A1268 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 19⏐⏐11. Mai 2007 Der Bedarf an psy-
choonkologischer und psychosozialer Be- treuung von Krebspa- tienten sei in Deutsch- land längst nicht ge- deckt, und auch in der Forschung bestehe Nachholbedarf, ur- teilt die Deutsche Krebshilfe. Nur an Tumorzentren gilt die Versorgung als aus- reichend. Die Selbst- hilfeorganisation hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, die psy-
chosozialen Versorgungsstrukturen in der Krebsmedizin zu verbessern und schrieb 2006 den Förder- schwerpunkt „Psychosoziale Onko- logie“ aus. 14 praxisrelevante Pro- jekte wurden nun ausgewählt und bei einer Pressekonferenz in Berlin vorgestellt. In einer ersten Förder- stufe werden die Projekte mit vier Millionen Euro aus Spendengel- dern gefördert. Weitere Förderstu- fen seien vorgesehen, berichtet Ge- schäftsführer Gerd Nettekoven.
Drei der 14 Projekte beschäfti- gen sich beispielsweise mit der Verbesserung der kommunikativen Kompetenz von onkologisch täti- gen Ärzten mit Krebspatienten und deren Angehörigen. „In der Schweiz müssen Onkologen an einer drei- tägigen Fortbildung in Gesprächs-
führung mit Betroffenen und Ange- hörigen teilnehmen“, berichtet Prof.
Dr. Christoph Hürny, St. Gallen, Leiter der Gutachterkommission des Förderschwerpunkts. Eine mul- tizentrisch-epidemiologische Stu- die untersucht die Prävalenz psy- chischer Störungen und Belastun- gen bei Tumorpatienten und ver- sucht den bundesweiten Behand- lungsbedarf abzuschätzen. Ein wei- teres Projekt untersucht die Funk- tion des Entlassbriefes an den nie- dergelassenen Arzt: Dieser sollte um das psychosoziale Befinden des Patienten ergänzt werden, damit – wenn nötig und gewollt – psycho- soziale Betreuung in der ambulan- ten Krebsnachsorge ohne Unter- brechung wahrgenommen werden
könne. PB
KV RHEINLAND-PFALZ
Sigrid Ultes-Kaiser in den Vorstand gewählt
Die Kassenärztliche Vereinigung Rhein- land-Pfalz (KV RLP) hat eine neue stellver- tretende Vorstands- vorsitzende. Am 2.
Mai wählte die Ver- treterversammlung der KV die 53-jährige An- ästhesistin Dr. med.
Sigrid Ultes-Kaiser mit 21 zu 17 Stimmen im zweiten Wahlgang in das Führungsgremium.
KV-Chef Dr. med.
Carl-Heinz Müller be- grüßte die Wahl der Kollegin: „Mit Sigrid Ultes-Kaiser haben wir ei- ne qualifizierte Ärztin für uns ge- wonnen. Ihre Erfahrungen, insbe-
sondere in der Berufspolitik, wer- den von großem Nutzen für unsere Mitglieder sein.“ Die seit 1988 in Ramstein-Miesenbach niedergelas- sene Ärztin leitet ein ambulantes Operationszentrum und engagiert sich schon seit mehreren Jahren in verschiedenen Gremien der KV. Sie ist seit 2003 zugleich stellvertreten- de Vorsitzende der Arbeitsgemein- schaft Medi Deutschland und seit 2005 Vorsitzende des Ärztenetzes Medi Südwest.
Die Nachwahlen zum Vorstand in Rheinland-Pfalz waren notwen- dig geworden, nachdem zwei von vier Vorstandsmitgliedern Ende vergangenen Jahres von ihren Äm- tern entbunden worden beziehungs- weise auf eigenen Wunsch ausge- schieden waren. Ein drittes Vor- standsmitglied, Sanitätsrat Rainer Hinterberger, legt zum Ende dieses Jahres sein Amt nieder. JM MASSREGELVOLLZUG
Künftig abhängig vom Therapieerfolg
Der Deutsche Bundestag hat den Gesetzentwurf zur Reform des Rechts der strafrechtlichen Unter- bringung in einem psychiatrischen Krankenhaus und in einer Entzie- hungsanstalt verabschiedet. Die Un- terbringung in Psychiatrie oder Ent- ziehungsanstalt soll damit stärker als bisher von den Erfolgsaussich- ten einer Therapie abhängen. Künf- tig soll es unter anderem möglich sein, bei Tätern, die ohne Erfolg dort behandelt werden, die Frei- heitsstrafe ganz oder teilweise vor- zuziehen. Das Gericht soll in Zu- kunft nach jeweils fünf Jahren Un- terbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus ein externes Sachver- ständigengutachten einholen. Der Gesetzentwurf begrenzt aber die Fälle, in denen bei einer Entschei- dung über die Aussetzung einer Maßregel ein Gutachten eingeholt werden muss, auf das unter Sicher- heitsgesichtspunkten erforderliche Maß. Die verbesserte Abstimmung von Strafvollzug, Psychiatrie und Sicherungsverwahrung fördere den Therapieerfolg und trage damit zur Sicherheit der Bevölkerung bei, kommentierte Bundesjustizministe- rin Brigitte Zypries das Gesetz. PB
Zahl der Woche
12
Prozent der Bundesbürger haben einen Organspendeausweis.
Dabei äußern sich in Umfragen mehr als 80 Prozent positiv zum Thema Organspende.
A K T U E L L
PSYCHOSOZIALE ONKOLOGIE
Förderschwerpunkt der Deutschen Krebshilfe
Foto:mauritius images Foto:KV RLP
Gratulation zur Wahl:KV-Chef Müller und Sigrid Ultes-Kaiser