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Archiv "Moderne Diuretika sollten auch Magnesium sparen" (22.01.1986)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

AUS INDUSTRIE UND FORSCHUNG

Moderne Diuretika

sollten auch Magnesium sparen H

ierzulande sind bei

Herzinsuffizienz Digi- talis-Präparate immer noch Spitzenreiter. Ganz anders in den anglo-ame- rikanischen Ländern:

Dort sind längst die Di- uretika bei leichter bis mittelschwerer Insuffi- zienz die Mittel der Wahl.

Die Frage, inwieweit Di- uretika — insbesondere solche mit kalium- und natriumsparendem Effekt

— eine zukunftsweisende Alternative zur Digitalis- Therapie darstellen, stand Ende letzten Jah- res im Mittelpunkt des 1.

Heidelberger Herz-Kreis- lauf-Kolloquiums, das von Röhm-Pharma veran- staltet und von Professor Thomas Meinertz, Frei- burg, geleitet wurde. In- zwischen lassen sich bei der Diuretika-Wirkung zwei charakteristische Phasen abgrenzen. Zu Behandlungsbeginn ver- mindert sich das Extra- zellulär- und Plasmavolu- men, was den venösen Rückfluß und damit das Herzzeitvolumen redu- ziert. Kompensatorisch nimmt der periphere Wi- derstand leicht zu. Unter Langzeittherapie wird dieser dann wieder ge- senkt, die Gefäßreagibili- tät normalisiert sich. Be- züglich des Herzzeitvolu- mens liegen uneinheit- liche Befunde vor.

Professor Heinrich Knauf, ebenfalls Frei- burg, ging am Rande auch auf eine Eigenart der Schleifendiuretika ein. Hier findet man Mi- nuten nach Injektion das sogenannte venöse Poo- ling, eine Senkung der Vorlast also, wobei aller- dings das Plasmavolu- men nicht reduziert ist.

Da diese Reaktion nicht bei Prämedikation zum Beispiel mit Indometacin oder ACE-Hemmern und insbesondere nicht bei Nephrektomierten aus- lösbar ist, kann gefolgert

Zwei Herz-Kreislauf-Exper- ten: Professor Thomas Mei- nertz

werden, daß es sich bei dieser vorlastsenkenden Sofortwirkung nicht wie bei Nitroglyzerin um ei- nen vaskulären Effekt handelt, sondern um eine

„renohumorale" Reak- tion. Die diskutierten po- sitiv-inotropen Wirkun- gen der Diuretika sind nicht sicher belegt. De- ren großer Vorteil gegen- über Digitalis ist die gro- ße therapeutische Si- cherheit. Suffiziente Er- folge werden bei gleich- zeitig wenigen und relativ harmlosen Nebenwirkun- gen erzielt.

Als Indikationen zur Mo- notherapie mit Diuretika gelten „sinusrhythmi- sche" Herzinsuffizienzen im Stadium II nach NYHA, die pulmonale Stauung bei Mitralstenose, Brady- kardien und natürlich Di- gitalis-Unverträglichkeit.

Für diese meist chroni- schen Leiden wurden Thiazide empfohlen, wäh- rend Schleifendiuretika weiterhin die Mittel der er- sten Wahl darstellen bei akut pulmonaler Stauung und bei Niereninsuffizienz mit Kreatininwerten über 2,4 mg/dl.

Der bislang vernachläs- sigte Magnesiumhaus-

halt gewinnt mehr und mehr an Bedeutung als

pathophysiologischer Faktor für kardiovaskulä- re Erkrankungen. Profes- sor Heinz Zumkley, Mün- ster, zeigte, daß Magne- sium für die Membran- AT-Pase-Aktivität ent- scheidend ist. Bei intra- zellulärem Defizit kommt es durch eine komplexe Elektrolytentgleisung an- gesichts des hohen Meta- bolismusniveaus des Herzens zu funktionellen und strukturellen Störun- gen. Die enge Kopplung mit dem Kaliumhaushalt sowie der funktionelle Antagonismus zu Na- trium und wahrscheinlich auch zu Kalzium können zu ausgeprägten Rhyth- musstörungen führen

. und Professor Heinrich Knauf, beide von der Unikli- nik Freiburg

und außerdem zu erheb- lich erhöhter Digitalis- Empfindlichkeit.

Viele der akuten kardialen Komplikationen bis hin zum plötzlichen Herztod können letztendlich, so Meinertz, auf die nicht rechtzeitig korrigierten

Elektrolytverschiebun- gen zurückgeführt wer- den. Manchmal sei es des- halb für herzinsuffiziente Patienten ein regelrech- tes „Glück", auch noch

niereninsuffizient zu sein, da die Dialyse die Elektro- lytentgleisung korrigiert.

Da der Plasma-Magnesi- umspiegel allenfalls im Falle der Hypomagnesi- ämie vorsichtige Rück- schlüsse auf die intrazel- lulären Verhältnisse zu- läßt, führt Professor Tho- mas Dyckner, Umea, Schweden, am Quadri- zeps eine perkutane Muskelbiopsie zur Be- stimmung der Elektrolyte durch. Es zeigt sich, daß die gleichzeitig zur Di- uretika-Therapie häufig verordnete orale oder parenterale Gabe von Ka- lium bei gestörtem Ma- gnesiumhaushalt nicht greifen kann.

Da einem manifesten De- fizit nur sehr schwer bei- zukommen ist, wird von vornherein zu kalium- und magnesiumsparen- den Diuretika geraten, nämlich Amilorid, Triam- teren oder Spironolac- ton.

Professor Dyckner refe- rierte die Ergebnisse von drei aktuellen Studien, die in Stockholm mit kali- um- und magnesiumspa- renden Diuretika durch- geführt wurden. Patien- ten, die bereits länger als ein Jahr mit Thiaziden und Schleifendiuretika vorbehandelt worden wa- ren, erhielten in randomi- sierter Anordnung entwe- der das bisher verab- reichte Diuretikum oder Triamteren, Amilorid oder Spironolacton plus Hydrochlorothiazid. Nach einer sechsmonatigen

„Spar-Therapie" waren die Kalium- und Magnesi- umwerte bei sämtlichen Patienten vollständig normalisiert. Die Wirk- stoffkombination Triam- teren plus Hydrochloro- thiazid ist in der Bundes- republik unter dem Wa- renzeichen Dytide®H im Handel. Wolfgang Rühle

210 (78) Heft 4 vom 22. Januar 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

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