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didas-Salomon bläst zum Angriff auf Reebok.“Als die Nachricht, der Herzogenauracher Sportar- tikelhersteller übernehme den US-Konkurrenten Reebok, anfang August über die Ticker flimmerte, reagierten die Bör- sianer in den ersten Minuten ziemlich unsicher. Die Ankün- digung des Megadeals irritierte die Marktteilnehmer zunächst, der Aktienkurs gab in den er- sten Minuten sogar deutlich nach. Als aber die ersten Mu- tigen anfingen, größere Stücke zu kaufen, drehte sich die an- fängliche Skepsis und wandelte sich in eine euphorische Kauf- wut.Adidas-Salomon legten bis zum Ende der Börsensitzung fast zehn Prozent zu, für ein DAX-Schwergewicht sind das schon gewaltige Dimensionen.
In der Tat zeitigt die Über- nahme in der Branche für Sport- und Lifestyleartikel hi- storische Ausmaße. Adidas- Salomon, nach Nike in der
Welt die Nummer zwei, zahlt für die Reebok International Ltd. die stolze Summe von 3,8 Milliarden Dollar und ver- schafft sich damit einen noch großflächigeren Zugang zum amerikanischen Markt als bis- her. Mit sichtlichem Stolz gab Adidas-Boss Herbert Hainer den Kauf bekannt, es sei ein
„strategischer Meilenstein“ und eine „Gelegenheit, die nur ein- mal im Leben entsteht“.
Ob die Mutigen für ihr En- gagement mit Gewinnen be- lohnt werden, muss sich erst noch erweisen. Mit Sorge be- obachte ich auch, dass die Aktie von Adidas-Salomon auf immer mehr Empfehlungs-
listen von Banken auftaucht.
Nach meiner Erfahrung haben sich die großen Fonds längst eingedeckt, so sie zum Wert positiv stehen. Umfangreichere
Käufe von institutionellen An- legern sehe ich nicht, zumin- dest nicht in einem Volumen, der die Börsennotiz der Her- zogenauracher in schwindeln- de Höhen zu treiben vermag.
Die Integration von Reebok in die Adidas-Philosophie kann sich durchaus als schwe- res Auswärtsspiel mit Verlän- gerung herausstellen, und es ist bei weitem nicht klar, wer ge- winnt, am Ende könnte es auch die Konkurrenz Nike, Puma &
Co sein. Ob sich der hohe Kaufpreis jemals amortisieren wird, scheint mir auch nicht si- cher, die Rohertragsmarge von Reebok ist nämlich schon jetzt ziemlich schwachbrüstig.
Wer weiß, wie vertrackt das Engagement von Adidas beim französischen Outdooranbie- ter Salomon ausging, mag erahnen, dass Fusionen noch längst nicht für steigende Kurse stehen. Alles in allem sollte ein Ausstieg bei Adidas er- wogen werden. Ernsthaft. )
S
piele ich bei zu viel Wein Schach, bleibe dabei nur zum Schein wach, verlier’die Dame, habe nicht mehr lange Bauern, und mein ar- mer König, der muss bange lauern, und mein Gegner setzt mich ohne Sorgen matt, bin vom Schach und Wein ich bis zum Morgen satt!“
Diese Verse brachte Dr.
med. Helmut Schröder wäh- rend des letzten deutschen Ärzteturniers in Bad Neu- enahr zu Papier, vermutlich inspiriert und gedämpft zu- gleich vom Ahrwein.
Das lässt mich an einen an- deren Dichter und Schach- spieler denken, nämlich Jo- hann Wolfgang von Goethe, der allerdings dem Weine gegenüber weit weniger zwie- spältig war, dafür umso mehr dem Schachspiel. So lehrt er Sohn August zwar Schach,
preist es auch als
„Probierstein des Ge- hirns“, meint aber an- dererseits im „Götz von Berlichingen“:
„Lieber hört ich das Geheul der Toten- glocke und des knur- rigen Hofhunds Bel- len, als von Läufern, Springern und anderen Besti- en das ewige ,Schach dem Kö- nig‘!“ Und – es kommt noch schlimmer – führt sein langes Leben in ungetrübter geisti- ger Frische zurück auf seine Abstinenz dem Tabak und Schachspiel gegenüber.
Ganz anders der ärztliche Kollege Friedrich Schiller, der zwar in seiner medizinischen Abschlussarbeit schreibt:
„Unter dem Schlaf ordnen sich die Lebensgeister wie- derum in jenes heilsame Gleichgewicht, das die Fort-
dauer unseres Daseins so sehr verlangt“, sich aber nachts mit Kaffee, Tabak, Likör und – es muss gestanden sein – Schach aufputscht, selber da- zu in Briefen aber meint, es habe ihm Trost in seiner lan- gen Krankheit gewährt.
Über Schillers Schachkün- ste weiß ich nichts, sehr wohl aber über die von Frau Bol- ton in „Lady Chatterley und ihr Liebhaber“: „. . . Sie wür- de ihm Kaffee oder Kamillen- tee machen, und sie würde Schach oder Pikett mit ihm
spielen. Sie hatte eine selt- same weibliche Gabe, um Schach sogar noch gut genug zu spielen, wenn sie fast schon dreimal eingeschlafen war . . .“ Sollten Sie indes mit dem Manko des Mannseins ge- schlagen sein, dann bitte nun ganz, und nicht wie Dr. Schrö- der nur zum Schein, wachge- blieben, wenn Sie wie Dr.
med. Alfred Emich, sei es mit Wein, Kaffee oder Kamillen- tee, in jedem Fall aber als Weißer am Zug, einen durch- schlagenden Gewinn finden wollen.
Lösung:
S C H L U S S P U N K T
[68] Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 34–35⏐⏐29. August 2005
Dichter und Denker
Dr. med. Helmut Pfleger
zu Adidas-Reebok
Kraftakt mit
ungewissem Ausgang
Börsebius
Leserservice:
Börsebius-Telefonberatung
„rund ums Geld“
Wie an jedem 1. Samstag des Monats können Sie auch am 3.
September 2005 in der Zeit von 9 bis 13 Uhr Börsebius (Diplom- Ökonom Reinhold Rombach) an- rufen. Wenn Sie also in Finanz- dingen der Schuh drückt, wählen Sie bitte die 02 21/98 54 80-17.
Die kostenlose Telefonberatung ist ein spezieller Service des Deutschen Ärzteblattes für seine Leser.
Post Scriptum
T artakower meinte einst:
„Mit ei- nem Springer auf e5 gewinnt sich die Partie von ganz alleine!“ W ie
Recht er hatte! Also hineingeop- fert in die schwarze Achillesferse
f7:1.
Sxf7!Dr .Emichs Gegner der
2.Runde zog nach dieser Sprin- gergabel ein Ende mit Schrecken
einem Schrecken ohne Ende vor und nahm den Bösewicht:
1..
..
Kxf7,um aber jetzt durch 2.Dx e6+ Kg6 3.Df7
matt gesetzt
zu werden.