Die Studien deuten darauf hin, dass unter den befragten Habilitierten das Geschlecht kei
nen Einfluss hat auf die Chance, berufen zu werden . Bezüglich des Alters finden die Studien von Schulze et al. und Jungbauer- Gans/Gross einen negativen Effekt auf die Zeitspanne zur Berufung. Das bedeutet, dass unter den Befragten die Berufenen ihre Habilitation in einem relativ jüngeren Alter abgeschlossen haben .
Die Dauer zwischen Habilitation und Berufung wird in allen drei Studien untersucht . Die Berufungsdauer innerhalb der Politikwissenschaft ist stark von der innerfachlichen Spezialisierung abhängig. So variiert die Berufungsdauer (Habilitation bis zur ersten Be
rufung) zwischen durchschnittlich 1,77 Jahren in Politischer Ökonomie und 3,86 Jahren in Kommunal- und Regionalpolitik .218 Die Studie von Jungbauer- Gans und Gross findet in einer multivariaten Auswertung in Mathematik und Rechtswissenschaften keinen signifi
kanten Effekt des Geschlechts, allerdings einen schwach signifikanten Effekt in Soziologie, wonach bei Frauen die Zeit zwischen Habilitation und Berufung kürzer ist . Schulze et al . stellen fest, dass unter Berufenen 78% bereits nach zwei Jahren, 85% nach drei Jahren berufen wurden.
218 Die Berufungsdauer wird jedoch unterschätzt, da Personen mit langer Wartezeit, die sich jedoch immer noch auf Professu
ren bewerben, nicht in die Berechnung einfließen.
Die Forschungsleistung, gemessen an Publikationen, hat nach den Studien einen positiven Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, zur Gruppe der Berufenen zu gehören . Zu diesem Ergebnis kommen alle drei Studien, wobei die Ergebnisse darauf hindeuten, dass Publikationen in Fachjournalen einen höheren Einfluss haben als Buchpublikationen (Schulze et al.) und dass englischsprachige Publikationen bedeutsamer sind als deutsch
sprachige (Plümper und Schimmelfennig) . Junges Alter bei
Habilitation und Forschungsleistung wirken sich jeweils positiv auf die Wahrscheinlichkeit aus, auf eine Professur berufen zu werden
Insgesamt zeichnen die Studien das Bild, dass Berufene vergleichsweise schnel
ler – beziehungsweise in niedrigeren Alter – habilitieren und mehr Fachpublikationen aufweisen . Ein Großteil der Berufenen wird in den ersten drei Jahren nach der Habilitation berufen . Geschlecht hat weder Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, berufen zu werden, noch einen bedeutsamen Effekt auf die Zeitspanne zwischen Habilitation und Berufung .
B6.5 Statistiken zur Berufung auf eine Professur
Berufungschancen von wissenschaftlichem Nachwuchs nicht valide berechenbar
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit für mich, eine Professur zu bekommen? Diese Frage stellen sich viele Nachwuchswissenschaftlerinnen und - wissenschaftler spätestens in der Post- doc- Phase . Statistisch lässt sich kaum eine valide Antwort darauf geben, da die Bildung eines Indikators für die Berufungschancen, der die Gruppe der Berufungsfähigen in Beziehung setzt zu (Erst-)Berufungen (pro Fach), unter anderem auf folgende Schwie
rigkeiten stößt:
• Erfassung berufungsfähiger Personen: Ein prinzipielles Problem besteht in der Erfassung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und - wissenschaftlern, die berufungsfähig sind . Beispielsweise wird in der Personalkategorie der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Hochschulen derzeit in der amtlichen Statistik nicht erfasst, wie viele Personen promoviert sind, wie viele Personen sich in einem Verfahren zur Habilitation befinden oder wie viele Personen habilitationsadäquate Leistungen vollbracht haben . Auch die Anteile von berufungsfähigen Juniorprofessorinnen und - professoren sowie Nachwuchsgruppenleiterinnen und - leitern lassen sich nicht präzise erfassen. Es ist davon auszugehen, dass ein großer Anteil von diesen Personen bei Antritt der Position noch nicht berufungsfähig ist, am Ende ihrer Tätigkeit in diesen Positionen aber als berufungsfähig eingeschätzt wird.
• Fächgruppenzuordnung: Verschiedene Gruppen von Personen werden in unterschiedli
chen Datensätzen mit unterschiedlichen Fächergruppenzuordnungen erfasst . Beispiels
B6
weise wird die Fächergruppenzuordnung bei Nachwuchsgruppenleiterinnnen und - lei
tern nicht nach denselben Fachdisziplinen ausgewiesen .
• Überlappung Habilitierte und Juniorprofessorinnen und -professoren: Man kann anneh
men, dass sowohl Juniorprofessorinnen und - professoren – zumindest in den letzten ein bis zwei Jahren einer (auf fünf oder sechs Jahre angesetzten) Juniorprofessur – als auch Habilitierte um Universitätsprofessuren konkurrieren . Allerdings kann es eine Überlappung dieser Positionen geben, wenn Juniorprofessorinnen oder - professoren zugleich habilitiert sind
.
Insofern kann die Addition von Juniorprofessuren und Habilitationen Dopplungen von Personen enthalten . In ähnlicher Form gilt dieses auch für Nachwuchsgruppenleiterinnen und - leiter und Habilitierte.
Aus diesen Gründen wird in diesem Bericht von der Bildung eines Indikators zur Berech
nung von Chancen auf eine Professur abgesehen . Möglich ist aber die Auswertung des GWK- Monitoringberichts „Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung“, in dem auch die Vorqualifizierungen bei Erstberufung erfasst werden . Dabei wird unterschieden, ob die Vorqualifizierung Juniorprofessur, Habilitation, habilitationsadäquate Leistung so
wie Juniorprofessur und Habilitation vorlagen . Ergebnisse dazu sind in Tab. B37 bis Tab.
B39 angegeben
.
In der Folge wird auf Universitätsprofessuren fokussiert . Bei Berufungen von Professorinnen und Professoren an Fachhochschulen wird in der Regel mehrjährige Berufserfahrung außerhalb von Hochschulen als Einstellungsvoraussetzung verlangt, die bei Nachwuchswissenschaftlerinnen und - wissenschaftlern nicht zwingend gegeben ist, in den existierenden Daten aber auch nicht angegeben ist . Daher erfordert die Erfassung von Vorqualifikationen bei Fachhochschulprofessuren eine umfassendere Analyse.
Mögliche Bewerberinnen und Bewerber umfassen nicht nur Nachwuchswissenschaftlerinnen und - wissenschaftler .
Die Daten in Tab. B37 bis Tab. B39 geben an, wie viele neu berufene219 Professorinnen und Professoren im Jahr 2014 die entsprechende Vorqualifizierung zur Berufung besitzen.
219 Erstberufungen und Neuberufungen sind als Synonym zu betrachten. In beiden Fällen geht es um die erste Berufung eines Nachwuchswissenschaftlers oder einer Nachwuchswissenschaftlerin. Das Statistische Bundesamt weist in diesem Fall Neu
berufungen aus, die Monitoringberichte der GWK Erstberufungen.
Tab. B37: Vorqualifizierungen der W2- und W3-Erstberufungen 2014 (insgesamt und davon weiblich) nach Fächergruppen
Fächergruppe
Erstberufungen Vorqualifizierung
W2 + W3 Junior
professur Habilitation Habilitationsäqui
valente Leistungen Habilitation und Juniorprofessur Insge
samt Weiblich Insge
samt Weiblich Insge
samt Weiblich Insge
samt Weiblich Insge
samt Weiblich
Sprach- und Kulturwissenschaften 182 95 17 13 93 46 66 36 7 4
Sport 4 4 0 0 1 1 2 2 1 1
Rechts-, Wirtschafts- und Sozial
wissenschaften 128 47 21 8 50 21 50 13 6 2
Mathematik, Naturwissenschaften 234 72 44 10 84 26 101 31 2 0
Humanmedizin/Gesundheits
wissenschaften 174 47 14 2 122 26 48 19 3 1
Veterinärmedizin 11 4 0 0 10 4 1 0 0 0
Agrar-, Forst- und Ernährungs
wissenschaften 24 10 2 0 16 4 6 5 1 1
Ingenieurwissenschaften 93 15 8 2 22 3 60 10 1 0
Kunst, Kunstwissenschaft 22 11 2 2 5 1 11 5 1 1
Insgesamt 872 305 108 37 403 132 345 121 22 10
B6
Vergleicht man diese Daten mit der Anzahl an Habilitationen (s . Kapitel B1) aus dem Jahr 2014 (Tab. B40, so ergibt sich über alle Fächer beispielsweise ein Verhältnis von ca.4 Habili-tierten zu einer beziehungsweise einem habiliHabili-tierten Berufenen pro Jahr . Rechnet man die Medizin aus den Angaben heraus, so ergibt sich ein Verhältnis von ca . 1 : 5 . Eine analoge Berechnung ließe sich auch für Juniorprofessuren durchführen . Dabei besteht allerdings das Problem, dass man eine Annahme treffen muss, welcher Anteil von Juniorprofesso
rinnen und - professoren als berufungsfähig eingeschätzt werden kann .
Tab. B38: Vorqualifizierungen der W2-Erstberufungen 2014 (insgesamt und davon weiblich) nach Fächergruppen
Fächergruppe
Ertstberufungen Vorqualifizierung
W2 Junior
professur Habilitation Habilitationsäqui
valente Leistungen Habilitation und Juniorprofessur
Tab. B39: Vorqualifizierungen der W3-Erstberufungen 2014 (insgesamt und davon weiblich) nach Fächergruppen
Fächergruppe
Ertstberufungen Vorqualifizierung
W3 Junior
professur Habilitation Habilitationsäqui
valente Leistungen Habilitation und Juniorprofessur
Quellen (Tab. B37–B39): für Habilitationen und Juniorprofessuren insgesamt: Statistisches Bundesamt (2015): Personal an Hochschulen 2014 – Fachserie 11, Reihe 4.4, Wiesbaden; für W2- und W3-Neuberufungen und habilitationsäquivalente Leistungen: Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) (2015): Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung. 19. Fortschreibung des Datenmaterials (2013/2014) zu Frauen in Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen.
Materialien der GWK, Bonn; für Juniorprofessorinnen und -professoren, W2- und W3-Profesorinnen und -Professoren: Statistisches Bundesamt (2016): Professoren, Sonderauswertung, Wiesbaden; eigene Darstellung
B6
Tab. B40: Bestand an Juniorprofessorinnen und -professoren und Habilitationen 2014 (insgesamt und davon weiblich)
Fächergruppe
Bestand Juniorprofessorinnen
und -professoren Habilitationen Insgesamt Weiblich Insgesamt Weiblich
Sprach- und Kulturwissenschaften 411 232 261 112
Sport 25 9 11 5
Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften 414 144 143 36
Mathematik, Naturwissenschaften 437 131 276 58
Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften 77 27 828 206
Veterinärmedizin 9 5 15 12
Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften 17 10 20 8
Ingenieurwissenschaften 122 40 53 8
Kunst, Kunstwissenschaft 41 21 20 8
Insgesamt 1.553 619 1.627 453
Quellen: für Habilitationen und Juniorprofessuren insgesamt: Statistisches Bundesamt (2015): Personal an Hochschulen 2014 – Fachserie 11, Reihe 4.4, Wiesbaden; für Juniorprofessorinnen: Statistisches Bundesamt (2016): Personal an Hochschulen, Sonder
auswertung, Wiesbaden; eigene Darstellung
Zu beachten ist allerdings, dass die Chance auf eine Berufung zur Professur auch maß
geblich davon abhängt, wie viele berufungsfähige Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler tatsächlich eine Professur anstreben und sich entsprechend bewerben . Es lässt sich aber beispielsweise nicht erfassen, wie viele Habilitierte aus Vorjah
ren noch unter diese Gruppe fallen, was bei einer durchschnittlichen Zeitspanne von ca . 2 bis 3 Jahren zwischen Habilitation und Berufung (s. Kapitel B6.3) nicht zu unterschätzen ist . Eine Professur an Fachhochschulen stellt für Nachwuchswissenschaftlerinnen und - wis
senschaftler eine Karriereoption dar, bei der eine Tätigkeit in Forschung und Lehre mit praktischem Anwendungsbezug verknüpft wird . Eine Fachhochschulprofessur bedingt allerdings Berufspraxis, die nicht ausschließlich an Hochschulen gesammelt werden kann . Für den wissenschaftlichen Nachwuchs stellt sich deshalb die Frage, inwieweit diese Karriereoption infrage kommt und zu welchem Zeitpunkt berufliche Praxis außerhalb des Hochschulbereichs angestrebt werden sollte. Über diese Dynamiken in den Karrie
reentscheidungen ist jedoch wenig bekannt .
Durch die Novellierung des HStatG werden in Zukunft maßgebliche Qualifizierungen über die Erhebung der Vorqualifizierung bei Berufungen sowie die Erhebung von Qualifizie
rungspositionen bei Neuberufungen erfasst. Im Folgenden sind die Merkmalsausprägun
gen der Vorqualifizierung bei Neuberufungen angeführt . Mit dieser Erfassung auf einer validen Basis kann im Zeitverlauf die relative Bedeutung verschiedener Qualifizierungen und Qualifizierungspositionen eingeschätzt werden.
B6
Vorqualifikation bei Erstberufung zur Professur – Erfassung nach Novellierung des HStatG
• Juniorprofessur mit/ohne Tenure- Track
• W2- Professur mit Tenure- Track
• W2/W3- Professur (befristet)
• Habilitation
• Nachwuchsgruppenleitung
• sonstige habilitationsadäquate Leistungen
• besondere berufliche Qualifikation
• Sonstiges
• Promotion bei Fachhochschulen
Tab. B41: Bewerbungen um Professuren an Universitäten1 2014 nach Besoldungsgruppen und Geschlecht
Besoldungs
gruppe
Bewerbungen Berufungen Berufungsquote bezogen
auf Bewerbungen Insge
samt Männlich Weiblich Insge
samt Männlich Weiblich Insge
samt Männlich Weiblich
in Personen Quote (in %)
W3 24.840 18.713 6.127 1.047 733 314 4,2 3,9 5,1
W2 14.842 10.564 4.278 641 389 252 4,3 3,7 5,9
W1 5.696 3.834 1.862 319 183 136 5,6 4,8 7,3
Insgesamt 45.378 33.111 12.267 2.007 1.305 702 4,4 3,9 5,7 1 Ohne Kunst- und Musikhochschulen; einschließlich der Bundeswehruniversitäten
Quelle: Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) (2015): Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung. 19. Fortschreibung des Datenmaterials (2013/2014) zu Frauen in Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen. Materialien der GWK, Bonn; eigene Darstellung
Berufungsquote bezogen auf Bewerbungen
Über alle Fächer hinweg circa jede 23. Bewerbung auf eine
Professur erfolgreich
Ein weiterer Indikator für die Wahrscheinlichkeit, auf eine Professur berufen zu werden, ist die Berufungsquote bezogen auf Bewerbungen, die sich anhand des GWK- Monito
ringberichts „Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung“220 ergibt . In Tab. B41 ist angegeben, wie viele Bewerbungen in Personen – separat ausgewiesen nach Geschlecht und Besoldungsgruppe – im Jahr 2014 existierten .221 Die Quote von Berufungen bezogen auf Bewerbungen beträgt insgesamt 4,4%, was umgekehrt bedeutet, dass über alle Fächer hinweg ca . jede 23 . Bewerbung auf eine Professur erfolgreich war . Im Zeitverlauf ist seit dem Jahr 2000 bis 2014 die Anzahl der Bewerbungen auf Professuren von 65.112 auf 71 .576 moderat gestiegen, wobei eine Hochphase im Jahr 2010 (85 .356 Bewerbungen) überschrit
ten wurde und Schwankungen erkennbar sind .222
220 Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) (2015): Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung. 19. Fortschreibung des Datenmaterials (2013/2014) zu Frauen in Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen. GWK, Bonn 221 Ebd.
222 Jacob, A. K./Teichler, U. (2011): Der Wandel des Hochschullehrerberufs im internationalen Vergleich: Ergebnisse einer Befra
gung in den Jahren 2007/08, Bonn, S. 35 und 89
Altersbedingt ausscheidende Professorinnen und Professoren
Die langfristige Wahrscheinlichkeit, eine Professur zu erlangen, hängt entscheidend davon ab, wie viele Professorinnen und Professoren in den folgenden Jahren aus Altersgründen ausscheiden . In Tab. B42 sind deshalb die altersbedingt ausscheidenden Professorinnen und Professoren in den Jahren 2015 bis 2024 angegeben . Diese Berechnungen zeigen, dass
B6
Tab. B42: Anteil altersbedingt ausscheidender Professorinnen und Professoren zwischen 2015 und 2024 nach Fächergruppen (in Personen und in %)1
Fächergruppen
Sprach- und Kulturwissenschaften 5.798 1.735 30
Sport 245 79 32
Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften 4.226 879 21
Mathematik, Naturwissenschaften 6.691 1.865 28
Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften 3.333 1.034 31
Veterinärmedizin – 2 73
Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften 448 169 38
Ingenieurwissenschaften 2.610 952 36
Kunst, Kunstwissenschaft 2.825 991 35
Zentrale Einrichtungen (ohne klinikspezifische
Einrichtungen) 388 83 21
Zentrale Einrichtungen der Hochschulkliniken
(nur Humanmedizin) 20 6 30
Insgesamt 26.584 7.866 30
etwa 30% der Professorinnen und Professoren aus 2015 in diesem Zeitraum aus Alters
gründen ausscheiden, wobei die Ergebnisse zwischen 21% in den Rechts- , Wirtschafts
und Sozialwissenschaften und 38% in den Agrar- , Forst- und Ernährungswissenschaften schwanken
.
Ohne Betrachtung der medizinischen Fächer (Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften, Veterinärmedizin und Professuren an zentralen Einrichtungen der Hoch
schulkliniken) ergibt sich über alle Fächer hinweg ein nur geringfügig unterschiedlicher Anteil an ausscheidenden Professorinnen und Professoren von 29%. Im Vergleich zu den Angaben aus dem BuWiN 2013 haben sich die Anteile verringert . Der Anteil altersbedingt ausscheidender Professorinnen und Professoren in den Jahren 2011 bis 2020 am Gesamt
bestand 2010 betrug 36% .223 Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass für den wissenschaft
lichen Nachwuchs in den nächsten Jahren tendenziell weniger Professuren zur Verfügung stehen, was den Wettbewerb verstärken würde . Allerdings muss bei dieser Interpretation berücksichtigt werden, dass die Anzahl altersbedingt ausscheidender Professorinnen und Professoren nicht mit der Anzahl frei werdender Professuren gleichzusetzen ist . Möglich ist auch eine Steigerung der Professuren, beispielsweise durch das Programm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses (s . Kapitel D2) .
223 Konsortium Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs (2013): Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs 2013. Statisti
sche Daten und Forschungsbefunde zu Promovierenden und Promovierten in Deutschland, Bielefeld, S. 193
Geschätzte 30% der
1 In der Fachserie wurden die Zahlen der Kunsthochschulen für die Fächergruppen Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften und zentrale Einrichtungen (ohne klinikspezifische Einrichtungen) als „unbekannt oder geheim zu halten“ gekennzeichnet. Sie fließen folglich nicht in die benannten Werte ein.
2 unbekannt oder geheim zu halten
Quelle: Statistisches Bundesamt (2015): Personal an Hochschulen 2014 – Fachserie 11, Reihe 4.4, Wiesbaden; eigene Darstellung
B6
Wissenschaftsmanagerinnen und -manager
Die Berufung auf eine Professur stellt für viele Nachwuchswissenschaftlerinnen und - wissen
schaftler sicherlich einen großen Erfolg dar . Dies impliziert jedoch nicht, dass es als Scheitern empfunden werden muss, wenn dieses Ziel nicht erreicht wird
.
Auch wenn in Kapitel B1 und B2 gezeigt wurde, dass an Hochschulen tendenziell immer mehr befristet beschäftigte Nachwuchswissenschaftlerinnen und - wissenschaftler einer nicht im gleichen Umfang anstei
gender Zahl an unbefristeten Beschäftigungsverhältnissen gegenüberstehen, sind gerade in den vergangenen Jahren neue und in der Regel unbefristete Beschäftigungsverhältnisse in Aufgabenbereichen zwischen Wissenschaft und Verwaltung beziehungsweise Wissen
schaft und Management geschaffen worden . Positionen im Wissenschaftsmanagement zeichnet aus, dass sie von den Personen eine hohe Qualifizierung erfordern, „ein Verständ
nis des ‚Kerngeschäfts‘ der Wissenschaft“224 voraussetzen und an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Verwaltung respektive Wissenschaft und Management verortet sind.
224 Schneijderberg, C./Merkator, N./Teichler, U./Kehm, B. M. (Hg.) (2013): Verwaltung war gestern? Neue Hochschulprofessionen und die Gestaltung von Studium und Lehre, Frankfurt a. M./New York, S. 9
Die umfangreichste aktuelle Untersuchung zu Personen in derartigen Positionen ist
„Die Rolle der Neuen Hochschulprofessionellen für die Gestaltung von Lehre und Studium“, die zwischen 2009 und 2012 vom INCHER- Kassel durchgeführt wurde. Die Studie verwendet den Begriff Hochschulprofessionelle, definiert als „solche hoch qualifizierten Arbeitskräfte im Hochschulsystem, die weder primär im Kerngeschäft der Hochschulen – Forschung und Lehre – tätig sind noch für Regelaufgaben von Verwaltung und Dienstleistungen in Distanz zu Forschung und Lehre zuständig sind, sondern die mit entscheidungsvor
bereitenden und dienstleistenden Tätigkeiten Aufgaben einer Mitgestaltung des ‚Kern
geschäfts‘ haben“225 . Insgesamt wurden im Rahmen der Untersuchung 754 Personen von 11 öffentlichen Universitäten befragt . Die Arbeitsbereiche der Hochschulprofessionellen umfassen beispielsweise das Akademische Auslandsamt beziehungsweise International Office, den Bereich der Entwicklungsplanung, Tätigkeiten im Fachbereich in der Planung oder im Management von Lehre und Studium sowie koordinierende Tätigkeiten im Bereich Hochschuldidaktik, Qualitätsentwicklung oder Studienberatung
.
226 Von den 754 befragten Hochschulprofessionellen wurden auf die Frage nach der Berufsbezeichnung insgesamt 579 unterschiedliche Bezeichnungen genannt . Dies verweist darauf, dass sich bislang kein eindeutig definiertes Tätigkeitsfeld oder kein einheitlicher Begriff herauskristallisiert hat . 227 Von den Befragten waren 46% als wissenschaftliche und 39% als technisch- administrative Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt . Bezüglich der Beschäftigungssituation von Hochschulprofessionellen ergibt die Studie, dass mehr als die Hälfte (59%) weiblich sind Das Durchschnittsalter beträgt 45 Jahre228, und 80% der Hochschulprofessionellen leben in dauerhaften Partnerschaften oder sind verheiratet . Zudem leben 56% in einem Haushalt mit durchschnittlich 1,7 Kindern.
229 Die Entscheidung, in dem Bereich tätig zu werden, ist bei 65% der Befragten in einem speziellen Interesse begründet .225 Ebd., S. 19 226 Ebd.
227 Merkator, N./Schneijderberg, C./Teichler, U. (2013): Wer sind diese Hochschulprofessionellen, und was tun sie eigentlich?
In: Schneijderberg, C. u. a. (Hg.): Verwaltung war gestern? Neue Hochschulprofessionen und die Gestaltung von Studium und Lehre, Frankfurt a. M./New York, S. 91–120
228 Ebd., S. 91 229 Ebd.