S C H L U S S P U N K T
[76] Deutsches ÄrzteblattJahrgang 101Heft 66. Februar 2004
Post Scriptum
Praxisgebühr
Papierflut und andere Probleme
Zeichnungen:Peter Bensch
K
ann, wer für die Aktie der Deutschen Telekom ein Kursziel von 33 Euro formuliert, für verrückt er- klärt werden, größenwahn- sinnig gar? Kann schon, muss aber nicht. Vor allem, wenn der Protagonist dieser durch- aus kühnen Prognose in die- sem Titel schon mal erfolg- reich gegen den Strich bürstete.Als alle Welt den Börsen- gang bejubelte und der Kurs dann auch (unberechtigt) auf 100 Euro hochschoss und dann (berechtigt) wie ein Stein wie- der runterfiel, hatte Börsebius der Aktie seinerseits einen fairen Wert von bestenfalls 15 Euro zugestanden (DÄ, Heft 5/1998: „vermutlich wird der Kurs nach einer Schamfrist, will heißen Kurspflege, unter die Dreißigmarkgrenze segeln“).
Der damalige Niedergang des Telekomkurses wirkt sich in den Köpfen der Investoren bis zum heutigen Tag lähmend aus, und sie vermögen offen-
sichtlich neue und ermutigen- de Veränderungen beim Bon- ner Kommunikationsriesen, wenn überhaupt, nur einge- schränkt wahrzunehmen und unterschätzen so völlig das ver- änderte Szenario. Anders kann ich mir die aktuelle Börsenno- tiz der Deutschen Telekom AG nicht erklären. Andererseits kann ich gut verstehen, dass einem Anleger im Moment schon sehr schwer fällt, der Ak- tie zu vertrauen. Wer sich bei Kursen von 90 oder 60 oder 30 Euro die Finger mehrfach ver- brannte, ist die Idealbesetzung eines gebrannten Kindes.
Bei der Deutschen Telekom scheint sich die altehrwürdige Börsenweisheit zu bestätigen, dass zum Einstieg nicht geklin- gelt wird, was, nebenbei be-
merkt, ja auch für den vieler- orts verpassten Ausstieg galt.
Besser ist es aber nunmehr, den Blick nach vorne zu rich- ten und sich strategisch auf den Beginn einer besseren Zeit bei den Bonnern einzurichten.
Boss Kai-Uwe Ricke schaff- te in einem Rekordtempo den avisierten Schuldenabbau und führte den Bonner Konzern in sehr profitable Gefilde zurück.
Das vierte Quartal, Ricke zu- folge „ein tolles“, übertraf alle Planzahlen deutlich.
Was die Spatzen allerdings noch nicht von den Dächern pfeifen und bisher bestenfalls als geheime Kommandosache gehandelt wird, ist meines Er- achtens eine mögliche gesell- schaftsrechtliche Verflechtung von France Telekom und der
Deutschen Telekom. Das ist wohlgemerkt nur eine Vermu- tung von mir, aber eine Über- kreuzbeteiligung der beiden Konzerne macht jedenfalls Sinn und ist über kurz oder lang nicht auszuschließen.
Was ich mir allerdings ver- kneife: einen Zeitrahmen für das Erreichen des ambitionier- ten Kursziels von 33 Euro bei der Telekom zu nennen, das wäre in der Tat ausgemachter Größenwahn. Ich hoffe aber auf ein Fenster von unter zwei Jahren. Ricke, hilf. )
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