Notizen und Correspondenzen. 153
vollkommen verstanden war. Hier sagt der König von so und so
beschaffenen Läuderstrecken : sa ki-ma zir-ba-bi ma-lu-u u-ga-ru
„welche ich gleich einem Zirbab gänzlich durchzog". Zirbab muss
hier offenbar ein Thier sein, mit welchem sich der König in Bezug
auf seinen Zug durch die Gebiete vergleicht. Es ist kein auderes
C- ,o
gemeint als der vWj;, ™^ Arab, der „Habicht". Und da ich mit
diesem Raubvogel zufällig aus dem Reiche der Vierfüssler in das
Gebiet der befiederten Geschöpfe gerathen bin, so mag es mir ver¬
stattet sein, auch in Bezug auf sie noch eine kleine Observation
beizubringen. Die Assyriologen Norris und Talbot und auch der
Schreiber dieses dachten bei den aribi Sanh. Tayl. V, 43, mit
welchen die über ein Land kommenden Feinde verglichen werden,
an „Heuschrecken", hebr. nanN (s. KAT. 63, 14 flg.). Allein in
der Vogelliste II R. 37 Z. 3 erscheint aribu unter der Zahl der
Vögel und in der Sintfluthgeschichte bezeichnet arib sicher den
„Raben"; das Wort ist also zweifellos das hebr. ans „Rabe". Ihre
Rückversicherung erhält diese Identificirung durch den Umstand,
dass für „Heuschrecke" sich das Wort 'i-ri-bu findet, welches also
nunmehr dem hebr. Inans gleichzusetzen ist. Dasselbe erscheint
in der Liste II R. 24, 14 neben anderm kleinen Gethier mit der
daranstehenden ideographischen Bezeichnung als NAM. ZAB. SUN,
das ist als „in grossen Schaaren sich beisammen findendes Insekt".
Und in der Liste II R. 5, Z. 3 führen sie gar den jeden Zweifel
beseitigenden Namen: 'i-rib habal bu-'-ti „die Heuschrecke, das
Kind der Wüste" (bu'tu = hebr. im'a; vgl. arab. .^).
Znr Abwehr.
Von A. Soeln.
Der Artikel von M. Steinschneider in dieser Zeitschr. XXVII
p. .553 nöthigt raich zu folgender Wiederholung des Berichts, wie
ich die syrische Uebersetzung von Kalila u Dimna erworben habe.
Ich war von meinem hochverehrten Lehrer Herrn Prof. Benfey
brieflich darauf aufmerksam gemacht worden, das Buch werde in
einer (oder „der"?) Bibliothek von Mardin zu finden sein. Zu¬
erst natürlich dachte ich an die grosse Bibliothek des jacobitischen Patriarchen in Der ez-Zaferän, fand aber, nachdera ich rait einiger
Mühe d. h. durch Ueberredung vermittelst meines Dieners Zutritt
zu der Bibliothek der Chaldäer eihalten hatte, das Buch dort und
154 Notizen und Correspondenzen.
erkannte es auf den ersten Blick. Wer je mit Orientalen ein Ge¬
schäft abgeschlossen hat, weiss, wie gefährlich es ist, wenn der
Käufer zu verstehen giebt, dass ihm an der Waare etwas liege;
man kann mir daher bloss Verstellung vorwerfen, dass ich das
Buch fast augenblicklich wieder ruhig bei Seite legte und von
Gleichgiltigem sprach. Den Mönchen zu sagen: „Ihr habt da ein
grosses für uns wichtiges Unicum", wäre der richtige Weg gewesen,
um das Buch unseren Augen für immer zu entziehen. Acht Tage
darauf liess ich das Buch entleihen und prüfte es genau. Dann
gab ich es wieder zurück, und da ich mich überzeugt hatte, dass
ich das Buch käuflich auf keinen Fall würde erwerben können,
suchte ich einen anderen Weg einzuschlagen. An einem Maträn
der syrisch-katholischen Kirche fand ich nun einen Helfer und
zwar, wie sich leider herausgestellt hat, keinen sehr tauglichen.
Er entlieh das Buch für sich nnd copirte es für mich. Auf lange
Unterhandlungen mit den Chaldäern konnte ich mich nicht ein¬
lassen, weil ich sonst stark riskiert hätte, gar nichts mitzubringen.
Ich überlasse es daher Herrn Steinschneider, die Art und
Weise, wie ich gehandelt habe, „nicht ganz unbedenklich" zu
finden.
Lateiuische Uebersetzungen aus dem Arabischen
in der Berner Stadtbibliothek.
Von A. Sprenger.
Eine der Aufgaben der Orientalistik ist den Einfluss der mos¬
limiscben Wissenschaft im Mittelalter auf das Abendland nachzu¬
weisen. Dazu gehört vor Allem eine Geschichte der alten Ueber¬
setzungen ans dem Arabischen ins Lateinische. Das Material dazu
muss meist aus den Nachschriften der noch vorhandenen Ueber¬
setzungen gesammelt werden ; denn hier findet man gewöhnlich den
Namen des Uebersetzers und das Datum. Lei'der aber kommt cs
häufig vor, dass unter zehn Handschriften ein und desselben Werkes
die Nachschrift in neun fehlt und nur in Einem erhalten ist. Um
eine möglichst vollständige Geschichte der Uebersetzungen anzufer¬
tigen, wäre es daher nöthig alle Bibliotheken von Europa zu unter¬
suchen und in jedes Exemplar einer jeden Uebersetzung Einsicht zn
nehmen. Eine so kostspielige Arbeit wird schwerlich je unternom¬
men werden. Um dennoch dem Ziele näher zu rücken, scheint es
mir zweckmässig, dass jeder der sich für die Sache interessirt über
das ihm zugängliche Material Bericht erstatte. Ich thue dieses
hiemit, indem ich zwei Handschriften der Berner Stadtbibliothek
zur Kenntniss bringe.