DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Eine medikamentöse Behandlung der milden Hypertonie sollte erst nach einer sorgfältigen Sicherung der Diagno- se und Ausschöpfung diätetischer Maßnahmen erfolgen.
Andere kardiovaskuläre Risikofaktoren sollten immer mitbehandelt werden. Bei Beachtung der Nebenwirkun- gen bleiben die Diuretika ein Mittel der ersten Wahl.
Behandlung
der arteriellen Hypertonie mit Diuretika
Kuno B. G. Sprenger
D
er letzte Beweis, daß eine Therapie die Langzeitprognose ei- ner lebensbedroh- lichen Erkrankung verbessert, ist die Senkung der Mor- talität. Zur Klärung dieser Frage für die Behandlung der milden Hyper- tonie wurde in den letzten zwanzig Jahren eine Vielzahl prospektiver Langzeituntersuchungen durchge- führt. Die Ergebnisse der zahlenmä- ßig größten kontrollierten Studien zeigen insgesamt eine eindeutige Abnahme der Mortalität in der be- handelten Gruppe (1-10). Statisti- sche Signifikanz erreicht die Diffe- renz nur in den Studien mit mehr als 1000 Patienten und hier nur bei Männern (Tabelle 1).Die weitere Analyse ergab, daß die Reduktion der Gesamtmortalität vor allem durch den starken Rück- gang der zerebrovaskulären Mortali- tät bedingt war. Betrachtet man da- gegen ausschließlich die durch koro- nare Herzerkrankung und plötz- lichen Herztod verursachte Mortali- tät, finden sich keine sicheren Un- terschiede. In der Oslo- und Medi- cal-Research-Council-Studie fällt so- gar eine steigende Tendenz in der behandelten Gruppe, besonders bei Frauen, auf (Tabelle 2).
Mit einer Ausnahme hatte man in allen Untersuchungen initial ein
Diuretikum eingesetzt (Tabelle 3).
Die generelle Wirksamkeit der Di- uretikatherapie bei Hypertonie darf somit als gesichert gelten. Allerdings erhebt sich nun die Frage, warum die kardiovaskuläre Mortalität nicht in gleichem Maße durch die Blut- drucknormalisierung gesenkt wer- den konnte.
Eine denkbare Möglichkeit ist, daß Nebenwirkungen der verwand- ten Antihypertensiva hierfür verant- wortlich sein könnten. Von den Di-
Risikosteigerung trotz Behandlung
Seit der Framingham-Studie (19) und dem Multiple Risk Factor Intervention Trial (20) ist klar, daß schon relativ geringe Änderungen der Fettspiegel — unabhängig von der Höhe des Ausgangswertes — aus- reichen können, um den positiven Effekt einer Blutdrucksenkung auf das Risiko einer koronaren Herzer- krankung zum größten Teil wieder- aufzuheben.
Ein Beispiel soll dies verdeut- lichen (Tabelle 5): Die Wahrschein- Medizinische Abteilung für Nephrologie (Leiter: Professor Dr. med. Bernd Grabensee) der Universität Düsseldorf
uretika — aber auch von den Beta- Blockern — ist bekannt, daß sie den Fettstoffwechsel ungünstig beein- flussen (Tabelle 4). Die Thiazid-Di- uretika erhöhen das Gesamt-Chole- sterin und LDL-Cholesterin um fünf bis acht Prozent und die Triglyceride um fünfzehn bis fünfundzwanzig Prozent (10-13). Dagegen reduzie- ren die Beta-Blocker das HDL-Cho- lesterin bis zu zehn Prozent und stei- gern Triglyceride bis zu dreißig Pro- zent (14-18).
lichkeit eines 35jährigen Mannes mit einem systolischen Blutdruck von 165 mmHg und einem Serum-Chole- sterin von 210 mg% , in den nächsten sechs Jahren eine koronare Herz- krankheit zu entwickeln, beträgt ein Prozent. Wird der Blutdruck auf 135 mmHg erniedrigt und der Choleste- rinspiegel konstant gehalten, redu- ziert sich das Risiko auf 0,7 Prozent.
Steigt hingegen das Cholesterin gleichzeitig auf 235 mg% , verringert sich das Risiko nur auf 0,9 Prozent.
Senkt andererseits die Therapie den Blutdruck nur auf 150 mmHg und geht aber mit der gleichen Zunahme des Cholesterinspiegels einher, so würde sich das KHK-Risiko sogar auf 1,1 Prozent vergrößern. Das heißt, führt die antihypertensive Be- handlung zu einem scheinbar irrele- A-932 (36) Dt. Ärztebl. 85, Heft 14, 7. April 1988
Hypertension-Stroke
Cooperative Study (1974) 4/233 7/219 n. s.
5/635 6/391 n. s.
Göteborg-Trial (1978)
Oslo-Study (1980) 6/406 2/379
Tabelle 2: Mortalität durch koronare Herzerkrankung und plötzlichen Herztod
Therapie- gruppe
Kontroll- gruppe
Studie (publi-
ziert) p
Veterans Administration Cooperative Study on Anti- hypertensive Agents diast. RR: 115-129 mmHg diast. RR: 90-114 mmHg
U.S. Public Health Service
Mild Hypertension Trial (1977) 2/193 2/196 n. s.
Hypertension Detection
and Follow-up Program (1979) 131/5485 148/5455 n. s.
Australian Therapeutic
Trial in Mild Hypertension (1980) 2/1721 8/1706 n. s.
Medical Research Council Trial
(1985)
d
88/45239
18/4177 (1967)(1970)
0/73 6/186
1/70 11/194
87/4525 10/4129
Tabelle 1: Inzidenz der Gesamtmortalität in verschiedenen Hoch- druck-Studien
vanten Cholesterinanstieg, wird trotz Blutdrucknormalisierung die Wahrscheinlichkeit, eine koronare Herzerkrankung zu bekommen, nicht verringert, sondern kann sich — im Gegenteil — noch erhöhen (21).
Außerdem ist zu beachten, daß die Diuretika eine Glukosetoleranz- störung verursachen können, die ebenfalls einen KHK-Risikofaktor darstellt. In mehreren Multi-Center- (22-24) und Langzeit-Studien (25, 26) fand man eine deutliche Zunah- me des Nüchternblutzuckers bezie- hungsweise einen pathologischen Toleranztest. Dabei bestand ein en- ger Zusammenhang zwischen der Abnahme der Glukosetoleranz und dem Abfall des Serum-Kaliums.
Neuere Untersuchungen zeigten nun, daß tatsächlich keine Ver- schlechterung der Glukosetoleranz bei Thiazid-Diuretikatherapie ein- trat, wenn der Kaliumverlust durch entsprechende Substitution verhin- dert wurde (27, 28).
Ein weiterer Grund, den Serum- Kalium-Spiegel nicht unter die Normgrenze sinken zu lassen, sind kürzlich erhobene Befunde, daß die diuretikainduzierte Hypokaliämie an der Auslösung kardialer Ar- rhythmien und des plötzlichen Herz- todes beteiligt sein könnte. So war in der Medical-Research-Council- Langzeitstudie die Zahl an ventriku- lären Extrasystolen in der Thiazid- Gruppe signifikant höher als in der Placebogruppe (29). In der Multi- ple-Risk-Factor-Intervention-Trial- Studie (30) starben wesentlich mehr Hypertoniker mit initial pathologi- schem Ruhe-EKG in der Interven- tionsgruppe an plötzlichem Herztod als in der Kontrollgruppe.
Annähernd zwei Drittel der di- uretikabehandelten Patienten mit Hypokaliämie entwickelten in einer anderen Untersuchung gehäufte ventrikuläre Extrasystolien, die mit der Korrektur des Kaliumspiegels größtenteils wieder verschwanden (31). Ferner konnte man zeigen, daß besonders Patienten mit höherem Alter oder bekannter Herzerkran- kung zü diesen Rhythmusstörungen neigen (32).
Obwohl keine dieser Studien al- lein einen kausalen Zusammenhang zwischen Hypokaliämie und Ar-
Veterans Administration Cooperative Study on Anti- hypertensive Agents diast. RR: 115-129 mmHg diast. RR: 90-114 mmHg Studie
Hypertension-Stroke Cooperative Study
U.S. Public Health Service Mild Hypertension Trial Göteborg-Trial
Hypertension Detection and Follow-up Program Australian Therapeutic Trial in Mild Hypertension Oslo-Study
Medical Research Council Trial
(publi- ziert)
(1967) (1970)
(1974)
(1977) (1978)
(1979)
(1980) (1980)
(1985)
d
157/45239
91/4177 Therapie-gruppe
349/5485 26/233
21/635 0/73 10/186
10/406 2/193
9/1721
Kontroll- gruppe
181/4525 72/4129 419/5455
4/70 21/194
24/219
24/391
19/1706 2/196
9/379
< 0,05
< 0,01
< 0,05 n. s.
n. s.
n. s.
p
A-934 (38) Dt. Ärztebl. 85, Heft 14, 7. April 1988
Tabelle 3: Antihypertensive Behandlung in der Therapie-Gruppe
1. Stufe 2. Stufe 3. Stufe
Studie
Veterans Administration Coope- rative Study on Antihypertensive Agents
Hypertension-Stroke Coopera- tive Study
U.S. Public Health Service Mild Hypertension Trial
Göteborg-Trial
Hypertension Detection and Follow-up Programm
Australian Therapeutic Trial in Mild Hypertension
Olso-Study
Hydrochloro- thiazid
Beta-Blocker
Chlorthalidon
Hydrochloro- thiazid
Hydrochloro- thiazid Medical Research Council Trial
Bendroflumethiazid/Propanolol
Reserpin Dihydralazin
Diuretikum
Reserpin/
Methyldopa
Methyldopa/
Propanolol
Dihydralazin
Dihydralazin
Dihydralazin/
Clonidin
Methyldopa/Propanolol Hydrochlorothiazid-Reserpin-Kombination
Hydrochlorothiazid-Rauwolfia-Kombination
rhythmie oder Herztod beweist, scheint es insgesamt doch ange- bracht zu sein, bis zur Klärung die- ser Frage die Hypokaliämie als ei- nen Risikofaktor anzusehen.
elche praktische Konsequenz kann aus diesen neuen Untersu- chungsergebnissen für die Hyperto- niebehandlung mit Diuretika gezo- gen werden?
Eine medikamentöse Hyperto- niebehandlung darf wegen mög- licher Nebenwirkungen erst begon- nen werden, wenn die Diagnose ge- sichert ist. In den placebokontrol-
fierten Studien, wie zum Beispiel dem Australian Therapeutic Trial on Mild Hypertension- (7) und der Me- dical Research Council Working Party on Mild to Moderate Hyper- tension (33) -Studie normalisierte sich der Blutdruck ohne aktive The- rapie im weiteren Verlauf bei vielen Personen mit initial erhöhten Wer- ten.
Zur sicheren Diagnose eines Hypertonus sind wiederholte Blut- druckmessungen über einen länge- ren Zeitraum erforderlich. Nach neuesten Empfehlungen (34) wird mit der Behandlung erst begonnen, wenn im Abstand von vier Wochen bei zwei verschiedenen Kontrollen der diastolische Blutdruck über 100 mmHg liegt. Bei Werten im Mittel
unter 100 mmHg wird der Blutdruck über weitere drei Monate kontrol- liert. Bestätigt sich ein mittlerer Blutdruck über 95 mmHg, wird me- dikamentös behandelt. Patienten mit Werten zwischen 90 und 95 mmHg, werden nochmals über drei Monate beobachtet und danach lediglich nicht-medikamentös behandelt.
■ Das Ziel ist immer eine Sen- kung des diastolischen Blutdruckes unter 90 mmHg. Während der Kon- trollperiode sollten jedoch stets be- reits diätetische Maßnahmen wie Reduktion des Salzkonsums und
Übergewichts eingeleitet werden.
In vielen Fällen kann der Blut- druck allein mit der nicht-medika- mentösen Behandlung dauerhaft normalisiert werden.
Konsequenzen
liw
- aus den StudienDt. Ärztebl. 85, Heft 14, 7. April 1988 (41) A-935
Tabelle 6: Gleichrangige Behandlung aller KHK-Risikofaktoren
Hypertonie
+ Hypercholesterinämie (> 220 mg/dl) + Nikotinabusus
+ Übergewicht
Beta- Blocker Thidzid-
Diuretika
I 5-8 5-8 T 15-25 Gesamt-Cholesterin (%)
HDL-Cholesterin (%) LDL-Cholesterin (%) Triglyceride (%)
Tabelle 4: Auswirkungen von Antihypertensiva auf den Fettstoffwechsel
1
10I 30
Tabelle 5: Wahrscheinlichkeit einer koronaren Herzkrankheit (KHK) nach Ablauf von 6 Jahren bei einem 35jährigen Mann (Framingham- Studie)
Cholesterin (mg/dl)
210 235
Systolischer Blutdruck (mmHg) 120 135 150 165 0,5 0,7 0,8 1,0 0,8 0,9 1,1 1,4 Wahrscheinlichkeit einer KHK
Tabelle 7: Geschätztes Infarkt-Risiko eines 50jährigen Hypertonikers Diast. RR
(mmHg)
Cholesterin (mg/dl)
Herzinfarkt- Risiko*) (%)
Reduktion (%) keine Therapie
cholesterinarme Diät Thiazid-Diuretikum Thiazid-Diuretikum
+ cholesterinarme Diät
100 220 21
202 14
100 18
Behandlung
90 90
238 220
17 15
19 29
*) nach 20 Jahren
Grundsätzlich sollte die Hyper- toniebehandlung auf die individuelle Konstellation jedes einzelnen Hoch- druckpatienten abgestellt werden.
Die Therapie darf sich nicht auf die Hypertonie beschränken, sondern muß alle kardiovaskulären Risiko- faktoren gleichrangig umfassen (Ta- belle 6). Das heißt, man muß versu- chen, das erhöhte Risiko einer koro- naren Herzerkrankung durch die gleichzeitige Therapie weiterer beim Patienten nachgewiesener Risiko- faktoren wie Hypercholesterinämie, Nikotinabusus und Übergewicht zu reduzieren.
Bei der Entscheidung für ein Di- uretikum als erstes Hochdruckmedi- kament müssen Alter und Ge- schlecht des Patienten, kardiovasku- lärer Status und potentielle Interak- tionen mit anderen Risikofaktoren berücksichtigt werden. Wird die Be- handlung mit einem Diuretikum be- gonnen, sollte als Begleittherapie ei- ne fettarme Diät eingehalten wer- den. Der günstige Einfluß solch ei- ner Kombinationstherapie auf das Herzinfarkt-Risiko, etwa eines 50jährigen Nichtrauchers mit milder Hypertonie, läßt sich mit Hilfe einer theoretischen Vergleichsuntersu- chung der Behandlungsformen ver- deutlichen (Tabelle 7). Die alleinige Diuretikabehandlung senkt das Risi- ko im Vergleich zu einer choleste- rinarmen Diät nur unwesentlich von 18 Prozent auf 17 Prozent. Dagegen führt die Kombinationstherapie zu einer eindeutigen Verbesserung der Langzeitprognose (35).
Eine medikamentöse Behand- lung der Hypercholesterinämie ist nur in Ausnahmefällen indiziert.
Hier muß bei der Gabe von Cole- styramin (Quantalan®) oder Colesti- pol (Cholestabyl®) beachtet werden, daß beide Stoffe die Resorption von Thiazid-Diuretika und Beta-Blok- kern beeinträchtigen.
Ferner sollte bei einer Diureti- katherapie das Auftreten einer Hy- pokaliämie vermieden werden. Zum einen kann man damit der Gefahr potentieller Glukosetoleranzstörun- gen vorbeugen. Zum anderen wird auch das mögliche Risiko, daß die diuretikainduzierte Hypokaliämie vital gefährdende Arrhythmien aus- lösen könnte, beseitigt. Dies bedeu-
tet jedoch nicht, daß generell schon primär eine Kombination mit kali- umsparenden Diuretika oder Kali- um-Präparaten erfolgen soll. Nach dem derzeitigen Kenntnisstand ist dies nur indiziert bei:
■ gleichzeitiger Digitalisthera- pie, bekannter Tachyarrhythmie, häufigen ventrikulären Extrasysto-
len, pathologischem Ruhe-EKG wie Linkshypertrophie oder KHK-Zei- chen und einem Serum-Kalium von unter 3,5 mmo1/1 (Tabelle 8).
Außerdem sollte bei eingetrete- ner Hypokaliämie daran gedacht werden, daß meist gleichzeitig dann auch eine Hypomagnesiämie be- steht. Diese kann nicht nur die nega- A-936 (42) Dt. Ärztebl. 85, Heft 14, 7. April 1988
Tabelle 8: Indikationen für die Kombination von Thiazid-Diuretika mit kaliumsparenden Diuretika oder Kalium-Präparaten
gleichzeitige Digitalistherapie bekannte Tachyarrhythmie häufige ventrikuläre Extrasystolen
pathologisches Ruhe-EKG Serum-Kalium < 3,5 mmolll
tiven Auswirkungen der Hypokali- ämie verstärken, sondern auch die Kalium-Repletion erschweren (636).
Es ist somit empfehlenswert, vor und im Verlauf einer Diuretika- Therapie die folgenden Laborpara- meter regelmäßig zu kontrollieren:
Kalium, (Magnesium), Cholesterin, Triglyceride, Blutzucker und Harn- säure.
In der Vergangenheit wurden die Diuretika häufig in hoher Dosie- rung eingesetzt, um noch monothe- rapeutisch eine Einstellung des Blut- drucks zu erreichen. Mit diesem
Vorgehen wird jedoch — wie wir jetzt wissen — das Risiko der kardiovasku- lären Mortalität nicht verringert. Bei Patienten mit milder Hypertonie ge- nügen aber in mehr als der Hälfte der Fälle schon kleine Diuretika- Dosen, um den Blutdruck zu norma- lisieren (37). Hierbei muß man aller- dings berücksichtigen, daß der maxi- male antihypertensive Effekt erst nach etwa vier Wochen erzielt wird (38). Außerdem ist bei einer Tages- dosis, die 50 mg Hydrochlorothiazid entspricht, durch eine Dosiserhö- hung nur noch eine geringe Zunah- me der blutdrucksenkenden Wir- kung, aber eine starke Zunahme der Nebenwirkungsrate zu erwarten (39). Bei unzureichendem Effekt ist anstelle einer Dosiserhöhung die
Kombination mit einem anderen Antihypertensivum vorzuziehen.
Von besonderer Bedeutung ist also, daß die Diuretika in der Hoch- drucktherapie möglichst niedrig do- siert werden. Dies gilt vor allem für ältere Patienten. Auf diese Weise können die kritischen Nebenwirkun- gen wie Cholesterinanstieg und Kali- umabfall gering gehalten werden. In diesem Fall werden die Diuretika auch zukünftig das Mittel der ersten Wahl bei älteren Patienten, Patien- ten mit bekannter Herzinsuffizienz und Patienten mit Kontraindikatio- nen für Beta-Blocker bleiben.
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonderdruck, zu beziehen über den Verfasser.
(Herrn Prof. Dr. med. H. E. Franz, Leiter der Sektion Nephrologie, Universität Ulm, zum 60. Geburtstag gewidmet)
Anschrift des Verfassers:
Privatdozent
Dr. med. Kuno B. G. Sprenger Oberarzt der Medizinischen Abteilung für Nephrologie der Universität Düsseldorf Moorenstraße 5
4000 Düsseldorf 1
I Diuretika
richtig dosieren!Schilddrüseninsuffizienz beim älteren Menschen
Die mildeste Form der Hypo- thyreose manifestiert sich in einer isolierten TSH-Erhöhung. Etwa fünf Prozent der Bevölkerung und 15 Prozent der Frauen über 60 Jahre haben diesen „subklinischen Hypo- thyroidismus" , meist basierend auf einer Hashimoto-Thyreoiditis. Die Arbeit hatte als Ziel, Kriterien zur Voraussage einer Behandlungsbe- dürftigkeit zu entwickeln.
Die Thyrotropin-Spiegel waren in Serenproben von 13,2 Prozent von 258 gesunden älteren Personen auf über 4,0 mU/L (µU/m1) erhöht.
Zur Feststellung des Verlaufs der progressiven Schilddrüseninsuffi- zienz wurden bei 26 dieser Personen mit erhöhten TSH-Spiegeln über
vier Jahre regelmäßige Schilddrü- senfunktionsmessungen durchge- führt. Bei einem Drittel dieser Pa- tienten entwickelte sich in dieser Zeit eine biochemische Schilddrü- seninsuffizienz (Thyroxin-Spiegel <
58 nmo1/1— 4,5 .g/dl). Alle Personen mit Anfangs-TSH-Spiegel über 20 mU/1 (µU/ml) sowie 80 Prozent je- ner mit einem hohen antimikroso- malen Antikörpertiter der Schild- drüse (ungeachtet des Anfangs- TSH-Spiegels) wurden eindeutig hy- pothyroid. Im Vergleich mit Perso- nen mit einem hohen Antikörperti- ter hatten jene mit einem Antikör- pertiter unter 1:1600 einen niedrige- ren TSH- und einen höheren Thyro- xin-Spiegel; eine Schilddrüseninsuf-
FUR SIE REFERIERT
fizienz entwickelte sich während der Studie bei keinem von ihnen.
Diese Ergebnisse weisen darauf hin, daß von den älteren Patienten mit isolierten Erhöhungen des TSH- Spiegels lediglich diejenigen, die ei- nen wesentlich erhöhten TSH-Spie- gel oder einen hohen Titer antimi- krosomaler Antikörper aufweisen, prophylaktisch mit einer Levothyro- xin-Natrium-Substitution behandelt werden sollten. Lng
Rosenthal, M. J. et al.: Thyroid Failure in the Elderly, JAMA, Vol. 258 (1987) 209-213
Dr. Mark J. Rosenthal, Geriatrie Re- search, Education, and Clinical Center/11 E, Veterans Administration Medical Center, 16111 Plummer St., Sepulveda, CA 91343, USA
Dt. Ärztebl. 85, Heft 14, 7. April 1988 (45) A-937