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Die Ashtar-Command-Bewegung – virtuelles Netz einer Neureligiösen Bewegung

Virtuelle Gemeinschaften nicht nur im Internet

4.5 Die Ashtar-Command-Bewegung – virtuelles Netz einer Neureligiösen Bewegung

Die Ashtar-Command-Bewegung zeichnet sich klar erkennbar durch eine große Vielfalt aus.

Diese Heterogenität der Gemeinschaft, die in der Datengrundlage sichtbar wird, darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Bewegung eigene Formen etablieren kann, um sich zu konstituieren und weiterzuentwickeln. Zu dieser Konstitution gehört im Bereich der Websites der Gebrauch von Strukturelementen. Diese Strukturelemente wirken unter anderem in folgenden Bereichen: Homogenisierung, Assimilierung, Stabilisierung, Forcierung der Bindekräfte und Identitätssicherung, sowohl nach innen wie nach außen.

Aufgrund der Darstellung im Internet hat die Ikonographie eine herausragende Bedeutung.

Durch die Platzierung der Symbole an zentralen Orten auf den Websites wird eindeutig eine Position übernommen, die dem Surfer und oder dem User sofort „ins Auge springt“. Es wäre nun denkbar, dass die Integration ikonographischer Elemente aus dem Star-Trek-Bereich einen nur attraktionsfördernden Charakter im Sinne einer Werbung für Websites hat und dem weiteren Ziel, auf der Website zu verweilen. Dieser Sachverhalt könnte sicherlich möglich sein: Man darf aber nicht verkennen, dass auch inhaltlich Überschneidungen zwischen Vorstellungen aus der Ashtar-Command-Bewegung und Star-Trek bestehen. Die Ikonographie auf den Websites der Ashtar-Command-Bewegung richtet sich sowohl nach innen zur aktiven Integration, sowie nach außen zur Positionierung gegenüber vielen Gemeinschaften, in denen Außerirdische und UFOs eine zentrale Rolle spielen. Dabei beinhaltet der Gebrauch der strukturbildenden Merkmale sicherlich auch legitimatorische Elemente. Ein Element aus dem Bündel der Merkmale ist der Rückgriff auf die Person und die Ikonographie, die dem Umfeld von Van Tassel zugeschrieben wird.

Einen legitimatorischen Anteil innerhalb der Ashtar-Command-Bewegung hat sicher das rituell-methodische und initiatorische Strukturmerkmal des Channelns. Dieses Strukturmerkmal hat innerhalb einiger Websites besondere Bedeutung: Channeln als Kommunikationsform ist nach der Vorstellung der Ashtar-Command-Bewegung erlernbar.

Das bedeutet, dass es nicht nur an singuläre Personen gebunden und somit auch, nach der Vorstellung der Gemeinschaft, für alle zugänglich ist. Die Struktur dieser Kommunikation hält sich intern an einige wenige Merkmale (Anrede, Name des Außerirdischen und der Kontaktperson, Inhalt des Channelings, Endsequenz). Diese Merkmale scheinen jedoch konstitutiv für die äußere Legitimierung eines Channelingkontaktes und dessen Inhalt zu sein.

Die Inhalte der Kontakte sind relativ disparat. Es ist auch möglich, von einer weiteren Funktion des Channelings auszugehen. Durch die Vorstellung, dass jeder und jede dies zu erlernen vermag und damit auch jeder zur Kontaktperson werden kann, grenzt sich diese Bewegung automatisch gegenüber Gemeinschaften wie der FIGU ab548. Die Strukturmerkmale „Teilnehmer der Ashtar-Command-Bewegung als Außenteam“ und

„Einbindung in die „Aufgestiegenen Meister” (Ascended Masters)“ erlauben die Integration ohne große normativ-legitimatorische Prozesse seitens einer zentralen Person beziehungsweise eines zentralen und singulären Contactee. Diese oftmals vorgenommene Fremd- oder Selbstbeschreibung als Contactee ist zentral für die Positionierung und wird durch den Gebrauch innerhalb der Selbstbeschreibung der personalen Vorstellungen deutlich (und durch die große Breite dieser Beschreibungen nochmals verstärkt).

Zwei Fragen bleiben in diesem Zusammenhang, die bisher noch nicht abschließend beantwortet werden können und die weitere Untersuchungen notwendig erscheinen lassen:

Zum einen die Frage, ob die ausladenden Selbstbeschreibungen konstitutiv für eine Legitimation sind. Bildlich gesprochen bedeutet dies: Je mehr Erfahrungen und Berichte eine Person veröffentlicht und je mehr Kurse sie besucht hat, desto höher ist ihre Autorität, da ihr Aufstieg und ihre Kanäle besser geöffnet sein sollen. Zum anderen die Frage, ob die Rezeption der Begriffe „Kontactee“, „Contactee“ oder „Kontaktler“ nicht ein Phänomen ist, das seinen Ursprung in den pejorativen Darstellungen der „Gegner“ solcher Vorstellungen, beziehungsweise in der wissenschaftlichen Rezeption nimmt. Es wäre zu prüfen, ob und inwieweit hier eine wechselseitige Übernahme erfolgte.

Auf der technischen Seite wird die Konstitution der Ashtar-Command-Bewegung durch die Hyperlinks deutlich. Die Hyperlinks als integrative Netzstruktur sind neben den Keywords als zentrale Leuchttürme im Meer des Internets die Fahrrouten und bilden das Gefüge des Internets und der Gemeinschaft ab.

Inhaltlich erscheint die Rezeption der Progressionsvorstellungen für die Erde ein weiteres Indiz für die Zuordnung einer Website zur Folie der Ashtar-Command-Bewegung. Aber auch hier scheint nicht nur die Aufnahme dieser Vorstellung im Rahmen der Ashtar-Command-Bewegung von Bedeutung zu sein. Der Befund vieler Websites erlaubt die Aussage, dass die mögliche Integration vieler Personen in den Prozess des Übergangs von dem diagnostizierten Ist- zum Soll-Zustand konstitutiv auf die Gemeinschaft wirkt. Personen, die zentrale Funktionen auf sich alleine zu vereinigen suchen, kommen in dem mir bekannten Datenbefund nicht vor.

548 Vgl. hier den Befund, dass die ACB die Kontakte der FIGU-Gemeinschaft anerkennt. Bei Billy Meier hingegen ist dies nicht bekannt, bzw. andere Kontakte als über ihn als letzten Propheten sind nicht möglich.

(Siehe: „Kontakte zwischen der Ashtar-Command-Bewegung und der FIGU-Gemeinschaft“)

Die Gesamtheit der Gemeinschaft wird durch den gemeinsamen Gebrauch von diesen strukturellen Elementen erzeugt. Es erscheint möglich, dass diese Strukturmerkmale eine diffuse Webgemeinschaft, eine Bewegung oder ein Gruppengefühl eigener Art erzeugen, die völlig eigenen, zum größten Teil noch unbekannten Gesetzmäßigkeiten folgt. Die weltweite Etablierung solcher Strukturmerkmale schien bisher nur durch zeitlich lange Perioden möglich. In der Struktur Neureligiöser Bewegungen und nicht zuletzt durch die dem Internet eigenen Möglichkeiten des schnellen Informationsaustauschs geschieht dies heute in sehr kurzer Zeit.

Inwiefern hier der Rückgriff auf die europäische Religionsgeschichte für die Integration einer Website im Rahmen der Ashtar-Command-Bewegung förderlich ist, kann noch nicht erkannt werden, vieles spricht aber für diesen selektiven Rückgriff.

Mit dem Kriterium des integrierenden Strukturmerkmales für die Beschreibung einer Neureligiösen Gemeinschaft wie der Ashtar-Command-Bewegung können nun genauere Untersuchungen über Neureligiöse Bewegungen vorgenommen werden. Es ist nun eher möglich, Websites einer Gemeinschaft zuzuordnen und diese Websites dann sogar in ihren Kontexten zu analysieren. Denn auch die Kontexte sind durch die Aufnahme der strukturbildenden Elemente klarer zu fassen. Bisher war das bei der Betrachtung von Neureligiösen Gemeinschaften im Internet nicht möglich. Mit dem Kriterium der integrierenden Strukturmerkmale können nun auch einzelne Aspekte von Bewegungen, beispielsweise die Zukunftsprognostik untersucht werden, ohne die Gesamtheit der Gemeinschaft aus den Augen zu verlieren oder sich auf eine unsichere Datengrundlage zu beziehen.

Im nächsten Kapitel wird nun eine Gemeinschaft beschrieben, die kaum kontrastreicher im Vergleich zur Ashtar-Command-Bewegung sein könnte: Die FIGU-Gemeinschaft.

Gemeinsam sind beiden Gemeinschaften die Vorstellungen von einer zentralen Funktion der Außerirdischen und der Notwendigkeit, in einer jeweils prognostizierten Zukunft bestimmte, je nach Gemeinschaft unterschiedliche Handlungs- oder Einstellungsänderungen vorzunehmen.

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