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Schwerpunkte der Zukunftsprognostik im Internet

„Außerirdische“ und „Neureligiöse Bewegungen“

3.6 Schwerpunkte der Zukunftsprognostik im Internet

Die Auswahl der Quellen hat gezeigt, dass die Meinungen über die zu erwartende Zukunft genauso heterogen erscheinen wie Vorstellungen über Politik, Religion oder das richtige Betriebssystem. Dies gilt nicht nur für die Inhalte, sondern auch für die Methoden, mit Hilfe derer die Zukunft prognostiziert werden soll. Viele der sich im Internet präsentierenden Gruppen gehen bislang kaum über traditionelle Ansätze hinaus.

Es lassen sich meines Erachtens aber (noch) keine prognostischen Methoden erkennen, die sich nur auf das Internet beziehen. Doch werden verstärkt Entwicklungen deutlich, die auf das Potential des Internets aufbauen und ihre Methoden daraus beziehen oder ihre Methoden davon abhängig machen.

386 „In der Antike konnten Märtyrer als Stellvertreter der neuen Ordnung gelten. Die radikale Transzendenz des Neuen wird von Handlungen, die die Weltüberwindungen demonstrieren, aufgenommen und repräsentiert.“

Kippenberg, H. G., 1990, S. 10.

387 Es gibt auch andere Elemente, die aber nicht so häufig vorkommen. Beispielsweise werden besondere Handlungen vollzogen oder der Prophet wird genötigt, etwas Besonderes zu essen oder zu trinken.

Drei Möglichkeiten der Medienverbundmaschine Internet lassen sich erkennen, die mit der Entwicklung der Technik einhergehen und die immer wieder mit Zukunftsprognosen zusammenhängen:

1. Internet als Weltgeist oder Weltwissen

Manche Gemeinschaften oder Personen bezeichnen das Internet als Weltgeist oder Weltwissen und leiten daraus ihre Vorstellungen für die Zukunft ab. Ihre oftmals positiv-technizistisch gefärbte Einschätzung des Internets und der zukünftigen technischen Entwicklung sind konstitutiv für ihre Prognostik.

2. Internet als Element einer Reinterpretation religionsgeschichtlicher Quellen zur Prognostik Innerhalb religionsgeschichtlicher Quellen zur Prognostik werden einzelne Elemente dieser Prognostik mit technischen Möglichkeiten des Internets identifiziert. Dahinter steht die Deutung, dass das Internet jetzt ein erkennbares und sich in der Technik manifestierendes Element sei, auf das schon früher hingewiesen wurde. Auf dieser Deutungsfolie werden Neukontextualisierungen und Reinterpretationen möglich. Aufgrund der „wahren Erkenntnis“

über die Bedeutung des Internets sehen diese Gemeinschaften sich nun in der Lage, die Zukunft „richtig“ unter der Aufnahme und Neuinterpretation religiongeschichtlicher Quellen vorherzusagen.

3. Internet als ein konstitutives technisches Instrument zur Prognostik

Erkennbar wird dies in den Gemeinschaften oder Personen, die sich für die „Messiascam“

verantwortlich erklären. Die Vorstellungen zur Messiascam basieren auf einer speziellen Perspektive dieser Gemeinschaften und deren religionsgeographischer Verortung. Die Quellen stammen aus der jüdisch-christlichen Religionsgeschichte.

Für die Prognostik sind dabei die technischen Möglichkeiten konstitutiv. So wird in diesem Fall

eine Webcam („Messiascam“388) 24h auf das sog. „Goldene Tor“ in Jerusalem gerichtet (siehe Sceenshot Abbildung 3), denn es besteht die Ansicht, dass am Ende der Welt der Messias durch das derzeit zugemauerte „Goldene Tor“ einziehen werde. Die Öffnung dieses Tores und

388 http://www.olivetree.org/ (09.11.01).

Abbildung 3

der Zeitpunkt des Weltendes beziehungsweise der Anbruch einer neuen Welt scheint einen hohen Stellenwert zu besitzen.

Als technische Voraussetzung wurde hierzu die Kamera in Israel installiert, die Administration in England verortet und die Domain in Amerika registriert389. Der um den Inhalt dieser Seite gebildete Webring scheint von grundlegender Bedeutung für die angeschlossenen Gemeinschaften zu sein. Ob ein Eintreten der prognostizierten Zukunft in baldiger Zeit erwartet sein wird, lässt sich nicht erkennen. Um das Eintreffen der Prognose zu überwachen, ist es möglich, die Bilder der Webcam jederzeit auf den Bildschirm zu projizieren.

Bei der Betrachtung der Webseiten lassen sich generelle Charakteristika erkennen und diese mit aller Vorsicht einigen größeren Bereichen zuordnen390

.

Diese Bereiche sind keinesfalls als statisch zu betrachten. So ist es auch nicht möglich, „Reinformen“ einer Art zu finden. Es handelt sich um abstrakte Charakteristika als Werkzeug zur Analyse, nicht als Abbildung der tatsächlichen Prognostiken der einzelnen Gemeinschaften.

Diese Charakteristika sind eingebunden in zwei aktuelle Ansätze zur Strukturierung von prognostischen Vorstellungen. Ein zentrales Raster hat Gregor Ahn entwickelt, mit dem der größte Teil der Zukunftsvorstellungen erfasst werden kann. Er unterscheidet dabei folgende Prognose-Typen:

1. Deterministische Vorstellungen

„Zukunft kann nach diesem Modell, sofern man über geeignete Diagnosetechniken verfügt, als eine unabänderlich feststehende Ansammlung von Ereignispunkten auf einem imaginären Zeitstrahl abgerufen werden.“391

389 Vgl. den Dienst Whois.

390 Grünschloß unterscheidet in diesem Zusammenhang innerhalb von UFO-Bewegungen zwei Vorstellungen:

Die Vorstellung, dass die Erde wieder hergestellt wird und die Vorstellung, dass die Welt gleichsam virtuell bleibt und nur das Verlassen der Erde sinnhaftig erscheint. In diesem Zusammenhang schreibt er: „Beide Varianten des UFO-Millenarismus repristinieren zugleich typologische Grundmuster aus den Traditionen christlicher Apokalyptik: einerseits die postmillenaristische (bzw. dispensationalistische) Auffassung von der endgültigen Etablierung des Himmelreiches auf dieser Erde, wenn Christus am Ende des (bereits unsichtbar vorhandenen) tausendjährigen Reiches zum letzten Mal wiederkommt und den noch einmal losgelassenen Satan endgültig besiegt, – und andererseits die prämillenaristische Hoffnung auf die Entrückung der 144.000 vor dem Anbruch des tausendjährigen Reich, d.h. zur Zeit der »großen Drangsal«, die mit eschatologischer Notwendigkeit über die Welt und Menschheit hereinbricht und durch nichts abgewendet, sondern nur im Vertrauen auf die baldige Errettung von dieser Welt erduldet werden kann.“ Grünschloß, A., 1999 S. 304f.

391 Ahn, G., 2001 S. 11.

2. Handlungsorientierter Determinismus

„Die zweite, qualitativ wichtigste Gruppe bilden Zukunftsentwürfe, die in unterschiedlichem Maße die Freiheit individueller Entscheidung betonen, daneben aber von der Voraussagbarkeit einzelner personenunabhängiger Ereignisse ausgehen und dadurch implizit deren Determiniertheit unterstellen. Die Szenarien, die in diesen Kontexten aufgebaut werden, reichen von Vorhersagen einzelner schicksalsbestimmender Daten der nahen Zukunft mittels unterschiedlicher mantischer Verfahren bis zu Visionen eines unmittelbar oder erst in ferner Zukunft erwarteten apokalyptischen Weltendes, mit denen aber ebenso der Anspruch verbunden ist, handlungsrelevantes Wissen für die Jetztzeit bereitzustellen.“392

3. Zukunft als Zukunftsdelta

„Zukunft wird hiernach nicht als eine bereits festgelegte Fortsetzung der Zeitlinie von Vergangenheit und Gegenwart verstanden, von der mit entsprechenden Prognosetechniken Informationen zu einzelnen Zeitpunkten abgegriffen werden könnten, sondern Zukunft wird als eine Art Fächer optionaler Ereignisse generiert, deren Eintreten überhaupt erst durch die Entscheidungen und Handlungen von betroffenen Individuen ausgelöst wird. In Anknüpfung an die Metapher von Zeit als Strom ließe sich diese Variante durch die Vorstellung veranschaulichen, daß der Zeitstrom der Vergangenheit über den Gegenwartspunkt in ein weitgefächertes Delta von Zukunftsoptionen übergeht; in dem Maße, in dem der Gegenwartspunkt vorrückt, wird dabei ersichtlich, welche der vielen Möglichkeiten von Zukunft Faktizität erlangt oder – im Bild: – welchen Weg der Zeitstrom innerhalb des “Zukunfts“-Deltas nimmt“.393

Die Vorstellung des Zukunftsdeltas in der von Gregor Ahn vorgenommenen Grobrasterung der Zukunftsprognostik wird in einigen Publikationen aus der Wirtschaftswissenschaft auch durch die sog. „Szenario-Technik“ beschrieben (vgl. Screenshot Abbildung 4394):

392 Ebd. S. 12.

393 Ebd. S. 12f.

394 Weinbrenner, P,.

http://www.sowi-online.de/_nav_css_js/index-n.htm?/~sowionline/methoden/dokumente/szenariotechnik.htm (15.12.01).

„Szenario-Technik ist eine Methode, mit deren Hilfe isolierte Vorstellungen über positive und negative Veränderungen einzelner Entwicklungsfaktoren in der Zukunft zu umfassenden Bildern und

Modellen, d.h. möglichen und wahrscheinlichen "Zukünften", zusammengefasst werden und die sowohl sinnlich als auch intellektuell nachvollziehbar, d.h. "kommunizierbar"

sind. Szenarien verknüpfen empirisch-analytische mit kreativ-intuitiven Elementen und sind insofern ein heuristisches Instrument, ein Befragungsvehikel, ein Denkmodell [...]. Die Charakteristika der Szenario-Methode können am besten mit Hilfe des so genannten "Szenario-Trichters"

verdeutlicht werden [...]. Der Trichter symbolisiert Komplexität und Unsicherheit,

bezogen auf die Zukunft: Je weiter man von der heutigen Situation in die Zukunft geht, desto größer wird die Unsicherheit und desto umfassender und vielfältiger

wird die Komplexität [...].

Die Schnittfläche des Trichters bezeichnet die Summe aller denkbaren und theoretisch möglichen Zukunftsituationen für den angepeilten Zeithorizont.

Der Vorteil der Szenario-Methode liegt nun darin, daß eigentlich nur zwei Grundtypen von Szenarien entwickelt werden müssen, um damit alle logisch möglichen und empirisch wahrscheinlichen Szenarien charakterisieren zu können:

ein positives Extremszenario: es bezeichnet die günstigstmögliche Zukunftsentwicklung (best-case-scenario),

ein negatives Extremszenario: es bezeichnet den schlechtestmöglichen Entwicklungsverlauf (worst-case-scenario).“395

In einer Zuspitzung auf die untersuchten Websites und in der Aufnahme der Modelle von Gregor Ahn und Peter Weinbrenner lassen sich zwei große Bereiche der Websites erkennen:

Die „evolutionären Szenarien“ und die „apokalyptischen Szenarien“.

Die „evolutionären Szenarien“ werden von mir in zwei Teilbereiche differenziert: in Progressions- und Degressionsszenarien für die ganze irdische Menschheit.

Progressionsszenarien können durchaus dynamisch-alternativ gedacht werden. In vielen Fällen sind sie dabei mundan konzipiert. In einigen Fällen wirken Außerirdische bei diesem

395 Weinbrenner, P,.

http://www.sowi-online.de/_nav_css_js/index-n.htm?/~sowionline/methoden/dokumente/szenariotechnik.htm (15.12.01). Aufgrund der Zeichensetzung sind einige Formatierungen im Zitat nicht möglich. Zur wissenschaftlichen Zukunftsprognostik für die Erde z.B. in Umweltfragen vgl. z. B: Treber, M., / Bals, C,. / Milke, K. u.a.,

http://www.germanwatch.org/rio/bpipcc01.htm (15.12.01).

Abbildung 4

Entwicklungsprozess „hilfreich“ mit. Die Degressionsszenarien gehen von einer langsamen Verschlechterung der Lebensbedingungen auf der Erde und in einigen Fällen einer Degression der Menschheit selbst aus. Diese Degressionsszenarien können in einigen Fällen durch die Anwendung von bestimmten Methoden umgangen oder verändert werden.

Degressionsszenarien gehen mitunter fließend in „apokalyptische Szenarien“ über.

Die „apokalyptischen Szenarien“ im Internet zeichnen sich durch eine unterschiedliche zeitliche Determiniertheit aus. Dabei werden oftmals lineare Szenarien entwickelt, die positiv oder negativ für die Menschen oder für die ganze Welt enden können. Diese linearen Szenarien kennen in vielen Fällen die Vorstellungen von Parallelwelten, auf die gegebenenfalls ein Ausweichen möglich ist. Innerhalb dieser apokalyptischen Szenarien gibt es einige wenige Bereiche mit linearen Szenarien, die auf verschiedene Endpunkte zulaufen.

Dahinter stehen in der Regel Gemeinschaften, die mit bestimmten Formen von Parallelwelten arbeiten.

Die Befunde innerhalb der evolutionären Szenarien lassen sich wie folgt unterscheiden:

Gruppen, die dynamisch-alternative Szenarien entwickeln, legen ihre Seiten meist auf Universitäts- oder Wissenschaftsservern ab. Sie fallen innerhalb der Webseiten zur Zukunftsprognostik durch ihre Methodik auf. Auch weisen sie die größte methodische und inhaltliche Differenz zu allen in dieser Studie untersuchten Webseiten auf. Dieser Befund wird in vielen Fällen durch das Fehlen der Metatags (vgl. "Webseitenrecherche zu den Themen „Zukunftsprognostik“, „Außerirdische“ und „Neureligiöse Bewegungen“) und einen völlig eigenen, oft auch selektiven Newsgroupdiskurs unterstrichen. Ein weiteres Indiz ist die deutliche Unterscheidung in den Diskursen zu Themen religiöser Natur. Die Unterscheidung von Regulars und Newbies findet in ganzer Breite statt. Die Prognosen zur Zukunft sind höchst variabel.

Daneben sind Szenarien mit einer möglichen erfolgreichen Progression weit verbreitet. Bei dem oben angeführten Beispiel (vgl. „„Maitreya is Coming“ oder Zukunftsprognostik im Rahmen einer positiven Weiterentwicklung der Welt“) wird die gegenwärtige Welt als problemreich beschrieben. Diese Probleme können nach der Vorstellung dieser und anderer Gruppen einer für die ganze Welt positiven Lösung zugeführt werden mittels eines von außen kommenden Helfers. Die Vorstellung, dass Maitreya schon verborgen anwesend sein soll396, eröffnet den Trägerschichten dieser Websites Möglichkeiten, in denen aus ihrer Sicht positiv diagnostizierte Ereignisse auf der Erde erklärend in die eigenen Vorstellungen hinein genommen werden können.

396 Dies weist auf den aus der Religionsgeschichte bekannten Topos des verborgenen Propheten hin.

Auf dieser Website kann sehr gut beobachtet werden, wie die Integration anderer Menschen oder Vorstellungen über verallgemeinernde religiöse Begrifflichkeiten erfolgt.

Innerhalb der Analyse der Seite wurde auf ein nachgearbeitetes Bild hingewiesen397. Das Bild zeigt eine zentrale Person der Gemeinschaft. Dieser Sachverhalt ist auf Grund des Befundes bei anderen Webseiten nicht als Einzelfall zu deuten. Viele Webseiten beinhalten als Beleg für die Authentizität von Personen oder Inhalten Bilder, Soundfiles oder Animationen. Diese Personen können nicht nur irdischen Ursprungs sein. Oft werden sie als Propheten, Helfer oder Engel398 bezeichnet. Die Bezeichnungen werden meist der europäischen Religionsgeschichte entlehnt399.

Innerhalb dieser evolutionären Szenarien markiert auf unzähligen Seiten das Auftreten von Außerirdischen einen Wendepunkt auf der Erde400. Die Unarius Academy of Science nimmt hier zwar aufgrund des Alters einen besonderen Platz ein. Doch innerhalb von Gemeinschaften mit evolutionären Szenarien, bei denen Außerirdische eine wichtige Rolle spielen, lässt sich die Unarius Academy of Sciene in einem Ensemble mit vielen anderen verorten.

Diese Gemeinschaften prognostizieren ihre Zukunft durch das „Channeln“401. Channeln nimmt im Rahmen der Gemeinschaften eine Schlüsselrolle ein, bei denen Außerirdische ein wichtiger Bestandteil sind. Denn das Channeln fungiert innerhalb der Zukunftsprognostik und weit darüber hinaus als legitimierendes und innerhalb verschiedenster Transformationen der Inhalte als orthodoxiebildender Begriff.

Das spezielle Wissen, das durch das Channeln figuriert wird, führt zu einem Macht- und Wissenszuwachs der handlungstragenden Subjekte und es wird einem internen Inhaltswissen

397 Vgl. „„Maitreya is Coming“ oder Zukunftsprognostik im Rahmen einer positiven Weiterentwicklung der Welt“.

398 Allg. zu Zwischenwesen wie Engel vgl. Ahn, G., 1999, S. 273 ff.

399 An dieser Stelle sei auch auf den Zusammenhang von Gewalt und Formen der Zukunftsprognostik

hingewiesen, vgl. Wessinger, C,. http://www-rohan.sdsu.edu/~remoore/jonestown/articles/millennium.html (30.01.03) oder Murken, S., 1999, S. 24ff.

400 Vgl. die Thesen zur Funktion von Außerirdischen bei Grünschloß und der Begrifflichkeit „Ufologischer Euhemerismus“ Grünschloß, A., 2000, S. 19ff. Vgl. auch zur Funktion von Außerirdischen Wessinger, C.,:

“At this point, we need to note that increasingly in new religions, extraterrestrials are the superhuman agents that act in the roles previously filled by God, gods, angels, and devils. The religious outlook remains the same; there is the continued belief that there are normally unseen superhuman agents that affect us in our earthly existence for good or ill.” Wessinger, C.,

http://www-rohan.sdsu.edu/~remoore/jonestown/articles/millennium.html (30.01.03).

401 Zur Bedeutung des Begriffs „Channeln“ siehe Kapitel „Channeln“.

zugefügt. Dieser Macht- und Wissenszuwachs durch außerirdische Informationen ist paradigmatisch für viele Gemeinschaften innerhalb dieser Webseiten402.

Bei vielen Websites besitzen die Ergebnisse der Prognostik funktionalen Status. Im vorliegenden Falle ist erkennbar, dass die Bestätigung und Legitimation der Unarius Academy of Science in der Prognostik zu finden ist. Denn bis zum Eintreffen der Außerirdischen liegt die Aufgabe der Gemeinschaft in der Weitergabe der Lehre der Unarius Science an die Menschheit. Implizit wird auf Jesus Christus (vgl. Metatags), Engelsvorstellungen und die „aufgestiegenen Meister“ der Ashtar-Command-Bewegung eingegangen und werden diese in die Vorstellungen inkorporiert.

Die Degressionsvorstellungen gehen vielfach davon aus, dass bestimmte unabdingbare Veränderungen nicht durchgeführt werden. In diesem Falle kann auf die später explizierten Vorstellungen von Billy Meier (vgl. „Prognostik der FIGU-Gemeinschaft: Evolution im Sinne von Billy Meier“) hingewiesen werden. Hier ist auch geradezu exemplarisch ein möglicher Übergang zu apokalyptischen Szenarien zu erkennen.

Bei den apokalyptischen Szenarien können folgende Schwerpunkte herausgearbeitet werden:

Auf einigen Seiten werden apokalyptische, auf ein Ende zulaufende Szenarien entworfen, die für die ganze Erde – bis auf wenige Ausnahmen – negative Folgen haben403. Denn einige Menschen sollen aufgrund speziellen Wissens oder spezieller Prognosetechniken auf dieses Ende vorbereitet sein und relativ gelassen, aber mit größter Vorsicht in die von ihnen selbst prognostizierte Zukunft sehen. Vielen Websites gemeinsam ist die Sichtweise, dass die Welt und mit ihr die Menschen, die nicht die auf den Websites repräsentierten Vorstellungen teilen, auf ein negatives Weltende zusteuern. Das wahre Wissen oder die wahre Erkenntnis wird von Außenstehenden fälschlicher Weise abgelehnt. Vielen religiösen Gemeinschaften wird ein Teilwissen zugestanden, doch fehlt es ihnen an der vollständigen Einsicht in die für richtig gehaltene Prognostik und die dazu erforderlichen Praktiken.

Die Vorstellung, dass die nahe Zukunft sich durch gewisse Praktiken beeinflussen lässt, kann mit zahllosen Beispielen belegt werden. Die weitere Zukunft ist jedoch in allen größeren Ereignissen fest determiniert.

402 Inwieweit sich das auch innergemeinschaftlich auswirkt, lässt sich vielleicht an der Veränderung der Websites erkennen. Um dies jedoch genau zu untersuchen, wären Besuche und mehrere Interviews unabdingbar.

403 Vgl. hier die Vorstellungen von David Koresh und seine Einordnung in den Messianismus, die James Tabor vornimmt. Tabor, J. D., http://www.uncc.edu/jdtabor/waco.html (30.01.03).

Die gesamte Vorstellungswelt wird durch Beispiele legitimiert, die geschichtliche oder gegenwärtige Ereignisse aufnehmen. So ist das von den Websites vorgeschlagene zeitliche Band meist linear „durchkomponiert“. Aufgrund der Diagnosetechniken kann die gesamte Geschichte von diesen Gemeinschaften als von außen determiniert beschrieben werden. Hier scheint es keine Variationsbreite zu geben.

Gleichzeitig ist eine zeitliche Trennung von Ereignissen zu beobachten. Nahe, aus der Sicht der Gemeinschaft positive Ereignisse werden dem eigenen Handeln, den eigenen Fähigkeitenm zugeschrieben und durchaus als Beispiele für eine handelnde Transzendenz angeführt. So bewirkte Ereignisse sind in der Regel personaler oder kleinräumlich-lokaler Natur. Ereignisse globaler Art werden innerhalb von apokalyptischen Szenarien in der Regel negativ bewertet oder auf einer globalen Negativfolie verortet. Diese Begebenheiten fungieren als Hinweise auf das zu Ende gehende Gesamtgeschehen auf der Erde.

Der Befund lässt sogar noch eine weitere Zuspitzung anderer Art zu: Als Oberbergriffe dieser Seiten kann man die oben genannte Aufforderung „be aware“ und den Begriff „rapture“

identifizieren.

Eine interpretatorische Verschärfung der Ergebnisse prognostischer Methoden lässt sich auf Webseiten erkennen, die nicht nur mit konkreten Ereignissen operieren, sondern mit Datierungen arbeiten404.

Bei einer weiteren Überprüfung derartiger Websites wird deutlich, dass im Internet aktive Abgrenzungen und Annäherungen zwischen unterschiedlichen Seiten vorgenommen werden.

Dies geschieht bei vielen Websites durch die Angabe oder in der Ablehnung von festen Daten eines Weltendes. Beide Strategien werden aber paradoxer Weise in den Methoden zur Prognostik gebraucht, um dann gleichzeitig in den Metatags wieder aufgehoben zu werden.

Dies lässt meines Erachtens folgende Interpretation zu:

Metatags aus dem apokalyptischen Bereich mit klaren Zeitangaben werden aufgrund der größeren medialen Präsenz, die das Ablaufen dieser Zeitangaben mit sich bringt, als Vorteil zur eigenen Positionierung eingesetzt. Der von beiden Richtungen angestrebte Wunsch, einen Ranking-Platz zu erreichen, führt zu dieser Kommunikationsstruktur der Websites und deren Gestaltung.

404 Eine besondere Methode, die Wiederkunft Christi genau zu datieren, findet sich bei Gemeinschaften, die den sog. Bibel Code oder den Bibel-Codex zur Prognose heranziehen. Durch das „Querlesen“ von Buchstaben über Zeilen oder Seiten hinweg versuchen diese Gemeinschaften die Zukunft zu prognostizieren. Vgl.

http://www.quantgen.com/ (16.02.02); Langowski, J., http://www.miscelle.de/as/bibel/bibelcode.shtml (16.02.02); McKay, B.,

http://www.mathematik.uni-bielefeld.de/~fspm_gk/Veranstaltungen/Vortraege/Abstracts/mckay1.html (16.02.02); McKay, B., http://cs.anu.edu.au/~bdm/dilugim/torah.html (16.02.02).

Eine Verbindung von UFO-Vorstellungen mit biblischen Aussagen ist auch auf der Website

„The last Adam“ und innerhalb des „Harpazo-Webrings“ zu finden. In beiden Fällen wird dieser Topos in die Prognostik integriert. Innerhalb der Seite „The last Adam“ fungieren Außerirdische als zentrale und für die Menschen positive Wesen. Das aufgenommene Präskript aus der Bibel weist der prognostizierten Besatzung der UFOs transzendenten Charakter zu.

Dieser Sachverhalt wird innerhalb des Harpazo-Webrings völlig anders dargestellt, obwohl hier Anleihen wahrscheinlich aus dem gleichen Präskript gemacht wurden. Innerhalb der Prognostik des Harpazo-Webrings werden Außerirdische und deren erste Hinweise, die UFOs, nicht als zentrale Heilsbringer bestimmt, sondern als weitere Zeichen des bevorstehenden Weltuntergangs gedeutet, in manchen Fällen sogar mit „Dämonen“

identifiziert. Eine Widerspiegelung dieser Websites und des Internetdiskurses findet sich wiederum in den Metatags.

Die individuellen Kompilationen „The last Adam“ oder „Endzeitreport.de“ sind keine singulären Seiten und zeichnen

sich, wie viele andere auf Einzelpersonen zurückgehende Seiten, vor allem durch einen HTML-Code aus, der im Vergleich zu anderen, von Gemeinschaften

sich, wie viele andere auf Einzelpersonen zurückgehende Seiten, vor allem durch einen HTML-Code aus, der im Vergleich zu anderen, von Gemeinschaften

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