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or einigen Wochen ha- ben Sie die neuen Ge- nußscheine der Com- merzbank empfohlen. Da- mals habe ich sie nicht be- kommen, und jetzt sind sie schon vier Prozent gestiegen, kann ich die trotzdem noch kaufen? Diese Frage wurde mir beim Börsebius-Telefon- service letzten Samstag mehr- fach gestellt.Ja, es lohnt sich immer noch, diese Papiere mit der Wertpapierkenn-Num- mer 816120 zu kaufen. Be- denken Sie, daß bei einem Kurs um 104 und einer Nomi- nalverzinsung von 7,9 Prozent die Effektivverzinsung immer noch stolze 7,3 Prozent be- trägt. Also keine üble Rendite in diesen mageren Zeiten.
Ach ja, der Effektivzins.
Ich habe aus vielen weiteren Anrufen den Eindruck ge- wonnen, daß viele Anbieter von Rentensparplänen, Le- bensversicherungen oder
ähnlichen Modellen zur Al- tersvorsorge es klammheim- lich unterlassen, darauf hin- zuweisen, daß sie eben nicht den Effektivzins aus- weisen.
So auch die Nachfrage ei- ner Dame aus Weimar. Ihr wurde wärmstens ein Ren- tenplan empfohlen. Das sei mit einer Rendite von 7,3 Proznent doch eine prima Sa- che. Hört sich gut an, ist aber trotzdem eine Mogelpackung.
Es handelt sich bei dieser Renditeangabe nämlich um den Durchschnittszins!
Eine einfache, aber wich- tige Rechnung mag hier die Heimtücke so manchen An- gebots ausleuchten. Gesetzt, Sie haben 100 000 Mark
zwölf lange Jahre übrig. Das Geld wird zu 7 Prozent mit Zins und Zinseszins angelegt.
Dann, man glaubt es kaum, gehören Ihnen am Ende 225 219 Mark. Oder in ande- ren Worten: Ihr Kapital hat in zwölf Jahren 125 Prozent zugelegt. Oder nochmal an- ders: 125 Prozent geteilt durch 12 Jahre macht einen Durchschnittszins von 10,43 Prozent! An der Effektivver- zinsung von 7 Prozent hat sich freilich kein Jota geän- dert.
Umkehrschluß also:
Wenn einer mit 7,3 Prozent wirbt, und es handelt sich hier um den (schamhaft ver- schwiegenen) Durchschnitts- zins, dann ist die dieser
Verzinsung zugrundeliegen- de Effektivrendite ziemlich mickrig.
Und dann war da auch ein Ruheständler, der hatte an seinem Heimatort bei vier verschiedenen Banken je ein Wertpapierdepot, weil „es sich halt so gehört“. Zusam- mengerechnet würden die Depots auf gut 1,5 Millionen Mark kommen, davon die Hälfte Aktien, und die gilt es ja zu beobachten. Wohl wahr.
Aber einmal abgesehen von der lästigen Fummelei mit den verschiedenen Bankabrechnungen – ist recht unverständlich, warum die Depots nicht bei einer Bank zusammengeführt wer- den. Sowohl bei der Jahres- depotgebühr als auch bei den Bankspesen für Kauf und Verkauf lassen sich per Saldo jährlich ein paar Tausend Mark sparen. Handeln vor- ausgesetzt. Börsebius
[40] Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 46, 15. November 1996
S C H L U S S P U N K T
Post Scriptum
„Sitz! . . . Sitz! – Machst du Sitz!“
S. Khasabov
Börsebius: Rund ums Geld
Effektivrendite
„Ich weigere mich entschieden, die Tankkarte von einem Pudel entgegenzunehmen!“