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B1.8 Juniorprofessorinnen und -professoren

Sport (12%) höher sind als in Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften (11%) . Insgesamt liegt die geschätzte Habilitationsquote über alle Fächergruppen hinweg bei 8% . Dieser Durchschnittswert wird durch den hohen Anteil der Habilitationen in der Fächergruppe Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften stark beeinflusst . Frauen haben mit 5% ins­

gesamt eine geringere Habilitationsquote als der Durchschnitt . Auch in den einzelnen Fächergruppen weisen Frauen geringere Werte auf mit Ausnahme der Ingenieurwissen­

schaften, in denen Frauen mit 5% eine höhere Quote aufweisen als der Durchschnitt (3%) In Tab. B16 ist angegeben, wie sich die Habilitationsquoten zwischen 2001 und 2014 in den Fächergruppen verändert haben.51 Die Ergebnisse zeigen, dass in allen Fächergruppen die Habilitationsquoten – mit zum Teil starken Schwankungen – rückläufig sind und insgesamt von 10% im Jahr 2001 auf 6% im Jahr 2014 gesunken sind . Die Ausnahme ist die Fächer­

gruppe Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften, in welcher die Habilitationsquote über die Zeit stabil bleibt .

51 Hier ist vereinfacht angenommen, dass eine Habilitation im Schnitt sechs Jahre dauert und die Habilitationsquote somit geschätzt werden kann durch die Anzahl der Habilitationen im Jahr t geteilt durch die Anzahl der Promotionen im Jahr t-6.

Habilitationsquote insgesamt bei 8%

Habilitationsquoten sind rückläufig Tab. B16: Habilitationsquoten im Zeitverlauf (2001 bis 2014) nach Fächergruppen (in %)

Fächergruppe 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 in %

Sprach- und Kulturwissenschaften 22 22 20 21 16 14 14 14 14 13 9 11 10 10

Sport 24 22 17 37 13 24 15 11 5 15 8 9 6 10

Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften 9 8 9 8 7 6 5 6 5 4 3 3 4 4

Mathematik, Naturwissenschaften 8 8 7 6 5 5 5 5 5 5 4 4 4 4

Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften 11 12 11 11 11 11 10 10 11 12 10 11 11 11

Veterinärmedizin 4 5 4 4 2 3 3 1 4 4 2 3 3 3

Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften 8 7 7 6 8 7 5 6 4 4 3 6 4 4

Ingenieurwissenschaften 4 4 3 4 4 3 3 3 3 3 3 3 3 2

Kunst, Kunstwissenschaft 11 11 10 12 10 7 9 10 8 9 7 4 5 6

Insgesamt 10 10 9 9 8 8 8 8 8 8 6 7 7 6

Quellen: für Promotionen: Statistisches Bundesamt (diverse): Prüfungen an Hochschulen – Fachserie 11, Reihe 4.2, Wiesbaden; für Habilitationen: Statistisches Bundesamt (diverse): Personal an Hochschulen – Fachserie 11, Reihe 4.4, Wiesbaden; eigene Darstellung

B1.8 Juniorprofessorinnen und -professoren

Die Juniorprofessur wurde 2002 formal als neue Personalkategorie innerhalb der Profes­

sorenschaft an Universitäten und gleichgestellten Hochschulen eingeführt . Mit dem Ziel der Qualifizierung auf eine Professur beziehungsweise Erlangung der Berufungsfähigkeit wurde sie als Alternativmodell zur langjährigen und weisungsgebundenen Qualifizierung auf einer wissenschaftlichen Assistentenstelle mit Habilitation konzipiert . Demnach stand vor allem die frühe Eigenständigkeit in Forschung und Lehre als Ziel der Einführung im Vordergrund .52 Juniorprofessorinnen und - professoren (Besoldungsstufe W1) werden mit Professorinnen und Professoren der Besoldungsstufen W2 und W3 formal gleichgestellt . Sie haben das Promotionsrecht, Lehrverpflichtungen (in der Regel ein reduziertes Maß von vier bis sechs Semesterwochenstunden), wirken in der akademischen Selbstverwaltung mit und verfügen über eine materielle Ausstattung . Gleichwohl stehen Juniorprofesso­

rinnen und - professoren nur in einem befristeten Beamten- oder Anstellungsverhältnis, und ihre Tätigkeit wird (zwischen-)evaluiert .

52 Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (2002): An unseren Hochschulen bewegt sich etwas, S. 2 f.

B1

1 Abweichungen von 100% sind rundungsbedingt.

Quelle: Statistisches Bundesamt (2015): Personal an Hochschulen 2014 – Fachserie 11, Reihe 4.4, Wiesbaden; eigene Darstellung

Abb. B29: Juniorprofessorinnen und -professoren 2014 nach Fächergruppen (in %)1

25

1 An Universitäten, Theologischen und Pädagogischen Hochschulen. In diesem Fall ohne Kunst- und Musikhochschulen.

Quellen: für Habilitierte: Statistisches Bundesamt (2015): Personal an Hochschulen 2014 – Fachserie 11, Reihe 4.4, Wiesbaden;

für Juniorprofessor/inn/en, W2- und W3-Professor/inn/en: Statistisches Bundesamt (2016): Personal an Hochschulen, Sonder auswertung, Wiesbaden; eigene Darstellung

Juniorprofessor/inn/en Habilitierte W2­Neuberufungen1 W3­Neuberufungen1

n = 1.613 n = 1.627 n = 243 n = 241

Abb. B30: Frauenanteil bei Juniorprofessorinnen und -professoren, Habilitierten, W2-Neuberufungen und W3-Neuberufungen 2014 (in %)

Quelle: Statistisches Bundesamt (2015): Personal an Hochschulen 2014 – Fachserie 11, Reihe 4.4, Wiesbaden; eigene Darstellung

Abb. B31: Juniorprofessorinnen und -professoren 2014 nach Geschlecht und Fächergruppen (in %)

B1

1.613 Junior­

professorinnen und - professoren 2014 Der Bestand an Juniorprofessorinnen und - professoren 2014 beträgt 1 .613 Personen

(Tab. B17) . Dabei verbuchen drei Fächergruppen jeweils rund ein Viertel der Personen auf sich (zusammen 78%), nämlich Mathematik, Naturwissenschaften (27%), Rechts- , Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (26%) sowie Sprach- und Kulturwissenschaften (25%) . Die weiteren Fächergruppen (auch Ingenieurwissenschaften und Humanmedizin/

Gesundheitswissenschaften) verbuchen jeweils nur einstellige prozentuale Anteile, wie Abb. B29 veranschaulicht . Die relative Verteilung zwischen den Fächergruppen ist dem­

nach abweichend von der Fächerverteilung der Habilitationen, insbesondere was die hohen Anteile der Juniorprofessorinnen und - professoren in den Rechts- , Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie die geringen Anteile in der Fächergruppe Humanmedizin/

Gesundheitswissenschaften betrifft . Die Fächerkonzentration der Juniorprofessur ist daher unter anderem auf unterschiedliche Fachkulturen beziehungsweise Qualifizierungs- und Rekrutierungsmuster zurückzuführen .

Tab. B17: Juniorprofessorinnen und -professoren im Zeitverlauf (2002 bis 2014) insgesamt und nach Geschlecht (in Personen)

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Anzahl

Männlich 69 194 284 438 536 533 578 626 769 818 892 960 968

Weiblich 33 88 127 179 246 269 319 368 467 514 547 637 645

Insgesamt 102 282 411 617 782 802 897 994 1.236 1.332 1.439 1.597 1.613

Quellen: Statistisches Bundesamt (diverse): Personal an Hochschulen – Fachserie 11, Reihe 4.4, Wiesbaden; eigene Darstellung

Anteil der Junior­

professorinnen bei 40%

Bemerkenswert ist der hohe Anteil an Juniorprofessorinnen in Höhe von 40% im Jahr 2014 im Vergleich zu den 2014 Habilitierten (28%) sowie neu berufenen W2- (34%) und W3­

Professorinnen (28%; Abb. B30) . Erkennbar wird hier ebenfalls, dass die Frauenanteile mit zunehmender Qualifizierungs- beziehungsweise Karrierephase abnehmen. Einschränkend ist hier zu sagen, dass Bestands- und Zugangsgrößen zu nur einem Zeitpunkt (2014) ver­

glichen und mögliche Unterschiede zwischen den Kohorten nicht berücksichtigt werden . Der hohe Anteil von Juniorprofessorinnen ist unter anderem dadurch erklärbar, dass in der Fächergruppe Sprach- und Kulturwissenschaften besonders viele Frauen vertreten sind (56%; Abb. B31) und diese Fächergruppe 25% der Juniorprofessorinnen und - professoren auf sich verbucht .

Zahl der Junior­

professorinnen und - professoren steigt im Zeitverlauf, Zahl der Neuberufungen sinkt jedoch Im Zeitverlauf hat sich der Bestand an Juniorprofessorinnen und - professoren seit

2002 zunächst sukzessive erhöht. Nach dem Auslaufen der Bundesförderung Ende 200653 ist bis zum Jahr 2008 eine Stagnationsphase zu verzeichnen. Seitdem hat ein erneuter Anstieg eingesetzt (Tab. B17) . Die Zahl der Neuberufungen hat jüngst allerdings einen Rückgang erfahren 2014 gab es nur 82 Neuberufungen (2010 noch 111) .54 Bislang ist nicht abzusehen, wie sich die Bestandszahlen zukünftig entwickeln . Der Frauenanteil ist in der Anfangsphase der Juniorprofessur bis 2006 zunächst auf einem Niveau von 31 bis 32%

verblieben, hat in der Folge aber einen kontinuierlichen Anstieg bis auf 40% im Jahr 2014 erfahren (Abb. B32) .

53 60.000 Euro für forschungsbezogene Sachausstattung pro Juniorprofessur. Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (2002): An unseren Hochschulen bewegt sich etwas, S. 14

54 Statistisches Bundesamt (2016): Personal an Hochschulen, Sonderauswertung, Wiesbaden

55 Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (2002): An unseren Hochschulen bewegt sich etwas, S. 6

Es ist festzuhalten, dass die ursprünglich angestrebte Zielmarke von 6.000 Junior­

professuren nicht erreicht wurde und sich die Juniorprofessur demnach nicht als „Re­

gelvoraussetzung für die Berufung auf eine Lebenszeitprofessur“55 etabliert hat . Dies liegt zum einen daran, dass die Habilitation nach wie vor einen hohen Stellenwert hat .

B1

40

Abb. B32: Frauenanteil bei Juniorprofessorinnen und -professoren im Zeitverlauf (2002 bis 2014; in %)

% 50

40 36

32 31 31

30

20

10

0

38 38

2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014

n = 102  n = 411 n = 782 n = 897 n = 1.236 n = 1.439 n = 1.613

Quelle: Statistisches Bundesamt (diverse): Personal an Hochschulen – Fachserie 11, Reihe 4.4, Wiesbaden; eigene Darstellung

Jährlich werden bis zu zwanzig Mal so viele Habilitationen abgeschlossen, wie neue Ju­

niorprofessorinnen und - professoren berufen werden.56 Unter den Neuberufungen auf Professuren an Universitäten im Jahr 2014 macht die Habilitation als Vorqualifikation laut GWK- Monitoringbericht zum PFI einen Anteil von 43% (W2) beziehungsweise 49% (W3) aus (s . ferner Kapitel B6) .57 Der Anteil der Juniorprofessur macht hingegen nur 14% (W2) beziehungsweise 11% (W3) aus . Weitere 2% (W2) beziehungsweise 3% (W3) haben eine Juniorprofessur als Vorqualifikation und sind zugleich habilitiert oder weisen weitere habilitationsadäquate Leistungen auf .58

56 Beispielsweise wurden im Jahr 2014 82 Juniorprofessorinnen beziehungsweise -professoren neu berufen und 1.627 Habilita­

tionen abgeschlossen. Vgl. Statistisches Bundesamt (2016): Personal an Hochschulen, Sonderauswertung, Wiesbaden sowie Statistisches Bundesamt (2015): Prüfungen an Hochschulen 2014 – Fachserie 11, Reihe 4.2, Wiesbaden

57 Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) (2015): Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung. 19. Fortschreibung des Datenmaterials (2013/2014) zu Frauen in Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen. Materialien der GWK, Bonn, Tab. 5.4

58 Ebd., Tab. 5.4

Habilitation weiterhin häufigste Vorqualifikation unter W2- und W3­

Neuberufungen

Zum anderen haben sich weitere Formen der Qualifizierung in der Bewährungsphase etabliert . Hier sind insbesondere die Nachwuchsgruppenleitung (s . unten) und Tenure­

Professuren zu nennen . Der Wissenschaftsrat (2014) definiert die Tenure- Track-Professur wie folgt:

Definition Tenure­

Track- Professur gemäß Wissenschaftsrat

„Sie dient der Bewährung im Professorenamt . Die Zuordnung zur Gruppe der Hoch­

schullehrerinnen und - lehrer gewährt Unabhängigkeit und Selbstständigkeit und er­

möglicht Kommunikation und Kooperation auf Augenhöhe mit unbefristet beschäftigten Professorinnen und Professoren . Tenure- Track- Professorinnen und - Professoren werden durch ein ordentliches Berufungsverfahren rekrutiert und erhalten beim Stellenantritt eine angemessene Ausstattung (flexibel nutzbares Budget), um von Beginn an selbstständig for­

schen und die Tenure- Evaluation erfolgreich bestehen zu können . […] Die Tenure- Vergabe beruht neben der internen Bewertung der Forschungs- und Lehrleistungen […] auf meh­

reren externen Gutachten . Sofern eine Tenure- Track- Professorin bzw . ein - Professor die zu Beginn des Dienstverhältnisses kommunizierten Leistungen im Rahmen einer Tenure-Evaluation nachweisen kann, erhält sie bzw . er eine unbefristete und ggf . höherwertige Professur an derselben Einrichtung . Die Kriterien für die Entfristung und den Aufstieg sind transparent und verbindlich zu regeln .“59

59 Wissenschaftsrat (WR) (2014): Empfehlungen zu Karrierezielen und -wegen an Universitäten. Drs. 4009-14, Dresden, S. 11 f.

Zwar kann vermutet werden, dass die politisch Verantwortlichen für die Schaffung der Personalkategorie der Junioprofessur eine Verbindung mit Tenure- Track im Blick hatten, die sich allerdings in der Realität nur sehr bedingt durchsetzen konnte . Lediglich bei 15%