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Inventar der Modifikationssuffixe

1. Kapitel Morphologische Modifikation

1.2 Inventar der Modifikationssuffixe

Bei der Zuordnung der einzelnen Suffixe sowie bei der Unterteilung in produkti-ve und unproduktiprodukti-ve Bildungsmuster treten bei den Autoren große Unterschiede auf. Manche berücksichtigen die Produktivität bei den Suffixen nicht. Im Folgenden möchte ich unterschiedliche Suffixinventare erläutern und dann auf die Klassifikation der Modifikationssuffixe eingehen. Folgende Suffixe sind bei allen Autoren Teil des Inventars16: -ino, -etto, -ello, -uccio, -accio, -one.

15 Vor allem das rekursive Auftreten modifizierender Suffixe bei einer Bildung scheint eine Besonderheit dieser Suffixe zu sein.

16 Mutz (2000) macht keine Angaben über ihr vollständiges Suffixinventar. Sie beschränkt sich durchgehend auf beispielhafte Angaben. Sie nennt u.a. -acchi- (sic), -accio, -astro, -att- (sic), -ello, -etto, -icci- (sic), -ino, -olo, -one, -onzolo, -otto, -uccio, -uolo. Merlini Barbaresi (2004a) hingegen führt auch nicht mehr produktive Formen, Varianten, sowie Kollektivsuffixe an. Diese Entscheidung begründet sie dadurch, dass nicht mehr

produk-Das Suffix -ino wird insgesamt als (produktives) Diminutivsuffix (von Regula/Jernej 1975 als Diminutiv- bzw. Kosesuffix) angesehen. Die Suffixe -etto und -ello werden ebenfalls von allen Autoren zu den (produktiven) Diminutiv-suffixen gerechnet (von Regula/Jernej 1975 als Diminutiv- bzw. Kosesuffixe), außer von Scalise (1984, 1994); er zählt -etto und -ello nicht zu den Diminutiv-suffixen, begründet dies allerdings nicht näher. Das Suffix -uccio wird zu den Kosesuffixen (Tekavciç 1980, Calboli/Moroni 1989, Napoli/Reynolds 1995) oder zu den Diminutivsuffixen gezählt (Regula/Jernej 1975, Dardano 1978-1991, Dardano/Trifone 1991, Musarra 1983, Serianni 1988, Schwarze 1988/1995, Grimaldi 1991, Dressler/Merlini Barbaresi 1994). Scalise (1984, 1994) rechnet es nicht zu den Diminutivsuffixen, äußert sich jedoch auch an dieser Stelle nicht darüber, wie er das Suffix einordnet. Das Suffix -accio wird von den meisten Autoren als (produktives) Pejorativsuffix erfasst, außer u.a. von Dardano/Trifone (1991), die nur in Diminutiv- und Augmentativsuffixe unterteilen. Musarra (1983) nimmt -azzo als Variante des Suffixes an. Das Suffix -one sehen alle Autoren als Augmentativsuffix an. Dressler/Merlini Barbaresi (1994) u.a. nennen es das einzige produktive Augmentativsuffix.

Weiterhin führen alle Autoren, außer Scalise (1984, 1994), das Suffix -astro an. Bei Regula/Jernej (1975), Tekavciç (1980), Musarra (1983), Schwarze (1988/1995), Calboli/Moroni (1989), Dressler/Merlini Barbaresi (1994) und Napoli/Reynolds (1995) wird -astro als (produktives) Pejorativsuffix aufgefasst. Dardano (1978-1991), Dardano/Trifone ((1978-1991), Serianni (1988) und Grimaldi (1991) sehen hier jedoch ein Augmentativsuffix. Das Suffix -ucolo nennen alle Autoren, außer Serianni (1988), als Pejorativsuffix (z.B. Regula/Jernej 1975) oder als Diminutiv-suffix mit negativer Bewertung (z.B. Schwarze 1988/1995). Bei dem Suffix -otto/

-ottare gehen die Einordnungen weit auseinander. Es wird als Augmentativsuffix (Regula/Jernej 1975), als Diminutivsuffix (z.B. Tekavciç 1980) oder als Suffix zur Bildung von Verben aus Verben angesehen (Schwarze 1988/1995). Serianni (1988) und Scalise (1984, 1994) erwähnen das Suffix nicht. Auch das Suffix -(u)olo tritt bei

tive Varianten in "occasionalismi ludici, giornalistici, pubblicitari e in neoformazioni gergali" wiederauftreten können (Merlini Barbaresi 2004a: 266). Ihr Inventar zur B i l -dung von Nomina umfasst: 1. Diminutivsuffixe: -ino, -etto, -ello, -uccio, -uzzo, -otto, -(u)olo, -iolo, -acci-olo, ’-olo, -àtt-olo, -onz-olo, -usc-olo, -agn-olo, -ign-olo, -occ-olo, -isc-olo, -ùgi-olo, -icolo, -occhio, -occio, -ozzo, -atto, -acchio, -icchio, -ulo, -iggine, -iglio, -ecchio, -ischio, -ottero, 2. Augmentativsuffixe: -one, -otto, -ozzo, -asso, 3. Pejorativ-suffixe: -accio, -azzo, -ucolo, -astro, -ame, -ume, -aglia, -iglia, -ardo, -ùncolo, -acchera, -accolo, -upola/-ipola, -ercolo, -offia (Unterteilungen und Akzentuierung nach Merlini Barbaresi 2004a: 265). Ihr Inventar zur Bildung von Adjektiven hingegen umfasst: 1.

"suffissi attenuativi": -ino, -etto, -ello, -uccio, -uzzo, -otto, -astro, -iccio, -ozzo, -occhio, -acchio, -acchi-one, -acchi-otto, -icchio, -ecchio, -igno, -ign(-acc)-olo, -ognolo, -uolo,

‘-ulo, 2. "suffissi rafforzativi": -one, -igli-one, -acci-one, -otto, -igno; Pejorative mit

"funzione rafforzativa": -accio, -azzo, -on-azzo, -astro (tritt zweimal auf!), -ardo (Merlini Barbaresi 2004b: 446f.).

allen Autoren, außer den beiden genannten, als Diminutivsuffix (z.B. Tekavciç 1980) bzw. als Kosesuffix auf (Napoli/Reynolds 1995).

Im Folgenden werden zusätzliche Mitglieder der Suffixinventare bzw. Varianten der obengenannten Suffixe angeführt. Die Reihenfolge der Autoren ist chronolo-gisch.

Regula/Jernej (1975) nennen bei dem Suffix -ino die Varianten -ic(c)ino; -olino, bei -ello betrachten sie die Variante -icello. Zudem nennen sie als eigene Diminutiv-bzw. Kosesuffixe -ellino und -erello. Sie erwähnen als weitere Augmentativsuffixe -occio und -ozzo und als Pejorativsuffixe -onzolo, -(icci)atto(lo). Ihr Inventar umfasst insgesamt 17 Suffixe.

Dardano (1978) sieht -icci(u)olo, -atto/-attolo, Dardano (1991) noch -acchiotto, -iciattolo als Diminutivsuffixe an. Dardano (1978) betrachtet -acchio als weiteres Augmentativsuffix, Dardano/Trifone (1991) auch -acchione sowie mildernd -iccio, -igno, -ognolo, -occio. Als Suffixe zur Bildung von Verben aus Verben nennen sie -(er/ar)ellare, -ettare, -icchiare, -acchiare, -ucchiare. Dardano (1978) und Dardano/Trifone (1991) unterteilen nur in Diminutiv- und Augmentativsuffixe, insgesamt besteht ihr Inventar aus 22 Suffixen.

Tekavciç (1980) betrachtet als weniger bedeutende Suffixe -atto, -acchio, -ecchio, -icchio, -occhio, -ucchio. Problematisch ist vor allem bei den letzteren Suffixen die Frage der Motiviertheit, da er fast ausschließlich lexikalisierte Beispiele anführt, wie z.B. ginocchia, forfecchia (siehe Tekavciç 1980: 98). Des Weiteren erwähnt er -eccio, -iccio, -occio. Als einziges Kosesuffix nennt er -uccio mit der Variante -uzzo.

Als Pejorativsuffix sieht er auch -onzolo an. Sein Inventar zählt 20 Suffixe.

Musarra (1983) sieht -uzzo als eigenes Diminutivsuffix an, nicht als Variante von -uccio, als Augmentativsuffixe -acchio und -icchio, als Pejorativsuffix -aglia. Pejora-tivsuffixe drücken seines Erachtens eine rein negative qualitative Bewertung aus und keine quantitative Reduktion. Er rechnet 14 Suffixe zu seinem Inventar.

Serianni (1988) zählt -icchio zu den Diminutivsuffixen. Das Suffix -icchio ist nach seinen Angaben heute nur noch in einigen toskanischen Dialekten produktiv sowie in Süditalien, wo es pejorative Färbung annehmen kann. Ebenso wie Dardano (1978) bzw. Dardano/Trifone (1991) unterteilt er nur in Diminutiv- und Augmentativsuffixe. Bei ihm treten acht Suffixe auf.

Schwarze (1988/1995) nennt -icciolo, und -iciattolo als Variante von -olo. Als wenig produktive Suffixe zur Bildung von Verben aus Verben sieht er -acchiare, -icchiare, -ucchiare, -(er)ellare, -ettare und -azzare an. Derivationen mit diesen Suffixen, außer dem letzten Suffix -azzare, sind nach Schwarze semantisch mit den Diminutivsuffi-xen bei der Nominalbildung verwandt, teilweise sind sie auch formal gleich. Bei -azzare bestehe semantische und formale Ähnlichkeit zur Pejorativbildung. Sein Inventar umfasst 15 Suffixe.

Calboli/Moroni (1989) sehen -acchiotto als Diminutivsuffix an. Bei dem Kosesuffix -uccio erwähnen sie die Variante -uzzo. Als Augmentativsuffixe nennen sie -acchione (als Kombination aus -acchio und -one) sowie -occio. Als Pejorativsuffix sehen sie -onzolo an. Sie führen an, dass auch Suffixe wie -uccio, -attolo und -icciuolo pejorativen Wert annehmen können (siehe 1.10.1). Als modifizierende Suffixe bei verbaler Basis sehen sie -arellare/-(er)ellare, -ettare, -icchiare, -acchiare, -ucchiare an.

Ihr Inventar beläuft sich auf 20 Suffixe.

Scalise (1984, 1990, 1994) erwähnt lediglich Beispiele für modifizierende Suffixe, -ello, -etto und -uzzo (Variante von -uccio) sieht er nicht als Diminutivsuffixe an, ohne dies jedoch weiter zu begründen. Insgesamt nennt er sieben Suffixe.

Grimaldi (1991) zählt zu -ino die Varianten -oncino, -olino, bei -ello die Varianten -icello, -erello als Diminutivsuffixe. Ihrer Auffassung nach werden Diminutive ten-denziell positiv bewertet (denselben Standpunkt vertreten Dressler/Merlini Barbaresi 1994). Bei den Diminutivsuffixen -uccio, -icciolo, -uolo hingegen könne eine negative oder eine positive Bewertung auftreten. Bei -ucolo und -iciattolo liege eine negative Bewertung vor. Das Suffix -acchiotto habe eine positive Bewertung.

Als Augmentativsuffix betrachtet sie -acchione. Bildungen mit -accio/-astro haben ihres Erachtens bei Nomina einen stark pejorativen Wert. Als modifizierende Suffixe bei adjektivischen Basen nennt sie -astro, -iccio, -igno, -ognolo und -occio, als modifizierende Suffixe bei verbaler Basis führt sie -ellare, -ettare, -ottare, -icchiare, -acchiare, -ucchiare an. Sie zählt 21 Suffixe zu ihrem Inventar.

Dressler/Merlini Barbaresi (1994) sehen -iccio/-occio als Milderung bei Adjektiven an, als produktive Diminutivsuffixe nennen sie -uccio mit der Variante -uzzo und das weniger produktive Suffix -onzolo. Sie nennen insgesamt 13 Suffixe.

Napoli/Reynolds (1995) Inventar umfasst weiterhin -cello als weniger produktives Suffix sowie -cino, -iccio, -ucchio, -uzzo, -erello, -occhio, -icchio, -ecchio als Diminutiv-suffixe. Sie betrachten -izzo als Augmentativsuffix, als Pejorativsuffixe -azzo, -ereccio und als mögliches Pejorativsuffix -acchio. Napoli/Reynolds (1995) sehen erkenn-bare Muster bei den modifizierenden Suffixen: Manche Suffixe treten in Reihen auf, die sich nur anhand des Anfangsvokals unterscheiden: Die Suffixe, die beispielsweise mit /i/ oder /e/ beginnen, sind ihres Erachtens tendenziell diminu-tiv. Des Weiteren notieren sie das Auftreten stimmloser Geminaten, wie /tsÜ/, /tSÜ/, /k…i/, nach einem Vokal bei vielen dieser Suffixe. Sie fassen diese drei Affix-reihen nicht in allomorphe Reihen zusammen, weil sie keine morphologische Basis diesbezüglich vorliegen sehen. Sie erhalten somit insgesamt 23 unterschiedli-che Suffixe. Auch Mutz (2000: 17) weist auf die Suffixreihen hin, die sich nur im Anlautvokal unterscheiden (z.B. -atto-, -etto, -otto). Lediglich die Suffixe -ino, -one, -astro lassen sich nicht in solche Reihen fassen.

Oftmals unterscheiden sich die Suffixinventare der einzelnen Autoren so drastisch, weil manche ein Suffix mit verschiedenen Varianten annehmen (siehe auch 1.3.2.1), andere hingegen verschiedene Suffixe. In manchen Fällen wurden auch nicht mehr produktive Bildungselemente zum Suffix gerechnet und somit ein neues Suffix angenommen.17 Die Zahl der Suffixe variiert von sieben bis hin zu 23.