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Das Wort zwischen Lüge und Wahrheit, Gesetz und Evangelium

5. Gerhard Ebeling: Wortgeschehen

5.1. Zur fraglichen Terminologie: Bedeutung und Funktion des Wortgeschehens

5.1.1. Das Wort zwischen Lüge und Wahrheit, Gesetz und Evangelium

Sprache dient in erster Linie dazu, dass Menschen sich über ihre Wirklichkeit verständigen.346 Es gibt keinen unmittelbaren Bezug auf die Wirklichkeit, vielmehr ist sie erst durch die Sprache zugänglich und jede Erfahrung erscheint nur mittels Sprache in einem sinnvollen Zusammenhang.347 Dadurch, dass etwas über die Wirklichkeitswahrnehmung ausgesagt werden kann, wird diese ausschnittsweise greifbar, verständlich und erfassbar. Das Wortgeschehen als Aussage des Menschen über die Wirklichkeit ist ein normaler und notwendiger Wesenszug der menschlichen Existenz, um sich in der Welt zu orientieren und zu

345 Ebeling ³1967e, 432.

346 Ebeling 1959, 248f. S.a. Ebeling ³1975c, 40: „Wortgeschehen ist Mitteilung von Welt.“ (Welt wird hier theologisch als das extra nos bezeichnet).

347 Ebeling 1971, 117f.

79 verständigen. Als solcher ist er aber geschichtlich, also relativiert durch die Bedingungen der Zeit und „fragmentarisch“, weil eine einzelne Äußerung lediglich einen Ausschnitt dessen darstellt, was Sprache umfasst.348 Sprache erscheint vorrangig in ihrer konkreten Äußerung, in der sie sich vollzieht und hat dadurch immer einen Wirklichkeitsbezug. Sobald diese grundlegende Verbindung von Sprache und Wirklichkeit aufgelöst wird, verbleibt lediglich eine abstrakte, bedeutungslose Phrase. Dies geschieht zum einen durch eine Formalisierung der Sprache, wenn sie auf ihre Zeichenfunktion reduziert wird.349 EBELING meint hiermit wohl das, was in philosophischer Terminologie ein strukturalistischer Blick auf Sprache heißt, der die Referenz außer Acht lässt.

Zum anderen wird Sprache bedeutungslos, wenn sie nichts über die Existenz der Sprecherin mitteilt. In diesem Fall funktioniert Sprache als bloße Formel, sie ist nicht Sprache einer bestimmten Sprecherin, sondern losgelöste und leblose Information. Demgegenüber zeichnet sich eigentliche Sprache durch ihren Existenzbezug aus,350 sodass sich im rechten Gebrauch auch immer etwas von der Existenz der Sprecherin mitteilt. Erst in einem (wörtlich verstanden) schöpferischen Umgang mit den vorgegebenen Formen verwirklicht sich die wahre Funktion von Sprache, nämlich aus dem Leben über die Wirklichkeit zu sprechen.351 „Mitteilung“ ist also als konkretes, kommunikatives Ereignis zu verstehen. Die Bezeichnung Wortgeschehen versucht diese dynamische Beziehung von Sprache und Wirklichkeit zu verdeutlichen. Ein Wortgeschehen eröffnet also Wirklichkeitsverständnis in einem kommunikativen Vollzug.

Dieser Vollzug gelingt allerdings nicht immer, denn Kommunikation wird oft genug als missverständlich erfahren.352 Missverständnis kann unabsichtlich darin gründen, dass unterschiedliche Menschen unterschiedliche Erfahrungen machen und diese dann nicht verständlich artikulieren können. Ein beabsichtigtes Missverständnis hingegen verfälscht Kommunikation, weil es nicht am Verständigen interessiert ist. Es wird daher als Lüge bezeichnet, weil Sprache in Wahrheit einen Zugang zur Wirklichkeit eröffnet und diesen nicht verschließt.353

348 Ebeling ³1975c, 37; Ebeling ³1975e, 412; Ebeling 1971, 98f.

349 Ebeling 1971, 113-115.

350 Sie ist „Lebensäußerung“, „Lebensmittel“, „Lebensvorgang“ (Ebeling 1971, 98).

351 „Sich selbst […] in das Sprachgeschehen hineinzugeben“ (Ebeling 1971, 103). Zur „Sprachschöpfung“: aaO., 139-143.

352 Zum Verstehen gehört immer auch Missverständnis und Nichtverstehen (Ebeling 1971, 96f).

353 Ebeling ³1975c, 37; s.a. Ebeling ³1975e, 413: „Was aber heißt: die Wahrheit sagen? Zunächst offenbar dies: die Wirklichkeit ins Wort fassen.“

80 Diese ambivalente Struktur im konkreten Sprachgebrauch lässt sich auch auf der grundlegenden Ebene aufzeigen. Der konkrete Sprachgebrauch verweist bereits auf diese Ebene, denn er begreift sich als aktuale Verwirklichung des allgemeinen Phänomens Sprache. Der fragmentarische Charakter des menschlichen Sprechens kann nur gegenüber einem größeren Ganzen verstanden werden, auf dem das jeweilige Sprechen gründet.354 Weil die Sprache diverse Möglichkeiten bietet, kann sich der Sprecher für eine konkrete Verwirklichung entscheiden. Diese Möglichkeiten der Sprache beschränken sich gerade nicht auf die Situation des individuellen Sprechers, vielmehr umfassen sie neben Vergangenheit und Zukunft auch Abwesendes und Unsichtbares. Insofern kann EBELING formulieren, dass Sprache „den Augenblick […] transzendier[t]“,355 also zeitlich und räumlich überschreitet, was unmittelbar wahrnehmbar ist. Diese verborgenen Zusammenhänge können sonst nicht erscheinen, insofern erschließt Sprache das „Geheimnis der Wirklichkeit“.356 Die Sprache macht dem Menschen also nicht nur seine Wirklichkeit verständlich, sondern zeigt ihm darüber hinaus, dass seine Wirklichkeit mehr umfasst, als er unmittelbar wahrnimmt. An diesen Möglichkeiten der Sprache kann er durch seinen Sprachgebrauch partizipieren, sodass er sich zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in Beziehung setzen kann. Insofern „geschieht“ etwas durch das Wort, wenn es für den Menschen Zusammenhänge erscheinen lässt.

Er gelangt so wiederum in eine ambivalente Situation:357 Die Sprache kann ihm eine Illusion vortäuschen, die ihm die Zusammenhänge der Wirklichkeit weiter verdunkelt. Dagegen kann sie aber auch zur Wahrheit über die Wirklichkeit führen. Dadurch, dass der Mensch nur im Wort die Zusammenhänge der Wirklichkeit erschließen kann, betrifft diese Ambivalenz gleichzeitig seine Existenz, die er entweder durch die Lüge und Illusion in Angst vor der Zukunft, oder durch die Wahrheit in Hoffnung auf die Zukunft führt.

Sprache wird somit als ambivalentes Phänomen erfahren. Sie kann die Erfahrungen des Menschen ausdrücken und kreativ gebraucht neue Wirklichkeitsperspektiven eröffnen.

Dagegen kann sie aber auch als ein abstraktes Gebilde funktionieren, das auf leblose, vorgegebene Formeln beschränkt wird. Anhand ihres Verhältnisses und ihrer Wirkung auf die menschliche Existenz vollzieht sich Sprache entweder als Wahrheit oder Lüge.

354 Ebeling 1971, 102f.

355 Ebeling 1971, 54.

356 Ebeling 1971, 54.

357 Vgl. auch zum Folgenden Ebeling ³1975e, 414f.

81 In diesem existentiellen Bezug ist erfahrbar, dass wenn Sprache allein das Gegenwärtige, Sichtbare und Anwesende benennt, sie in ihren Möglichkeiten eingeschränkt ist. Sie kann nämlich darüber hinaus zeitlich und räumlich nicht mehr oder noch nicht Anwesendes vergegenwärtigen. Zeitliche und räumliche Zusammenhänge werden so erfassbar oder können erst recht verdeckt werden. Auf beiden Ebenen, der des Sprachgebrauchs und der der allgemeinen Möglichkeiten der Sprache, erweist sich das Wortgeschehen als zweideutig. Der Mensch braucht daher Kriterien, wahres von falschem Wort zu unterscheiden.

Die allgemeine Erfahrung mit der Sprache gibt darauf bereits Hinweise. Zunächst zeigt das Verhältnis des Menschen zur Sprache, dass sie unverfügbar ist, weil sie dem Menschen bereits vorgegeben ist und sich in ihrer Gänze nicht erschließt. In Bezug auf die Wirklichkeit spricht EBELING daher von einem „Geheimnis“358, das der Mensch durch die Sprache erkennt. Es erschließt sich ihm ein innerer Zusammenhang von Zeit und Raum, den er selbst nicht konstruieren kann, weil er an die Gegenwart gehalten ist. Wie sich diese Kohärenz der Wirklichkeit schließlich darstellt, darüber kann der Mensch nicht selbst verfügen: „Wahrheit kann nie erfunden, sondern nur erkannt, vernommen und verdankt werden.“359 Indem der Mensch erkennt, was das Wort an ihm bewirkt, stellt er sich bereits die Frage nach dem Ursprung des Phänomens. Quasi analog zu einer natürlichen Gotteserkenntnis argumentiert EBELING also für eine natürliche „Spracherkenntnis“, die dann zur Gotteserkenntnis führt. Denn die so noch allgemein erfahrbaren Möglichkeiten der Sprache bleiben ambivalent, wenn sie

nicht theologisch gedeutet werden.

Diese Deutung erschließt sich im Glauben, ausgehend von der Begegnung mit dem Evangelium.360 Biblische Texte sind keine informierenden Aussagen, sondern wahres Wortgeschehen, weil sie von einer Begegnung mit Gott zeugen und umfassend auf das Leben und die Wirklichkeit zielen.361 Um die Texte zu verstehen, muss die Leserin sich auf dieses Wortgeschehen einlassen. Auch wenn historisch-kritische Exegese als Hintergrundwissen nötig ist, steht klar der existentielle Bezug des Textes im Vordergrund, der auch seiner Intention entspricht und die Sprachlichkeit des Textes im Ganzen erfasst.362

358 Ebeling ³1975e, 413.

359 Ebeling ³1975c, 39.

360 Zu EBELINGs Verständnis von „Gesetz“ und „Evangelium“ s.a. Kienzler 1976, 83f.

361 Ebeling ³1975e, 425: Hier wird die sprachschöpferische Intention der biblischen Texte aus ihrer vielschichtigen und rezipierenden Entstehung und der folgenden Vielstimmigkeit hergeleitet.

362 Ebeling 1979a, 57.

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„Entscheidend ist vielmehr, in die Sprachbewegung eines biblischen Textes einzudringen, um sich in den Wirklichkeitsbezug, den Lebensbezug mit hineinnehmen zu lassen, in das Wortgeschehen, von dem das textgewordene Wort herkommt und auf das es wieder hinauswill.“363

Die hermeneutische Konsequenz ist es also, den Text erneut zur Sprache zu bringen, das heißt, in Form der Verkündigung wirken zu lassen. Damit kommt zu Ausdruck, dass das Wort Gottes keine Sondersprache ist und nicht von der Sprache der Wirklichkeit unterschieden werden darf, sondern sich gerade durch Wirklichkeitsbezug auszeichnet,364 denn es handelt sich nicht um davon zu unterscheidende Wörter oder sprachliche Strukturen.365 Gottes Wort ist menschliches Wort und kann den Menschen deshalb anreden und seine Existenz verändern. Allerdings ist es hinsichtlich des Sprechers und der Wirkung unterschiedlich qualifiziert. Im Gegensatz zum Wort zwischen Menschen vermittelt Gottes Wort Heil und gewährt Zukunft und Freiheit.366 Gottes Wort ist insofern Evangelium, das den Menschen in seinem begrenzten Leben zurechtbringt. Damit gelangt das Wort zu seiner Erfüllung, denn es ist wesentlich „Zusage“.367 Mit dieser Bezeichnung sind sowohl der Aspekt der Anrede erfasst, als auch die Eigenschaft des Wortes, etwas zu versprechen oder zuzusichern.

Eben darin entwickelt es seine schöpferische Kraft. Diese Fähigkeit des Evangeliums begründet EBELING damit, dass es sich auf Jesus Christus bezieht und sich damit der Anspruch verbindet, die Existenz des Menschen zu verändern.368 Was die Texte bezeugen, ist, dass Gott in Jesus seine Gemeinschaft mit den Menschen offenbart hat und zwar in der spezifischen Weise des Wortgeschehens:

„Die Wendung ‚Wort Gottes in Person‘ zielte eben darauf ab: In dem gesamten leibhaftigen Menschsein Jesu, seinem Leben und Sterben, kommt Gott zur Sprache.

Deshalb wird dieses Geschehen zur unerschöpflichen Quelle eines Wortgeschehens, durch das Gott beim Menschen und der Mensch bei Gott ist. Gott und Mensch kommen dadurch zusammen, daß sie im Medium des Wortes, in vollmächtigen Reden und andächtigem Hören beisammen sind.“369

363 Ebeling 1979a, 57. Vgl. Ebeling 1962, 15: „Denn der Text ist nicht um des Textes willen da, sondern um des Wortgeschehens willen, das die Herkunft, darum aber auch die Zukunft des Textes ist. Wortgeschehen ist das durch das Wort sich vollziehende Auslegungsgeschehen.“

364 Ebeling ³1975c, 38. So auch Ebeling ³1967g, 340, hier wird auch deutlich, dass diese These christologisch begründet ist. In der Entsprechung des Wortes Gottes und dem menschlichen Wort unterscheidet sich EBELING deutlich von KARL BARTH (zum Verhältnis der Wort-Gottes-Theologie Barths und der Theologie des Wortes Gottes, wie sie RICŒUR im Anschluss an die Hermeneutische Theologie vorschlägt s.u. S. 122f).

365 Ebeling 1959, 253.

366 Vgl. auch zum Folgenden Ebeling 1959, 253-255.

367 Ebeling 1959, 254f.

368 Ebeling ³1967f, 375; Ebeling 1979c, 92.

369 Ebeling 1979c, 92, daher gilt ekklesiologisch: „Das Wortgeschehen als die Wirklichkeit der Vollmacht, die als Freiheit, und der Freiheit, die als Vollmacht zu verstehen ist, ist das Wesen der Kirche.“ (Ebeling 1962, 94).

83 Die konstitutive Verbindung von Jesus und dem Wort zeigt sich in der zentralen Stellung seiner Verkündigung und seinem Einsatz dafür, den er mit dem Leben bezahlte. Die Überlieferung bezeugt diese Verbindung, weil sie selbst Verkündigung ist, und nimmt so bereits teil am Wortgeschehen.370 Der „historische“ Jesus ist also nicht im Hinblick auf empirisch nachweisbare Tatsachen seiner Lebensumstände relevant, sondern auf das hin, „was in ihm zur Sprache gekommen ist“.371 Es ist die Verheißung der Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch im Wort, der auf menschlicher Seite der Glaube entspricht.

Die befreiende Erfahrung für den Glauben an Jesus Christus ist, dass sich die Ambivalenz des Wortes löst, weil nun zwischen dem wahren Wort und seiner uneigentlichen Kehrseite unterschieden werden kann. Gegenüber dem Wort Gottes erscheinen die fragmentarischen zwischenmenschlichen Worte als heillos, weil sie keine Zukunft versprechen können, sondern auf ihre gegenwärtige Endlichkeit beschränkt sind.372 Unter den Bedingungen der menschlichen Wirklichkeit führt das Wort dem Menschen lediglich seine hoffnungslose, verlorene und fragliche Gegenwart vor Augen. Es muss aber dennoch gebraucht werden, damit der Mensch sein Handeln verantworten kann. In klassischer Terminologie bezeichnet EBELING dieses Wortgeschehen als Gesetz.373 Es entspricht der Ambivalenz der menschlichen Wirklichkeit.374 Das Wort Gottes erweist sich gerade darin als Evangelium, dass es in diesem heillosen Wortgebrauch die eigentliche Kraft des Wortes erscheinen lässt.375 Jesu Verkündigung trifft mit dieser für alle geltenden Verheißung, dass Gott den Menschen im Wort begegnet, die individuelle Situation des Menschen. Beispielhaft wird diese Eigenschaft an den Gleichnissen Jesu deutlich, die „situationsgerecht“ ansprechen und die menschliche Situation unter den

„Anspruch und Zuspruch der nahen Gottesherrschaft“ stellen.376 Gleichnisse eröffnen dadurch für die Hörer die Möglichkeit, ihr eigenes Leben unter diesen Anspruch zu stellen, indem sie es aus der Perspektive des Glaubens sehen lernen.377 Der Glaube kann dann gerade angesichts

370 Ebeling 1979a, 91. Vgl. auch Kienzler 1976, 94: „Das Ganze der Christologie ist bei Ebeling somit nach dem Modell von ‚Wortgeschehen‘ entworfen.“ So entsteht die Analogie von Wort und Glauben zu Jesus und Glauben.

371 Ebeling 1962, 81; vgl. Ebeling ³1967a, 311. Dabei geht es auch um Jesu „Umgang mit der Sprache“, den EBELING vor allem anhand der Gleichnisse charakterisiert (Ebeling 1979c, 410).

372 Ebeling ³1975c, 37.

373 Ebeling ³1967d, 292f. Vgl. Werbick 1976, 322.

374 Ebeling ³1967d, 290, hier anthropologisch: „schlechthinnig[e] Fraglichkeit“ des Menschen. Vgl. Körtner 2001, 218 (dort ausführliche Auseinandersetzung mit EBELINGs Gesetzesbegriff).

375 Ebeling ³1967b, 413; Ebeling ³1975c, 11.

376 Ebeling 1979c, 444f. Daher sind sie ein repräsentatives Beispiel für Jesu Vollmacht.

377 Ebeling 1979c, 444: „In Sachen des Reiches Gottes geht es nicht um ferne, schwer begreifliche Dinge, sondern darum, daß man sich ganz in Anspruch nehmen läßt, ganz dabei ist […]. Aber selbst dieses Verhältnis zum Leben ist keine Selbstverständlichkeit. Es müssen einem erst die Augen dafür geöffnet werden, welche erhellende Kraft das Alltägliche für die alles entscheidende Lebenssituation hat.“ Ähnlich wie bei FUCHS geht es also nach EBELING

84 des Gesetzes das Evangelium bekennen, dass allein Gottes Wort eindeutig ist und den Menschen und die Wirklichkeit zur Wahrheit bringen kann. Unter dieser Voraussetzung kann das Gesetz als vorläufige Ordnung dienen378 und erschließt sich seinerseits als eine Wirkweise des Wortes Gottes. Der Mensch kann nämlich nun darin dem Gesetz seinen eigentlichen Ort und Gebrauch zuweisen, weil er es nicht mehr mit dem Evangelium verwechselt, sondern in ihm seine fragliche Wirklichkeit artikulieren kann.379

Insofern es auch Wort ist, entspricht das Evangelium dem Gesetz; insofern es aber wahres und heilsames Wort ist, widerspricht es der Ambivalenz, die das Gesetz der Welt auszeichnet.380 Damit ist deutlich, dass sich diese Unterscheidung zumal unter den Bedingungen der Welt nicht als einmalige Zuordnung festhalten lässt, sondern vielmehr immer wieder neu getroffen werden muss.381

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