“

- „Feedback an Kindergartenteam wird gegeben.“

- „Schülereinschreibung erfolgt in Absprache mit dem Kindergarten.“

Hospitationen

Mit Beginn des letzten Kindergartenjahrs erfolgt eine Annäherung der Institutionen durch Besuche;

mindestens zwei wechselseitige, eventuell projektbezogene Hospitationen ergeben vier Besuche für die kooperierenden Institutionen; Terminvereinbarungen werden mithilfe des Kooperationskalenders festgehalten; ein gemeinsamer Elternabend wird veranstaltet.

Schülereinschreibung

Die zur Schülereinschreibung verwendeten Unterlagen werden den kooperierenden Kindergärten zur Verfügung gestellt; im Herbst erfolgt eine „administrative“ Schülereinschreibung; im März findet ein gemeinsamer Termin zur Schülereinschreibung mit Schülerinnen und Schülern, Eltern, Lehrerinnen/ Lehrern und Kindergartenpädagoginnen/Kindergartenpädagogen statt; die Gestaltung erfolgt individuell am jeweiligen Standort.

Lerndokumentationen des Kindergartens

Die kooperierenden Kindergärten arbeiten mit verschiedenen Formen der Lerndokumentation, z. B.

Portfoliomappen, Lerngeschichten, Schatzkisten. Wie die Schule diese Lerndokumentation in das erste Kennenlernen oder den Anfangsunterricht einbezieht, wird individuell mit dem jeweiligen Standort geregelt.

Sprachstandsbeobachtung in Kindergarten und Schule

Sprachstandsbeobachtungsergebnisse aus dem BESK-DaE/BESK-DaZ des letzten Kindergartenjahrs werden an die Schule weitergegeben, das erübrigt die erste Testung an der Schule; Reflexionsgespräche über Beobachtungen seitens der Lehrkräfte bezüglich Sprachverhaltens der Kinder finden im Oktober des ersten Schuljahrs mit den Kindergartenpädagoginnen/-pädagogen statt. Die SFD– Sprachstandsbeobachtung17 erfolgt im zweiten Semester der ersten Klasse.

____________________

15 „BESK-DaZ – Beobachtungsbogen zur Erfassung der Sprachkompetenz in Kindergärten für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache“ meint in diesem Beitrag die von B. Rössl-Krötzl im Jahr 2015 entwickelte, modifizierte Form des „BESK-DaZ – Version 2.0“ (S. Breit, Hrsg., 2011, vgl. https://www.bifie.at/system/files/dl/fsd-2011_besk-daz_0.pdf [Zugriff am 27.06.2016])

16 „BESK-DaE – Beobachtungsbogen zur Erfassung der Sprachkompetenz in Kindergärten für Kinder mit Deutsch als Erstsprache“ meint in diesem Beitrag die von B. Rössl-Krötzl im Jahr 2015 entwickelte, modifizierte Form des „BESK– Version 2.0“ (S. Breit, Hrsg., 2011, vgl.

https://www.bifie.at/system/files/dl/BESK_Version2.0_010312_0.pdf [Zugriff am 27.06.2016])

17 Sprachstandsüberprüfung und Förderdiagnostik für Ausländer- und Aussiedlerkinder (SFD); Hobusch, A., Lutz, N. & Wiest, U (2011)

Übergangsgespräche

Diese Gespräche finden im Rahmen von Hospitationen und im Zuge der Schülereinschreibung statt.

Vorschläge für den formalen Ablauf der Gespräche werden seitens des Kindergartens in Form eines Leitfadens ausgearbeitet.

Gemeinsame Projekte

Diese werden individuell geregelt; beide Institutionen erstellen eine Liste mit Vorschlägen, verschiedener Aktivitäten und good practices; entsprechende Informationen zu den jeweiligen Projekten werden an die Eltern weitergegeben.

Gemeinsame Elternarbeit

Gemeinsamer Elternabend von Kindergarten und Schule vor Schuleintritt der Kinder; möglichst viele Projekte, in die die Eltern einbezogen werden, sind wünschenswert.

Kooperationsmaterial

Geeignetes Lied- und Büchergut zur Sprachförderung wird zwischen Kindergarten und Schule ausgetauscht bzw. weitergegeben; Material soll mit dem Lernstufenmodell für DaZ-Kinder des Charlotte-Bühler-Instituts abgestimmt sein; Bestandsaufnahme an beiden Institutionen, welches Material vorhanden ist – Überschneidungen und Anknüpfpunkte filtern.

Hilfen von außen für beide Institutionen

Gemeinsame Fortbildungen zum vom Charlotte-Bühler-Institut entwickelten Lernstufenmodell für DaZ-Kinder; Fortbildungen zu verschiedenen Arten von Sprachfördermaterialien und deren sinnvollem und effektivem Einsatz; good practices; Fortbildungen, die sich aus der Zusammenarbeit ergeben und die den Kooperationspartnern als sinnvoll erscheinen (SCHÜLFs).

Abbildung 7: Kooperationskonzept (Beschreibung und kurze Zusammenfassung aller Kooperationsthemen) (vgl.

Lindinger 2017, S. 79ff)

Im Kooperationskalender wurde die Zeitstruktur im Arbeitsjahreskreislauf verschriftlicht. Auch die konkreten Durchführungszeitpunkte der vereinbarten Maßnahmen sowie die Initiativen im Bereich der Elternarbeit und des Coachings wurden darin aufgenommen. (vgl. Lindinger 2017, S. 76ff)

Für die Beteiligten hatte die Verschriftlichung der Kooperationsvereinbarungen Verbindlichkeit und Klarheit geschaffen. Zudem wurde dadurch die Kontinuität der Zusammenarbeit, die Arbeitsaufteilung auf das gesamte Arbeitsjahr, eine Reflexion und Evaluierung durch verbesserte Nachvollziehbarkeit der Einzelschritte, der Blick auf Kooperationsprozesshilfen und die Konzentration auf Sachlichkeit ermöglicht. (vgl. Lindinger 2017, S. 76)

Die ausgewählten Best-Practice Beispiele zeigen bereits etablierte und in der Praxis erprobte Möglichkeiten, die Transition vom Kindergarten in die Schule zu erleichtern. Unter Bezugnahme auf die theoretischen Ausführungen hinsichtlich unterstützender Maßnahmen im Übergang für Kinder mit

Behinderung kann zusammenfassend festgehalten werden, dass eine „gemeinsame Bildungsphilosophie“, intensive Kooperation von Kindergarten und Schule auf der Ebene der Ko-Konstruktion, unterschiedliche Strategien und Instrumente zur Gestaltung des Übergangs sowie vielfältige Transitionspraktiken, die Anwendung von pädagogisch-diagnostischen Verfahren wie etwa ILEA T und die Verschriftlichung von Kooperationsvereinbarungen, wie der Auszug an dargestellten Modellprojekten ausführt, zu einer verbesserten kooperativen Transitionsgestaltung führen. Dadurch können speziell Kinder mit Behinderungen im Übergang individuell unterstützt werden.

Der Kontext (Nieder-)Österreich

Im Dokument MASTERARBEIT/ MASTER S THESIS (Seite 53-58)