Notizen und Correspondenzen. 487
findet es sich bis jetzt nur in der Schreibung n'i* — wieder ein
Verdachtsgrund. Inn ist ein ächt Phönizischer Ausdruck.
7. nin kommt als Name eines Waldes vor 1 Sam. 22, 5;
man hat es längst als identisch mit -ilh = Waldung betrachtet.
Diese Bedeutung ist uns hier wahrscheinlicher als die Combination
mit der W. im = verdorrtes Land, wozu lin Jer. 17, 6 zu
vergleicben wäre. 'S:« findet sich hinten plene geschrieben
auch auf einer der Phönizischen Inschriften des Aegyptischen Aby¬
dus. - nioynu. Hier fehlt das n nach dem ffi, was wohl auf
Rechnung der Abscbrift zu setzen wäre. Oder fände sich hier
eine Bestätigung für meine Ableituug des Namens in"ü5» von der
W. Iffly? (vgl. Z. D. M. G. XXIV 658 ff.). iai< s. oben. Das
infeliz bei Netto beruht auf einer sicher irrigen Lesung nati.
Der babylonische Codex in Petersburg.
Von Kabbiner Dr. Gelger.
Zweiter Artikel.
Herr Dr. Strack hat uns mit einem zweiten grösseren Specimen
seiner photolithographischen Ausgabe des in Pelersburg befindlichen
babylonischen Propheten-Codex beschenkt; es enthält
zwölf Seiten der Handschrift (3" bis ^^), Jes. 2, 9 (önb) bis c. 9
Ende (n'lDJ). Dieser verhältnissmässig grosse Abschnitt bietet
gerade sebr wenig Babylonisches. Zu ]nnE 3, 17 bemerkt unsere
kleine Massorah, die Madinchae läsen das Pe mit Pathach — was
Baer in seiner Ausgabe verschweigt —; in unserm Codex scheint
eine Correctur in Kamez vorgenommen und die Lesart der Ma'arbae
angenommen zu seiu. n^löJ' 6, 13 ist defect geschrieben, wie es
von den Mad. überliefert wird. Von ibnen kennen wir auch die
Vocalisation ta'ntti, zwei (Pinsker, Einl. S. 142), und dieselbe
finden wir hier drei Male in einem Verse 6, 2, während wir jedoch
7, 21 'nöl, nicht 'niaT , lesen. Auch n'TJ mit dem Dagesch im
Sain, wie hier 9, 9, ist bereits von Pinsker (a. a. 0. S. 17) be¬
zeugt nach Ezech. 40, 42. — Beachtenswerth ist noch, dass wir
hier die Aussprache des Ben Nafthali bsii^p zwei Male 8, 18
und 9, 7 finden, während dennoch an?';] zwei Male punctirt wird
5, 29 und 30. Natürlich fehlt es nicht'an den schon hinlänglich
bekannten Eigenthümlichkeiten dieses Punctationssyslems. So finden
wir das Chirek bei den Keblbuchstaben, das bei uns in Segol um¬
lautet, Segol für kurzes Pathach und Chatef-Pathach, wie umgekehrt Pathach für accentuirtes Segol, die Endung ni" rafe für unser n".,
488 Notizen und. Correspondenzen.
z. B. 7, 6, das kurze Zere, das bei uns zu Segol wird, wie 4, 3.
7, 4. 10. 8, 2. 3. 5.
Wir begegnen sonst nocb kleinen Abweicbungen, von denen
sich nicht bestimmt sagen lässt, wie viel Werth ihnen beizumessen
ist und ob sie als babylonische zu gelten haben. Piene finden
wir hier nsTibnöT 4, 1, was vielleicht Ueberrest einer alten Lesart
im Plural ist, die die 70 und der Syrer wiedergeben, 2011 6, 1,
hingegen defect rtsnpn 4, 5, inai 7, 15 (docb mit der Rand¬
massorah: '3), "bbaa 9, 4, ja als Correctur Qi-nfflpm 3, 20, wobei
1 oben hinzugefügt ist und wir die Randbemerkung lesen: 'ip '3
n 'on, was ziemlich unverständlich ist, da das Wort ja gar nicht
weiter vorkommt, es müsste denn O'l'Jjp.m Gen. 30, 42, wenu
auch anders punctirt, als erste Stelle ins Äuge gefasst sein. Eine
zweite Correctur ist 8, 13 , wo off'enbar Anfangs ein Jod
nach dem Resch gestanden. Hingegen stimmt der Cod. mit sonstigen
altbezeugten Annahmen, 3, 16 und D'^ia: 5, 22 defect, D'-naa
5, 22 (Rand 'bn), biNnm 9, 19 (Rand 'nD 'b72) plene, D'rbam
3, 23 mit dem Wav copulativum zu schreiben.
Einer Abweichung in den Vocalen begegnet man in biaa
2, 15, in rifflp73 nirya 3, 14. Allein während das Kamez über
das Schin gesetzt ist, war offenbar ein Segol daruntergesetzt, das
dann wieder ausgestrichen worden ; allein am Rande befindet sich
'b , ja zu 5, 24 zählt die grosse Massorah unter zehn Wörteru,
die blos ein Mal mit Pathach vorkommen, unser nap^j mit auf,
und ist es hier ausdrücklich mit dem babylonischen Pathach ver¬
sehen. Diese Punctation gilt für mehrere Beispiele, wie pniS', ^Miy,
3'Sin und isn, auch nach unserm Systeme; bei den andern haben
wir Segol, das, weil auf der Accentsylbe, babylonisch Pathach lautet.
Diese Segol-Worte sind — noch vermehrt mit einem 'r^z^^'r\ •— auch
in nnserer Massorah zu Ezech. 6, 9. 18, 7 und 45, 12 zusammen¬
gestellt und richtig als inn'S "jiUiUB, als Klein-Pathach, d. h. Segol,
bezeichnet ; was dieser Ausdruck (richtiger inn'i: mit Daleth) in
der Massorah des Codex bedeuten soll, ist schwer anzugeben, da
ja für das babylonische Punctationssystem lauter ächte Pathach-
Worte zusammengestellt und sogar vier hinzugefügt sind, die auch
bei uns ächte Pathach sind. Allein auch sonst ist die Massorah
des Codex incorrect, indem sie zehn Worte angeben will und drei¬
zehn aufzählt! — Abweichend ist ferner nnoMbn 4, 6, das dort
für das Mem eiu Segol setzt, was bei uus eiu Pathach sein würde,
während wir mit Chirek lesen, \aip3 5, 16, iinncip 5, 28, nman
7, 19, D'aSTDn mit Mappik in He.' bsnü 7, 6 scheint mit Pathach
über Alef punctirt zu sein, allein das ganze Wort ist noch ausser¬
dem mit den palästinischen Vocalen unten versehen, und da hat
das Alef ein Kamez. nn-iDi2' 8, 2 lautet nach der drübergestellten
Punctation mit Chirek über Jod uud Beth mit Schwa, aber unten
stehn die Vocale unseres Textes.
Ich will abweichende Accentnationen nicht hervorheben,
Notizen nnd Correepotidenzen. 489
wohl aber dass im Codex nach pMJNi 9, 13 das Pessikzeichen steht
und am Rande noch die Aufmerksamkeit besonders darauf hingelenkt
wird. Einzelnes ist "wohl im Abdrucke schlecht gerathen und mag
übergangen werden. Wichtig jedoch ist die Bestätigung der schon
in dem früheren Specimen wahrgenommenen Erscheinung, dass bei
zwei auf einander folgenden Schwa der zweite Buchstabe mit Dagesch
versehen wird, so ibiani 3, 4 (das Klein-Pathach oder Segol über
Schin soll wohl Chatef-Pathach ausdrücken), ']S1N 8, 8, üiDSBltnn
8, 9, rmstebN (so plene) 9, IG.
' Hohes Interesse bieten endlich die massorethischen Be¬
merkungen, jedoch es genügt, vorläufig auf dieselben, als das Product
einer eigenthümlichen massorethischen Gestaltung, hinzuweisen. Wenn
uns das Ganze vorliegt, werden wir in dieser Massorah ein hoch¬
wichtiges Glied in deren geschichtlichem Organismus besitzen.
"|1D3 ^<1^ (Gen. 6, 3) bei den Samaritanern.
Von Dr. Geigrer.
Der ganze Vers Gen. 6, 3, zumal das auffallende Wort üsiaa,
hat mehrfach bis anf die neueste Zeit zu verkehrten Deutungen
Veranlassung gegeben. Auch die jüdische Aggadah hat in Gemara
und Midrasch nach ihrer spielenden Weise das ungewöhnliche Wort
verwerthet. Chullin 139'^' lesen wir: aniua i^sn M-nnn p man
iffia Nin , in dem Dsoa sei Moses angedeutet. Das wird dort unter
mehreren ähnlichen Hinweisungen auf Personen in entlegenen Stellen
mehr als ein witziges Geistesspiel denn als ernste Dentnng gegeben.
Wieso aber in üW^ Moses gefunden werde, zugleich diesem Spiele
einen ernstern Hintergrund verleibend, erklärt uns der Midrasch
Bereschith rabba c. 26 mit den Worten: in» TTiiajiij n3 ib'EX
-i72n:u5 ivz'jh Tny man-a na'pn nssria n^n '«ns n^nta
nb T'^n pai . yn n':aü5in «nn yni n^saiaim man nt osiaa
n3\a Dp nTi niam n;© ap ru' Nann „selbst Noah ward
nicht wegen seines eignen Verdienstes von dem Untergange durch
die Fluth gerettet, vielmehr weil Gott geschaut, dass Moses dereinst
von ihm erstehn werde. Darauf deutet das Wort DJttJa hin, dessen
Zahlenwerth dem von nuJM entspricht. Andere Lehrer finden den
Hinweis auf Moses in den Worten: seine Tage seien 120 Jahre,
was auch die Lebensdauer Moses' ist"
1) Diese Beziehungen scheinen übrigens schon Josepfaus (Alterth. I, 6, 5) bekannt gewesen zu sein, auch Hieronymus (Quaest. in Gen.), der sie jedoch abweist.
Bd. XXVIII. 32