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Hormonersatz im empfohlenen TSH-Zielbereich ist langfristig sicher

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Academic year: 2022

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STUDIE REFERIERT

762

ARS MEDICI 22 | 2019

Die Schilddrüsenunterfunktion (Hypo- thyreose) ist eine global weit verbreitete gesundheitliche Störung, die für die Be- troffenen mit einer substanziellen Ein- schränkung des Wohlbefindens einher- gehen kann und eine lebenslange Ersatztherapie mit Schilddrüsenhor- mon erforderlich macht. Das zu diesem Zweck eingesetzte Levothyroxin (L-Thyroxin) zählt derzeit zu den meist- verschriebenen Substanzen in der west- lichen Welt, und es wird erwartet, dass der Bedarf künftig weiter ansteigt.

Die europäischen und US-amerikani- schen Guidelines empfehlen die Hor- monersatztherapie mit dem Ziel, die Symptome der Hypothyreose, wie etwa Bluthochdruck, Hypercholesterinämie oder beschleunigte Atherosklerose, zu beseitigen und eine «Normalisierung»

der TSH-(thyreoideastimulierendes Hormon-)Werte zu erreichen. Da für die Ersatztherapie allerdings keine spe- zifischen optimalen Zielwerte der TSH-Konzentration existieren, weisen die empfohlenen Richtwerte (0,4–4,0 mIU/l) und dementsprechend die ein- gesetzten L-Thyroxin-Dosierungen eine grosse Bandbreite auf. Bei über ein der- art weites Spektrum divergierenden Werten sind unter Umständen durchaus individuelle physiologische Unter- schiede TSH-abhängiger Körperfunk- tionen denkbar. Bis anhin lag zu dieser Fragestellung jedoch keinerlei schlüs- sige Evidenz vor.

Ziel einer aktuellen britischen retro- spektiven Kohortenstudie war es daher zu prüfen, inwiefern solche, sich inner- halb normaler Grenzen bewegende Variationen der TSH-Konzentration

langfristig Auswirkungen auf gesund- heitliche Parameter der Patienten ha- ben. Dazu wurden über den Zeitraum von Januar 1995 bis Dezember 2017 erhobene Daten von insgesamt 162 369 erwachsenen Hypothyreosepatienten ausgewertet. Primärer Endpunkt der Analyse war das Auftreten kardio- vaskulärer Erkrankungen (ischämi- sche Herzkrankheit, Herzinsuffizienz, Schlaganfall/transitorische ischämische Attacke [TIA]). Sekundäre Endpunkte umfassten Mortalität, Vorhofflimmern, Knochenbrüche und Fragilitätsfraktu- ren.

Erhöhtes Risiko unter sehr hohem TSH

Wie die Auswertung der insgesamt vor- genommenen 863 072 TSH-Einzelmes- sungen ergab, kam es im Vergleich zur Referenzkonzentration (2–2,5 mIU/l) unter sehr hohen TSH-Konzentratio- nen (> 10 mIU/l) zu einem erhöhten Ri- siko für ischämische Herzkrankheit (Hazard Ratio [HR]: 1,18, 95%-Konfi- denzintervall [KI]: 1,02–1,38, p = 0,03) und Herzinsuffizienz (HR: 1,42, 95%- KI: 1,21–1,67, p < 0,001). Ein protekti- ver Effekt hinsichtlich des Auftretens von Herzinsuffizienz zeigte sich dage- gen unter sehr niedrigen TSH-Konzen- trationen von < 0,1 mIU/l (HR: 0,79, 95%-KI: 0,64–0,99, p = 0,04) und 0,1–

0,4 mIU/l (HR: 0,76, 95%-KI: 0,62–

0,92, p = 0,006). Sowohl in der niedrigs- ten (< 0,1 mIU/l; HR: 1,18, 95%-KI:

1,08–1,28, p < 0,001) als auch in den höchsten TSH-Kategorien (4–10 mIU/l;

HR: 1,29, 95%-KI: 1,22–1,36, p < 0,001 / > 10 mIU/l; HR: 2,21, 95%-

KI: 2,07–2,36, p < 0,001) war eine er- höhte Mortalität zu beobachten, und Patienten in der höchsten TSH-Katego- rie hatten ein erhöhtes Risiko für Fragi- litätsfrakturen (> 10 mIU/l; HR: 1,15, 95%-KI: 1,01–1,31, p = 0,03). Unter TSH-Konzentrationen, die sich im nor- malen empfohlenen Rahmen bewegten, waren dagegen keine klinisch bedeut- samen Unterschiede in den untersuch- ten Parametern zutage getreten.

TSH-Zielwerte individuell anpassen

Nach Ansicht der Studienautoren stüt- zen die Resultate ihrer Untersuchung die aktuellen Leitlinienempfehlungen zum klinischen Management der Hypo- thyreose. Ein erhöhtes gesundheitliches Risiko unter Schilddrüsenhormoner- satz droht allenfalls für Patienten, die sehr hohe TSH-Konzentrationen errei- chen. Dennoch sollten in der individu- ellen Situation die angestrebten TSH-Zielwerte stets auf die jeweiligen klinischen Erfordernisse abgestimmt

werden. s

RABE Quelle:

Thayakaran R et al.: Thyroid replacement therapy, thyroid stimulating hormone concentrations, and long term health outcomes in patients with hypothyroidism: longitudinal study. BMJ 2019;

366: I4892; doi: 10.1136/bmj.I4892.

Interessenlage: Einer der Autoren der referierten Originalstudie hat finanzielle Forschungsunter- stützung von verschiedenen Pharmafirmen er- halten.

Hypothyreose

Hormonersatz im empfohlenen

TSH-Zielbereich ist langfristig sicher

Die für die Schilddrüsenhormonersatztherapie bei Patienten mit diagnostizierter Hypothyreose emp- fohlenen TSH-Zielwerte bewegen sich in einem relativ weiten Bereich. Eine aktuelle retrospektive Lang- zeitstudie hat nun untersucht, ob die TSH-Konzentration bei hormonbehandelten Patienten auf lange Sicht einen Einfluss auf Gesundheitsparameter hat.

British Medical Journal

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