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Archiv "Diuretika in neuem Licht: Können wir uns an SETIs gewöhnen?" (14.11.1984)

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Die Diuretika sind für den Physiologen das chemi- sche Handwerkszeug zum Aufklären von Trans- portprozessen durch bio- logische Membranen.

Damit umriß der Berliner Physiologe Professor Dr.

med. K. Hierholzer in ei- nem wissenschaftlich hochkarätigen Diuretika- Workshop, der am 12.

und 13. Oktober in Frank- furt stattfand, das neu entfachte Forscher-Inter- esse, das zur Zeit diesen Substanzen entgegen- gebracht wird. Und Pro- fessor Hierholzer vergab zugleich für die Diuretika den wissenschaftlich prä- zisierten Namen: spezifi- sche Elektrolyt-Trans- port-Inhibitoren. Weil die Präzision so umständlich ist, lieferte er gleich ein gefälliges Kürzel dazu und meinte, wir könnten uns durchaus auch an SETIs gewöhnen .. . Die Absicht dieser von den Professoren Dr. med.

H. Knauf, Freiburg, und Dr. Dr. E. Mutschler, Frankfurt, wissenschaft- lich gestalteten Tagung, die von der Beiersdorf AG Hamburg gesponsert wurde, war es, das neue Wissen der Grundlagen- forscher mit den Erfah- rungen der Kliniker zu paaren. Und das ging mit- unter auch recht tempe- ramentvoll zu. Besonde- ren Eindruck machten die biochemischen und physiologischen Ergeb- nisse, die der überaus kreative Forscher Profes- sor Dr. R. Greger vom Max-Planck-Institut für Biophysik in Frankfurt beim Diuretika-Work- shop vortrug. Er hat in jüngster Zeit nicht nur wichtige Funktionen des

gekoppelten Transport- mechanismus Ein-Na- trium-ein-Kalium-zwei- Chloride im Nephron auf- geklärt, sondern auch To- rasemid, einen Vertreter einer neuen Klasse von Schleifendiuretika, als Blocker von Chlorid-Ka- nälen identifiziert, Pro- fessor Greger kann be- weisen, wie sich Chlorid- poren in Zellmembranen unter Torasemid ver- schließen und ohne Tora- semid wieder öffnen, und zwar spezifisch, denn das meistverwendete Schlei- fendiuretikum Furosemid

wirkt keineswegs auf die- se Weise.

Es freut mich, wenn wir etwas Nützliches tun, sagte Rainer Greger, als Professor Knauf aus Frei- burg berichtete, dort ha- be man sich die Kenntnis zunutze gemacht, daß mit Furosemid die Elek- trolytpumpe im dicken Ende der aufsteigenden Henleschen Schleife blockiert werden kann.

Dieses besonders emp- findliche Segment des Nephrons kann, so ist die Hypothese, durch Block der Pumpe und damit Stopp des Stoffwechsel-

Demands vor hypoxi- schen Schäden bewahrt werden. Bei Patienten mit eingeschränkter Nie- renfunktion, mit erhöh- tem Kreatinin, wurde da- her perioperativ Furose- mid infundiert und damit eine weitere Verschlech- terung verhindert. Ganz salopp von „Protektion"

der Niere durch Furose- mid zu reden, so weit wollten die Experten zwar nicht gehen, aber einen günstigen Einfluß gelten lassen. Beim the- rapeutischen Einsatz der Diuretika steht die Volu-

menausscheidung im Vordergrund des Den- kens. Tatsächlich aber, so definierte es der Münchner Physiologe, Professor Dr. med. K.

Thurau, handelt es sich bei diesen ganz verschie- denen Substanzen um

„Elektrolyt-Shifter", um Transporthemmer für Elektrolyte. Die therapeu- tisch erwünschte Aquare- se ist dabei ein sekundä- rer Effekt. Die diureti- schen Transporthemmer greifen jedoch nicht nur transrenal an, sie sind ebenso wirksam an den extrarenalen Transport- epithelien. Professor

Rainer Greger, engagierter Forscher, der den Diuretika- Workshop mit künstleri- schem Pfeffer würzte

Hierholzer zeigte dies am Corneaendothel.

Was bringen nun die For- schungsergebnisse für Klinik und Praxis? Ein wichtiges Fazit des Frankfurter Workshops:

Dosisreduktion der Di- uretika. Darin waren sich alle einig, Grundlagenfor- scher und Kliniker, auch der Hochdruckexperte Professor Dr. Armin Dist- ler, Berlin. Er wies erneut darauf hin, daß in den Studien, durch welche die Stoffwechselreaktio- nen der Diuretika ins Ge- rede kamen, diese zu hoch dosiert waren. Oh- nehin sollte man nie ver- suchen, durch eine ge- steigerte Dosis den Ef- fekt der Diuretika verbes- sern zu wollen, sondern in solchen Fällen das Di- uretikum mit einer ande- ren Substanz kombinie- ren.

Zurück mit der Dosis, sagte auch Professor Mutschler und regte gute Studien zum Herausfin- den optimaler Dosen an.

Bereits vorliegende Stu- dien sollten mit reduzier- ten Dosen der Diuretika wiederholt werden, so wie es auch für den Ein- satz von ACE-Hemmern gemacht wird. r-h

Diuretika in neuem Licht:

Können wir uns an SETIs gewöhnen?

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Nicht mehr wo, sondern wie wirken Diuretika auf zellulärer Ebene, muß heute die Botschaft sein. Und das ist eine neue Dimension, weil die Diuretika ein Werkzeug werden, mit dem wir Physiologen auch in anderen Nephronabschnitten basteln können. Wir gewinnen ein neues Interesse an Diuretika.

Professor Dr. med. Rainer Greger,

Max-Planck-Institut für Biophysik, Frankfurt

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT AUS INDUSTRIE UND FORSCHUNG

3448 (90) Heft 46 vom 14. November 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

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