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2 Empirische Untersuchung

2.3 Zusatzinterviews Absolventinnen: Best Practice Beispiele (abif)

3.1.3 Aktuelle Beschäftigungssituation und Berufstätigkeit

3.1.3.1 Branchen und Tätigkeitsbereiche

AbsolventInnen des Universitätsstudiums „Bauingenieurwesen“ sind in erster Linie in der Planung und Abwicklung von Bauprojekten tätig. Ihre beruflichen Tätigkeitsfelder reichen von einfachen Bauobjekten über nationale Infrastrukturprojekte bis zur

internationalen Großbaustelle. Je nachdem entwerfen sie in Planungsbüros oder setzen Projekte operativ um. Sie arbeiten auf AuftraggeberInnen- oder auf

AuftragnehmerInnenseite. Nach Meinung der ExpertInnen finden sie sich künftig in einem der folgenden Bereiche beruflich wieder:

- Bauausführende Unternehmen (Baugewerbe, Bauindustrie) - Baustoffproduktion, Baustoffhandel

- Bauträger

- Architektur- und Planungsbüros, Ingenieur- und Konstruktionsbüros - Verwaltungsstellen der öffentlichen Hand

- Immobilienbezogene Dienstleistungen - Bauabteilungen privater Auftraggeber

163 Philipp Kriser, HR-Spezialist, Alpine Bau.

abif - analyse beratung und interdisziplinäre forschung SORA Institute for Social Research and Analysis

In der Bautechnik gilt das Hauptaugenmerk der Auseinandersetzung mit theoretischen und praktischen Aufgabenstellungen und Problemlösungen aus dem Bereich des Bauens im Bestand (Hochbau) und der Denkmalpflege, so die ExpertInnen. Nur ein geringer Prozentanteil geht in die Forschung und Entwicklung, in die Lehre oder arbeitet als ArchitektIn.

Diese Einschätzung entspricht auch den Ergebnissen der AbsolventInnenbefragung. Die Mehrheit der befragten AbsolventInnen ist in facheinschlägigen Branchen tätig: Über die Hälfte der befragten AbsolventInnen ist im Bauwesen beschäftigt (54%).164 18% der befragten AbsolventInnen arbeiten im Bereich Forschung und Entwicklung. Nur 7% sind in Architektur- oder Ingenieurbüros beschäftigt. Weitere 6% arbeiten im

Unterrichtswesen bzw. universitären Bereich.

3.1.3.2 Aktuelle Beschäftigungsform

Die Mehrheit der Befragten (71%) hat ein „Normalarbeitsverhältnis“, das heißt eine unbefristete Vollzeitanstellung (Abbildung 8). Nur 2% sind selbstständig mit

Gewerbeschein. Auf die „atypischen“ Beschäftigungsformen165 – darunter sind

Teilzeitbeschäftigungen, aber zum Beispiel auch befristete Anstellungsverhältnisse sowie freie Dienstverhältnisse zu verstehen – fallen 27% der Fälle. Allerdings befinden sich fast ausschließlich alle atypisch Beschäftigten in einem befristeten Anstellungsverhältnis (vgl. Tabelle 149 im Anhang).

Diese Befristungen sind vor allem für Beschäftigungen im universitären Bereich (80%

befristete Beschäftigungsverhältnisse) und in der Forschung und Entwicklung (91%

Befristungen) typisch.

Jede/r zehnte Befragte ist Teilzeit beschäftigt, wobei Teilzeitarbeit ebenfalls im Forschungsbereich (30% Teilzeitbeschäftigte) und im Unterrichtswesen (27%

Teilzeitbeschäftigte) überdurchschnittlich häufig vorkommt.

Abbildung 8: Erwerbsformen der Befragten, in Prozent

Quelle: SORA, abif. n=189.

Eine Aufschlüsselung nach Geschlecht zeigt das folgende Bild: Die befragten Frauen sind schlechtergestellt. Sie befinden sich weniger häufig in einer unbefristeten

Vollzeitanstellung und häufiger in einer atypischen Beschäftigung als Männer (Tabelle 28).

164 Zu den klassischen Bereichen des Bauwesens gehören die Branchen Straßen-, Brücken-, Kanal-, Kraftwerks-, Hoch- und Tiefbau.

165 Unter dieser Bezeichnung werden die folgenden Beschäftigungsformen zusammengefasst:

Volontariat, Praktikum, LeiharbeiterIn, Freie/r DienstnehmerIn, alle befristeten Dienstverhältnisse, Selbstständigkeit ohne Gewerbeschein, alle Teilzeit Beschäftigten, alle geringfügig Beschäftigten.

71 27

2

unbefristete Vollzeitbeschäf tigung

„atypische“

Beschäftigung Selbstständig mit

Gewerbeschein

abif - analyse beratung und interdisziplinäre forschung SORA Institute for Social Research and Analysis

Tabelle 28: Erwerbsformen der Befragten, in Prozent

Erwerbsformen Frauen Männer Gesamt

unbefristete Vollzeitbeschäftigung 67 72 71

„atypische“ Beschäftigung 33 26 27

Selbstständig mit Gewerbeschein - 2 2

Quelle: SORA, abif. n=189.

58% der Befragten, die zum Erhebungszeitpunkt in Beschäftigung waren, geben an, eine Leitungsfunktion inne zu haben. Unter Beschäftigten in der Baubranche beträgt dieser Anteil 69%.

16% der Befragten sind in Unternehmen mit mehr als 1.000 MitarbeiterInnen beschäftigt. 23% arbeiten in Betrieben mit 100 bis 1.000 Beschäftigten. In 29% der Betriebe, bei denen die Befragten beschäftigt sind, variiert die Betriebsgröße zwischen 21 und 100 Beschäftigten. 28% der Befragten sind in einem Betrieb mit einem bis 20 Beschäftigten tätig.

Bei der Frage nach dem Einkommen zeigt sich, dass in der mittleren Einkommensklasse

€ 1.501 bis € 2.000 netto monatlich mit 36% die größte Gruppe der Befragten vertreten ist (Tabelle 29). 19% verdienen zwischen € 2.001 und € 2.500, 12% zwischen € 1.001 und € 1.500 netto monatlich

Vor allem im mittleren Einkommensbereich unterscheidet sich das Nettoeinkommen nach Geschlecht. Frauen sind in der Einkommensklasse € 1.501 bis € 2.000 netto überrepräsentiert (58%), während Männer in der Einkommensklasse € 2.001 bis € 2.500 im Vergleich zu den Frauen häufiger vertreten sind (21%). Aufgrund der Stichprobengröße, der niedrigen Fallzahl von Frauen in der Stichprobe und der Wahrscheinlichkeit sozial erwünschter Angaben bei Telefoninterviews sind diese Ergebnisse jedoch nicht als repräsentativ zu erachten.

Tabelle 29: Angaben der Befragten zum persönlichen Nettoeinkommen, in Prozent

Einkommen Frauen Männer Gesamt

bis 1.000 Euro 4 1 1

1.001 bis 1.500 Euro 13 12 12

1.501 bis 2.000 Euro 58 33 36

2.001 bis 2.500 Euro 8 21 19

2.501 bis 3.000 Euro 4 4 4

3.001 Euro und mehr - 2 2

keine Angabe 13 28 26

Quelle: SORA, abif. n=189.

Anhand des Stundenlohns der Befragten wird deutlich, dass der mittlere

Medianstundenlohn166 der befragten AbsolventInnen € 11,63 beträgt (vgl. Median, Tabelle 30). Die Schwankungsbreite zwischen dem minimal und maximal erzielten Nettostundeneinkommen ist hoch: Sie liegt zwischen € 6,98 (zumeist Werkverträge und freie Dienstverträge usw.) und € 23,26. Männer verdienen durchschnittlich um netto € 2 mehr in der Stunde als Frauen (vgl. arithmetische Mittel Männer und Frauen).

166 Nettomedianstundenlohn (mittlerer Nettostundenlohn, 50% Stundenlohn): 50% verdienen mehr und 50% verdienen weniger als … €.

abif - analyse beratung und interdisziplinäre forschung SORA Institute for Social Research and Analysis

Tabelle 30: Stundenlöhne AbsolventInnen Bauingenieurwesen, Angaben in Euro (netto)

Frauen Männer Gesamt arithmetisches Mittel 10,08 12,24 11,91

Median167 9,30 11,63 11,63

Minimum 6,98 6,98 6,98

Maximum 15,28 23,26 23,26

Quelle: SORA, abif. n=189. 168

3.1.3.3 Ausbildungsadäquanz

Wie bereits die Darstellung der Branchenverteilung gezeigt hat, sind die Befragten durchwegs in facheinschlägigen Berufen tätig (98%): Bauwesen sowie Forschung- und Entwicklung (inkl. Beschäftigung an Universitäten und Doktorate) dominieren die Angaben zu den ausgeübten Berufen. 79% der Befragten geben auch an, ihren angestrebten Beruf auszuüben. 19% der Befragten waren bereits im Ausland berufstätig.

3.1.3.4 Beurteilung der beruflichen Beschäftigungssituation

Mit ihrer beruflichen Situation sind die befragten AbsolventInnen überwiegend zufrieden (Tabelle 31). Besonders hoch ist die Zufriedenheit mit der beruflichen Tätigkeit

insgesamt, mit den Arbeitsinhalten sowie mit den Beziehungen zu den KollegInnen. Den Führungsstil durch die Vorgesetzten beurteilen ebenfalls 84% der BerufseinsteigerInnen als zufriedenstellend. Allerdings bewerten Frauen das soziale Umfeld im Unternehmen (Beziehungen zu KollegInnen als auch Führungsstil des Vorgesetzten) kritischer als Männer. Dies deutet vermutlich auf die schwierigere Arbeitssituation der Frauen in einem männerdominierten Berufsfeld hin.

Insgesamt gesehen stellen die soziale Absicherung und die Arbeitsplatzsicherheit bei den befragten BauingenieurInnen ein „Plus“ in der Berufsausübung dar. Rund 85% sind damit sehr bzw. ziemlich zufrieden. Auch das Einkommen beurteilen etwa drei Viertel der Befragten als zufriedenstellend.

Bei der Bewertung der finanziellen und rechtlichen Aspekte der beruflichen Tätigkeit wird die benachteiligte Situation von atypisch Beschäftigten deutlich. Mit der sozialen Absicherung sind 89% der Beschäftigten in „Normalarbeitsverhältnissen“ und 78% der atypisch Beschäftigten zufrieden. Noch stärker fallen die Unterschiede in der

Zufriedenheit mit der Arbeitsplatzsicherheit aus: Der Anteil der Zufriedenen bei den Beschäftigten in „Normalarbeitsverhältnissen“ beträgt 93%, bei denen in atypischen Beschäftigungsverhältnissen lediglich 63%. Auch bei der Zufriedenheit mit dem Einkommen wird ein markanter Unterschied deutlich (84% zu 57% Zufriedene).

Berufliche Weiterbildungsmöglichkeiten werden von 84% der Befragten als

zufriedenstellend beurteilt. Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten sehen ebenfalls 77% als zufriedenstellend an.

167 Nettomedianstundenlohn (mittlerer Nettostundenlohn, 50% Stundenlohn): 50% verdienen mehr und 50% verdienen weniger als … €.

168 Zu beachten ist bei der Auswertung der Frage nach dem Gehalt, dass hier die Antwortverweigerungen besonders hoch sind, daher sind auch die Fallzahlen in den weiteren Auswertungen geringer als die Stichprobengröße insgesamt. Die Daten wurden vor der Auswertung nicht nach besonders großen oder kleinen Stundenausmaßen oder Einkommen bereinigt.

abif - analyse beratung und interdisziplinäre forschung SORA Institute for Social Research and Analysis

Mit dem Ausmaß der Arbeitszeit und der damit einhergehenden schwierigeren

Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben besteht insgesamt weniger Zufriedenheit. Mit steigender Verantwortung sinkt die Zufriedenheit in diesen Aspekten: 64% der

BerufseinsteigerInnen mit Leitungsfunktion sind mit der Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben und 58% sind mit dem Ausmaß der Arbeitszeit zufrieden.

Hinsichtlich geschlechtsspezifischer Unterschiede ist anzuführen, dass die befragten Männer häufiger mit den Beziehungen zu KollegInnen, mit dem Führungsstil der Vorgesetzten, mit der Arbeitsplatzsicherheit sowie mit beruflichen

Weiterbildungsmöglichkeiten zufrieden sind als die Frauen. Dies lässt darauf schließen, dass die Frauen den Berufsalltag als weniger „positiv“ erleben als Männer.

Tabelle 31: Zufriedenheit mit verschiedenen Aspekten der beruflichen Tätigkeit, in Prozent (Mehrfachnennungen)

Aspekte der beruflichen Tätigkeit Frauen Männer Gesamt mit Ihrer beruflichen Tätigkeit insgesamt 96 97 97

mit den Arbeitsinhalten 96 97 97

mit den Beziehungen zu den KollegInnen 88 95 94 mit der sozialen Absicherung 75 87 85 mit dem Führungsstil durch die Vorgesetzten 71 85 84 mit der Arbeitsplatzsicherheit 79 85 84 mit beruflichen Weiterbildungsmöglichkeiten 79 85 84 mit den Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten 75 77 77

mit Ihrem Einkommen 79 76 76

mit der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben 83 71 72 mit dem Ausmaß der Arbeitszeit 79 65 67 Quelle: SORA, abif. Nennungen sehr und ziemlich zufrieden, n=189.

Belastungen, die im Zusammenhang mit Arbeitsausmaß und Arbeitszeit stehen, charakterisieren die Tätigkeit der BauingenieurInnen (Tabelle 32). Die Hälfte der

Beschäftigten berichtet, aufgrund von Zeitdruck sehr bzw. ziemlich belastet zu sein. Vier von zehn Beschäftigten sind aufgrund von Überstunden und langen Diensten belastet.

Ein Drittel ist mit Belastungen aufgrund des Ausmaßes der wöchentlichen Arbeitszeit konfrontiert.

Beschäftigte in Leitungsfunktionen sind von diesen Belastungen etwas häufiger

betroffen: Über Belastungen aufgrund von Zeitdruck berichten 55% der Beschäftigten in Leitungsfunktionen verglichen mit 45% der Beschäftigten ohne Leitungsfunktion. Bei Belastungen aufgrund von Überstunden und langen Diensten beträgt das Verhältnis 45% zu 30% und bei Belastungen aufgrund des Ausmaßes der wöchentlichen Arbeitszeit 41% zu 25%.

Belastungen aufgrund von unregelmäßigem Arbeitsanfall sind rund drei von zehn Beschäftigten ausgesetzt. Frauen berichten häufiger als Männer von dieser Belastung (38% zu 28%). Etwa jede/r Sechste erlebt Belastungen aufgrund häufiger Wechsel von Arbeitsabläufen und Arbeitsanforderungen. Mangelnde Unterstützung seitens

KollegInnen und/oder Vorgesetzten als auch Einsamkeit und Isolation am Arbeitsplatz stellen eher seltene Belastungen dar.

abif - analyse beratung und interdisziplinäre forschung SORA Institute for Social Research and Analysis

Tabelle 32: Belastung durch die Berufstätigkeit, in Prozent (Mehrfachnennungen)

Aspekte der Belastung Frauen Männer Gesamt

durch Zeitdruck 50 51 51

aufgrund von Überstunden und langen Diensten 25 41 39 wegen des Ausmaßes der wöchentlichen

Arbeitszeit 25 36 34

durch unregelmäßigen Arbeitsanfall 38 28 29 durch ständigen Wechsel der Arbeitsabläufe und

Arbeitsanforderungen 17 16 16

durch mangelnde Unterstützung von KollegInnen und

/ oder Vorgesetzten 17 11 12

durch Einsamkeit, Isolation am Arbeitsplatz 13 5 6 Quelle: SORA, abif. Nennungen stark und ziemlich belastet, n=189.

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