A980 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 15⏐⏐13. April 2007
A K T U E L L
KLIMAWANDEL
Derzeit keine Gefahr durch West-Nil-Virus
In Deutschland besteht aktuell keine Infektionsgefahr durch das West- Nil-Virus. Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Studie von Bernhard- Nocht-, Paul-Ehrlich- und Robert- Koch-Institut (RKI). „Angesichts des Klimawandels brauchen wir aber mehr solcher Studien. Viele Fragen kann die Forschung noch nicht beantworten“, sagte RKI-Prä- sident Prof. Dr. Reinhard Kurth.
Das West-Nil-Virus wird in Zu- sammenhang mit dem Klimawandel als mögliche neue Infektionskrank- heit diskutiert. In Südeuropa ist der Erreger vereinzelt aufgetreten. Die Erkrankung führt in seltenen Fällen zu Meningitis und Enzephalitis und kann tödlich verlaufen. Virusreser-
voir sind Vögel, die Übertragung er- folgt durch Stechmücken.
Im Rahmen der Studie wurden Blutproben von 15 000 Blutspen- dern, 3 000 Vögeln sowie 200 Pfer- den und 100 Menschen mit Enze- phalitis-Symptomen untersucht. Ein Virusnachweis erfolgte in keinem Fall. Je nach Vogelart wurden in zwei bis 20 Prozent der Fälle spezi- fische Antikörper nachgewiesen. Es handelte sich allerdings vorwiegend um Zugvögel. Die Befürchtung mancher Wissenschaftler, das Virus habe sich bereits in Deuschland aus-
gebreitet, konnte durch die Studie nicht bestätigt werden (dazu „Glo- bale Erwärmung birgt lokale Ge- sundheitsrisiken“, DÄ, Heft 7/2007).
Wegen des milden Winters rech- nen Experten allerdings in diesem Jahr mit einer deutlichen Zunahme von Borreliose und FSME nach Zeckenbissen. Die Ständige Impf- kommission empfiehlt eine Imp- fung für alle Personen in Risikoge- bieten, die zeckenexponiert sind, vornehmlich in Bayern, Baden- Württemberg, Hessen, Rheinland- Pfalz und Thüringen. BH
Zahl der Woche
16 000
Menschen sterben in Deutschland jährlich an den Folgen von Alkoholmissbrauch – das sind mehr als durch Suizid oder Verkehrsunfälle ums Leben kommen.
Auf 12,2 Millionen Euro will die Bundesregierung die Mittel zur Bekämpfung von HIV und Aids in- nerhalb Deutschlands in diesem Jahr aufstocken. Das ist ein Drittel mehr als im vergangenen Jahr. Hin- tergrund dafür ist, dass auch in Deutschland die Infektionszahlen wieder steigen. 2006 haben sich den offiziellen Angaben zufolge 2 700 Menschen infiziert. Das waren 200 mehr als noch im Jahr 2004.
Als Kernelemente ihrer Politik nennt die Bundesregierung in ihrem Aktionsplan bis zum Jahr 2010 Auf- klärung und Prävention. Entwickelt werden sollen vor allem Präventions- maßnahmen speziell für in Deutsch- land lebende Ausländer. hib AIDS-BEKÄMPFUNG
Bundesregierung will Mittel aufstocken
ÄRZTEALLIANZ
Gemeinsame Verträge
Der Deutsche Hausärzteverband und die Allianz Deutscher Ärztever- bände wollen im freien Vertrags- wettbewerb enger zusammenarbei- ten. Bei einem Treffen Ende März in Berlin einigten sich ihre Repräsen- tanten „auf gegenseitige Informati- on und regelmäßige Abgleichung von Vertragsinhalten“.
In erster Linie wollen die betei- ligten Verbände durch ihre Koope- ration mögliche Wettbewerbsvor- teile der gesetzlichen Krankenkas- sen begrenzen. Es geht ihnen aber auch darum, selbst Verträge nach
§ 73 b und c SGB V abzuschließen und diese Möglichkeit nicht allein den Kassenärztlichen Vereinigungen oder deren Dienstleistern zu über- lassen.
Die Allianz ist ein Zusammen- schluss des Hartmannbundes, des NAV-Virchow-Bundes, der Gemein- schaft Fachärztlicher Berufsverbän- de, des Berufsverbandes Deutscher Internisten, des Bundesverbandes der Ärztegenossenschaften und von
Medi Deutschland. EB
Culex pipiens – die „Hausmücke“
ist potenzielle Über- trägerin des West- Nil-Virus.
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