A1052 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 16⏐⏐20. April 2007
A K T U E L L
Die Deutsche Forschungsgesellschaft (DFG) hat kritisiert, dass ausschließ- lich in der Forschung tätige Ärzte an den Universitätskliniken nicht nach dem neuen Ärztetarifvertrag bezahlt werden können und somit deutlich
weniger verdienen als ihre in der Krankenversorgung tätigen Kolle- gen. Die Grundvergütung eines über- wiegend forschenden Nachwuchs- wissenschaftlers liege rund 500 Euro monatlich unter der eines vorrangig mit der Patientenversorgung befass- ten Arztes, heißt es in einer Stellung- nahme der DFG-Senatskommission für Klinische Forschung. Die Neure- gelung erschwere somit den ohnehin risikoreichen Weg in eine wissen- schaftliche Karriere in der Medizin.
Die DFG fordert zu einer sachge- rechten Anwendung der Möglich- keiten auf, die der für die Forscher geltende Tarifvertrag für die Ange-
stellten des öffentlichen Dienstes der Länder bietet: So könnten Ver- dienstunterschiede durch die Ge- währung von Zulagen ausgeglichen werden. Zusätzlich könne in vie- len Bereichen der Klinischen For- schung davon ausgegangen werden, dass das für die Anwendung des günstigeren Ärztetarifrechts erfor- derliche Merkmal der „überwie- gend patientenversorgenden Tätig- keit“ im tarifrechtlichen Sinn erfüllt sei. Bei der Finanzierung von Mitar- beitern aus DFG-Mitteln würden alle Kosten übernommen, die sich aus der Umsetzung tariflicher Be- stimmungen ergeben. Dies schließe auch Leistungsentgelte, Zulagen und die Vorwegnahme von Entgelt-
stufen ein. JF
PATENTSTREIT
Weltweiter Protest gegen Abbott
Die Ankündigung des US-amerika- nischen Pharmaunternehmens Ab- bott, keine neuen Aidspräparate mehr in Thailand registrieren zu las- sen, hat zu weltweiten Protesten ge- führt. In einem offenen Brief appel- lierten „Brot für die Welt“ und das Deutsche Institut für Ärztliche Mis- sion (Difäm) an das Unternehmen,
„den Menschenrechten Vorrang ge- genüber der Geschäftspolitik ein- zuräumen“ und weiterhin neue Aids- medikamente für den thailändischen Markt zur Verfügung zu stellen.
Abbott reagierte mit seiner Ankündigung auf die Zwangslizen- zen, die Thailand nach gescheiterten Preisverhandlungen gegen das Un- ternehmen und andere Pharmafir- men verhängt hatte. Sie erlauben es, preiswertere Nachahmerpräparate von noch patentgeschützten Medika- menten herzustellen. So kann auch ärmeren Bevölkerungsschichten der Zugang zu HIV/Aids-Therapien er- möglicht werden. Betroffen sind die Wirkstoffe Efavirenz von Merck, Clopidogrel von Bristol Myers Squibb/Sanofi-Aventis und Lopina- vir/Ritonavir (Kaletra®) von Abbott.
In Thailand sind nach Angaben des Difäm von den rund 580 000 HIV- Infizierten 120 000 in antiretrovira-
ler Behandlung. Etwa 8 000 dieser Patienten erhalten zurzeit das Präpa- rat Kaletra®. Abbott zog daraufhin bereits beantragte Zulassungen für sieben Präparate zurück. Darunter ist auch die neue hitzestabile Tabletten- version von Kaletra®.
Inzwischen hat die Generalse- kretärin der Weltgesundheitsorgani-
sation, Dr. Margaret Chan, Abbott aufgefordert, die Gespräche mit der thailändischen Regierung wieder aufzunehmen. Die Firma begrüße und respektiere den Vorschlag der Generalsekretärin, heißt es dort. Ka- letra®bleibe zunächst mit reduzier- tem Preis auf dem thailändischen
Markt verfügbar. sun
Zahl der Woche
15,1
Milliarden Euro wurden im vergangenen Jahr im Rahmen des Risiko- strukturausgleichs zwischen den gesetzlichen Krankenkassen
umverteilt. Mit 13,1 Milliarden Euro ist die AOK der größte Empfänger.
Aufruf zum Boy- kott:Aidsaktivisten protestierten Mitte März in Bangkok gegen das Vorgehen von Abbott.
UNIVERSITÄTSKLINIKEN
DFG sieht Forscher benachteiligt
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