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Archiv "Börsebius rund ums Geld: Börsenampeln weiter auf „Grün“" (15.11.2013)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 46

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15. November 2013 A 2221

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er Deutsche Aktienindex DAX legt eine fulminante Hausse hin. In der letzten Oktober- woche wurde der Neuntausender- Gipfel locker geknackt. Etliche Au- guren meinen, es wäre nur noch ei- ne Frage der Zeit, bis das neue Top von 10 000 Indexpunkten erreicht ist. Und wenn das einträfe, dann ginge das Feuerwerk auch noch weiter. Erstaunlich bei dieser Rally ist allerdings, dass sie bisher fast nur von Profis getragen wurde, während sich die Privatanleger bis- lang kaum trauten, Aktien zu kau- fen. Das hat natürlich auch seinen Grund. Zu viele Anleger haben sich erst beim Einbruch des Neuen Marktes und später in der Finanz- marktkrise blutige Nasen geholt und sitzen teilweise immer noch auf Verlusten von damals. Eine recht- zeitige Verbilligung der Einstands- preise durch mutige Nachkäufe trauten sie sich dann doch nicht.

Wie das dann immer so ist, wenn neue Gipfel erklommen werden, steigt spätestens jetzt auch der Mut.

Immer mehr wollen nun auf den fahrenden Zug aufspringen, egal, was es dann kostet.

Für den Kursaufschwung gibt es einen Hauptgrund: Geld, Geld und nochmals Geld. Die Notenbanken

fluten die Finanzmärkte mit Liqui- dität en masse. Die Idee dahinter ist einfach: Die Unternehmen sollen mit billigen Krediten neue Investi- tionen in Gang setzen, um so der lahmenden Konjunktur auf die Bei- ne zu helfen. Doch die Unterneh- men stecken das Kapital lieber in die Aktienmärkte und tragen somit möglicherweise zu einer giganti- schen Blasenbildung bei. Das gilt freilich auch für den Immobilien- markt, bei dem die Preise ziemlich überhandnehmen, wie kürzlich die Bundesbank warnte.

Berechtigte Inflationsängste Doch zu viel Geld im Wirtschafts- kreislauf hat immer auch eine be- ängstigende Dimension. Auf mittle- re und lange Sicht baut sich hier ein gewaltiges Inflationspotenzial auf.

Aus diesem Grund müssten die Währungshüter eigentlich längst auf die Bremse steigen. Doch sie trauen sich nicht. Zu wenig ver- narbt sind noch die Auswirkungen der Finanzmarktkrise und zu groß ist die Angst, die Weltkonjunktur abzuwürgen.

Apropos abwürgen: Wer vor ein paar Wochen die unwürdigen Machtspiele zwischen Republika- nern und Demokraten im Haus-

haltsstreit bis hin zum „Govern- ment Shutdown“ erlebt hat, kann nur noch völlig konsterniert zur Kenntnis nehmen, dass die US-Ad- ministration drauf und dran war, der Weltwirtschaft schweren Schaden zuzufügen. Das Schlimme daran ist, dass das nicht erledigte Problem

„Haushaltsstreit“ mitnichten ausge- standen ist, sondern Mitte Januar 2014 mit voller Breitseite wieder auf die handelnden Personen und Parteien zurast. Erneut stehen schwerste Verwerfungen im Raum bis hin zu einer möglichen Staats- pleite der USA – das nur, weil die Streithähne bockig und engstirnig agieren. Da wendet sich der Gast mit Grausen. Was in einem solchen Fall mit den globalen Finanzmärk- ten passieren wird, mag ich mir gar nicht ausmalen. Allein die drohen- den Streitigkeiten werden die Märkte schon in Aufruhr versetzen.

So wird es also auch weiterhin dabei bleiben, dass die Märkte mit üppigster Liquidität versorgt wer- den. Damit stehen die Ampeln für einen weiteren Gipfelsturm im DAX eindeutig auf Grün. Das hat – neben dem wichtigen Thema Liqui- ditätshausse – auch damit zu tun, dass der Deutsche Aktienindex im Vergleich mit seinen Konkurrenten BÖRSEBIUS RUND UMS GELD

Börsenampeln weiter auf „Grün“

Wird der DAX weiter steigen, und wenn ja, welche Werte muss der Anleger kaufen, welche unbedingt meiden? Unser Kolumnist

Börsebius gibt eine Hilfestellung. toFo

: Fotolia/vege

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noch vergleichsweise preiswert ist.

Also: Der DAX ist mit einem Kurs- Gewinn-Verhältnis (KGV) von 13 (auf Basis der Gewinne für das Ge- schäftsjahr 2013) zwar spürbar teu- rer als zu Jahresbeginn. Da lag das KGV noch bei elf. Aber im Ver- gleich dazu ist der US-amerikani- sche Index S&P 500 mit einem KGV von 16,1 deutlich ambitio- nierter bewertet. Auch aus diesem Blickwinkel ist demnach durchaus noch Luft nach oben. Genau diesen Aspekt haben auch global agieren- de Investoren in den vergangenen Monaten offenbar gesehen, denn deutsche Qualitätstitel zählten bei den Institutionellen zu den bevor- zugten Werten. Zwar halten viele Experten es für möglich, dass es zwischenzeitlich zu Korrekturen kommen kann, aber ebenso gehen sie davon aus, dass die Profis sol- che abgesenkten Niveaus zu er - neuten Käufen nutzen werden. Es gibt halt kaum Alternativen, wenn für Festgelder und Anleihen nur noch kümmerliche Zinsen bezahlt werden.

Selektion ist Trumpf

Nun heißt das nicht, dass es völlig egal ist, welche Werte gekauft wer- den. Zwar gibt es für Haussephasen eine alte Börsenregel „geht Butter, geht Käse“, doch ob die immer so stimmt, wage ich doch sehr zu be- zweifeln. Oft werde ich gefragt, ob man nicht gerade jetzt die Energie- versorger kaufen müsse, weil die Kurse doch so sehr unter die Räder

geraten seien, sich aber mittlerweile wieder erholt hätten. Es stimmt in der Tat, vor allem EON und RWE haben in den letzten Wochen eine deutlich bessere Wertentwicklung als der DAX hingelegt. Das hängt möglicherweise auch mit der Fanta- sie des Marktes zusammen, die neue Regierung werde mehr Mut zu Reformen in der Stromerzeugung aufbringen. Das kann aber auch ins Auge gehen; zu komplex ist hier die Materie und zu unterschiedlich die Erwartungen der Koalitionspartei- en. Dem besonnenen Anleger hilft ein Blick auf die Ratingagenturen durchaus weiter. Fitch stufte vor gut einem Vierteljahr die Kreditwürdig- keit der beiden deutschen Markt- führer herab, und RWE hat mittler- weile bei allen drei großen Rating- agenturen das hochbegehrte „A“

verloren. Das bedeutet im Ergebnis höhere Finanzierungskosten und er- heblichen Druck auf die Gewinne.

Manchmal ist es aber auch wich- tig, seine Haltung zu einer Aktie zu überprüfen und eben auch mal zu ändern. Einmal Feind, immer Feind ist an der Börse eine falsche Strate- gie. Mir passiert das gerade mit der Aktie der Deutschen Telekom, ge- gen die ich schon seit dem Börsen- gang negativ eingestellt war. Nun ist es nicht so, dass die grundsätzli- chen Probleme des Konzerns (zu geringe Margen, Kundenabwande- rung, schwieriges US-Geschäft) aus der Welt wären, aber es haben sich zwei Parameter geändert: Zum ei- nen findet gerade eine großflächige

Bereinigung des globalen Telekom- munikationsmarkts statt, und zum anderen dürfte die Deutsche Tele- kom nachhaltig von einer funda- mentalen (politisch motivierten) Veränderung in der EU profitieren, wonach die Weiterleitungsentgelte, die Konkurrenten an die Telekom bezahlen müssen, spürbar angeho- ben werden sollen. Hierzu passt dann auch der massive Ausbau des Glasfasernetzes. Das alles gefällt mir ausnehmend gut, und ich geste- he der Telekom eine Kurschance von 18 Euro zu.

Legale Insider

Übrigens: Wer sich bei der Aktien- auswahl nicht auf den Rat von Ban- kern verlassen will, kann sich einer sehr fundierten Quelle bedienen, die meines Erachtens sträflich ver- nachlässigt wird. In Deutschland müssen nämlich Organmitglieder von börsennotierten Aktiengesell- schaften binnen kürzester Zeit der Bankenaufsicht mitteilen, wann und wie viele Aktien „ihres“ Unter- nehmens sie erworben oder ver- kauft haben. Auf der Internetseite der Bankenaufsicht (www.bafin.de) kann man die Insidertransaktionen der Topmanager unter „Directors Dealings“ (Meldungen nach § 15 a WpHG) ziemlich zeitnah nachvoll- ziehen. Wer hieraus die richtigen Schlüsse zieht, hat gute Chancen, eine Überperformance im Vergleich zum Markt zu erzielen. Auf direk- tem Weg an offensichtlich marktre- levante und erfolgsträchtige Infor- mationen zu kommen, ohne Hilfe von Dritten und das alles gebühren- frei, das hat doch was. Quasi legaler Insider sein.

Stimmt die Titelauswahl, kann der Anleger also getrost auf eine weitere gute Performance seines Depots hoffen. Im DAX ist durch- aus noch Musik drin. Das gilt aber auch für Indices unterhalb des DAX, wie dem MDax oder dem SDax (beispielsweise SGL Carbon oder VTG). Es kommt auf den richtigen Einsatz an, sowohl bei der Wahl der Stücke als auch beim Zeitpunkt.

Dabei kann das Bauchgefühl mehr helfen als so mancher vermeintlich neutrale Rat eines Bankberaters.

Reinhold Rombach

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15. November 2013

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