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Die Interaktion zwischen EIIA Glc und der Adenylatcyclase

4. Diskussion

4.3 Die Interaktion zwischen EIIA Glc und der Adenylatcyclase

Auch die Menge des transkriptionellen Aktivatorkomplexes cAMP/CAP im Mlc-PtsG-System wird durch eine PTS-Komponente, dem EIIAGlc, reguliert. EIIAGlc beeinflusst die Aktivität des Enzyms Adenylatcyclase, welche die Bildung von cAMP aus ATP katalysiert. Die bisherigen Ergebnisse wurden indirekt durch Untersuchung der Adenylatcyclaseaktivität in PTS-Mutanten und bei Wachstum auf verschiedenen Kohlenstoffquellen erhalten (44, 78, 100, 124). Demnach wird die Aktivität der Adenylatcyclase stimuliert, wenn EIIAGlc phosphoryliert ist, nicht aber, wenn EIIAGlc, aufgrund des Transportes und der Phosphorylierung von PTS-Substraten (v. a. Glukose), dephosphoryliert vorliegt (124). Es wurde postuliert, dass EIIAGlc-Phosphat an die Adenylatcyclase bindet. Diesem Modell zufolge geschieht die Aktivierung, indem durch die EIIAGlc-Phosphat Bindung der inhibitorische Effekt aufgehoben wird, den die regulatorische C-terminale Domäne der Adenylatcyclase auf die eigene N-terminale katalytische Domäne ausübt (63, 135).

Die Adenylatcyclase kommt unter normalen, physiologischen Bedingungen nur in sehr geringen Mengen vor, etwa 15 Moleküle pro Zelle. Durch Überproduktion von plasmidkodierter Adenylatcyclase lässt sich eine Steigerung erreichen, die es erlaubt, dass Protein mit konventionellen Methoden zu reinigen und in vitro Enzymtests damit

durchzuführen (132, 171). Über die Löslichkeit und Aktivität des Proteins gibt es widersprüchliche Angaben. So wurde einerseits behauptet, dass die Assoziation des Proteins an die Membran eine Voraussetzung für dessen Aktivität sei, da diese nur in permeabilisierten Zellen nachweisbar war und nicht im zellfreien System (135). Es wurde weiter beschrieben, dass etwa 75 % des Proteins in der Membranfraktion zu finden wären und etwa 25 % als lösliches Protein im Cytoplasma vorliegen würde. Andere Methoden der Proteinreinigung führten zu dem Ergebnis, dass nur etwa 15 % des Proteins in der Membranfraktion zu finden sind und 85 % als lösliches Protein vorliegen (171). Wie der Kontakt der Adenylatcyclase zur Membran zustande kommt ist unklar. Bisher konnte kein Protein identifiziert werden, dass die Membranbindung indirekt vermitteln könnte. Auch verschiedene hydrophobe Bereiche der Adenylatcyclase selbst sind an sich nicht ausreichend. Im Rahmen der hier durchgeführten Experimente, konnte die Adenylatcyclase mit N-terminalem His-tag in der Membranfraktion nachgewiesen werden. Eine ausreichende Menge der Adenylatcyclase war membranassoziiert, um damit Membranbindungstests mit EIIAGlc durchzuführen. Die gebundene Menge entsprach schätzungsweise den in (170) angegebenen 15 – 20 % des gebildeten Proteins (Daten nicht gezeigt).

Die Ergebnisse in dieser Arbeit zeigen, dass in E .coli eine direkte Protein-Protein-Interaktion zwischen dem EIIAGlc und der Adenylatcyclase stattfindet. Diese Interaktion schien, zumindest unter in vitro Bedingungen, unabhängig vom Phosphorylierungszustand des EIIAGlc zu erfolgen. Die Interaktion mit der Adenylatcyclase wurde mit gereinigtem EIIAGlc getestet und mit Zellextrakten, die überproduziertes EIIAGlc enthielten. In beiden Fällen war sowohl phosphoryliertes, als auch dephosphoryliertes EIIAGlc enthalten. Zusätzlich wurde die Interaktion mit ausschließlich dephosphoryliertem EIIAGlc getestet. Die Frage, ob die Adenylatcyclase an beide Formen von EIIAGlc bindet oder auch nur an dephosphoryliertes EIIAGlc konnte mit dem durchgeführten Membranbindungstests nicht beantwortet werden, da keine Probe verwendet wurde, die ausschließlich EIIAGlc-Phosphat enthielt, beziehungsweise der Phophorylierungszustand des gebundenen EIIAGlc nicht nachgeprüft wurde.

Das oben beschriebene Modell der Regulation der Adenylatcyclaseaktivität muss aufgrund dieser Ergebnisse neu bedacht werden. Geht man zunächst davon aus, dass sowohl die phosphorylierte als auch die dephosphorylierte Form von EIIAGlc an die Adenylatcyclase bindet, könnte der Phosphorylierungszustand von EIIAGlc entscheidend sein, ob das Protein

aktivierend oder deaktivierend auf die Adenylatcyclase wirkt. Das Signal könnte beispielsweise über die negative Ladung des gebundenen Phosphat übertragen werden.

Entgegen dem vorherrschenden Modell, der Aktivierung der Adenylatcyclase durch EIIAGlc -Phosphat, gab es auch Modelle, die von einer Inaktivierung des Enzyms durch dephosphoryliertes EIIAGlc ausgingen. Bei dem Versuch die Regulation der Adenylatcyclase in Zellextrakten zu erforschen, zeigte sich, dass die Zugabe von PTS-Komponenten und PEP alleine nicht ausreichte um den cAMP Spiegel zu erhöhen. Diese erfolgt bei Zugabe von anorganischem Phosphat (Pi). Im Gegensatz dazu inhibierte das dephosphorylierte EIIAGlc die Adenylatcyclaseaktivität, wenn Pi zugegeben wurde (87, 124, 131). Es wurde vermutet, dass bei Vorhandensein von Pyruvat Pi in Form von ATP abgezogen wird. Daraus wurde geschlossen, dass dephosphoryliertes EIIAGlc die Adenylatcyclase in einem Pi abhängigen Prozess inaktiviert. Die Ergebnisse dieser Arbeit sprechen ebenfalls für die Möglichkeit der Inaktivierung der Adenylatcyclase durch dephosphoryliertes EIIAGlc. Allerdings würde ein Modell, dass nur von einer Deaktivierung durch dephosphoryliertes EIIAGlc ausgeht und die Aktivierung der Adenylatcyclase durch phosphoryliertes EIIAGlc außer Acht lässt, nicht erklären weshalb die cAMP Konzentration in crr (EIIAGlc) -Mutanten erniedrigt ist (siehe Kap. 1.3.2).

Die Dephosphorylierung von EIIA während des Transports von externer Glukose hätte somit zwei Konsequenzen. Zum einem würde die Bindung von EIIAGlc an Permeasen und katabole Enzyme Induktorausschluss bewirken (124). Zum anderen würde die Bindung an die Adenylatcyclase deren Inaktivierung zur Folge haben. Es würde sich also bei der Inaktivierung der Adenylatcyclase um einen dem Induktorausschluss ähnlichem Mechanismus handeln.

Das Modell der Inaktivierung der Adenylatcyclase durch dephosphoryliertes EIIAGlc lässt sich auf die durch Glukosetransport bewirkte Katabolitenrepression anwenden. Der Transport von Glukose bewirkt eine starke Dephosphorylierung von EIIAGlc. Die Phosphorylierung des Proteins könnte, wenn auch nicht geklärt wie, die Aktivierung der Adenylatcyclase bewirken.

Hierin könnte auch der Sinn der teilweisen Membranassoziation der Adenylatcyclase liegen.

So würde die Adenylatcyclase mit gebundenen EIIAGlc in die Nähe des EIICBGlc (PtsG) gelangen. Die Phosphorylierung der PTS-Proteine ist reversibel. Phosphoryliertes EIICBGlc könnte ein Zeichen dafür sein, dass keine Glukoseaufnahme mehr stattfindet und das

Phosphat auf EIIAGlc übertragen. EIIAGlc-Phosphat würde dann die Adenylatcyclase aktivieren oder die Bindung zwischen den Proteinen lösen.

Bei der Katabolitenrepression durch Nicht-PTS-Zucker ist das Signal für die Anwesenheit des Zuckers, das bei dessen Abbau gebildete Zucker-Phosphat. Sensor für dieses Signal ist das EIIAGlc. Dessen Interaktion mit der Adenylatcyclase wird dahingehend beeinflusst, dass keine Aktivierung der Adenylatcyclase stattfindet (39). Das Modell der Inaktivierung der Adenylatcyclase durch EIIAGlc würde dann auch erklären, weshalb die Zugabe der Zuckerphosphate (siehe Kap 3.3.3) die Bindung zwischen der Adenylatcyclase und EIIAGlc nicht beeinflusst hat. Die Inaktivierung des Enzyms durch dephosphoryliertes EIIAGlc konnte so aufrecht erhalten werden. Nicht-PTS-Zucker rufen eine sehr unterschiedliche Dephosphorylierung von EIIAGlc hervor. Diese ist meist wesentlich geringer als die durch den Transport von Glukose bewirkte. Der Transport von Glycerin und dessen Verwertung bewirkt nur eine etwa 14 % Dephosphorylierung von EIIAGlc (61). Diese Menge an dephosphoryliertem EIIAGlc müsste dann ausreichen um die Adenylatcyclase zu inaktivieren.

Wenn man bedenkt, dass die Adenylatcyclase in sehr geringen Mengen von nur etwa 15 Molekülen (171) in der Zelle vorkommt und das EIIAGlc (95) mit etwa 15000 Molekülen, wäre dies vorstellbar. Zumindest eine teilweise Inhibierung.

Die Klonierung der beiden Domänen der Adenylatcyclase als separate Polypeptide ermöglichte es zu zeigen, dass EIIAGlc durch die katalytische Domäne des Enzyms gebunden wird. Die nicht nachweisbare Bindung von EIIAGlc an die regulatorische Domäne der Adenylatcyclase sollte vorsichtig diskutiert werden. Es ist nicht sicher, dass die unabhängig vom Rest des Proteins exprimierte Domäne auch korrekt gefaltet war. Möglich wäre auch, dass eine Bindung von EIIAGlc über beide Domänen erfolgt und die an die regulatorische Domäne nur zu sehen ist, wenn die EIIAGlc Bindung über die Bindung an die katalytische Domäne stabilisiert wird. Hinweise auf potentielle EIIAGlc Bindestellen in beiden Domänen der Adenylatcyclase ergaben sich schon früher aus der Analyse von C-terminal trunkierten Varianten der Adenylatcyclase und von solchen mit einem Aminosäureaustausch in der N-terminalen Hälfte des Enzyms (31, 135). Betreffend der Bindung von EIIAGlc an die katalytische Domäne bestand ein Unterschied, ob eine Variante (AS: 87-535) getestet wurde, deren N-terminale 86 Aminosäuren entfernt waren oder eine Variante (0-535) ohne diese Deletion. Es erfolgte keine Bindung von EIIAGlc an die terminal trunkierte Variante. Die N-terminalen 86 Aminosäuren der Adenylatcyclase werden für die Bindung von EIIAGlc

benötigt. Bezieht man mit ein, dass ein Fragment, das den Aminosäuren 82-341 (62) bzw. 87 – 531 (siehe Kap. 3.3.2; Abb. 33) entspricht, katalytisch aktiv ist, EIIAGlc an den N-terminalen Bereich der Adenylatcyclase bindet und die regulatorische Domäne für die Inhibierung der Adenylatcyclaseaktivität benötigt wird, dann kann man sich ein vorläufiges in Abbildung 45 gezeigtes Modell vorstellen.

Abb. 45: Aktivierung/Inaktivierung der Adenylatcyclase.

A: Dephosphoryliertes EIIAGlc ist an den N-terminalen Bereich der Adenylatcyclase gebunden (und evt. an die regulatorische Domäne). Die Adenylatcyclase liegt in einer Konformation vor, in der die regulatorische Domäne die Aktivität der katalytischen Domäne inhibiert. Die Ausbildung dieser Konformation wäre auch dann vorstellbar, wenn, beispielsweise in der crr (EIIAGlc)-Mutante, kein EIIAGlc gebunden wird.

B: Das gebundene EIIAGlc ist phosphoryliert. Elektrostatische Abstoßung aufgrund der negativen Ladung des gebundenen Phosphates und/oder sterische Abstossung verhindern den Kontakt der regulatorischen Domäne zur katalytischen Domäne. Die Adenylatcyclase ist aktiv.

C: Die EIIAGlc Bindung hat keinen Einfluss auf den minimal katalytischen Bereich (grün). Fehlt die regulatorische Domäne erhält man ein Protein, dass unabhängig vom Phosphorylierungszustand von EIIAGlc oder vom Vorhandensein von EIIAGlc aktiv ist.

Sicherlich ist der Test weiterer Adenylatcyclase Varianten in Verbindung mit der Bestimmung der Adenylatcyclaseaktivität nötig, bevor ein Modell aufgestellt werden kann, dass den tatsächlichen Gegebenheiten nahe kommt.

Zusammenfassend kann man also sagen, dass EIIAGlc eine direkte Interaktion mit der Adenylatcyclase eingeht. Für diese Bindung ist die katalytische Domäne der Adenylatcyclase ausreichend. Das Modell der Deaktivierung der Adenylatcyclase durch dephosphoryliertes EIIAGlc ist mit früheren Erfahrungen und den in dieser Arbeit gemachten Ergebnissen vereinbar. Nach wie vor nicht geklärt ist, wie die Zuckerphosphate auf die Adenylatcyclase-Aktivität einwirken, ob dies beispielsweise auch über die Dephosphorylierung von EIIAGlc erreicht wird. Wäre EIIAGlc aber nur der Inhibitor der Adenylatcyclase-Aktivität, würde man in crr (EIIAGlc)-Mutanten einen Anstieg der Adenylatcyclase-Aktivität erwarten. Das Gegenteil ist der Fall. Der cAMP-Spiegel in einer crr-Mutante ist niedrig im Vergleich zu dem von Wildtypzellen. EIIAGlc wird auch für die Aktivierung des Enzyms benötigt.