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Unmittelbare Auswirkungen des Baus des Zwilag

Im Dokument Nukleare Entsorgung in der Schweiz (Seite 45-51)

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2.5 Wirtschaftliche Auswirkungen des Zwilag

2.5.1 Unmittelbare Auswirkungen des Baus des Zwilag

Methodisches Vorgehen

Im Folgenden wird kurz das methodische Vorgehen erläutert, welches sowohl bei den Wirkungen des Baus wie auch des Betriebs des Zwilag angewendet wird. In die Analyse werden sowohl die direkten wie auch die indirekten Wirkungen des Zwilag einbezogen. Dabei werden folgende Grössen ermittelt:

Umsätze (Bruttoproduktion), Bruttowertschöpfung,

Beschäftigung in vollzeitäquivalenten Jahresstellen (VZÄ), Lohneinkommen (direkt und indirekt induziert),

Steuern aus Arbeitseinkommen.

Die Berechnung der wirtschaftlichen Auswirkungen eines potenziellen Endlagers basiert auf einem 2-stufigen Wertschöpfungsmodell, das die direkten und indirek-ten Wirkungen in der Region erfasst. Im Folgenden werden das methodische Vor-gehen und die Berechnungsgrundlagen näher erläutert.

Ausgangspunkt der Berechnungen der wirtschaftlichen Wirkungen sind die ge-samten direkten Ausgaben für Bau und Betrieb des Zwilag. Die Analyse basiert grundsätzlich auf den Angaben des Zwilag über die Ausgaben bzw. Kosten in

der Bau- sowie in der Betriebsphase. Die Bauphase inkl. Planung erstreckte sich über einen Zeitraum von 1990 bis 2004, wobei der effektive Bau in den Jahren 1996 bis 2000 erfolgte. Die Berechnungen der Auswirkungen des Be-triebs werden für das Geschäftsjahr 2005 vorgenommen, wobei sie sich auf die Budgetzahlen von 2005 sowie auf Erfahrungswerte der Vorjahre abstützen.

Basierend auf der Analyse der Buchhaltungsdaten werden die verschiedenen Ausgabepositionen der gesamten Bauphase sowie eines Betriebsjahres soweit möglich einzelnen Wirtschaftszweigen gemäss NOGA-Klassifikation zugeordnet und jeweils derjenige Anteil an Gütern und Dienstleistungen geschätzt, welcher aus der Region Würenlingen bezogen wurde. Basis dafür sind die entsprechen-den Angaben des Zwilag, die Beurteilungen aufgrund der Regionalanalyse so-wie eigene Berechnungen und Schätzungen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass sich das Zwilag verpflichtet hat, bei Arbeits-vergebungen das regionale und einheimische Gewerbe zu Konkurrenzbedin-gungen zu berücksichtigen.

Ausgehend von den in der Region Würenlingen anfallenden Ausgaben wurden die vom Projekt ausgelösten direkten Auswirkungen auf die Bruttowertschöp-fung (Beitrag zum regionalen BIP) und die Beschäftigung in der Region berech-net. Basis für diese Berechnung ist das nach Branchen gegliederte Wirt-schaftsmodell der Region (Abschnitt 2.2.3) mit den entsprechenden Branchen-wertschöpfungsdaten.

In einem nächsten Schritt wurden schliesslich die indirekten Auswirkungen er-mittelt, welche über die Vorleistungen und Einkommenseffekte in der Region Würenlingen bei zahlreichen Wirtschaftszweigen zu weiteren Umsätzen führen und entsprechend zusätzliche Wertschöpfung und Beschäftigung auslösen.

Hier wurden die Vorleistungen zunächst mittels der Input-Output-Tabelle der Schweiz von 1995 (Antille 1999) einzelnen Wirtschaftszweigen zugeordnet. In einem nächsten Schritt wurden die Anteile geschätzt, welche in der Region bei Drittfirmen bezogen werden. Dazu wurden Daten aus der Unternehmensbe-fragung in den Kerngemeinden sowie Indikatoren aus BeUnternehmensbe-fragungen in anderen Regionen beigezogen. Anschliessend wurde die durch Vorleistungen ausgelös-te Bruttowertschöpfung ermitausgelös-telt.

Zur Berechnung der Einkommenseffekte wurden die durch die direkte und indi-rekte Bruttowertschöpfung induzierten Lohneinkommen von in der Region wohnhaften Beschäftigten berechnet. Darauf wurde jener Anteil des Einkom-mens ermittelt, welcher effektiv in der Region zu Ausgaben (bzw. Umsätzen), Wertschöpfung und Beschäftigung führt. Dies erfolgte anhand von makroöko-nomischen Indikatoren wie Volkseinkommen, verfügbares Einkommen, Spar-quote und Endkonsum der privaten Haushalte sowie Ausgabenstruktur der pri-vaten Haushalte.

Aufgrund der induzierten Lohneinkommen wurden schliesslich, basierend auf den regionalen Gemeindesteuersätzen, die dadurch induzierten Steuereinnah-men in der Region geschätzt. Die potenziellen SteuereinnahSteuereinnah-men von Unter-nehmen wurden nicht miteinbezogen, da diesbezügliche Schätzungen mit gros-ser Unsicherheit behaftet sind. Die Wirkungen der Abgeltungen und Steuern des Zwilag werden hingegen in Abschnitt 2.5.3 separat ermittelt.

Die Analyse verfolgt, wie bereits eingangs erwähnt, die Auswirkungen bis und mit der zweiten Stufe der Wertschöpfungskette. Es ist darauf hinzuweisen, dass die Multiplikatoreffekte sich natürlich auf den nachfolgenden Stufen fortsetzen, ihre zu-sätzliche Wirkung, insbesondere in der regionalen Wirtschaft, jedoch immer kleiner

wird. Für die Beantwortung der für diese Untersuchung relevanten Fragestellungen ist die Fokussierung der Analyse auf die ersten beiden Stufen zweckmässig.

Übersicht über gesamte Geldflüsse des Zwilag

Die wirtschaftlichen Wirkungen des Zwilag umfassen wie bereits erwähnt die Bau- wie auch die Betriebsphase. Abbildung 20 gibt Aufschluss über die damit verbun-denen Geldflüsse. Die Bauphase begann 1990 mit ersten Aufwendungen für die Planung. Diese nahmen in den folgenden Jahren bis 1994 kontinuierlich zu. Die Hauptinvestitionsphase liegt zwischen 1995 und 2000 mit einem jährlichen Maxi-mum des Investitionsvolumens in den Jahren 1997 und 1999 von 106 Mio. CHF.

2004 wurde die Bauphase abgeschlossen. Insgesamt wurden in der Bauphase 538 Mio. CHF investiert. Die Betriebsphase begann überlappend im Jahre 2000. Die Gesamunternehmensleistung liegt 2005 bei 28 Mio. CHF (Budget; ohne Investitio-nen, inkl. Abgeltungen).

Abbildung 20: Übersicht über die Geldflüsse des Zwilag in Bau- und Betriebs-phase, 1990-2005

Quelle: Rütter + Partner, basierend auf Angaben des Zwilag.

Direkte in der Region Würenlingen ausgelöste Umsätze

Abbildung 21 zeigt, wie sich die totalen Investitionen von 538. Mio. CHF aufteilen.

Der grösste Anteil entfällt mit 35% auf die Dienstleistungen (Architekten, Bauinge-nieure, Planer etc.), 27% auf die Ausrüstungsinvestitionen. Die eigentlichen Bauin-vestitionen machen rund einen Fünftel aus und weitere 17% sind übrige In-vestitionen.

Abbildung 21: Aufteilung der Gesamtinvestitionen des Zwilag von 1990-2004 nach Art der Investition

Quelle: Rütter + Partner, basierend auf Angaben des Zwilag.

Ein zentraler Schritt für die Ermittlung der wirtschaftlichen Wirkungen in der Region besteht darin, die in der Region getätigten Ausgaben bzw. die dort ausgelösten Umsätze zu ermitteln. Das Zwilag hat dazu die einzelnen Investitionsposten auf-grund der Liste aller Werkverträge nach regionalen Gesichtpunkten im Detail aus-gewertet.

Abbildung 22: Gesamtinvestitionen 1990-2004 und direkt in der Region Würen-lingen ausgelöste Umsätze

Quelle: Rütter + Partner, basierend auf Angaben des Zwilag.

Aus dieser Analyse geht hervor, dass von den Gesamtinvestitionen von 538 Mio.

CHF insgesamt 30% bzw. 160 Mio. CHF der Region Würenlingen zugute kam (Abb. 22). Die Kerngemeinden profitierten dabei mit rund 18% (97 Mio. CHF), der

223'104 VZÄ

12.5%

21%

27%

35%

17%

Bauinvestitionen

Ausrüstungsinvestitionen Dienstleistungen übrige Investitionen

Total 538 Mio. CHF

93 Mio. 112 Mio.

188 Mio. 145 Mio.

223'104 VZÄ

12.5%

18%

12%

70%

Kerngemeinden

äusserer Kreis

ausserhalb Region

Total 538 Mio. CHF

63 Mio.

97 Mio.

378 Mio.

äussere Kreis mit 12% (63 Mio. CHF). Die übrigen 70% wurden ausserhalb der Region, im übrigen Kanton Aargau, in Nachbarkantonen, in der übrigen Schweiz und auch im Ausland ausgegeben.

Der respektable regionale Anteil von 30% ist einerseits auf die mit der Gemeinde vertraglich geregelte Verpflichtung des Zwilag zurückzuführen, bei Arbeitsverge-bungen das regionale Gewerbe zu Konkurrenzbedingungen zu berücksichtigen.

Andererseits ist es gemäss Experteninterviews hervorragend gelungen, dass sich vor allem kleinere Unternehmen der Region zu Arbeitsgemeinschaften zusam-mengeschlossen haben, um auch gegen auswärtige Konkurrenz bestehen zu kön-nen, und die Bauherrschaft generell gut mit den regionalen Unternehmen zusam-menarbeitete. Rund 50 Mio. CHF Auftragsvolumen floss unmittelbar der regionalen Baubranche zu, wovon rund 27 Mio. an Unternehmen der Kerngemeinden und 23 Mio. an solche im äusseren Kreis gingen. Die übrigen in der Region ausgelösten Umsätze verteilen sich auf verschiedene Branchen, namentlich das Bauinstallati-ons- und Ausbaugewerbe, Bergbau/Gewinnung von Steinen und Erden, Handel, Energie und verschiedene Dienstleistungen.

Wie Abbildung 23 illustriert, wurden in der Planungsphase bis 1995 praktisch alle Leistungen von ausserhalb der Region bezogen. Am höchsten waren die in die Region fliessenden Ausgaben in der eigentlichen Bauphase von 1996 bis 2000.

Diese hohen jährlichen Umsätze führten bei den regionalen Unternehmen zu Um-satzspitzen und stellten entsprechend hohe Anforderungen an die Planung sowie an die Kooperation innerhalb von Arbeitsgemeinschaften.

Abbildung 23: Entwicklung der durch die Gesamtinvestitionen von 1990-2004 ausgelösten Umsätze innerhalb und ausserhalb der Region Würenlingen

Quelle: Rütter + Partner, basierend auf Angaben des Zwilag.

Direkt und indirekt ausgelöste Bruttowertschöpfung und Beschäftigung

Direkte Wirkungen

Die über die gesamte Projektdauer durch den Bau des Zwilag in der gesamten Region Würenlingen ausgelösten Umsätze von rund 160 Mio. CHF haben direkt eine Bruttowertschöpfung von rund 86 Mio. CHF und ein Beschäftigungsvolumen von total rund 780 Jahresstellen (VZÄ) generiert (Abb. 24). Gut drei Fünftel dieser Wertschöpfung bzw. rund 53 Mio. CHF entfielen dabei auf die Kerngemeinden, zwei Fünftel (62 Mio. CHF) auf den äusseren Kreis. Der etwas höhere Anteil der Kerngemeinden dürfte vor allem auf die Nähe zum Projektstandort, teils aber auch auf die relativ grössere Bedeutung der Bauwirtschaft und des Bergbaus in den Kerngemeinden zurückzuführen sein.

Indirekte Wirkungen

Als indirekte Wirkungen werden wie bereits erläutert die Vorleistungsnachfrage sowie der Einkommenseffekt erfasst. Bei den induzierten Vorleistungen von rund 74 Mio. CHF wurde ermittelt, dass davon gut 35% bzw. 26.4 Mio. CHF (Abb. 24) in der Region Würenlingen (Kerngemeinden und äusserer Kreis) zu weiteren Um-sätzen bei verschiedenen Unternehmen und Branchen geführt haben. Zusammen mit den über die Lohneinkommen induzierten Umsätzen von 9 Mio. CHF ergeben sich über die gesamte Bauphase indirekte Umsätze von total 35.4 Mio. CHF sowie eine Wertschöpfungswirkung von rund 18 Mio. CHF und ein ausgelöstes Beschäf-tigungsvolumen von 140 Jahresstellen (VZÄ).

Abbildung 24: Wirkungen von Bau des Zwilag in der Region auf Umsätze, Brut-towertschöpfung, Beschäftigung, Lohneinkommen und Steuern (gesamte Projekt-dauer 1990-2004)

Quelle: Berechnungen Rütter + Partner.

Direkt

in Kerngemeinden 97.1 52.7 6.9% 477 8.0%

im äusseren Kreis 62.6 33.5 1.6% 310 2.0%

Total Region 159.7 86.2 3.1% 787 3.7%

Indirekt (Total Region1)

Vorleistungen 26.4 12.9 0.5% 115 0.5%

Einkommenseffekt 9.0 4.9 0.2% 25 0.1%

Total 35.4 17.9 0.6% 140 0.7%

Total 195.1 104.1 3.7% 927 4.3% 30.1 1.5

1 Kerngemeinden und äusserer Kreis

2 von in Region wohnhaften Beschäftigten

Total (direkte und indirekte) Wirkungen

Insgesamt belaufen sich die total durch den Bau des Zwilag in der Region Würen-lingen ausgelösten Umsätze auf 195 Mio. CHF über die gesamte Zeitperiode 1990-2004. Diese Umsätze generierten in der Region Würenlingen eine Bruttowert-schöpfung von total rund 104 Mio. CHF. sowie ein Beschäftigungsvolumen von rund 930 Jahresstellen (VZÄ). Innerhalb der Region Würenlingen wurde durch die Beschäftigung ein Lohneinkommen von rund 30 Mio. CHF geschaffen, welches seinerseits bei den Gemeinden zu Einnahmen aus Einkommenssteuern in der Grössenordnung von 1.5 Mio. CHF geführt haben dürfte. Abbildung 25 illustriert abschliessend, wie sich die in der Region ausgelöste Bruttowertschöpfung zu-sammensetzt. Mit 83% sind die direkten Wirkungen weitaus am bedeutendsten.

Die indirekten Wirkungen tragen nur 17% bei, wovon 12% den Vorleistungen und 5% dem Einkommenseffekt zuzuordnen sind. Bezieht man die sich über 15 Jahre verteilenden Wirkungen auf ein Wirtschaftsjahr der Region, so resultiert ein Beitrag zum regionalen BIP von 3.7% bzw. ein Beitrag zur Beschäftigung von 4.7%.

Abbildung 25: Aufteilung der total durch Bau des Zwilag in der Region ausgelös-ten Bruttowertschöpfung (BWS) nach direkausgelös-ten und indirekausgelös-ten Wirkungen (gesamte Projektdauer 1990-2004)

Quelle: Berechnungen Rütter + Partner.

Im Dokument Nukleare Entsorgung in der Schweiz (Seite 45-51)