A 506 Deutsches Ärzteblatt
|
Jg. 109|
Heft 11|
16. März 2012 Heftige Protesteder Belegschaft gegen die Spar - pläne der Rhön- Klinikum AG
Foto: dapd
Am Ort der Kata- strophe – Vertreter der Presse und des Betreibers Tepco am Unglücksreaktor in Fukushima
Foto: dapd
Die geplante Streichung von bis zu 500 Stellen am privatisierten Uni- klinikum Gießen und Marburg ist vorerst vom Tisch. Das verkündete der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) am 6. März UNIKLINIKUM GIESSEN UND MARBURG
Vorerst kein Stellenabbau
in Wiesbaden. Der Verzicht sei das Ergebnis von Verhandlungen zwi- schen der Landesregierung und der Geschäftsführung der Rhön-Klini- kum AG, die die Kliniken 2006 übernommen hatte.
Bouffier sagte, er habe die Ge- schäftsführung zu einem „intensi- ven Gespräch“ gebeten, um die Ver- ärgerung des Landes zum Ausdruck zu bringen. Es könne nicht sein, dass die Regierung von geplanten Kürzungen aus der Zeitung erfahre.
Das Land hält fünf Prozent an den Kliniken und ist für die Universitä- ten zuständig, denen die Kliniken als Forschungs- und Lehranstalten dienen. Zwar obliege es der Rhön- Die atomkritische Ärzteorganisati-
on IPPNW hat anlässlich des Jah- restages des Unfalls im japanischen Atomkraftwerk Fukushima erneut die Abschaltung aller Atomreaktoren gefordert. Weltweit stünden Atom- kraftwerke an erdbebengefährdeten Standorten. Auch die Atomanlage Philipsburg im Rheingraben sei nicht ausreichend gegen Erdbeben geschützt. Hinweise auf Sicher- heitsdefizite müssten ernst genom- men werden, so die Vorsitzende der deutschen IPPNW-Sektion Dr. med.
Angelika Claußen.
Gestützt auf die offiziellen Be- richte der japanischen Regierung dokumentierte die IPPNW jetzt, dass es in Fukushima aufgrund des Erdbebens und der Defizite im Grunddesign der Anlage zur Atom- katastrophe kam. „Der Tsunami war nicht der alles überragende Faktor, der für den katastrophalen Unfall- verlauf bestimmend war“, erklärte Claußen. Kühlsysteme und Notfall- maßnahmen hätten unabhängig vom Tsunami versagt.
Claußen kritisierte ferner, dass die japanische Regierung die Grenzwerte für die radioaktive Be- lastung zu hoch angesetzt habe. Zu- dem bezögen sich die meisten An- FUKUSHIMA-JAHRESTAG
Ärzte warnen vor Sicherheitsdefiziten
gaben nur auf die äußere Strahlung.
„Die größte gesundheitliche Gefahr nach einem Atomunfall stellt je- doch die innere Verstrahlung durch radioaktiv verseuchte Nahrung und die Inhalation von radioaktivem Staub dar“, sagte IPPNW-Vertreter
Dr. med. Alex Rosen. Die Men- schen müssten aus den verstrahlten Gebieten evakuiert werden. Sonst sei mit einer hohen Krebsrate, Fehl- geburten, Missbildungen und gene- tischen Erkrankungen bei Neuge- borenen zu rechnen. ER
Klinikum AG, die Geschäfte der Kliniken zu führen. Dabei müsse aber sichergestellt sein, dass alle Sparschritte aus ärztlicher und me- dizinischer Sicht vertretbar seien und dass Forschung und Lehre ge- währleistet blieben, sagte Bouffier.
Sonst sei „das Erfolgsmodell der Privatisierung in Gefahr“.
Nach Angaben der Rhön-Klini- kum AG soll es in Gießen und Mar- burg keine Abstriche an der medizi- nischen Betreuung geben. Der Ein- druck, man wolle 500 Leute auf die Straße setzen, sei falsch. Über das weitere Vorgehen sicherte Rhön ei- ne enge Abstimmung mit allen Be-
teiligten zu. dapd