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5 Das kybernetische System Mensch

5.5 BewusstSein: Das Sein des Menschen

In Kap. 4 wurde gezeigt, dass sich das kybernetische Paradigma darin bedingt, eine Logik zur Beobachtung sichtbar zu machen, die beschreibt, wie das eine Beobachtete (nämlich Leben) auf ein Ziel zusteuert, das es selbst determiniert. Eine solche Sichtbarmachung bzw. Formulierung findet über eine Informationstheorie statt: Das kybernetisch beschriebene System Mensch wird über die Dimension der Information definiert und als solche beschrieben. In Kap. 4.2 wurde dies näher am Beispiel des blinden und die Straße entlang

gehenden Bateson ausgeführt. Es wurde gezeigt, dass das kybernetische System Mensch in einer Ökonomie der Information unter der Bedingung der Resonanz (auf Basis von Unterscheidung und Entscheidung) seine Ziele verfolgt. Das Sein des Systems Mensch erscheint so, entsprechend des Paradigmas der Kybernetik als Phänomen, das sich aus dem Ziel des Systems Mensch ableitet bzw. mit diesem „ident“ ist.

Abbildung 11 veranschaulicht jenen Sachverhalt grafisch. Der Verstand40 und die Vernunft41 erscheinen darin als Phänomene bzw. Werkzeuge des Steuerns– die dem Sein (a) implizit sind und das Sein rekursiv (weil sich auf sich selbst beziehend) entsprechend des Ziels (b) „herstellen“; und um das zu erreichen – sich der Nichttrivialität bewusst – in einem gewissen Sinn „selbst abschaffen“ (c).

Abbildung 11: Das Sein des Menschen

a) b) c)

a) Sein: Der Mensch steuert durch seinen Verstand und seine Vernunft – durch die logischen Operationen der „Unterscheidung“ und „Entscheidung“ und unter der Bedingung von Resonanz (Kap. 4.2) –, welche dem Informationssystem Mensch ermöglichen, sich selbst rekursiv lernend auszuführen, auszuformen bzw. zu verändern (rote Pfeile).

b) Ziel: Dies geschieht entsprechend des Ziels des Menschen (das durch das Zustandekommen des Menschen determiniert wird; Teleonomie; Kap. 2.3 und Kap. 5.2).

c) Das bewusste Sein des Menschen entsprechend seines Telos und im Sinn seiner Ontologie.

Dieses Teilkapitel setzt sich näher mit jenen Aspekten des Steuerns – den Formalismen und Prinzipien der Ontologie und Teleonomie des kybernetischen Systems Mensch auseinander. Dabei soll abstrakt

(ausgehend von Kap. 5.5.1) jenes Bewusstsein beschrieben werden, das sich „im Ziel“ (Kap. 5.5.2), „im Sein“

(Kap. 5.5.3) und „durch Differenzierung“ (Kap. 5.5.4) konstituiert. Im Zuge dessen wird eine kybernetische Form des bewussten Seins sichtbar,

· das sich durch dessen Denken (das Denken in Kybernetik) offenbart

· und in Folge (kybernetische) Grundlage für eine inter- und transdisziplinare Beschreibung des Phänomens Lernen in Kap. 6, Kap. 7 und Kap. 8 werden wird.

40 Roth (2003) bezeichnet den Verstand als „die Fähigkeit zu aktuellem Problemlösen mithilfe erfahrungsgeleiteten (induktiven) und logischen (deduktiven) Denkens. Verstand ist somit weithin identisch mit dem, was viele Psychologen unter Intelligenz verstehen, d. h. die Fähigkeit, Probleme in einer vorgegebenen Zeit zu identifizieren und vorhandenes Expertenwissen adäquat anzuwenden.“

41 Die Vernunft wird im Duden (2002, S. 433) als „geistiges Vermögen“ beschrieben, das „nicht nur, (wie der Verstand) auf Einsicht und Erkenntnis, sondern darüber hinaus auch auf sinnvolles Verhalten bzw. Handeln gerichtet ist.“ Roth (2003) bezeichnet dementsprechend die Vernunft als „mittel- und langfristige Handlungsplanung aufgrund

übergeordneter ethischer und zweckrationaler Prinzipien. Hierbei spielt insbesondere die soziale Akzeptanz des eigenen Handelns eine große Rolle.“

Ziel Sein ist Ziel

ist Bewusstsein Sein

Verstand u.

Vernunft

5.5.1 Das Bewusstsein

Die „Encyclopaedia of Systems and Cybernetics” beschreibt „consciousness“ als „the state of a living system who perceives (is aware of) his/her own inside knowledge of inside or outside phenomena and possesses the ability to formulate it for him/herself and for communication with others” (ISCE 2016). Das Bewusstsein des Menschen wird dabei als Phänomen bzw. Konzeption sichtbar, das Wahrnehmungs- und

Verhaltenssteuerung konstituiert bzw. Orientierung und Anpassung ermöglicht (Duden 2002, S. 52). Als solches ist es fähig Realität zu rekonstruieren bzw. Wirklichkeit zu konstruieren und so in der Interaktion mit dessen (Um)welt durch Unterscheidung und in weiterer Folge durch Entscheidung mittels Verstand und Vernunft Verhalten – das Sein des Menschen – entsprechend seines Zieles zu gestalten.

Dem bewussten Sein ist dabei ein Verstand und eine Vernunft implizit, die sich der Nichttrivialität bewusst, durch Einsicht und Erkenntnis (Verstand) bzw. sinnvolles Verhalten und Handeln (Vernunft), mutig und in freiem Willen, „selbst abschaffen“ und sich so immerwährend neu in den Zielen des Menschen

wiederfinden: Der Mensch ist sich bewusst, sein(e) Ziel(e) nur dann erreichen zu können, wenn er sich immerwährend auf nichttriviale Weise mit dem Leben auseinandersetzt.

In diesem Sinn vermag das Sein dem Ziel – und diese wiederum dem Bewusstsein zu entsprechen. Ihre Dimension ist entsprechend des kybernetischen Paradigmas jene der Information, wo sich das

kybernetische System Mensch in (ausschließlicher) Resonanz als Teilmenge der Ökonomie der Information – in der Realität – wiederfindet und seine Ontologie entsprechend seines Telos lernend lebt (Abbildung 11).

5.5.2 Das Ziel

In diesem Unterkapitel wird geklärt, was in dieser Arbeit unter dem Begriff „Ziel“ verstanden werden soll.

Dabei soll auch ein Denkgebäude entworfen werden, das die Begriffe „Mensch“ und „Ziel“ im Kontext einer kybernetischen Betrachtung aufeinander anwendet und zueinander in Beziehung setzt. Das Ziel des

Menschen wird dabei als implizite Größe sichtbar, die sich aus dessen Zustandekommen als Lebewesen ableitet – sich aus dessen Bedürfnissen konstituiert und in der Sprache zum Ausdruck kommt.

Varela (1997, S. 79) zufolge, wird „Leben“ dadurch sichtbar, dass dieses andauernd Struktur bzw. Identität erzeugt und aufrecht erhält (Kap. 2.1): Erst die Autonomie eines Lebewesens bzw. des Menschen ermöglicht diesem, das eigene Zustandekommen und den autopoietischen Prozess der „Selbstschöpfung“ (Weber 2014, S. 50; Kap. 2.5). Einem solchen Prozess ist eine Wertigkeit inbegriffen, das dem Leben (durch das eigen Zustandekommen) innewohnt und diesem als Folge das „Schädliche“ meiden und das „Förderliche“ suchen lässt (Ebd., S. 52). Weber (2014, S. 52) zieht hieraus die folgende Schlussfolgerung: „Wer aber ein Interesse hat, der nimmt die Welt nicht wahr, »wie sie objektiv ist«, sondern entsprechend seinen Bedürfnissen.“ Das Leben erscheint so als „subjektives“ Phänomen:

· Als ein System, umgeben von und Teil von Systemen,

· das auf Basis seiner Struktur „sieht“ und „ordnet“ (Krohn et al. 2005, S. 283-284)

· und durch dessen Struktur in seinen Zielen determiniert wird bzw. auf Basis dieser, Ziele ableitet.

Der biologische Organismus bzw. der Mensch wird dabei in einer Bio-semiotik42 bzw. im Erklärungsmodell der Teleonomie43 sichtbar, wo der Begriff „Ziel“ bzw. „goal“ als „some end state to which a system tends by

42 Die Biosemiotik ist ein Paradigma – eine Bedeutungslehre der Biologie, die Empfindungsprozesse und innewohnende Werte als „Basis aller Lebensprozesse“ betrachten (Weber 2014, S. 39).

43 Der Begriff der „Teleonomie“ geht auf Henri Atlans (1979) zurück, den er in „Entre le cristal et la fumée. Essai sur l'organisation du vivant“ beschreibt. Dieser beschreibt die Ursache bzw. das Zustandekommen des Ziels eines Systems ausgehend eines dem System „innewohnenden“ „Programms“ (der Struktur und Organisation des Systems), das die

„Durchführung von Sequenzen aufeinander folgender Zustände festlegt“ (Miermont 2005, S. 268). Das Ziel eines

virtue of its structural organization” sichtbar wird (Rapoport 1970, S. 8): Das Ziel konstituiert sich aus der Struktur und der autopoietischen Organisiertheit lebendiger Systeme (Kap. 2) – und kann als Größe bzw.

Wert beschrieben werden, der dem System innewohnt (Atlans 1979) und die „Durchführung von Sequenzen aufeinander folgender Zustände festlegt“ (Miermont 2005, S. 268).

Jene biosemiotische bzw. teleonomische Logik ist in selber Weise in der Konfliktforschung zu finden. Diese beschreibt den (immerwährenden) Prozess der Zielfindung des Menschen ausgehend von dessen

Bedürfnissen (u.a. Rosenberg 2013). Sie (die Bedürfnisse) sind es, die im Konfliktfall sichtbar gemacht werden, um geeignetere Strategien zur Erfüllung dieser zu erarbeiten. Wissenschaftler, wie Abraham Maslow, Clayton Alderfer und Marshall B. Rosenberg benennen diese allesamt auf eine ähnliche Weise (Weckert 2001, S. 30). In Anhang 11.1 ist eine umfassende Auflistung von Bedürfniswörtern nach Vorschlag von Irmgard Barta (Sprache-verbindet 2016) zu finden. Sie beschreiben das Subjektive und Implizite der Teleonomie des Menschen, das dem „Erfahrbar-machen-Wollen“ der (nachhaltigen) Wirklichkeit des Menschen innewohnt44. Eine Wirklichkeit, die u.a. mit den Wörtern Gesundheit, Unterkunft, Authentizität, Frieden, Schönheit, Klarheit, Einfachheit und Freude (kommunikativ) zum Ausdruck gebracht werden kann (Rosenberg 2013, S. 70).

In der Beziehung des Menschen, mit bzw. zu sich selbst – seinen Zielen bzw. Bedürfnissen – findet der Mensch sich so auch im Sinn wieder, den er seinem Leben bzw. seinem Sein geben kann: in seiner tatsächlichen teleonomischen Verwirklichung bzw. „Ausformung“ – wovon sich ableitet,

· wie er gegenwärtig lebt

· und auf welche Weise er seinen zukünftigen Entwicklungsweg beschreitet45.

Hierzu bedeutend, erscheinen von Foersters (2014, S. 27) „programmatische“ Worte: „Der Sinn des Lebens ist zu leben“ und führt fort „Ich kann keinen Sinn in meinem Leben finden. Ich finde, der Sinn ist, wie ich lebe.“ In mitten dessen befindet sich der lernende Mensch (bzw. die Menschheit), der (bzw. die) mit einer

„Ökologie an Ideen“, dessen Bedürfnisse bzw. Ziele erfahrbar macht bzw. erfahrbar machen möchte.

5.5.3 Das Sein: Ökologie der Ideen

Das System Mensch steuert demnach nicht (ausschließlich) ein rationales bzw. trivial-kausales Ziel an, sondern vielmehr etwas, was ihm ein Bedürfnis ist – für das es Strategien entwickeln muss, um dies für sich erlebbar machen zu können. Das bewusste Sein des Menschen wird dabei als Zustand sichtbar, wo der Mensch mit Hilfe seines Verstandes und seiner Vernunft geeignete Strategien entwickelt, um seine Bedürfnisse erlebbar zu machen.

Systems erscheint darin als intrinsische Größe eines Erklärungsmodells, die die Ontogenese des Systems konstituiert.

Dies verhält sich im Gegensatz zum teleologischen Erklärungsmodell, in der der Zweck bzw. das Ziel eines Systems als extrinsische Größe vorangestellt wird und sich der Beobachter ein Erklärungsmodell konstruiert, welche die

dazugehörige Ontogenese beschreiben muss.

44Maslow und Alderfer sind in ihrer Arbeit über die Benennung der Bedürfnisse des Menschen hinausgegangen, indem sie diese in Kategorien (Maslow: physiologische Bedürfnisse, Sicherheitsbedürfnisse, soziale Bedürfnisse,

Wertschätzungsbedürfnisse, Selbstverwirklichungsbedürfnisse; Alderfer: Existenzbedürfnisse, Beziehungsbedürfnisse, Wachstumsbedürfnisse) zusammengefasst und in Erklärungsmodellen beschrieben haben, welche zeigen, wie sich diese in Abhängigkeit zueinander verwirklichen könnten bzw. ließen (Weckert 2001, S. 30).

45 In diesem Zusammenhang von Bedeutung, ist auch das Buch „Was wir sind und was wir sein könnten“ von Gerald Hüther (2011). Darin behandelt er die Frage, was den Mensch zum Mensch macht. Sie hält er für die „spannendste Frage, die […] überhaupt gestellt werden kann“, „denn davon, wie diese Frage beantwortet wird, hängt schließlich der künftige Entwicklungsweg ab, den Menschen einschlagen, jeder für sich allein und wir alle gemeinsam“ (Ebd., S. 144).

Die „Ansammlung“ an Strategien des Verstandes und der Vernunft fasst Bateson (1994, S. 643) mit dem Terminus der „Ökologie der Ideen“46 –, die sich in einer Ökonomie der Information (der Realtität), rekursiv selbst steuern und sich als Folge in einem der Ökologie der Ideen entsprechendem Bewusstsein (der Wirklichkeit des Menschen) erlebbar machen bzw. offenbaren. Das Sein des Menschen wird dabei in der Konzeption der Ökologie der Ideen von Bateson (1994) sichtbar –, welche sich in den (Lern)Prozessen des Verstandes und der Vernunft bedingen und durch diese verändert werden.

Im Folgenden dieses Unterkapitels sollen die prinzipiellen Möglichkeiten der Qualität des Seins beschrieben werden, welche sich aus den (durch Lernprozesse verändernden) Ökologie der Ideen des Menschen

konstituieren: Es wird aus einer kybernetischen Perspektive gezeigt, dass sich das Sein des Menschen nicht in den Dimensionen Raum und Zeit bedingt –, sondern vielmehr als „universelles“ Phänomen aufgefasst werden kann, dass sich aus dem Körper und dem Geist des Menschen konstituiert.

Das Sein des Menschen, entspricht ausgehend von der eingenommenen kybernetischen Perspektive dessen Ziele (Kap. 5.5.2). Die Ziele, wie auch das Sein werden in der Dimension der Information sichtbar (Kap. 4.2).

Das Bewusstsein des Menschen

· begrenzt sich dabei, wie am Beispiel des blinden und gehenden Bateson gezeigt wurde (Kap. 4.2), nicht über den Raum – dessen Körpergrenze,

· sondern vielmehr über die „poetische Imagination“ – (s)einer Ökologie an Ideen (Ebd., S. 595).

Dabei erscheint die Welt „in der“, wie Pelzl (2011 S. 17) es treffend formuliert „ich zu leben glaube“, als Gegeben bzw. als Voraussetzung – einer grenzenlosen Realität bzw. Ökonomie der Information

entsprechend – in der sich die Wirklichkeit bzw. das Bewusstsein des Menschen entsprechend seiner Ökologie der Ideen (bedingend in den Prozessen des Verstands und der Vernunft) spezifiziert und begrenzt.

Bateson (1994, S. 595) schreibt hierzu:

„»Ich selbst« ist für mich weiterhin ein viel zu konkretes Objekt, das sich vom Rest dessen unterscheidet, was ich hier als »Geist« bezeichnet habe. […] Unter LSD habe ich, wie viele andere, die Erfahrung gemacht, dass die Grenzen zwischen meinem Selbst und der Musik, die ich hörte verschwindet. Der Wahrnehmende und das Wahrgenommene werden in

ungewöhnlicher Weise zu einem einzigen Einzelwesen vereinigt. Dieser Zustand ist mit Sicherheit richtiger als der, in dem es mir scheint, dass »ich die Musik höre«. Der Klang ist schließlich ein Ding an sich, aber meine Wahrnehmung von ihm ist ein Teil des Geistes.“

Der Terminus „Geist“ beschreibt Lutterer (2005, S. 211) zufolge ein „universelles Phänomen, das überall dort vorliegt, wo Information verarbeitet wird.“ Das kybernetische System Mensch „mit seinen Nachrichten in Kreisläufen“ ist darin „die einfachste Einheit des Geistes; und die Umwandlung eines Unterschiedes, der sich in einem Kreislauf fortpflanzt, ist die […] Idee“ (Bateson 1993, 589). Der Körper des Menschen ist

dementsprechend der Ausgangspunkt des Seins, welches wiederum aber nicht begrenzt wird durch diesen.

Der Geist ist komplementär zur Materie gedacht, Raum-Dimensionslos und dasselbe gilt für die Zeit. Dies zeigt Bateson (1993, S. 592) anschaulich anhand der folgenden Überlegung:

„Sokrates ist als bioenergetisches Individuum tot. Aber vieles von ihm lebt noch immer als ein Bestandteil in der zeitgenössischen Ökologie der Ideen.“

Lernen erscheint in diesem Zusammenhang als ein Ereignis des Geistes – bzw. einer Ökologie der Ideen, die sich unabhängig der Dimensionen Raum und Zeit (die maximal Ideen desselben sein können) auf Basis von

46 aus dem altgr. oikos „Haus, Haushalt“ und logos „Lehre“

Resonanz verändern (Kap. 4.2) und dadurch Bewusstsein verändert. Folglich hat die im Jahr 1982

formulierte Anmerkung Bateson’s (1993, S. 594) nachwievor Bestand und ist Teil der Auseinandersetzung in dieser Arbeit:

„Wenn ich recht habe, muss unser ganzes Denken, über das, was wir sind und was andere Menschen sind, umstrukturiert werden. […] Die wichtigste Aufgabe heute besteht darin, in der neuen Weise Denken zu lernen.“

5.5.4 Differenzierung

Die Ökologie der Ideen bedingt die Wahrnehmung und das Verhalten des Menschen bzw. konstituiert dessen Selbst- bzw. Welt- und Wissenschaftsbild. Sie wird so Ausgangspunkt von Unterscheidung und Entscheidung, in denen der Mensch sich rekursiv, sich selbst gegenüber verantwortet. Aus den bis dato angestellten Überlegung entsteht die logische Konsequenz,

· dass der Verstand und die Vernunft des Menschen (mit dem Ziel des bewussten Seins),

· weil sich, sich auf sich selbst beziehend (selbstreferentiell),

· auf Basis von Resonanz bzw. Unterscheidung sich selbst (aus)differenzieren,

· (als Ökologie der Ideen) Unterscheidung sind und Unterscheidung vornehmen,

· zu Entscheidung führen können (impliziert Freiheit)

· und als Folge, entsprechend der Bedürfnisse des Menschen, lernend steuern und Bewusstsein herstellen.

Ein solcher Vorgang versteht sich als „Tätigkeit“, so Wittgenstein (2013, S. 38) und impliziert die

Aufrechterhaltung der Nichttrivialität für das Sein. Dies – und im eigentlichen Sinn, die Philosophie – wird dabei nicht als Lehre sichtbar, sondern vielmehr als Akt, der „das Undenkbare von innen durch das

Denkbare“ klar macht und scharf abgrenzt – sie verfolgt den „Zweck“ der „logischen Klärung der Gedanken“

und wird zum Ausgangspunkt für Unterscheidung und Entscheidung (Ebd., S. 38-39).

In der Fähigkeit zur Unterscheidung bzw. der Differenzierung liegt die prinzipielle Voraussetzung eines Systems, veränderbar zu bleiben (Füllsack 2011, S. 234) und sich in „seiner Umwelt zu erfahren“ (Luhmann 2008, S. 31). Sie ermöglicht, dass sich

· im Rahmen der Ökologie der Ideen Alternativen bzw. Ideen mit einschließen oder ausschließen (durch Prozesse des Verstandes und der Vernunft; siehe Abbildung 11 a))

· sich in Folge entsprechend des Ziels (Abbildung 11 b)) Eigenwerte im kybernetischen System Mensch ausbilden können (Kap. 5.2)

· und so lernend bewusstes Sein konstituiert wird (Abbildung 11 c)).