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schaftlichen Nachwuchses im Anschluss an die Promotion

Nachdem im vorherigen Abschnitt Befunde über Karriereintentionen dargelegt wurden, nimmt dieser Abschnitt Einflussfaktoren der Entscheidung über den weiteren Karrierever­

lauf im unmittelbaren Anschluss an die Promotion in den Blick . Die Karriereentscheidung ist individuell, gleichwohl existieren Studien und Datenauswertungen, die nahelegen, dass einige Faktoren diese Entscheidung substanziell beeinflussen . Ähnlich wie in Ka­

pitel B5 sind dabei sowohl Fachdisziplin, Promotionsleistung und soziodemografische Faktoren zu berücksichtigen . Die jeweilige Bedeutung dieser Faktoren wird im Folgenden skizziert .

Fächergruppen und außerakademischer Arbeitsmarkt

Schon kurz nach der Promotion entscheiden sich viele Nachwuchs­

wissenschaftlerinnen und - wissenschaftler zum Übergang in eine Tätigkeit außerhalb von Hochschulen und außeruniversitäre For­

schungseinrichtungen

Der Einfluss des Fachgebiets wird bei den Quoten zum Verbleib an Hochschulen und au­

ßeruniversitären Forschungseinrichtungen nach der Promotion offensichtlich, wie auch die KOAB- Promoviertenbefragung des Jahrgangs 2010 zeigt, die etwa 1,5 Jahre nach Abschluss der Promotion durchgeführt wurde (Abb. B61) .198 Insgesamt sind dort 30% der Promovierten an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen beschäftigt und weitere 18% im FuE- Bereich anderer Sektoren . 51% führen eine Tätigkeit ohne FuE- Bezug aus . Vergleicht man die verschiedenen Fächer, so deuten die Ergebnisse darauf hin, dass insbe­

sondere in den Naturwissenschaften, aber auch in den Sprach- und Kulturwissenschaften ein jeweils hoher Anteil an befragten Nachwuchswissenschaftlerinnen und - wissenschaft­

lern nach der Promotion noch an Hochschulen und außeruniversitären Forschungs­

einrichtungen beschäftigt i st . I n I ngenieurwissenschaften, Re chtswissenschaften und medizinischen Fächern hingegen arbeiten viele Befragte außerhalb des Hochschul- und außeruniversitären Forschungssektors, oft nicht- wissenschaftlich. 199

198 Flöther, C. (2015): At the Top? Die berufliche Situation promovierter Absolventinnen und Absolventen. In: Flöther, C./Krücken, G. (Hg.): Generation Hochschulabschluss: Vielfältige Perspektiven auf Studium und Berufseinstieg. Analysen aus der Absol­

ventenforschung, Münster, S. 107–130

199 Hierbei sind jedoch folgende Aspekte zu berücksichtigen: Zum einen sind die Fallzahlen sehr gering, zum anderen wird in den Daten lediglich die Situation ca. 1,5 Jahre nach Promotionsabschluss dargestellt. So ist nicht auszuschließen, dass Fächer jeweils spezifische Verbleibs- und Mobilitätsmuster aufweisen und der Nachwuchs die Hochschule oder außeruniversitäre Forschungseinrichtung in einzelnen Disziplinen im Durchschnitt erst später verlässt.

B6

Abb. B61: Beschäftigung der 2010 Promovierten in Hochschule/außeruniversitärer Forschungseinrichtung1, Forschung und Entwicklung oder nicht-wissenschaft lichem Bereich 2012 nach Fächergruppen (in %2)

Sprach­ und Kulturwiss. (n = 87)

Hochschule (HS)/ Forschung und Entwicklung Nicht­wissenschaftlich

Außeruniversitäre Forschungseinrichtung (AUF) (ohne HS und AUF)

1 Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e. V., Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e. V., Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V., Einrichtungen der Wissenschafts­

gemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz e. V.

2 Abweichungen von 100% sind rundungsbedingt.

Quelle: Flöther, C. (2015): At the Top? Die berufliche Situation promovierter Absolventinnen und Absolventen. In: Flöther, C./

Krücken, G. (Hg.): Generation Hochschulabschluss: Vielfältige Perspektiven auf Studium und Berufseinstieg. Analysen aus der Absolventenforschung, Münster, S. 107–130; eigene Darstellung

Promotionsalter und Promotionsnote Ein Abschluss mit der Note „summa cum laude“ führt in einer Analyse der Studie „Be­

rufswunsch Wissenschaft“ über alle Fächer hinweg (mit Fachdisziplin als Kontrollvariable) zu einer signifikant höheren Wahrscheinlichkeit, in der Wissenschaft zu verbleiben . Auch das Promotionsalter spielt eine Rolle: Je älter Promovierende bei der Promotion sind, desto geringer wird die Wahrscheinlichkeit, in einer Hochschule oder außeruniversitären Forschungseinrichtung zu verbleiben .200 Gleichzeitig steigt mit dem Promotionsalter die Wahrscheinlichkeit, in der privatwirtschaftlichen FuE beschäftigt zu sein .201

200 Briedis, K./Jaksztat, S./Preßler, N./Schürmann, R./Schwarzer, A. (2014): Berufswunsch Wissenschaft? HIS: Forum Hochschule, Hannover

201 Siehe Ausführungen der Begleitstudie zum BuWiN 2017 „Karrierewege und -perspektiven von promovierten Nachwuchs­

wisenschaftlerinnen und -wissenschaftlern (Begleitstudie B5)“

Geschlecht

Zum Einfluss des Geschlechts auf den weiteren Karriereverlauf nach der Promotion exis­

tieren in der Literatur divergierende Befunde . Betrachtet man die Frauenanteile auf unter­

schiedlichen Stufen der wissenschaftlichen Qualifizierung, so fällt auf, dass anteilig deutlich mehr Frauen als Männer die Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrich­

tungen nach der Promotion verlassen .202 Andererseits ergibt sich beispielsweise auf Basis der Absolventendaten des DZHW203 bei Kontrolle von personen- und kontextbezogenen Merkmalen kein signifikanter Einfluss des Geschlechts auf die Wahrscheinlichkeit, nach der Promotion die Karriere in- oder außerhalb von Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen fortzusetzen .

202 Jacob, A. K./Teichler, U. (2011): Der Wandel des Hochschullehrerberufs im internationalen Vergleich: Ergebnisse einer Befra­

gung in den Jahren 2007/08, Bonn

203 Briedis, K./Jaksztat, S./Preßler, N./Schürmann, R./Schwarzer, A. (2014): Berufswunsch Wissenschaft? HIS: Forum Hochschule, Hannover

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B6

Bildungsherkunft

Die Befunde zur Bedeutung der Bildungsherkunft sind nicht eindeutig: Eine Studie ba­

sierend auf den Absolventendaten des DZHW zeigt einen Einfluss von Bildungsherkunft auf die Karrierewege bei der Aufnahme einer Promotion . Allerdings sinkt der Effekt in multivariaten Modellen, wenn man die Befunde unter Kontrolle der Leistungsunterschiede untersucht .204 Dabei erklären Leistungsunterschiede etwa 27% der herkunftsspezifischen Promotionsneigung . Erste Ergebnisse einer weiteren Analyse der DZHW- Absolventendaten deuten an, dass die Bildungsherkunft auch spätere Karrierephasen nach der Promotion beeinflusst: Der Verbleib im Hochschul- und außeruniversitären Forschungssektor nach der Promotion ist wahrscheinlicher, wenn die Eltern akademisch gebildet sind, als wenn dies nicht der Fall ist. 205

204 Jaksztat, S. (2014): Bildungsherkunft und Promotionen. In: Zeitschrift für Soziologie, 43, 4, S. 286–301

205 Schindler, S./Lörz, M. (2015): Social Inequality in Higher Education from a Life Course Perspective: Transitions and Social Selectivity between Enrolment and first Post-Doc position, unveröffentlichter Vortrag auf der Konferenz „(Persistent) Inequalities Revisited“, Juli 2015 in Ascona (Schweiz); https://www.ish.uni-hannover.de/10350.html, Abrufdatum: 25.02.2015

Zum Einfluss des Geschlechts auf den Karriereverlauf nach der Promotion existieren divergierende Befunde. Weitere Forschung ist wünschenswert, um zu klären, welche Faktoren den deutlich geringeren Frauenanteil in der Wissenschaft nach der Promotion auslösen und wie dieser Tendenz entgegengewirkt werden kann .

Um die Frage nach dem Einfluss der Bildungsherkunft endgültig zu beurteilen, bedarf es ebenfalls weiterer Forschung . Sollte sich in weiteren Studien tatsächlich ein signifikanter Zusammenhang zeigen, so wäre zu analysieren, worauf dieser Effekt im Wesentlichen beruht und ob der Effekt mit weiteren Erklärungsfaktoren in Zusammen­

hang steht .

Persönliche Motive

Persönliche Motive und Gründe zum Verlassen des Hochschul- und außeruniversitären Forschungssektors nach der Promotion analysiert die Studie der Hochqualifizierten in Deutschland,206 die auf Daten des Jahres 2011 basiert. Als häufigste Gründe für die Wahl einer Tätigkeit außerhalb der Forschung nennen 47% der Befragten bessere Alternativen außerhalb der Forschung, 31% haben kein Interesse an einer Forschungstätigkeit, 28%

sehen unklare längerfristige Berufsperspektiven in der Forschung, 25% sehen begrenzte Beschäftigungsmöglichkeiten, und 20% der Befragten geben als Grund eine geringe Be­

zahlung an . Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass attraktive Karrierebedingungen bedeutsamer für die Karriereentscheidung sind als die negativ wahrgenommenen Aspekte der Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen im Hochschul- und außeruniversitären Forschungssektor .

206 Krenner, D./Horneffer, B. (2014): Hochqualifizierte in Deutschland 2011, Wiesbaden

Intrinsische Motivation hinsichtlich wissenschaftlicher Arbeit scheint ein starker Prädiktor für den Verbleib im Hochschul- und außeruniversitären Forschungssektor zu sein, während eine höhere Karriereorientierung eher mit dem Wunsch nach einer Be­

schäftigung außerhalb der akademischen Wissenschaft einhergeht .207 Zudem zeigt sich in einer Studie unter Promovierenden in der Abschlussphase und unter Promovierten, die ihre Promotion vor weniger als einem Jahr abgeschlossen haben, dass der Wunsch nach praxisorientierter Arbeit mit der Präferenz einer Laufbahn außerhalb des Wissen­

schaftssystems einhergeht .208

207 Briedis, K./Jaksztat, S./Preßler, N./Schürmann, R./Schwarzer, A. (2014): Berufswunsch Wissenschaft? HIS: Forum Hochschule, Hannover

208 Kahlert, H. (2012): Wissenschaft als Beruf? In: Femina Politica – Zeitschrift für feministische Politik-Wissenschaft, 21, 1, S. 154–157