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2 Empirische Untersuchung

2.3 Zusatzinterviews Absolventinnen: Best Practice Beispiele (abif)

3.1.5 Retrospektive Beurteilung der Studienwahl

AbsolventInnen der Studienrichtung Bauingenieurwesen beurteilen ihre beruflichen Perspektiven äußerst positiv (Tabelle 34). Das Studium wird von nahezu allen mit guten Berufs- bzw. Beschäftigungschancen assoziiert (97% Zustimmung). Außerdem schätzen die Befragten den mit dem Studienabschluss in einem hohen Ausmaß einhergehenden sicheren Arbeitsplatz (88%). Darüber hinaus sehen die AbsolventInnen mit dem Studienabschluss in Bauingenieurwesen gute Karrieremöglichkeiten im Ausland (87%) sowie einen gut bezahlen Beruf (81%) verbunden.

Rund acht von zehn der Befragten halten den Studienabschluss für eine wichtige Voraussetzung für die derzeitige berufliche Tätigkeit. Auch die Studieninhalte werden von rund acht von zehn Befragten als relevant beurteilt. Etwa drei Viertel der

AbsolventInnen sehen sich durch ihr Studium gut auf die beruflichen Anforderungen vorbereitet. Daraus lässt sich ableiten, dass zwar die unterrichteten Inhalte als

notwendig für die Berufsausübung angesehen werden, dass jedoch einzelne Inhalte im Rahmen der Ausbildung zu kurz kommen.

Frauen sehen ein stärkeres Verbesserungspotential in der Praxisrelevanz der

Ausbildung: 42% der Frauen sehen sich unzureichend auf die beruflichen Anforderungen vorbereitet. Dieser Unterschied ist nicht durch die Beschäftigung in bestimmten

Branchen und Berufsfeldern erklärbar.

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Tabelle 34: Aussagen zum abgeschlossenen Studium, in Prozent (Mehrfachnennungen)

Aussagen zum abgeschlossenen Studium Frauen Männer Gesamt Durch mein Studium habe ich gute Berufs- bzw.

Beschäftigungschancen 100 96 97

Mein Studium gewährleistet einen sicheren Arbeitsplatz

bzw. eine sichere Auftragslage 92 87 88

Mein Studium verschafft mir gute Karrieremöglichkeiten

im Ausland 88 87 87

Ich würde mein Studium unbedingt anderen

StudienanfängerInnen weiterempfehlen 79 85 85 Durch mein Studium habe ich einen gut bezahlten Beruf 79 81 81 Der Studienabschluss ist Voraussetzung für meine derzeitige

berufliche Tätigkeit 88 81 81

Die Studieninhalte sind Voraussetzung für meine derzeitige

berufliche Tätigkeit 88 78 79

Das Studium hat mich gut auf die Anforderungen meiner

derzeitigen Berufstätigkeit vorbereitet 58 74 72 Quelle: SORA, abif. Nennungen trifft sehr und trifft ziemlich zu, n=189.

Mit ihrer Studienentscheidung ist die Mehrheit der Befragten zufrieden: 83% würden heute wieder das Studium Bauingenieurwesen ergreifen (Tabelle 35). Unter den befragten Männern ist die Zustimmung hier mit 84% etwas höher als die der Frauen (75%). Nur jeweils drei Frauen würden ein anderes natur- oder

ingenieurwissenschaftliches Studium wählen bzw. gar nicht mehr studieren. Unter den Männern stehen bei „anderer Studienwahl“ ebenso natur- oder

ingenieurwissenschaftliche Studien im Vordergrund. Lediglich drei Männer würden heute lieber ein Studium an einer Fachhochschule absolvieren.

Tabelle 35: Studienwahl heute, in Prozent

Studienwahl heute Frauen Männer Gesamt

selbes Studienfach 75 84 83

anderes Studienfach 13 12 12

gar nicht mehr studieren 13 1 3 Quelle: SORA, abif. n=189.

3.1.6 Beurteilung der Arbeitsmarktchancen von Uni- und FH-AbsolventInnen

Die vergleichende Beurteilung der Arbeitsmarktchancen von Uni- und

FH-AbsolventInnen fällt aus Sicht der Uni-FH-AbsolventInnen ambivalent aus: Nur vier von zehn der befragten AbsolventInnen beurteilen ihre Arbeitsmarktchancen positiver als die der AbsolventInnen von Fachhochschulen (Tabelle 36). Trotzdem meinen nur 6%, dass ein Studium an einer Fachhochschule eine bessere Vorbereitung auf ihre berufliche Tätigkeit mit sich gebracht hätte. Die besseren Arbeitsmarktchancen der

FachhochschulabsolventInnen sehen die UniversitätsabsolventInnen damit nicht in einer besseren inhaltlichen Vorbereitung auf den Beruf begründet.

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Tabelle 36: Beurteilung der Arbeitsmarktchancen von Universitäts- und FH-AbsolventInnen (Fortsetzung Tabelle 34, Mehrfachnennungen)

Arbeitsmarktchancen von Universitäts- und

FH-AbsolventInnen Frauen Männer Gesamt

Uni-AbsolventInnen sind gegenüber AbsolventInnen von

Fachhochschulen bzgl. der Chancen am Arbeitsmarkt bevorzugt 42 38 38 Ein Studium an einer Fachhochschule hätte mich besser auf die

Anforderungen meiner derzeitigen Berufstätigkeit vorbereitet 17 5 6 Quelle: SORA, abif. Nennungen trifft sehr und trifft ziemlich zu, n=189.

Übereinstimmender ist hier die Meinung der befragten ExpertInnen. Diese stufen die Arbeitsmarktchancen von Uni-AbsolventInnen generell besser ein als jene von FH-AbsolventInnen. Dies ist besonders bei der Besetzung von verantwortungsvolleren Positionen der Fall, aber auch in manchen Tätigkeitsbereichen genießen

Uni-AbsolventInnen aufgrund ihrer theoretisch fundierteren Ausbildung den Vorzug: zum Beispiel werden nach Einschätzung der ExpertInnen in Architektur-, Planungs-, Ingenieur- und Konstruktionsbüros eher Uni-AbsolventInnen eingesetzt.

Das Universitätsstudium ist in Österreich eine tradierte, angesehene Ausbildung. Bei einem universitären Studium spielen Selbstorganisation und Zeitmanagement eine entscheidende Rolle. Diese Fähigkeiten wissen die UnternehmerInnen auch im späteren Berufsleben bei ihren MitarbeiterInnen in Führungsposition zu schätzen, so die

ExpertInnen. Fachhochschulen weisen nach Meinung der ExpertInnen im Gegensatz dazu einen stärker verschulten Charakter auf. Bei diesen wird der starke Praxisbezug gelobt.

Beim Berufseinstieg, so die Analyse der ExpertInnenbefragung, wird bei der Stellenbesetzung im Bereich der Umsetzung von Bauprojekten, das heißt im

„operativen“ Sektor, grundsätzlich kein Unterschied zwischen den beiden Hochschultypen gemacht, sondern auf Persönlichkeit gesetzt:

„Wir machen so gut wie keine Unterschiede zwischen Uni- und FH-Absolventen. Das kommt immer auf das Gesamtbild darauf an. (…) Das ist eher personenbezogen aber nicht abhängig von der Ausbildung.“170

Grundsätzlich kann gesagt werden, dass die Mehrheit der ExpertInnen der Meinung ist, dass der Aufstieg bei Uni-AbsolventInnen tendenziell schneller verläuft als bei FH-AbsolventInnen. Dies wird durch zweierlei begründet: Zum einen werden

UniversitätsabsolventInnen stärkere Karriereambitionen als FH-AbsolventInnen attestiert, zum anderen vertreten die ExpertInnen die Meinung, dass Uni-AbsolventInnen aufgrund der Dauer des Studiums und der notwendigen

Selbstorganisation nicht nur „rundere Persönlichkeiten“, sondern auch Personen mit mehr Eigeninitiative seien.

„Wir haben einfach bessere Erfahrungen mit Uni-Absolventen gemacht.“171

Darüber hinaus ist ein Ergebnis der ExpertInnenbefragung, dass die ExpertInnen die Curricula der FH-Studiengänge zu wenig kennen. Dies schafft Unsicherheit hinsichtlich der Erwartbarkeit von Fähigkeiten. Auffallend ist überdies, dass Uni-AbsolventInnen häufig von jenen Personalverantwortlichen eingestellt werden, die selbst eine

Universitätsausbildung aufweisen. Motto: „Gleiches“ gesellt sich gern zu „Gleichem“.

Hinsichtlich des Einstiegsgehalts sind nach Meinung der ExpertInnen Unterschiede zu konstatieren. FH-AbsolventInnen verdienen im Schnitt zwischen € 1.560 und € 1.670 netto, bei UniversitätsabsolventInnen liegt das Einstiegsgehalt etwas höher, nämlich zwischen € 1.750 und € 1.850 netto.

170 Claudia Platzner, HR-Leiterin, Bauholding Strabag.

171 Manfred Gradl, Kaufmännischer Leiter, Sedlak GmbH.

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3.1.7 Vergleich mit BA-AbsolventInnen und PhD/Dr.-AbsolventInnen BachelorabsolventInnen

Nur sehr wenige Unternehmen haben bereits Erfahrungen mit BachelorabsolventInnen gemacht, vor allem deshalb, weil es bislang erst sehr wenige BA-AbsolventInnen in diesem Sektor gibt. Grundsätzlich steigen BA-AbsolventInnen als TechnikerInnen auf der operativen Ebene in den Betrieb ein, wie auch FH-AbsolventInnen mit

Masterabschluss. Masterabschlüsse verfügen im Vergleich zu BA-AbsolventInnen über ein breiteres fachliches Wissen und somit auch über mehr Prestige. Es scheint aus unternehmerischer Sicht auch fraglich, inwieweit in zwei bis drei Jahren eine fachlich fundierte technische Ausbildung gewährleistet werden kann, vor allem, wenn davor keine HTL absolviert wurde.

Diese Einstellung auf Seiten der ExpertInnen wirkt sich auch auf die Gehaltseinstufung von BachelorabsolventInnen aus, welches beim Berufseinstieg üblicherweise unter dem von MasterabsolventInnen liegt. BA-AbsolventInnen benötigen oft eine längere

Einarbeitungszeit und bekommen erst später eigene Projekte zugewiesen als

MasterabsolventInnen. Die Ergänzung des BA-Abschlusses durch einen Mastertitel bringt nach Meinung der ExpertInnen also Vorteile am Arbeitsmarkt.172

PhD/Doktorat-AbsolventInnen

Im operativen Geschäftsbereich besteht seitens der ArbeitgeberInnen kaum Interesse an DoktoratsabsolventInnen. AbsolventInnen, die ein Doktorat in

Bauingenieurwesen/Bauwesen absolviert haben, wird von den ExpertInnen eher eine akademische Laufbahn (mit Universitäten als ArbeitgeberInnen) zugesprochen.

Entscheiden sich DoktoratsabsolventInnen dennoch für den umsetzenden Baubereich, würden sie genauso in einer Position ohne Führungsverantwortung einsteigen wie jene auf MA-, DI- oder Mag.-Niveau, da sie zuerst praktische Berufserfahrung sammeln müssen bevor sie eine Führungsposition einnehmen dürfen. Auffallend ist, dass die ExpertInnen den AbsolventInnen mit Doktorat nur an den Universitäten sehr gute Arbeitsmarktchancen attestieren. In der „Bauumsetzung“ sind diese zu überqualifiziert und zu teuer.

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