• Keine Ergebnisse gefunden

Die Transition für Kinder mit Behinderung

Im Dokument MASTERARBEIT/ MASTER S THESIS (Seite 34-37)

2. Übergänge innerhalb des Bildungssystems

2.1 Der Übergang vom Kindergarten in die Volksschule

2.1.1 Die Transition für Kinder mit Behinderung

Die Transition vom Kindergarten in die Schule ist einer der bedeutsamsten Übergänge im Leben junger Menschen. Kinder mit einer Behinderung sind in dieser sensiblen Phase beträchtlich gefährdet. (vgl.

Rosenkoetter, Hains & Dogaru 2007, Rous, Hallam, Harbin, McCormick & Jung 2007 und Wolery 1999 zit. nach Daley/Munk/Carlson 2011, S. 409) Für sie stellt der Transitionsprozess eine besondere

zusätzlich auch administrative, soziale und pädagogische Unterstützungsmaßnahmen erforderlich (vgl.

Janus/Kopechanski/Cameron/Hughes 2008, S. 479). McIntyre et al. (2011) formulieren, dass die Transition vom Kindergarten in die Schule bei Kindern mit Behinderung eine Vielzahl an Risikofaktoren für die kognitive, emotionale und soziale Entwicklung beinhaltet. Daher ist ein gelungener Übergang für diese Kinder von besonderer Bedeutung. Die Autoren nennen in diesem Zusammenhang das bereits erwähnte „Ecological und Dynamic Model of Transition“ nach Rimm-Kaufman und Pianta (2000) und reflektieren dessen theoretischen Rahmen als Werkzeug, um die notwendige Unterstützung für Kinder, Familien sowie Fach- und Lehrpersonal sicherzustellen. Sie bekräftigen auch, dass dieses Modell hilfreich für die Identifizierung von Schutz- und Risikofaktoren ist, welche eine positive Transition beeinflussen. (vgl. McIntyre et al. 2006 zit. nach McIntyre/Wildenger 2011, S. 21ff) Auch Rous & Hallam (2012) unterstreichen, dass ökologische und kontextuelle Aspekte im Übergangsprozess von Kindern mit einer Behinderung nicht vernachlässigt werden dürfen und nennen folgende ausschlaggebende Punkte: „program factors (e.g., transition procedures, relationship between programs and teachers); classroom or teacher characteristics (e.g., program location, classroom climate, teacher–child relationship); family characteristics (e.g., family efficacy, support systems) and child characteristics (e.g., ability level, age at transition, friendships).“ (Rous/Hallam 2012, S. 234) Sie sind der Meinung, dass ein ökologisch-kontextueller Ansatz sich in weiterer Folge auch auf den Transitionserfolg auswirkt. So würde sich, gerade bei Kindern mit einer Behinderung, ein gelungener Übergang an der erfolgreichen Anpassung an die Schule (z.B. Anpassung an die Klassenstruktur und -kultur sowie die Teilhabe am Klassensetting) und weniger am akademischen Erfolg zeigen. Die erfolgreiche Anpassung wiederum hängt hauptsächlich von der Kommunikation zwischen Institutionen, den angebotenen Unterstützungsmaßnahmen sowie organisatorischen Elementen ab. Geht man nun davon aus, dass eine erfolgreiche Transition mit einer erfolgreichen Anpassung gleichzusetzten ist, sind vor allem Faktoren wie Zusammenarbeit, Kooperation und Beziehung, kritische Elemente für einen gelingenden Übergang. (vgl. Rous/Hallam 2012, S. 235) Der Fokus in der bildungswissenschaftlichen Übergangsforschung liegt zwar bei Übergängen innerhalb des institutionalisierten Bildungssystems, wie etwa der Transition in die Volksschule oder Sekundarstufe oder der Wechsel zwischen verschiedenen Schultypen aber für Kinder mit Behinderung kommt zum „vertikalen Übergang“ (vom Kindergarten in die Schule) zumeist ein „horizontaler Übergang“ (Wechsel im pädagogischen Setting) hinzu. Dies bedeutet, dass eine Vielzahl an unterschiedlichen Personen oder Versorgungsmaßnahmen aus dem Bildungs-, Gesundheits- oder Sozialbereich, zusätzlich auf diese Kinder einwirken und so deren Übergang beeinflussen. Dieser Betreuungs- und Unterstützungswechsel ist für Kinder mit besonderen Bedürfnissen signifikant. (vgl.

Rous/Hallam 2012, S. 235)

Transitionen betreffen jedoch nicht nur das Kind, sondern auch die Familien der Kinder. Eltern von Kindern mit Behinderung haben zumeist größere Ängste und sorgen sich mehr um den gelingenden Übergang. Es ist daher notwendig, sowohl die Transition der Kinder zu begleiten, aber auch die Familien darauf vorzubereiten. (vgl. Daley/Munk/Carlson 2011, S. 409)

Die Schule verlangt von allen Kindern, auch von Kindern mit Behinderung, bestimmte Fähigkeiten, Fertigkeiten und Verhaltensmuster, die entscheidend für die erfolgreiche Transition sind. So etwa ist ein hohes Maß an Selbständigkeit und Selbstregulation notwendig sowie die Anpassung an eine gewisse Klassenstärke und Stundentafel. (vgl. McIntyre/Wildenger 2011, S. 25) Schulische Vorläuferfähigkeiten (akademisch oder kognitiv) werden in der Literatur vernachlässigt und der Fokus wird bei Kindern mit Behinderung auf die Förderung von Selbständigkeit und Verhaltensanpassung gelegt. Demnach rücken die sozio-emotionale- und die Verhaltens-Ebene in den Vordergrund. (vgl.

Atwater et al. 1994 zit. nach McIntyre/Wildenger 2011, S. 25)

Die Gestaltung von Transitionen vom Kindergarten in die Schule für Kinder mit Behinderung ist im Wesentlichen ähnlich der aller Kinder. Dennoch ist es möglich, dass gewöhnliche Übergangskonzepte und -methoden nicht ausreichen. Es könnte nötig sein, Praktiken anzuwenden, die intensiver und individueller sind. McIntyre und Wildenger (2011) schlagen vor, dass hierfür sonderpädagogisches Personal hinzugezogen wird, alle Beteiligten eine Schulung erhalten, die gesamte Familie involviert wird, Eltern am Übergang aktiv mitwirken und institutionsübergreifende, multiprofessionelle

„Transitionsteams“ gebildet werden. Weiters ist es notwendig, in der Aus- und Weiterbildung spezielle Kurse zum Thema Übergang anzubieten und dabei auf unterstützende Transitionsmethoden aufmerksam zu machen, wie etwa Haus- und Schulbesuche, unterschiedliche Kommunikationsformen, Planungsmöglichkeiten für den Übergang und konkrete Interventionsmaßnahmen. (vgl.

McIntyre/Wildenger 2011, S. 24ff) Übergangskonzepte, die auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten sind, den spezifischen Kontext berücksichtigen und zeitlich flexibel gestaltet werden, sind für Rous und Hallam (2012) erforderlich. Sie nennen folgende Aktivitäten: „arrange for children and families to visit programs, family visits to different programs and schools before a final decision on programs is made, visit child’s home before program/school starts, visit child’s home after program/school starts, providers/teachers arrange for children to visit their future teachers and classrooms, talk with parents to help prepare them for the child’s transition, provide opportunities for a child’s family to talk with preschool and kindergarten staff about the special needs of their child and/or details like meals, transportation, and special services available, invite children in early intervention to a play group/time/visitation for observation, offer visits to the new school prior to transition for personal introduction of child and family to new environment (e.g., 1:1 visit, small group visit, NOT open house),

implement gradual transition into preschool and kindergarten with specific goals and objectives, visits by family to programs prior to transition as part of transition.“ (Rous/Hallam 2012, S. 236f)

Barrieren für den erfolgreichen Übergang vom Kindergarten in die Schule bei Kindern mit Behinderung sind der mangelhafte Austausch und die schlechte Organisation von Informationen und die Verfügbarkeit von Unterstützungen im Transitionsprozess. Eine durchgängige Dokumentation und Kommunikation von wichtigen Informationen von der abgebenden zur empfangenden Institution ist unerlässlich um eine kontinuierliche Unterstützung zu gewährleisten. Überdies können dadurch Kosten und Mühen eingespart werden, wenn Prozesse gemeinsam überblickt und nicht getrennt voneinander doppelt bearbeitet werden. Partnerschaften zwischen allen Beteiligten (Kind, Eltern, Kindergarten, Schule, Therapeuten, etc.) sind ebenfalls ein entschiedenes Element für die gelingende Transition. (vgl. Siddiqua/Janus 2017, S. 573f) Ausreichend und jederzeit verfügbar müssen zudem Unterstützungsmaßnahmen sein, einerseits in personeller Hinsicht im Sinne von Stützkräften, Sonder-pädagoginnen und Sonderpädagogen oder Therapeutinnen und Therapeuten sowie andererseits in materieller und organisatorischer Hinsicht wie etwa Förderprogramme, Lernbegleitung und Hilfsmittel. Alle diese Maßnahmen müssen miteinander verbunden sein, um ein funktionierendes Unterstützungsnetzwerk sicherzustellen. (vgl. Janus/Kopechanski/Cameron/Hughes 2008, S. 479f) Erfolgreiche Transitionen sind Teil des Leistungsangebots einer qualitativ hochwertigen Elementarbildung. Die Implementierung von individuellen Transitionsprogrammen und Übergangskonzepten ist notwendig für eine nahtlose Unterstützung und damit eine gelingende Transition vom Kindergarten in die Schule für Kinder mit Behinderungen. (vgl. Rous/Hallam 2012, S.

237f)

Im Dokument MASTERARBEIT/ MASTER S THESIS (Seite 34-37)