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A3.2 Differenzierungsmerkmale und Klassifikationen

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Qualifikation dienen, an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen stets zeitlich befristet.106

106 Natürlich ist nicht auszuschließen beziehungsweise ist sogar anzunehmen, dass auch unbefristet beschäftigte Post-docs an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen ein Qualifizierungsziel verfolgen. Allerdings ist das Qualifi­

zierungsziel bei dieser Personengruppe empirisch kaum operationalisierbar. Ferner ist diese Personengruppe empirisch nur von geringer Bedeutung, da es vergleichsweise wenige Post-docs bis unter 45 Jahre an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen gibt, die unbefristet beschäftigt sind (Kapitel B2).

Beim wissenschaftlichen Nachwuchs in der Bewährungsphase R3 wird lediglich für die Habilitierten und für Post- docs mit habilitationsäquivalenten Leistungen die Alters­

grenze von unter 45 Jahren hinzugezogen, da habilitierte Professorinnen und Professoren möglichst ausgeschlossen werden sollen .

Mit den angeführten Altersgrenzen beim Potenzial sowie der Altersgrenze und dem Befristungsstatus beim wissenschaftlichen Nachwuchs in der Post- doc- Phase ist die De­

finition zumindest näherungsweise anhand der Datenquellen operationalisierbar . Abbil­

dung A5 stellt – in Erweiterung der Abb. A4 – die Definition des Begriffs wissenschaftlicher Nachwuchs und des Potenzials mit den entsprechenden Operationalisierungen grafisch dar .107

107 Die Altersgrenze von unter 45 Jahren bei den Habilitierten und Post-docs mit habilitationsäquivalenten Leistungen wird in der Abbildung nicht extra grafisch aufgeführt.

A3.2 Differenzierungsmerkmale und Klassifikationen

Drei grundlegende Differenzierungs­

merkmale des wissenschaftlichen Nachwuchses

In den Analysen der Teile B und C werden Nachwuchswissenschaftlerinnen und - wissen­

schaftler – wo immer möglich und sinnvoll – nach drei grundlegenden Differenzierungs­

merkmalen unterschieden:

• nach Fächern beziehungsweise Fächergruppen,

• nach Sektoren beziehungsweise Organisationstypen und

• nach Geschlecht .

Unterscheidung nach Fächergruppen

Fächergruppen unterscheiden sich hinsichtlich ver­

schiedener Aspekte teilweise erheblich voneinander

Fächer stellen in Bezug auf den wissenschaftlichen Nachwuchs ein übergeordnetes Un­

terscheidungsmerkmal dar, da sich die Qualifizierung und die akademische Karriere – neben der organisationalen Anbindung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern (z B . Beschäftigung an einer Universität) – weitgehend innerhalb von wissenschaftlichen Fachgemeinschaften vollziehen („community career“)108 . Die Besetzung von Professuren beispielsweise hängt im entscheidenden Maße von den Beurteilungen durch die Fach­

kolleginnen und - kollegen ab. Dies geschieht mittelbar, indem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern etwa über die Veröffentlichung und Zitierung von Artikeln wissenschaft­

liche Reputation zuteil wird, welche wiederum die Aussichten zur Berufung auf eine Professur beeinflusst (s . Kapitel B6) . Dies geschieht aber auch unmittelbar bei der Betei­

ligung der Fachkolleginnen und - kollegen in Berufungskommissionen Betrachtet man die Aggregatebene der Fächergruppen, zeigen sich zahlreiche Besonderheiten Beispiele hierfür sind:

108 Laudel, G./Gläser, J. (2008): From apprentice to colleague. In: Higher Education, 55, 3, S. 387–406

• die Größe der Fächergruppen (z . B . Anzahl der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft­

ler): Im Jahr 2014 finden sich an Hochschulen beispielsweise 42 .683 wissenschaftliche und künstlerische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der größten Fächergruppe Ma­

thematik, Naturwissenschaften und nur 2 .315 in der kleinsten Fächergruppe Kunst, Kunstwissenschaft (s . Kapitel B1) .109

109 Statistisches Bundesamt (2015): Personal an Hochschulen 2014 – Fachserie 11, Reihe 4.4, Wiesbaden

• soziodemografische Merkmale (Alter und Geschlecht): Promovierte in der Fächergruppe Mathematik, Naturwissenschaften sind beispielsweise bei Abschluss der Promotion

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im Durchschnitt (arithmetisches Mittel) 31,4 Jahre alt, in der Fächergruppe Sprach- und Kulturwissenschaften hingegen bereits 35,8 Jahre (s. Kapitel B1). Frauenanteile unter Promovierten reichen von nur 19% in den Ingenieurwissenschaften bis zu 84% in der Veterinärmedizin (s. Kapitel B1).

• Promotions- und Habilitationsquoten: Die Promotionsquote reicht von 4% in Kunst, Kunstwissenschaft bis 63% in Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften.110 Die Ha­

bilitationsquote reicht von 3% in der Veterinärmedizin bis 15% in den Sprach- und Kulturwissenschaften.111

110 Die Fächergruppe Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften stellt in vielerlei Hinsicht einen Sonderfall dar, worauf im Verlauf der Analysen jeweils genauer eingegangen wird. Aus diesem Grund wird diese Fächergruppe bei den Analysen, die keine Fächerdifferenzierung aufweisen, teilweise dennoch gesondert ausgewiesen.

111 Die Promotionsquote gibt den Anteil von Promovierten an den Hochschulabsolventinnen und -absolventen mit promotions­

berechtigenden Abschlüssen wieder. Die Habilitationsquote ist der Anteil der Habilitierten an den Promovierten (im Einzel­

nen s. Kapitel B1).

• Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen: Ingenieurwissenschaftlerinnen und - wissen­

schaftler an Hochschulen unter 45 Jahren sind beispielsweise mit 86% deutlich häufiger in Vollzeit beschäftigt als entsprechende Personen der Rechts- , Wirtschafts- und Sozial­

wissenschaften mit 54% (s. Kapitel B2).112

112 Statistisches Bundesamt (2016): Personal an Hochschulen, Sonderauswertung, Wiesbaden

Fächersystematik des Statistischen Bundes­

amts einheitlich auf höchster Aggregat-ebene verwendet Die im BuWiN verwendete Fächersystematik beruht für Hochschulen auf der aktuellen

Systematik des Statistischen Bundesamts der Fachserie 11, Reihe 4.4 (Hochschulpersonal­

statistik) für Fächergruppen, Lehr- und Forschungsbereiche sowie Fachgebiete (Tab. A8). Bei Ergebnissen im Bericht, die regelmäßigen Befragungen oder Einzelstudien entnommen sind, werden teilweise abweichende Klassifizierungen ausgewiesen. Zu den außeruni­

versitären Forschungseinrichtungen liegt aus der Fachserie 14, Reihe 3.6 des Statistischen Bundesamts eine der Hochschulpersonalstatistik entsprechende, wenn auch nicht voll­

ständig kompatible Systematik vor (Tab. A8). Dabei wird in der Fachserie 14, Reihe 3.6 von Wissenschaftszweigen gesprochen. Im BuWiN werden diese im Folgenden jedoch aus Gründen der Einheitlichkeit ebenfalls als Fächergruppen bezeichnet. Beide Systematiken (Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen) werden im BuWiN auf der zweistelligen und damit höchsten Aggregatebene ausgewiesen. Sie lassen sich im Tab. A8: Fächersystematik für Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen

Fächersystematik (Fächergruppen) Hochschulen Fächersystematik (Wissenschaftszweige) außeruniversitäre Forschungseinrichtungen Sprach- und Kulturwissenschaften Geisteswissenschaften

Sport

Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Sozialwissenschaften Mathematik, Naturwissenschaften Naturwissenschaften Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften Humanmedizin

Veterinärmedizin

Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften Agrarwissenschaften

Ingenieurwissenschaften Ingenieurwissenschaften

Kunst, Kunstwissenschaft

Zentrale Einrichtungen

(ohne klinikspezifische Einrichtungen) Zentrale Einrichtungen Zentrale Einrichtungen der Hochschulkliniken

(nur Humanmedizin)

Quellen: Statistisches Bundesamt (2015): Personal an Hochschulen 2014 – Fachserie 11, Reihe 4.4, Wiesbaden; Statistisches Bun­

desamt (2016): Ausgaben, Einnahmen und Personal der öffentlichen und öffentlich geförderten Einrichtungen für Wissenschaft, Forschung und Entwicklung 2014 – Fachserie 14, Reihe 3.6, Wiesbaden; eigene Darstellung

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Prinzip auch weiter differenzieren, allerdings liegen für eine feinere Untergliederung in Einzelfällen keine Daten vor beziehungsweise sind die Fallzahlen teilweise zu klein und aus Datenschutzgründen nicht abrufbar.113

113 Für folgende BuWiN wäre zu überlegen, ob Ergebnisse zu einzelnen weiter differenzierten Fächern an ausgewählten Stellen zusätzlich berichtet werden sollen, um den besonderen Bedingungen der Qualifizierung und des Arbeitsmarktes in bestimmten Fächern Rechnung tragen zu können (z. B. Biologie innerhalb der Fächergruppe Mathematik, Naturwissen­

schaften und/oder Geschichte innerhalb der Fächergruppe Sprach- und Kulturwissenschaften).

Unterscheidung nach Sektoren und Organisationstypen

Der BuWiN unter­

Im BuWiN werden drei Sektoren unterschieden: der Hochschul- und außeruniversitäre Forschungssektor, der weitere öffentliche Sektor und die Privatwirtschaft. Im Fokus steht dabei der wissenschaftliche Nachwuchs an Hochschulen und außeruniversitären For­

schungseinrichtungen. Hochschulen werden teilweise, das heißt sofern relevant und an­

hand der Daten möglich, getrennt ausgewiesen nach Universitäten und gleichgestellten Hochschulen (d. h. Pädagogischen, Theologischen und Kunsthochschulen) mit Promo­

tionsrecht einerseits sowie Fachhochschulen und Verwaltungsfachhochschulen (ohne Promotionsrecht)114 andererseits.

114 Es wurde bereits darauf verwiesen, dass die Hochschule Fulda als erste Fachhochschule das Promotionsrecht im Bereich Sozialwissenschaften im Oktober 2016 erhalten hat. Vgl. Spiegel Online (2016): Promotionsrecht: Erste Fachhochschule darf Doktortitel verleihen; http://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/fulda-erste-fachhochschule-darf-doktortitel­

verleihen-a-1115948.html#ref=rss (11.10.2016)

Der wissenschaftliche Nachwuchs an außeruniversitären Forschungseinrichtungen wird in der Regel als eine Gruppe behandelt. Hierunter werden die bereits benannten vier großen Wissenschaftsorganisationen zusammengefasst (s. Kapitel A1).

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Privatwirtschaft (Potenzial für den wissenschaftlichen Nachwuchs) werden nach Wirtschaftszweigen (WZ) gemäß WZ- Klassi­

fikation 2008 des Statistischen Bundesamts unterschieden (Tab. A9).115 Aufgrund der Größe des verarbeitenden Gewerbes bietet sich gegebenenfalls eine weitere Aufgliederung an (z. B. Maschinenbau, Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen, Herstellung von DV- Geräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen etc.; s. Kapitel B1).

115 Statistisches Bundesamt (2007): Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 (WZ 2008), Wiesbaden

Unterscheidung nach Geschlecht

Geschlechter­

unterschiede nach wie vor relevant

In einer Vielzahl von Veröffentlichungen wurde bereits auf den mit fortschreitendem akademischem Qualifizierungs- beziehungsweise Karrierestadium sinkenden Frauen­

anteil und dessen Gründe hingewiesen.116 Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind nach wie vor aktuell. Der Anteil der Frauen, die im Jahr 2014 eine Promotion ab­

geschlossen haben, betrug 45%,117 dagegen lag der Frauenanteil unter den neu berufe­

nen Professorinnen und Professoren an Universitäten und gleichgestellten Hochschu­

len118 bei lediglich 34% (W2) sowie 28% (W3).119 Auch bei verschiedenen Aspekten der Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen des wissenschaftlichen Nachwuchses finden sich Geschlechterunterschiede (s. Kapitel B2).120 Vor diesem Hintergrund werden die Ergebnisse im BuWiN grundlegend nach den Geschlechtern differenziert dargestellt.

116 Vgl. zum Beispiel Konsortium Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs (2013): Bundesbericht Wissenschaftlicher Nach­

wuchs 2013. Statistische Daten und Forschungsbefunde zu Promovierenden und Promovierten in Deutschland, Bielefeld, S. 243 ff.; vgl. auch Kreckel, R. (2005): Mehr Frauen in akademischen Spitzenpositionen: Nur noch eine Frage der Zeit?;

www2.soziologie.uni-halle.de/emeriti/kreckel/docs/genus2005-korr2.pdf (14.07.2015)

117 Statistisches Bundesamt (2015): Prüfungen an Hochschulen 2014 – Fachserie 11, Reihe 4.2, Wiesbaden 118 In diesem Fall: ohne Kunst- und Musikhochschulen

119 Statistisches Bundesamt (2016): Personal an Hochschulen, Sonderauswertung, Wiesbaden

120 Vgl. auch Konsortium Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs (2013): Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs 2013. Statistische Daten und Forschungsbefunde zu Promovierenden und Promovierten in Deutschland, Bielefeld, S. 261

Weitere Differenzierungen

Der Vergleich zwischen Nachwuchswissenschaftlerinnen und - wissenschaftlern entlang der genannten Differenzierungsmerkmale hat Grenzen. Dies zeigt sich insbesondere dort,