I
mmer wenn ich auf ei- nem Überweisungsformular„APO-Bank“ als absenden- de Bank eintrage, weht mich ein leichter Ruch von Anar- chie an, schließlich lässt uns Ältere „APO“ auch an Außerparlamentarische Op- position und die „68er“-Jahre denken. Dabei könnte die
„Deutsche Apotheker- und Ärztebank“ in ihrer grund- sätzlichen Hinneigung zum Konservativen und Soliden kaum weiter von den Inhal- ten der Namensvetterin ent- fernt sein.
Diese Antinomie in ein und demselben Kürzel weckt also – und vielleicht nicht nur bei mir – tiefere, unbe- wusste Schichten, in denen das Ineinan- derfließen der Ge- gensätze einen ge- heimen Reiz entfal- tet. Kommt dann noch zum alljähr- lichen Deutschen Ärzteschachturnier Direktor Hermes von besagter Bank, so nimmt er, unwill- kürlich und doch unweigerlich, neben seiner unzweifelhaf-
ten Kompetenz als Bankier auch Züge des Gottes der Kaufleute und des Götterbo- ten an, in diesem Fall der Schachgöttin Caissa, wenn er sein Füllhorn über manche ih- rer Lieblinge, sprich die ersten Fünf, etwas kräftiger ausschüt- tet, aber dabei doch das Wohl der Übrigen nicht aus den Augen verliert.
Die Schach spielenden Ärzte wissen ihm beziehungs- weise der APO-Bank jeden- falls Dank und hoffen, ähnlich wie aufs Christkind, auf seine alljährliche Wiederkehr, um auch von dieser Seite die her- vorragende Organisationsar- beit des ausrichtenden Deut- schen Ärzteblattes zu unter- stützen und zu gewährleisten.
Es ist sicher kein Zufall, dass die Juristen trotz vieler Schachspieler in ihren Reihen bei der Durchführung einer
Deutschen Juristenmeister- schaft gescheitert sind, wäh- rend die Ärzte mittlerweile schon auf 13 erfolgreiche Jah- re zurückblicken können.
Einer der Götterlieblinge –
„natürlich jung“, würde mein Freund Dr. med. Timm Lud- wig sagen – in diesem Jahr war Dr. med. Giampiero Adocchio, der Zweiter unter mehr als 150 Ärzten wurde.
Hier fand Dr. Adocchio als Weißer am Zug in ohnehin er- folgsträchtiger Stellung gegen Dr. med. Stefan Müschenich eine hübsche und doch kräfti- ge Kombination, die letztlich der schwarzen Dame das Le- ben kostete. Wie kam’s?
Lösung:
H
andelsblatt vom 17. Mai.Eine Anzeige der Deut- schen Bank sticht mir ins Auge. „Schwingen Sie mit Zu- satz-Schwung“ steht da, und man könne das „1,75% Swing Lock-In Zertifikat mit Zusatz- chance“ zeichnen. Erste Irri- tation bei mir, es eilt offen- sichtlich, denn der Kaufauf- trag ist nur noch bis zum näch- sten Tag möglich. Eile mit Weile geht aber nur gut, wenn erstens das Produkt in Ord- nung ist oder zweitens wenig- stens die Informationen dar- über, im Idealfall beides.
Die Anzeige ist zwar ganz nett formuliert, und mögli- cherweise ist auch die dortige Prognose richtig, dass die Märkte derzeit nur wenig Aus- sichten auf Gewinne böten.
Aber zum eigentlichen Produkt wird der Nebel schon raumgreifender. Dass ich mit dem 1,75-%-Swing-Lock-In- Zertifikat mit Zusatzchance
„fast immer“ gewinne, wie da steht, macht mich stutzig.
Heißt das „nicht immer“?
Die Formulierung „Anleger partizipieren zu 75 % an der kleinsten Kursbewegung einer Aktie von 30 Aktienwerten, gleich ob die Kurse steigen oder fallen“, verstehe ich auch nach dreimaligem Nachden- ken nicht. Ähnlich unklar er- scheint mir die konkrete Aus- wirkung des Versprechens im Prospekt: „Und sollten der Schub abklingen und die Kur- se von 25 der 30 Aktienwerte kaum schwanken, gibt es eine Zusatzchance von 6 % p. a.
So können Sie unbeschwert und mit doppelter Chance schwingen.“ Unterm Strich alles ziemlich schwammig.
Süchtig nach labenden In- formationen suche ich im In- ternet unter www.x-markets.
db.com nach Hilfe und fin- de das Produkt (WKN DBOUMX) tatsächlich unter
„Neuemissionen“. Den Ver- kaufsprospekt suche ich aller- dings vergebens.
In meiner Restnot rufe ich die offenbar gebührenpflichti- ge Telefonnummer 0 69/9 10- 3 88 07 an. Banker Rahusen ist freundlich und kompetent und beantwortet mir geduldig meine Fragen und verspricht auch, den Prospekt per E-Mail zu schicken, – alle Achtung, er war nach einer Minute da.
Wenn ich den Prospekt aber richtig verstanden habe, sind die Chancen auf Zusatzge-
winne eher mäßig, nach mei- nem Verständnis sogar ziem- lich ungewiss. So richtig sicher ist offenbar nur die 1,75-%- Ver- zinsung p. a. und die Kapital- garantie, nach sechs Jahren mindestens den eingesetzten Betrag zurückzubekommen.
Toll ist das wirklich nicht, mit Bundesschatzbriefen fühle ich mich nach wie vor sicherer.
Leistung aus Leidenschaft ja, bitte, aber für wen? ) S C H L U S S P U N K T
[72] Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 2127. Mai 2005
Leserservice:
Börsebius-Telefonberatung
„rund ums Geld“
Wie an jedem ersten Samstag des Monats können Sie auch am 4. Ju- ni 2005 in der Zeit von 9 bis 13 Uhr Börsebius (Diplom-Ökonom Rein- hold Rombach) anrufen. Wenn Sie also in Finanzdingen der Schuh drückt, wählen Sie bitte die 02 21/98 54 80-17 (Achtung, neue Nummer). Die kostenlose Telefon- beratung ist ein Service des Deut- schen Ärzteblattes für seine Leser.
Anarchische APO-Bank
Dr. med. Helmut Pfleger
zu Anlageofferten
Leistung aus Leidenschaft
Börsebius
Post Scriptum
Nach dem T urmopfer 1.Txf6!
drohten gewaltig die Abzugs-
schachs 2.Txf8++ mit Matt und 2.Txh6+.
Schwarz musste also die-
sen Rammbock mit 1.
..
.T xf6
entfernen,damit aber auch seinen T urm in die F esselung des Läufers
d4 bringen,sodass nun die Sprin- gergabel 2. Sf7+!
die schwarze
Dame eroberte.S chwarz gab des-
halb auf.