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Edition und Rezeption von La dot de Suzette

Im Dokument Spiegel einer Gesellschaft im Umbruch (Seite 83-86)

2.9 Fazit

3.1.2 Edition und Rezeption von La dot de Suzette

La dot de Suzette wurde im Jahre 1798 während eines Aufenthalts Fiévées auf dem Lande verfasst. Er ließ den Roman zunächst anonym veröffentlichen. Ein möglicher Grund hierfür könnte die innenpolitische Lage nach dem Militärputsch vom 18. Fructidor des Jahres V (4. September 1797) gewesen sein. Da er bereits einmal inhaftiert worden war, fürchtete er weitere Sanktionen. Claude Duchet hat darauf aufmerksam gemacht, dass Fiévée zudem auf diese Weise vermied, seine Herkunft als Mann des Tiers Etat preiszugeben:

Le livre n’était pas signé, autant par réserve prudente que par ce souci de la distinction qui marqua toujours Joseph Fiévée, plébéien d’origine, monarchiste par choix calculé, et quelque peu industrieux. L’anonymat, point rare au demeurant, était là davantage une manière Ancien Régime, et presque un appel de lecture, qu’une sauve-garde pour le quasi-proscrit de Fructidor.144

Der Roman fand innerhalb kürzester Zeit großen Absatz. Er entsprach dem Geschmack seiner Leser. Während La dot de Suzette ein großer Publikumserfolg war, wurde der zweite Roman Frédéric kaum beachtet und geriet schon sehr schnell in Vergessenheit.

Fiévée hatte den Erfolg, den seine beiden Romane auf lange Sicht haben würden, ganz anders eingeschätzt. Im Vorwort zu Frédéric schrieb er:

Suzette plaira à plus de personnes, et Frédéric, davantage à ceux qui savent bien lire. Le succès de Suzette a de beaucoup passé mon espérance; cependant je crains qu’en vieillissant elle ne se perde dans l’abîme qui engloutit quatre-vingt-dix-neuf romans sur cent. Frédéric n’y tombera pas; du moins je l’espère.145

Der Literaturkritiker Sainte-Beuve war mit Fiévée einer Meinung, dass La dot de Suzette langfristig keine große Bedeutung haben werde. Er schrieb: „En un mot, La dot de Suzette n’est pas un chef

144 Duchet, 1990, S.7.

145 Fiévée, Joseph. Préface. In: Frédéric (Paris 1799), S.XX.

d’œuvre, mais ç’a été un très agréable livre à son moment.“146 An dem Nachfolgewerk hingegen hatte er zwar kritisiert, dass es für viele Leser zu kompliziert und zu konstruiert wirke, lobte es jedoch insgesamt als ein feinsinniges, interessantes Buch.147. Da jedoch die erzählte Zeit des Frédéric vor der Revolution liegt, wollen wir in dieser Arbeit nicht näher auf das Werk eingehen.

Bei seinem Erscheinen 1798 wurde La dot de Suzette allerorts diskutiert und mit großen zeitgenössischen Werken verglichen.148 Es ist überliefert, dass Napoleon von dem Roman sehr angetan war. Er wurde bis 1848 siebenmal aufgelegt, danach weitere acht Male.

Zudem folgten Übersetzungen ins Spanische, Portugiesische und Deutsche. Ab 1803 gab sich Fiévée als Autor dieses Romans zu erkennen und gelangte zu Ruhm. Man kannte Fiévée als den Autor dieses Romans und nicht in seiner Funktion als Berater des Kaisers.149 1842 wurde La dot de Suzette als Drama in vier Akten von P. Goubaux und G. Lemoine in Paris uraufgeführt und war ebenfalls ein großer Erfolg.150 Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts verlor der Roman an Popularität. Fiévées Rolle als Verfasser politischer Schriften rückte Anfang des 20. Jahrhunderts in den Vordergrund, gefördert durch die Historiker des Vichy-Régimes, die seine Abhandlungen für ihre Propaganda missbrauchten.151 La dot de Suzette ist jedoch noch nicht vollständig in Vergessenheit geraten. Der Roman ist 1964 mit einem Vorwort von Claude Duchet (Un Machiavel de l’an V) neu aufgelegt worden. Dieser macht darauf aufmerksam, dass die Bedeutung des Werks nicht unterschätzt werden darf:

Qu’un livre de second rayon, œuvre d’un romancier d’occasion plus que de vocation, ait pu susciter de l’intérêt, sinon de l’estime, tout au cours d’un siècle,

146 Sainte-Beuve, 1851, S.223.

147 ebd., S.224.

148 Duchet, 1990, S.8.

149 Dies hatte zur Folge, dass einige seiner politischen Gegner ihn nicht ernst nahmen (s. Saint-Beuve, 1851, S.223).

150 Duchet, 1990, S.32.

151 ebd., S.9.

qu’il ait pu surtout ‘durer plus longtemps que les circonstances qui l’avaient fait naître’, et résister aux épithètes redoutables - joli, charmant, gracieux, aimable, moral - [...], voilà qui mérite examen et qui justifie qu’on lui donne sa place dans la littérature romanesque de l’entre deux siècles, où il entend marquer discrètement sa différence.152

Duchet hat mit seinem Vorwort eine überblicksartige Interpretation des Romans veröffentlicht, deren Hauptaspekte wir bei unserer Analyse anführen werden. Gleiches gilt für die wenigen Kommentare, die Sainte-Beuves zu dem Roman machte. Ferner werden wir Jean Tulard berücksichtigen, der dem Roman in seinem Buch Joseph Fiévée - Conseiller secret de Napoléon ein Kapitel gewidmet hat. Er hat sich jedoch im wesentlichen darauf beschränkt, den Roman mit einer ausführlichen Inhaltsangabe und zahlreichen längeren Zitaten dem Leser vorzustellen. Daneben gibt es nach unserem Kenntnisstand trotz seiner zumindest zeitweilig großen Popularität keine ausführlichen Analysen des Werks. Wood erwähnt La dot de Suzette in zwei Sätzen153 und Henri Coulet fasst in wenigen Worten das Vorwort Duchets zusammen.154 Bevor wir den Roman auf eventuelle Ähnlichkeiten mit dem englischen Roman des 18. Jahrhunderts näher untersuchen, wollen wir zum besseren Verständnis kurz den Inhalt skizzieren.

152 ebd., S.9.

153 „[...] l’intrigue de La dot de Suzette est des plus romanesques, mais Fiévée ne laisse pas d’avoir sur la société de cette époque le coup d’œil assez juste. Il fait des esquisses rapides, mais vigoureuses: les belles dames et les petits fats, rue de la Chaussée-d’Antin, qui se gaussent de Suzette; une femme, appartenant à l’une des anciennes familles de France, qui après la mort de son mari poursuit ses plaisirs à l’ombre même de la guillotine.“

(Wood, 1954, S.39.)

154 Coulet beginnt seine Ausführungen mit den Worten: „La dot de Suzette, de Fiévée, (1798) est trop connue pour que nous nous y attardions [...].“ Er verweist jedoch auf keine Veröffentlichungen (Coulet, 1984, S.39.).

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