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Ausgewählte Entwicklungen in der Gesamtgesellschaft

Im Dokument Public Private Partnership (Seite 65-72)

Drittes Kapitel: Die Gestaltungsbedingungen für die PPP- PPP-Strategien

A. Die umfeldbezogenen Gestaltungsbedingungen

I. Ausgewählte Entwicklungen in der Gesamtgesellschaft

In den Public Private Partnerships spiegelt sich ein neues Handlungsverständnis der Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft wider, das im Kontext vielzähliger Einfluß-faktoren und ihrer dynamischen Veränderung betrachtet werden muß. Nur unter Berück-sichtigung der vielfältigen Eigenschaften der relevanten Umfeldsegmente, so gesellschafts-politische, wirtschaftliche und rechtliche Gestaltungsbedingungen, kann das Entscheidungs-verhalten der Akteure analysiert und bewertet und das PPP-Konzept als instrumenteller Hoffnungsträger zur Lösung gesellschaftlicher, speziell städtebaulicher Probleme verstanden werden. Bezogen auf das Entscheidungsverhalten der Systeme in (Kommunal-)Politik und (Immobilien-)Wirtschaft werden die Rahmenbedingungen sowohl als Zwang empfunden als auch als Chance erkannt, die traditionellen Beziehungen zum privatwirtschaftlichen bzw.

öffentlichen Sektor zu überdenken und an die veränderte Gestaltungsumwelt anzupassen.

Das gesamtgesellschaftliche Umfeld der neunziger Jahre ist stark durch den Megatrend hin zur Dienstleistungsgesellschaft geprägt. Die Expansion des Dienstleistungssektors und die Dynamik der Veränderungen haben weitreichende betriebswirtschaftliche, volkswirt-schaftliche und gesellschaftspolitische Konsequenzen.

Handlungsparadigmen in der globalen Dienstleistungsgesellschaft

Unternehmen und Märkte befinden sich seit den achtziger Jahren in einem tiefgreifenden und andauernden Wandel. Konzentrierten sich bisher die Ansätze für eine Reorganisation von Unternehmen vorwiegend auf die Gestaltung interner Prozesse, so rückt neuerdings die Kooperation von unterschiedlichen Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette in den Vordergrund. Auslöser dieses Trends ist die Chance, enorme Rationalisierungspotentiale an der Schnittstelle zwischen Unternehmen freizusetzen und gleichzeitig neue Geschäftsfelder und Kunden durch Kooperationen und Allianzen zu erschließen. Unter diesem Aspekt wird auch die Rolle und Organisationsform öffentlicher Dienstleistungen überprüft und nach neuen Modellen der öffentlich-privaten Arbeitsteilung und Kooperation gesucht (Public Private Partnership). Dabei zeichnen sich die neuen, auch die sektorenübergreifenden

Kooperations-formen durch einen Bedeutungsgewinn marktlicher und einen Bedeutungsverlust hierar-chischer Koordinationsformen aus.1

Gleichzeitig führt die Informatisierung von Produktions- und Handelsaktivitäten zu einer Mobilität von Waren, Informationen, Kapital und Personen in einem bisher unbekannten Ausmaß. "Think global, act local" lautet die strategische Devise international agierender Unternehmen bei der Erschließung neuer Märkte, der Verteilung von Ressourcen auf unterschiedliche Standorte und dem Aufbau von Absatzwegen. Die Internationalisierung von Produkten und Dienstleistungen heißt zugleich auch internationaler Wettbewerb um Produktions- und Dienstleistungsunternehmen. Aus Hochlohnländern wie Deutschland wird immer mehr Industrie in das Ausland verlagert; eine Tendenz, für die die Softwareproduktion in Indien und den Staaten der GUS exemplarische Bedeutung hat. Der Wettbewerb der Wirtschaftsstandorte um die Ansiedlung von High-Tech-Produktionsbetrieben und Dienstleistungs-Headquartern wird zunehmend härter.2 Wohin dies führen kann, zeigt ein Statement der tschechischen Regierung, die sich jüngst damit brüstete, daß sie für "ein geebnetes Spielfeld für Investoren aus dem In- und Ausland sorgen will."3

Die Globalisierung bezieht sich nicht nur auf Märkte und Unternehmen, sondern auch auf politische Systeme und Programme. Die politische Utopie, daß "gut ist, was der Wirtschaft nützt", übt weltweit eine unangefochtene Dominanz im Denken und Handeln staatlicher Regierungen aus. Die Abhängigkeit der politischen von den wirtschaftlichen Prozessen brachte nicht nur das kommunistische Modell zum Scheitern, sondern entzieht auch sozial-demokratisch orientierten Politik-Konzepten zunehmend den Boden.4 Die gesellschaftlichen und sozialen Folgen sind weitreichend; Rationalisierungs- und Umstrukturierungsprozesse in Unternehmen gehen mit einer steigenden Zahl arbeitsloser und in unsicheren Arbeits-verhältnissen stehender Erwerbspersonen einher, bei gleichzeitigem Kollabieren der sozialen

Bei Marktmechanismen erfolgt die Koordination von Transaktionen über Angebot und Nachfrage, so als Ad-hoc-Zusammenschluß der Akteure zur Durchführung eines Projektes; vgl. Bullinger, Hans-Jörg:

Dienstleistungsmärkte im Wandel - Herausforderungen und Perspektiven, in: Dienstleistung der Zukunft, Vortragsunterlagen zur Tagung des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie am 28. und 29. Juni 1995 in Berlin, S. 29-78, hier S. 4 6 - 5 1 ; vgl. auch Mintzberg, Henry:

Mintzberg über Management: Führung und Organisation, Mythos und Realität, (Gabler) Wiesbaden 1991; S.

2 2 0 5 - 2 2 7 , hier S. 208.

Vgl. Bullinger, Hans-Jörg: Dienstleistungsmärkte im Wandel - Herausforderungen und Perspektiven, in:

Dienstleistung der Zukunft, Vortragsunterlagen zur Tagung des Bundesministeriums für Bildung, Wissen-schaft, Forschung und Technologie am 28. und 29. Juni 1995 in Berlin, S. 2 9 - 7 8 , hier S. 4 2 u. S. 71 f.; vgl.

auch Kotler, Philip: Standort-Marketing: W i e Städte, Regionen und Länder gezielt Investitionen, Industrien

3 und Tourismus anziehen, dt. von Ilse Davis Schauer, (Econ ) Düsseldorf u. a. 1994, S. 20-29.

4 (Vgl.) Barber, Benjamin, R.: Zwischen Dschihad und McWorld, in: D i e Zeit, Nr. 42, 14. Oktober 1994, S. 64.

Insofern lag Gerhard Schröder mit seiner Behauptung nicht ganz falsch, e s ginge in Zukunft nur darum, wer die modernere Wirtschaftspolitik vertrete; vgl. Blume, Georg: Die Zukunft beginnt hier und jetzt, in: D i e Zeit, Nr. 44, 27. Oktober 1995, S. 12.

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Sicherungssysteme. Vom Absturz in die neue Armut sind immer mehr gesellschaftliche Gruppen betroffen.5

Branchenkrisen werden dort zu Krisen von Regionen, wo ehemalige Schlüsselindustrien vom Niedergang bedroht sind und das regional konzentrierte Netz von Zulieferbetrieben mit sich ziehen, wie im Ruhrgebiet und Saarland durch die Montanindustrie geschehen. An anderen Standorten ist die industrielle Talfahrt eher in Zusammenhang mit dem technologischen Wandel und dem verschärften Wettbewerb zu sehen, wie die mangelnde Wettbewerbs-fähigkeit der ostdeutschen Industrieproduktion zeigt. Die Gründe, warum altindustrialisierte Standorte besondere Schwierigkeiten haben, zu Standorten der Wachstumsindustrien und der Dienstleistungen zu werden, sind vielfältig. Zur Sicherung des sozialen Friedens werden häufig exorbitante Subventionsbeträge in die Erhaltung der rückläufigen Industriezweige gepumpt und Umstrukturierungsprozesse damit eher behindert. Die meist einseitig auf Massentransporte ausgerichtete Infrastruktur, die industriellen Altlasten auf freiwerdenden Gewerbeflächen und spezifische Imageprobleme werden als Standortnachteile empfunden.6

Für Städte, Regionen und Nationen gewinnt der Aufbau eines geeigneten Images und seine Kommunikation nach außen zunehmend an Bedeutung, so für die Anwerbung von Unternehmen, Touristen und Bewohnern. Für die Lebensqualitität als wichtig empfunden werden heute die sog. weichen Standortfaktoren, d. s. Wohnqualität, Gestaltungsqualität des öffentlichen Raumes, Erlebnisqualität der Zentren, Freizeit- und Kulturangebot u. a. m.7 Die internationale Standortkonkurrenz stellt sich dabei in erster Linie als medienvermittelte Konkurrenz dar. In ihrem Sog kommt der Aufbietung von Standortattraktionen, von internationalen Ästhetikniveaus und metropolitanen Architekturbildern ein herausragender Stellenwert zu.8 "Die Konkurrenz der Städte in Europa ist so groß, daß niemand das Risiko eingehen kann, auf irgendwelche möglichen Projekte oder Initiativen zu verzichten. Diese

5

Vgl. Lutz, Christian: Trends und Herausforderungen: Acht Attraktoren, die unsere Zukunft prägen, in:

6 Verwaltungswesen, Organisation und Personal (VOP), 16. Jg., 1994, Nr. 3, S. 164-168, hier S. 168.

Vgl. Kampmann, Ricarda: Großstädte im Wandel, in: RWI-Mitteilungen, 42. Jg., 1991, Nr. 3, S. 2 1 5 - 2 4 8 , hier

7 S. 217 ff.

Vgl. Schriever, Wolf: Projektentwicklung als kommunale Handlungsstrategie, Vortrag zum ebs-Immobilien-Professional-Colleg am 3. März 1994 in Berlin, unveröff. Vortragsmanuskript, S. 3; vgl. auch Falk, Bernd (Hrsg.): Immobilien-Handbuch: Wirtschaft, Recht, Bewertung, Grundwerk 3. Aufl. 1992 incl.

Ergänzungs-8 lieferungen, (Moderne Industrie) Landsberg/Lech 1994, Teil Wirtschaft, Kap. 16.1, S. 2.

Vgl. Müller, Sebastian; Schmals, Klaus M.: Die Moderne im Park, Ein Streitbuch zur internationalen Bauaus-stellung im Emscherraum, (Dortmunder Vertrieb für Bau- und Planungsliteratur) Dortmund 1993, S. 11; vgl.

auch Kotler, Philip: Standort-Marketing: Wie Städte, Regionen und Länder gezielt Investitionen, Industrien und Tourismus anziehen, dt. von Ilse Davis Schauer, (Econ ) Düsseldorf u. a. 1994, S. 156-171.

Projekte könnten ja, würden sie in einer anderen Stadt realisiert, jener anderen Stadt eben die Vorrangstellung verleihen, die an sich bereits weitere Entwicklungen garantiert."9

Die heutige Form der Informationsvermittlung über die modernen Massenmedien, insbeson-dere das Fernsehen, übt einen nachhaltigen Einfluß auf die Wahl politischer und unternehme-rischer Handlungsstrategien aus.10 Am auffälligsten ist dies in der Mediatisierung der Politik zu beobachten, wo die Suche nach medien- und wahlkampfwirksamen Initiativen und Programmen das Geschehen bestimmt. "Bauprojekte als Marksteine der Stadtgestaltung, als Identifikationsbilder und zur Selbstdarstellung des kommunalen Standards werden ...

kommunalpolitisch hoch bewertet."11 Aber auch für die Privatwirtschaft stellt die PR- und Öffentlichkeitsarbeit ein zunehmend wichtiger Bereich der Unternehmenspolitik dar. Um erfolgreich zu sein, brauchen Unternehmen heute auch öffentliches Vertrauen und öffentliche Anerkennung.12 Dies gilt für Investoren und Developer, die bei ihren Projektentwicklungen unmittelbar auf die Mitwirkung und Zustimmung der lokalen Politik und Bevölkerung angewiesen sind, in ganz besonderer Weise.

Generell wächst in der Bevölkerung die Sensibilität gegenüber ökologischen und sozial-politischen Problemen. In Verbindung mit dem steigenden Anspruch auf eine unmittelbare Mitwirkung an politischen Entscheidungen entwickelt sich eine ausgeprägte Protest- und Betroffenendemokratie. Wo es um politisch sensible Themen geht, müssen die Entschei-dungsträger heute nicht mehr nur mit spontanem Protest, sondern mit professionell inszenier-tem Widerstand rechnen.13 Die Politisierung der Bevölkerung ist im Zusammenhang mit der Legitimitätskrise des klassischen Institutionengefüges repräsentativ-demokratischer Willens-bildung zu sehen, auf deren Verkrustungs- und kartellhafte Verselbständigungstendenzen die Bevölkerung zunehmend mit Entfremdung und Verdruß reagiert.14 Wichtige Elemente der neuen Mobilisierung sind die verstärkte Nutzung direktdemokratischer Partizipationsformen15

9

Venturi, Marco: Tangentopoli - der unaufhaltsame Anstieg der städtischen Großereignisse, in: Brech, Joachim (Hrsg.): Neue W e g e der Planungskultur, Orientierungen in der Zeit des Umbruchs, (Verlag für

wissenschaft-1 0 liehe Publikationen) Darmstadt 1993, S. 2 7 9 - 2 8 8 , hier S. 2 7 9 f.

"Psychohistorisch gesehen bedeutet die Verstädterung und Informatisierung unserer Bewußtseine im Medien-verbund wohl den am tiefsten ins Leben einschneidende Tatbestand der Modernität"; zit. aus: Sloterdijk,

n Peter: Kritik der zynischen Vernunft, Bd. 2, (Suhrkamp) Frankfurt a. M. 1983, S. 562.

Schriever, Wolf: Projektentwicklung als kommunale Handlungsstrategie, Vortrag zum

ebs-Immobilien-1 2 Professional-Colleg am 3. März 1994 in Berlin, unveröff. Vortragsmanuskript, S. 3.

1 3 Vgl. Tietz, Bruno: Marketing, wisu-Texte, 3., Überarb. u. erw. Aufl., (Werner) Düsseldorf 1993, S. 279.

Vgl. Wiesendahl, Elmar: Bürgerinitiativen: in: Nohlen, Dieter (Hrsg.): Wörterbuch Staat und Politik, 4. Aufl.,

1 4 (Serie Piper) München 1996, S. 59-63, passim.

1 5 Vgl. hierzu die Ausführungen zur Systemkrise im öffentlichen Sektor unter II.

Der Volksentscheid zur Initiative "Mehr Demokratie in Bayern" ist hierfür ein aktuelles Beispiel; vgl. z. B.

Müller, Frank: Alle drohen mit dem Bürgerentscheid, in: Süddeutsche Zeitung, Nr. 228, 4. Oktober I995, S. 17.

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sowie die steigende Bereitschaft der Bürger, sich legal verfaßter Formen von politischer Beteiligung zur Durchsetzung ihrer politischen Ziele zu bedienen.16

Steuerungsparadigmen in der entwickelten Ziviigesellschaft

"Heute sind wir an der Schwelle, wo der Staat unter der Last der vielen gerechten und ungerechten Forderungen zusammenbricht."17 In dieser pointierten Situationsbeschreibung wird ausgedrückt, was viele detaillierte Analysen bestätigen: staatliche Politik ist an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gestoßen; in quantitativer Hinsicht - was den Mittelbedarf betrifft - und in qualitiativer Hinsicht - was die Steuerungsfähigkeit anbelangt.18

Besonders eklatant treten die Funktionsdefizite staatlicher Steuerung in der Wirtschafts-politik zum Vorschein.19 Unternehmen, die in allen Ländermärkten vertreten sind, sind weitestgehend immun gegenüber nationaler regulatorischer und sozialer Gesetzgebung, gegenüber protektionistischen Maßnahmen und Wechselkursschwankungen. Es gibt keine politische Kraft, die über das erforderliche Potential verfügt, um sich den Interessen der multinationalen Konzerne und den Märkten, in denen sie operieren, zu widersetzen.20 Die einzelstaatliche Souveränität schwindet, und internationale Kontrollaktivitäten scheitern aufgrund von Schwierigkeiten bei der Durchsetzung. "Die Probleme der Aufsichtsbehörden sind legendär - begrenzte Mittel und Informationen im Vergleich zu den Industriebereichen, die sie regulieren sollen, die Kooptierung der Regulierungsbeamten durch diese Industrie-unternehmen usw."21 Um mit Paul Krugman zu sprechen: "Die Regierungen haben sich mit einem Regime einverstanden erklärt, das dem Markt erlaubt, sie herumzukommandieren."22

Im internationalen Vergleich zeichnet sich die Bevölkerung der Bundesrepublik allerdings eher durch eine gedankliche Nähe zu Aktionsformen wie Petitionen, Boykotte, Demonstrationen, Hausbesetzungen u. ä. aus als durch deren konkrete Nutzung; vgl. Kaase, Max: Partizipation, in: Nohlen, Dieter (Hrsg.): Wörterbuch

1 7 Staat und Politik, 4. Aufl., (Serie Piper) München 1996, S. 5 2 1 - 5 2 7 , hier S. 523 f.

Eichstädt-Bohlig, Franziska: Plädoyer für eine neue Wohnungsgemeinnützigkeit, in: Brecker; Kerscher (Hrsg.): Armut und Wohnungsnot, (Votum) Münster 1993, S. 2; zit. nach: Seile, Klaus: Was ist bloß mit der Planung los? Erkundungen auf dem W e g zum kooperativen Handeln, Dortmunder Beiträge zur Raumplanung, Heft 69, hrsg. v. Institut für Raumplanung Fachbereich Raumplanung, Universität Dortmund, Dortmund 1994, 18 S- 1 7 9"

Vgl. Seile, Klaus: Was ist bloß mit der Planung los? Erkundungen auf dem Weg zum kooperativen Handeln, Dortmunder Beiträge zur Raumplanung, Heft 69, hrsg. v. Institut für Raumplanung Fachbereich

Raum-1 9 planung, Universität Dortmund, Dortmund 1994, S. 179.

Vgl. zur Steuerungsproblematik ausführlich Schuppert, Gunnar Folke: Verwaltungswissenschaft als Steuerungswissenschaft, Zur Steuerung des Verwaltungshandelns durch Verwaltungsrecht, in: Hoffmann-Riem, Wolfgang (Hrsg.): Reform des allgemeinen Verwaltungsrechts, ( N o m o s ) Baden Baden 1993, S.

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2 1 Vgl. Barber, Benjamin, R.: Zwischen Dschihad und McWorld, in: D i e Zeit, Nr. 42, 14. Oktober 1994, S. 64.

Mintzberg, Henry: Mintzberg über Management: Führung und Organisation, Mythos und Realität, (Gabler)

2 2 Wiesbaden 1991, S. 319.

Paul Krugman lehrt als Wirtschaftswissenschaftler an der Stanford University; zit. nach: Barber, Benjamin, R.:

Zwischen Dschihad und McWorld, in: Die Zeit, Nr. 42, 14. Oktober 1994, S. 64.

Univ.-Bibliothek Regensburg

In der aktuellen Debatte um die Steuerungsfähigkeit des Staates üben die Argumentations-linien eine große Dominanz aus, die an den Erkenntnissen systemtheoretischer Forschung anknüpfen.23 Nach diesem Denkansatz ist die Gesellschaft in zahlreiche Teilsysteme fragmen-tiert, von denen das politische System nur eines unter vielen ist. Die Teilsysteme sind in ihrer Handlungsorientierung weitgehend auf sich selbst bezogen, ihre Beziehung untereinander ist nicht hierarchisch, und ihre Steuerbarkeit von außen ist gering. Der Staat kann Problemlösungen daher nicht allein entwickeln und vollziehen, sondern ist auf die Mitwirkung der organisierten Gruppen und Funktionsimperative der unterschiedlichen gesellschaftlichen Teilsysteme angewiesen. "Sie sind unersetzlich in zweierlei Hinsicht: zum einen in ihrer Kapazität der Generierung und Bewertung hochspezifischer Fachinformationen und zum anderen in ihrer Fähigkeit, Ordnungsvorstellungen und Steuerungsstrategien in ihren Bereichen zu implementieren und durchzusetzen - und das heißt vor allem, bei ihren Mit-gliedern Bereitwilligkeit (Akzeptanz) zu erzeugen sowie die erforderlichen Verfahren einzurichten und Strukturen zu schaffen."24

Auf der Suche nach Möglichkeiten zur Modernisierung von Rolle und Handlungsweise des Staates werden Leitbilder vom "Kooperations- und Interaktionsstaat", vom Staat als

"Organisator und Moderator eines Zukunftsdialoges" und vom Staat als "Initiator von Entwicklungsprozessen" geprägt. Die Public Private Partnership, verstanden als sektoren-übergreifende ausgehandelte gesellschaftliche Problemlösung, wird zum zentralen Steuerungsparadigma der entwickelten Zivilgesellschaft.25 Im Kern geht es darum,

"gesellschaftliche Organisationen, die über solche für die Umsetzung politischer Programme unabdingbar benötigten Ressourcen verfügen und deren eigene Zielsetzungen auf der Linie staatlicher Programme liegen, durch Anreize vor allem finanzieller Art in die Politikumsetzung einzubeziehen."26

Auf Bundes- und Landesebene zeigt die Vielzahl von Strategiekreisen, Technologieräten und Zukunftskommissionen das Bemühen staatlicher Instanzen um eine aktive Standortgestaltung.

Mit vereinten Kräften sollen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft das geistige Klima und die

Vgl. Oertzen, Susanna von: Planung im entzauberten Staat, in: Raumplanung, 1993, Nr. 61, S. 104-111, hier S. 105; vgl. auch Beyme, Klaus von: Politische Theorie, in: Nohlen, Dieter (Hrsg.): Wörterbuch Staat und Politik, 4. Aufl., (Serie Piper) München 1996, S. 5 9 8 - 6 0 3 , hier S. 602.

Willke, Helmut: Formen gesellschaftlicher Selbststeuerung, in: Willke, Helmut (Hrsg.): Systemtheorie entwickelter Gesellschaften, (Juventa) Weinheim und München 1989, S. 111-141, hier S. 119.

Schuppert unterscheidet zwischen der Subsidiarität als "staatlich gewährter Selbststeuerung", der Delegation als "staatlich verordneter gesellschaftliche Selbststeuerung" und dem Korporatismus als "ausgehandelter gesellschaftliche Selbststeuerung". In diesem Sinne kommt die Idee von PPP dem Korporatismus-Konzept sehr nahe; vgl. Schuppert, Gunnar Folke: Verwaltungswissenschaft als Steuerungswissenschaft, Zur Steuerung des Verwaltungshandelns durch Verwaltungsrecht, in: Hoffmann-Riem, Wolfgang (Hrsg.): Reform des allgemeinen Verwaltungsrechts, (Nomos) Baden Baden 1993, S. 6 5 - 1 1 4 , hier S. 88.

( V g l . ) Glagow, Manfred; Schimank, Uwe: Korporatistische Verwaltung: das Beispiel Entwicklungspolitik, in:

Politische Vierteljahresschrift, 24. Jg., 1983, Heft 3, S. 253-274, hier S. 257.

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Rahmenbedingungen schaffen, unter denen es für Unternehmen attraktiv ist, in neue Märkte

27 .

zu investieren. Auf regionaler und lokaler Ebene sind es beispielsweise Entwicklungs-agenturen, Technologiezentren und Wirtschaftsförderungsgesellschaften, die zur kooperativen Bewältigung lokaler Strukturkrisen gegründet werden.28 Die Institutionen und Initiativen werden von lokalen Akteuren mit getragen, die aus den unterschiedlichsten Motiven heraus an der örtlichen Wirtschaftsentwicklung interessiert sind: Arbeitsämter, Kammern, Gewerk-schaften, Sparkassen, Banken, Einzelhandelsverbände, Universitäten u. a. m.

Mit den neuen gesellschaftlichen Steuerungsparadigmen von Korporatismus, Subsidiarität und Delegation geht eine Bedeutungsaufwertung der kommunalen und regionalen Ebene gegenüber Land und Bund einher. Die wachsende Bedeutung der kommunalen Politikebene für die Bewältigung gesellschaftlicher Problemlagen resultiert aus ihrer Nähe zu den auftretenden Problemen und der unmittelbaren Konfrontation mit den Ansprüchen Einzelner.

Im Gegensatz zur oft schwerfälligen zentralstaatlichen Intervention bietet die kommunale Politikebene die Chance der flexiblen Individuallösung und der unmittelbaren Partizipation Betroffener.29 Die Regionen als politikfähige Einheiten erfahren mit den nationen-übergreifenden Integrationsbewegungen in Politik und Wirtschaft einen Bedeutungs-aufschwung.30 Die Leitstrategie des "Think global, act local" bezieht sich nicht nur für das wirtschaftliche, sondern auch für das politisch-administrative Geschehen auf den lokalen Bezugsrahmen der Regionen.31

Vgl. zu den Inhalten der konzertierten Aktionen Schuppert, Gunnar Folke: Verwaltungswissenschaft als Steuerungswissenschaft, Zur Steuerung des Verwaltungshandelns durch Verwaltungsrecht, in: Hoffmann-Riem, Wolfgang (Hrsg.): Reform des allgemeinen Verwaltungsrechts, ( N o m o s ) Baden Baden 1993, S.

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D i e Arrangements und Aktivitäten umfassen ein solch breites Spektrum, daß eine empirische Erfassung kaum mehr möglich ist. Ansätze hierfür gibt es vor allem für das Ruhrgebiet; vgl. z. B. Blaffert, Susanne: Neue Institutionen im Ruhrgebiet mit regionalpolitischer Bedeutung, Arbeitspapier 107, hrsg. v. Institut für Raum-planung Universität Dortmund, Dortmund 1991; vgl. auch Kruzewicz, Michael: Lokale Kooperation in Nord-rhein-Westfalen: Private Public Partnership auf kommunaler Ebene, hrsg. v. Institut für Landes- und

2 9 Stadtentwicklungsforschung des Landes Nordrhein-Westfalen (ILS), Dortmund 1993.

Vgl. Wehling, Hans-Georg: Kommunalpolitik, in: Nohlen, Dieter (Hrsg.): Wörterbuch Staat und Politik, 4.

30 Aufl., (Serie Piper) München 1996, S. 319-326, hier S. 320.

Der Begriff der Region wird sehr unterschiedlich definiert; meist werden Regionsabgrenzungen probiem-bezogen entwickelt. Manche verstehen darunter einen Teilraum, der zwischen der Ebene der Gemeinde und der des Bundeslandes liegt. Die europäische Gemeinschaft hat das Problem pragmatisch gelöst, indem sie auf bestehende Verwaltungseinheiten zurückgriff; für die Bundesrepublik sind dies die Bundesländer, die Regierungsbezirke und die Kreise; vgl. Sturm, Roland: Regionen/Regionalismus, in: Nohlen, Dieter (Hrsg.):

3 1 Wörterbuch Staat und Politik, 4. Aufl., (Serie Piper) München 1996, S. 645-651, hier S. 645.

Vgl. Mäding, Heinrich: Verwaltung im Wettbewerb der Regionen, in: Archiv für Kommunalwissenschaften, 31. Jg., 1992, 2. Band, S. 2 0 5 - 2 1 9 ; vgl. auch Kruse, Heinz: Reform durch Regionalisierung, Eine politische Antwort auf die Umstrukturierung der Wirtschaft, (Campus) Frankfurt a. M., N e w York 1990, S. 222.

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