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DEUTSCHES
ÄRZTEBLATT PHARMAFORSCHUN8
S
eit ihrer Einführung vor rund dreißig Jahren stel- len Diuretika die Grundlage in der Therapie des Bluthochdrucks dar. In letzter Zeit geriet ihre domi- nierende Stellung jedoch zu- nehmend ins Wanken. Sub- stanzen wie Beta-Blocker, Kalziumantagonisten und ACE-Hemmer eroberten sich ihren Platz.Mit der Entwicklung von Torasemid, einem neuen Schleifendiuretikum, scheint sich nun eine Renaissance der Diuretikatherapie anzu- kündigen. Auf dem IV. Inter- nationalen Torasemid Sym- posium, das mit Unterstüt- zung des Unternehmens Boehringer Mannheim Ende Oktober in Lissabon statt- fand, wurden die neuesten Forschungsergebnisse refe- riert.
Torasemid verbindet die Haupteigenschaften der bei- den klassischen Diuretika- gruppen. Mit den Schleifen- diuretika vom Typ des Furo- semid hat es die starke und über einen weiten Bereich dosis-lineare Wirkung ge- mein, mit den Thiazidderiva- ten die lange und gleich- bleibende Wirkdauer. Dies macht es möglich, Hoch- druckpatienten mit einer ein- maligen, sehr niedrigen Ta- gesdosis dieses neuen Diure- tikums einzustellen.
In diesem Zusammenhang wies Prof. Reyes, Montevi- deo, gleich zu Anfang des Symposiums auf das bisher wohl aufregendste For-
schungsergebnis hin. In einer Dosis von 2,5 mg täglich be- wirkt Torasemid noch keiner- lei Änderung der 24-Stunden- Diurese und der Natriumaus- scheidung. Gleichwohl zeigen
Ariel J. Reyes
alle vorliegenden Studien, daß Torasemid bereits mit dieser Dosis einen deutlichen antihypertensiven Effekt hat.
Wie sich die blutdrucksen- kende Wirkung von Torase- mid in bereits subdiureti- schen Dosen erklärt, darüber wird zur Zeit noch heftig spe- kuliert. Als wahrscheinlich gilt ein direkt vasodilatieren- der Ansatz an den Blutgefä- ßen.
Wie Prof. Dupont, Brüs- sel, berichtet, vermindert die gute Wirksamkeit des Torase- mid bei niedrigster Dosierung' auch das Ausmaß uner- wünschter Nebenwirkungen.
Hier steht im Vordergrund zunächst der Kaliumverlust bei jeder diuretischen Thera- pie. Für Torasemid konnte gezeigt werden, daß die Kali- urese deutlich geringer aus-
Alain Dupont
fällt als etwa beim Hydrochlo- rothiazid. Auch die sonst un- ter Diuretikatherapie gele- gentlich beobachteten meta- bolischen Störungen treten unter Torasemid deutlich sel- tener auf. Schließlich zeich- net sich Torasemid gegen- über anderen Diuretika auch noch durch eine bessere Bio- verfügbarkeit aus. Während etwa Furosemid bei oraler Gabe nur zu fünfzig Prozent aus dem Gastrointestinaltrakt resorbiert wird, liegt die Re- sorptionsquote von Torase- mid bei neunzig Prozent.
Die günstige Pharmakoki- netik und die geringe Rate an
Nebenwirkungen machen To- rasemid auch über die Hoch- drucktherapie hinaus zu einer interessanten Substanz. Über einen erfolgreichen Einsatz bei Herzinsuffizienz in einer Tagesdosis von 5 mg berichte- ten Prof. Dalla Volta, Padua, und Dr. Podszus, Marburg.
Weitere Indikationen sind die Leberzirrhose mit Aszites und die chronische Nierenin- suffizienz.
Prof. Baumgart, Münster, gab folgendes zu bedenken:
Fast alle Untersuchungen ha- ben niedrig dosiertes Torase- mid gegen die Standarddosen herkömmlicher Medikamente verglichen. Angesichts neuer Erkenntnisse über die Wir- kungsweise von Diuretika mit ihrem bereits in subdiureti- scher Dosierung erzielbaren antihypertensiven Effekt stel- le sich jedoch die Frage, ob man nicht ganz allge- mein über Jahrzehnte hinweg Diuretika überdosiert habe.
Studien mit Hydrochloroth- azid hätten gezeigt, daß eine Tagesdosis von 12,5 mg eben- so effektiv sei wie die übliche Dosis von 25 mg täglich.
Somit bereichert die For- schung zu Torasemid, das wahrscheinlich Mitte näch- sten Jahres unter dem Präpa- ratenamen Unat® eingeführt wird, nicht nur die Hoch- drucktherapie um ein weite- res Medikament, sie dient auch dazu, die bisherige Diuretikatherapie neu zu überdenken.
Dr. med. Bernd Kleine-Gunk Forschungsergebnisse über Torasemid
Werden Diuretika überdosiert?
FUNKTIONALITÄT UND FORMVOLLENDUNG
IN GEGENWART DER ZUKUNFT
Elemente unterschiedlicher Breiten und Formen fügen sich zur Anmeldung „Attuale" in extravagantem Design. Helle und dunkle Farben mit einem Echtholzfurnier verleihen der Anmeldung eine extravagante Note.
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Dt. Ärztebl. 88, Heft 3, 17. Januar 1991 (93) A-149