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„Eine der Herausforderungen ist die Nachwuchsförderung.“

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Academic year: 2022

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28 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Februar 2021 | www.diepta.de

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Frau Overwiening, zunächst ein- mal herzlichen Glückwunsch zu ihrer Wahl! Mit Ihnen steht erst- mals eine Frau an der Spitze der ABDA. Ist das nicht eigentlich eine logische Entwicklung, denn immerhin sind rund 70 Prozent der pharmazeutischen Arbeits- kräfte in den Apotheken weiblich?

Die Spitzen von Berufsverbänden sind nach wie vor überwiegend männlich besetzt. Das gilt gerade auch für die freien Berufe. Bei uns im Berufsstand machen Frauen nicht nur mehr als zwei Drittel der Beschäftigten, sondern auch fast die Hälfte der Selbstständi- gen aus. Da ist es nur natürlich, wenn eine Frau in der ersten Reihe steht.

Offen gestanden hoffe ich aber, dass solche Fragen in ein paar Jahren gar keiner Erwähnung mehr bedürfen.

Nicht nur Ihre Wahl fand unter Corona-Bedingungen statt. Wie sehen Sie die Arbeit der Apothe- ken in den Zeiten der Pandemie?

Die Apothekenteams waren in der ers- ten Pandemiewelle sehr gefordert.

Und in der zweiten sind sie es mindes-

tens genauso. Man denke nur an die Hauruckaktion mit der kostenfreien Verteilung von Schutzmasken an Risi- kopatienten. Aber die Arbeit unter den Bedingungen der Pandemie ist auch eine große Chance: Wir haben neue Aufgabenfelder für die Apotheken er- schlossen. Und es hat sich gezeigt, dass ein dezentrales, wohnortnahes Arznei- mittelversorgungssystem eine enorme Krisenfestigkeit und damit einen hohen Wert hat.

Laut einer aktuellen Umfrage der ABDA zeigen sich die Bundes- bürger mit den Apotheken ge- radewährend der Corona-Pan- demie sehr zufrieden. Teilen auch Sie diese Einschätzung?

Natürlich. Das Standing in der Bevöl- kerung und bei der Politik ist so gut, weil die Apotheken auch in schwieri- gen Phasen für die Patienten da waren und die Versorgung sichergestellt haben. Nicht zuletzt dank frühzeitiger und konsequenter Infektionsschutz- maßnahmen blieben vorübergehende Schließungen von Betrieben die abso- lute Ausnahme. In diesem Zusam-

menhang fällt mir ein Tagesschau-Bei- trag vom April 2020 ein, den der Moderator mit den Worten ankün- digte: „Von Apotheken lernen, heißt siegen lernen.“ Da mag man schmun- zeln, aber das ist Balsam für die Seelen der gestressten Apothekenteams.

Drei Viertel der Apotheken er- warten eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in den nächsten zwei bis drei Jahren.

Befürchten Sie, dass sie Recht haben?

Man muss etwas differenzieren. Fragt man in Apotheken nach den wirt- schaftlichen Prognosen für die Bran- che, dann fällt die Einschätzung ziem- lich negativ aus. Fragt man nach der Perspektive für den eigenen Betrieb, sieht es meistens schon etwas besser aus. eRezept und Digitalisierung sowie die Nachwuchsgewinnung sind für unsere Apotheken entscheidende He- rausforderungen mit Risiken, aber auch großen Chancen. Da müssen wir sie so gut wie möglich unterstützen und die Vor-Ort-Versorgung länger- fristig stabilisieren.

Seit dem 1. Januar 2021 hat die ABDA, Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V., als Spitzenorganisation der deutschen ApothekerInnen eine Präsidentin: Gabriele Regina Overwiening.

Für DIE PTA IN DER APOTHEKE äußerte sie sich über die Arbeit in Zeiten von Corona, Frauen in Führungspositionen, die Bedeutung der Apotheke vor Ort sowie die wichtige Arbeit der PTA.

„Eine der Heraus­

forderungen ist die

Nachwuchsförderung.“

IntervIew

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Februar 2021 | www.diepta.de

Ein äußerst brisantes Thema für die Apotheken und ihre Kun- den: Lieferengpässe von Arz- neimitteln. Wie kann man dem entgegensteuern?

Die tieferen Ursachen von Liefereng- pässen liegen in den Produktions- und Vertriebsstrukturen eines globa- lisierten Arzneimittelmarktes. Sie können deswegen nur langfristig und auf internationaler Ebene, vornehm- lich über die EU, angegangen werden.

Aber das kurzfristige Management von Engpässen wird einfacher, wenn die Apotheke vor Ort mehr pharma- zeutische Entscheidungsfreiheit be- kommt. Für die Dauer der Pandemie haben wir ja schon mehr Spielraum zum Beispiel im Umgang mit Rabatt- verträgen. Aber diese Freiheit brau- chen wir dauerhaft, auch wenn die Krise überstanden ist. Denn Liefer- engpässe wird es auch dann noch geben.

In jeder gut funktionierenden Apotheke spielen die PTA eine wesentliche Rolle. In welcher Form können Sie sich eine Kompetenzerweiterung dieser Berufsgruppe vorstellen?

PTA sind für Apotheken unverzicht- bar. Sie haben schon heute viele Kompetenzen und dürfen bis auf einige Ausnahmen alle pharmazeuti- schen Tätigkeiten übernehmen.

Diese Ausnahmen sind in der Apo- thekenbetriebsordnung definiert, zum Beispiel die Medikationsana- lyse. Aber ich kann mir gut vor- stellen, dass PTA auch hier die Apothekerin oder den Apotheker unterstützen können, etwa bei der Erfassung der Gesamtmedikation des Patienten.

Um es noch einmal deutlich zu sagen: Es geht nicht um eine Vertretungsbefugnis bei Abwe- senheit des/der Apothekenlei- ters/Apothekenleiterin?

Ja, das ist unstrittig: Die Leitung einer Apotheke ist und bleibt die Aufgabe der Apothekerin oder des Apothekers.

Könnten Sie sich beispiels- weise Erleichterungen bei der Abgabe von (auch verschrei- bungspflichtigen) Arzneimit- teln vorstellen?

PTA dürfen ja verschreibungspflich- tige Arzneimittel abgeben. Allerdings ist die Abzeichnung des Rezeptes laut Apothekenbetriebsordnung dem Apotheker vorbehalten. Das sehe ich aber nicht als überflüssige bürokrati- sche Hürde, sondern als ein ganz ver- nünftiges Verfahren: Es garantiert ein

Vier-Augen-Prinzip, das die Patien- ten, aber auch das Apothekenteam vor Fehlern schützt. Wir sollten oh- nehin eine offenere Fehlerkultur an- streben und Fehler als etwas betrach- ten, das uns hilft zu lernen und besser zu werden.  n

Vielen Dank für das aufschluss- reiche Gespräch, liebe Frau Overwiening.

Das Interview führte Werner Hilbig.

© ABDA

VITA

Gabriele Regina Overwiening

studierte Pharmazie in Hamburg und arbeitete zunächst mehrere Jahre als angestellte Apothekerin in Recklinghausen. Ihr damali- ger Chef weckte ihr Interesse für die Berufspolitik. Im Jahre 2000 wechselte sie mit der Übernahme der Apotheke am Bahnhof in Reken im Münsterland in die Selbstständigkeit. 2004 kam die Apotheke am Benediktushof im Ortsteil Maria Veen und 2015 die Burg-Apotheke in Nienborg dazu. In der Standespolitik ist die vierfache Mutter seit fast 25 Jahren tätig, zuletzt als Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe.

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