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B5B5.2 Auswertung von Absolventendaten

B5.2 Auswertung von Absolventendaten

Im Folgenden werden multivariate Analysen anhand der DZHW- Absolventendaten (Ko­

horten 2001, 2005 und 2009) vorgestellt, welche die Literaturanalyse ergänzen sollen . Die Daten bieten die Möglichkeit, Übergänge in die Promotionsphase fächerdifferenziert zu untersuchen . Die Befragungen fanden jeweils etwa fünf Jahre nach Abschluss des Hochschulstudiums statt . Alleinstellungsmerkmale dieser Untersuchungsreihe sind die verfügbaren Zeitreihen, die langen Untersuchungszeiträume sowie die bundesweite Re­

präsentativität der Daten . Die Daten erlauben – in zeitlich vergleichender Perspektive – eine Untersuchung des Einflusses von soziodemografischen und bildungsbiografischen Merkmalen sowie Leistungsvariablen auf den Übergang in die Promotionsphase .

Die nachfolgend dargestellten logistischen Regressionsmodelle zur Analyse von Ein­

flussfaktoren auf den Übergang in die Promotionsphase integrieren die im vorangegan­

genen Abschnitt diskutierten Variablen mit Ausnahme der psychosozialen Merkmale und persönlichen Präferenzen192 (s . Tab. B34)

.

Auf diese Weise lässt sich zeigen, welche Faktoren einen statistisch signifikanten Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit zur Aufnahme einer Promotion aufweisen . Zudem kann verglichen werden, wie stark die einzelnen Faktoren diese Wahrscheinlichkeit beeinflussen .

192 Tätigkeiten als studentische Hilfskraft werden hier unter bildungsbiografischen Merkmalen mit angeführt.

Die abhängige Variable erfasst, ob eine Person eine Promotion aufgenommen hat (kodiert mit dem Wert 1) oder nicht (kodiert mit dem Wert 0) . Erklärende Variablen nehmen den Wert 1 an, wenn eine Person der angegebenen Kategorie zugeordnet wird – beispiels­

weise der Alterskohorte 25 bis 27 Jahre – andernfalls nehmen die erklärenden Variablen den Wert 0 an . Die Regressionstabellen enthalten average marginal effects (AME). Diese geben an, in welchem Umfang sich die (geschätzte) Wahrscheinlichkeit der Aufnahme einer Promotion verändert, wenn sich die Ausprägung einer bestimmten erklärenden Variable im Vergleich zur jeweiligen Referenzkategorie ändert . Die Modelle werden je­

weils getrennt für jede Jahrgangskohorte geschätzt. Aufgrund der Sonderstellung der Promotion in der Medizin werden Absolventinnen und Absolventen der Fachrichtung Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften von den folgenden Analysen ausgeschlos­

sen . In der Untersuchung haben insgesamt etwa ein Drittel der befragten Personen eine Promotion aufgenommen: 32,2% der Befragten in der Kohorte des Abschlussjahrgangs 2001 haben zum Zeitpunkt der Befragung eine Promotion aufgenommen, in der Kohorte des Abschlussjahrgangs lag der Anteil bei 32,4% und in der Kohorte von 2009 bei 34,2% . Detaillierte fachrichtungsspezifische Schätzmodelle sowie Modelle, die ausschließlich einzelne Modellkomponenten enthalten, finden sich im Anhang der Begleitstudie zum BuWiN 2017 „Entscheidungen und Übergänge zur Promotion (Begleitstudie B2)“ .

Weitere Forschung zur Erklärung der höheren Promotions­

wahrscheinlichkeit unter männlichen Hochschulabsolventen wünschenswert Den Analysen zufolge haben Hochschulabsolventinnen eine zwischen acht (Kohorte

2005) und elf Prozentpunkten (Kohorten 2001 und 2009) geringere Übergangswahrschein­

lichkeit in die Promotionsphase als Hochschulabsolventen . Dieses Resultat bestätigt auch die oben erwähnten, nach Geschlecht differenzierten Quoten des Hochschulabschlusses und der Promotion . Warum Hochschulabsolventinnen seltener eine Promotion beginnen als - absolventen, lässt sich jedoch nicht klar beantworten . Mögliche Erklärungsansätze könnten beispielsweise in der unterschiedlichen Selbstwirksamkeitserwartung oder auch in anders gelagerten Prioritäten im Hinblick auf die weitere Berufsplanung liegen . Weitere Forschung zur Erklärung der höheren Promotionswahrscheinlichkeit unter männlichen Hochschulabsolventen ist wünschenswert .

Eltern promovieren seltener als Kinderlose Bei Hochschulabsolventinnen und - absolventen mit Kindern – die bereits vor einer

möglichen Promotionsphase geboren wurden – ist die Wahrscheinlichkeit, eine Promo­

tion aufzunehmen, signifikant niedriger.Vergleicht man die Effektstärken verschiedener

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Tab. B34: Logit-Modelle zur Schätzung der Wahrscheinlichkeit des Übergangs in die Promotionsphase 2001, 2005, 2009 nach Merkmalen; Angabe der durchschnittlichen marginalen Effekte (average marginal effects – AME)1

2001 2005 2009

AME AME AME

Soziodemografische Merkmale

Geschlecht männlich Ref. Ref. Ref.

weiblich – 0,11*** – 0,08*** – 0,11***

Altersgruppen

bis 24 Jahre Ref. Ref. Ref.

25–27 Jahre – 0,04 – 0,03 – 0,01

28–30 Jahre – 0,03 – 0,05 – 0,01

über 30 Jahre – 0,03 – 0,02 – 0,04

Partnerschaftsstatus

ohne feste/n Partner/in Ref. Ref. Ref.

feste Partnerschaft 0,03 0,01 0,00

verheiratet 0,11** 0,09** 0,08

Elternschaft nein Ref. Ref. Ref.

ja – 0,25*** – 0,24*** – 0,24***

Bildungsherkunft

Eltern ohne Hochschulabschluss Ref. Ref. Ref.

ein Elternteil mit Hochschulabschluss 0,05* 0,01 0,03

beide Eltern mit Hochschulabschluss 0,08*** 0,03 0,02

Bildungsbiografische Merkmale

Fachrichtung

Sprach- und Kulturwissenschaften Ref. Ref. Ref.

Rechtswissenschaften 0,11** 0,17*** 0,13*

Wirtschaftswissenschaften – 0,04 – 0,04 – 0,04

Sozialwissenschaften 0,12* 0,05 0,03

Mathematik/Informatik – 0,05 0,04 – 0,02

Naturwissenschaften 0,27*** 0,30*** 0,32***

Ingenieurwissenschaften 0,01 0,02 0,00

sonstige Fächer 0,06 0,05 0,10

Ausbildung vor Studium nein Ref. Ref. Ref.

ja – 0,02 0,03 – 0,03

Tätigkeit als studentische Hilfskraft

nein Ref. Ref. Ref.

ja 0,15*** 0,13*** 0,17***

Leistungsvariablen Examensnote

unterdurchschnittlich – 0,10*** – 0,14*** – 0,17***

durchschnittlich Ref. Ref. Ref.

überdurchschnittlich 0,13*** 0,16*** 0,10**

Note der HZB

unterdurchschnittlich – 0,06* – 0,08*** – 0,10***

durchschnittlich Ref. Ref. Ref.

überdurchschnittlich 0,05* 0,08*** 0,06*

n = 3.202 3.265 1.678

Pseudo R2 = .24 .27 .28

Quelle: DZHW-Absolventenpanel 2001, 2005, 2009, gewichtete Daten; eigene Darstellung2

1 * p < 0.05, ** p < 0.01, *** p < 0.001; Ref. = Referenzkategorie; ohne Fachrichtung Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften

2 Die hier dargestellten Auswertungen von Absolventendaten beziehen sich auf Befragungen der Abschlusskohorten von Hochschulabsolventinnen und -absolventen der Jahrgänge 2001, 2005 und 2009. Die Befragungen fanden ca. fünf Jahre nach Abschluss des Hochschulstudiums statt. Die Daten basieren auf der zweiten Befragungswelle der Kohorten, eine erste Befragung wird ca. ein Jahr nach Abschluss des Studiums durchgeführt.

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Variablen, hat Elternschaft von allen erklärenden Variablen – neben den Fachdisziplinen – den stärksten Effekt . Dieser liegt in allen drei Kohorten nahezu unverändert bei 0,24 bis 0,25. Dies bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit der Aufnahme einer Promotion um 24 bis 25% sinkt, wenn eine Person Kinder hat, im Vergleich zu einer Person mit denselben Eigenschaften ohne Kinder . Eine mögliche Erklärung dieses Ergebnisses ist, dass die Mög­

lichkeit zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen als geringer eingeschätzt wird als in anderen Sektoren (s . hierzu auch Kapitel C2) .

Interessanterweise ist die in der Literatur oft betonte Bildungsherkunft in den Absol­

ventenstudien ab 2005 nicht als Einfluss auf die Aufnahme einer Promotion erkennbar, die Ergebnisse weisen keinen signifikanten Zusammenhang aus . In Bezug auf Unterschiede in Fächern zeigt sich, dass im betrachteten Sample insbesondere in den Naturwissenschaften die Promotionswahrscheinlichkeit hoch ist . Die Leistung im Studium, angenähert durch die Abschlussnote, sowie wissenschaftliche Hilfskrafttätigkeiten erhöhen die Wahrschein­

lichkeit einer Promotionsaufnahme . Dieses Ergebnis steht im Einklang mit den Befunden der Literaturanalyse .

B5.3 Zusammenfassung

Insgesamt lassen sich aus den dargestellten Befunden und empirischen Analysen folgende Faktoren hervorheben, die einen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit der Aufnahme einer Promotion aufweisen:

Leistung im Studium erhöht die Wahr­

scheinlichkeit einer Promotionsaufnahme

Geschlecht: Hochschulabsolventen promovieren (etwas) häufiger als Hochschulabsol­

ventinnen. Dieses Ergebnis geht aus den dargestellten Promotionsquoten und dem geschlechterspezifischen Vergleich von Hochschulabschlüssen und Promotionen hervor .

Alter: Ein niedrigeres Alter bei Studienabschluss führt mit höherer Wahrscheinlichkeit zur Promotionsaufnahme . Dieses Ergebnis resultiert aus der Literatur. In der dargestell­

ten empirischen Auswertung ist diese Tendenz zwar ebenfalls erkennbar, aber statistisch nicht signifikant.

Leistungen im Studium: Gute Leistungen im Studium – gemessen als Abschlussnote des Hochschulstudiums – korrelieren positiv mit der Wahrscheinlichkeit einer Promoti­

onsaufnahme . Diese Ergebnisse finden sich sowohl in den rezipierten Studien als auch in der Auswertung der Absolventendaten des DZHW . Vorsichtig interpretiert kann dies zumindest ein Indiz dafür sein, dass es den Hochschulen und Forschungseinrichtungen gelingt, tendenziell leistungsstärkere Hochschulabsolventinnen und - absolventen für eine Promotion zu gewinnen.

• Persönlicher Kontakt zur Doktormutter beziehungsweise zum Doktorvater im Studium:

Persönlicher Kontakt erhöht die Chance zur Aufnahme einer Promotion Dieses Ergebnis zeigt sich in Befunden aus der Literatur . In der dargestellten empirischen Auswertung zeigt sich zudem, dass sich die Wahrscheinlichkeit der Aufnahme einer Promotion durch die Einbindung in wissenschaftliche Hilfskrafttätigkeiten signifikant erhöht .

Elternschaft: Die dargestellten empirischen Auswertungen weisen aus, dass sich be­

reits bestehende Elternschaft negativ auf die Wahrscheinlichkeit zur Aufnahme einer Promotion auswirkt . Diese Ergebnisse deuten an, dass für Eltern ein Einstieg in die akademische Karriere über eine Promotion zunächst schwieriger oder unattraktiver erscheint .

Akademische Bildungsherkunft: In der Literatur wird mit der akademischen Bildungs­

herkunft eine höhere Wahrscheinlichkeit assoziiert, eine wissenschaftliche Tätigkeit aufzunehmen . Allerdings ist Bildungsherkunft auch oft mit Leistungsunterschieden im Studium verbunden . In der hier vorgestellten multivariaten Analyse findet sich

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kein signifikanter Effekt der Bildungsherkunft in den Absolventenerhebungen ab 2005, wenn Leistungsvariablen im Studium berücksichtigt werden . Diese Ergebnisse legen nahe, dass der Effekt der Bildungsherkunft Potenzial für weitere Forschung liefert, um deren Bedeutung und Zusammenhang mit weiteren Erklärungsfaktoren präzise zu untersuchen .

Einige der hier dargestellten Befunde werden sich durch Maßnahmen zur zukünftigen Datengewinnung noch präziser beantworten lassen (s . Kapitel D1) . Durch die Novellierung des HStatG werden u . a . das Alter und die Prüfungsergebnisse des Hochschulstudiums von Promovierenden erfasst, sodass der Zusammenhang von Leistung im Studium und Alter mit der Aufnahme einer Promotion präziser analysiert werden kann

.

Durch die geplante Etablierung einer Panelstudie durch das DZHW können weitere soziodemografische und bildungsbiografische Merkmale als Erklärungsfaktoren für Karriereübergänge, wie die Ent­

scheidung für oder gegen die Aufnahme einer Promotion, untersucht werden (s . Kap . D1) . Insofern ist zu erwarten, dass sich die Erkenntnisse darüber, welche Absolventinnen und Absolventen eine Promotion aufnehmen, künftig verbessern werden .

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B6 Karrierewege und -perspektiven