• Keine Ergebnisse gefunden

Für die Policy-Analyse1 kann die für die Implementationsforschung getroffene Aussage über-nommen werden, wonach diese an keine Festlegung bei den anzuwendenden Methoden gebun-den ist [HUCKE & WOLLMANN 1980, S. 216/217]. Prinzipiell steht das gesamte Methoden-spektrum empirischer Sozialforschung zur Verfügung. Dabei werden jedoch in der Praxis poli-tikwissenschaftlicher Forschung vorrangig wenig standardisierte, offene Verfahren angewen-det, wobei generell die Beobachtung, die Inhalts- bzw. Dokumentenanalyse sowie die Befra-gung im Vordergrund stehen. Aufgrund der jeweiligen methodischen Vor- und Nachteile wer-den verschiewer-dene empirische Erhebungsmethower-den häufig kombinbiert.

Die vorliegende Arbeit entspricht der Empfehlung, verschiedene Verfahren zu einem multime-thodischen Ansatz zu kombinieren [HUCKE & WOLLMANN 1980, S. 221]. Sie wählt für die Po-licy-Analyse der Waldschadensforschung im PBWU-Projekt die qualitativ ausgerichteten An-sätze der „teilnehmenden Beobachtung“ in Kombination mit der „Dokumentenanalyse“. Ein besonders herauszuarbeitender Aspekt wird durch eine „quantitative Inhaltsanalyse“ ergänzt, welche im Rahmen einer Diplomarbeit durchgeführt wurde [STEUER 1997].

3.1 Retrospektive teilnehmende Beobachtung

Die Anwendung der teilnehmenden Beobachtung ist die Besonderheit der vorliegenden Analy-se. Der Verfasser der Arbeit war über die gesamte Laufzeit des PBWU-Projektes Mitarbeiter bzw. Leiter der Projektgruppe und kann somit als teilnehmender Beobachter verstanden wer-den. Als besonderes Charakteristikum muß jedoch herausgestellt werden, daß der Verfasser als beteiligter PBWU-Akteur mit dementsprechend ausgerichtetem Handlungsplan und Verhalten systemimmanenter Bestandteil des Untersuchungsgegenstands, der Forschungspolicy, war.

Nach der Definition von VON ALEMANN [1995, S. 110/111] kann dies als eine teilnehmende Beobachtung im Sinn einer Identifizierung mit der Akteursrolle in der Forschungspolicy ver-standen werden.

Die Durchführung einer politik- und sozialwissenschaftlichen Analyse der Forschungspolicy war zum Zeitpunkt der teilnehmenden Beobachtung allerdings keineswegs geplant oder abseh-bar. Die Perspektive einer Beobachtung als sozialwissenschaftliche Methode mit entsprechen-der Zielsetzung entsprechen-der Analyse entsprechen-der Forschungspolicy war damals also nicht gegeben. Die teilneh-mende Beobachtung muß in dem konkreten Anwendungsfall daher mit dem Zusatz „retrospek-tiv“ versehen werden. Erst und ausschließlich nach Ablauf des Projektes und zur Durchführung vorliegender Studie wendet der Verfasser seine Funktion als ehemaliger PBWU-Akteur zu der des - retrospektiv - beobachtenden sozialwissenschaftlichen Forschers.

1 Auch bei der Policy-Analyse selbst handelt es sich streng genommen um ein methodisches Instrumentarium, das auf dem theoretischen Modell des Zyklus beruht. Aufgrund der Nähe zur Theorie wurde die Policy-Analyse jedoch im dortigen Kapitel behandelt und hier ausschließlich auf die klassischen, sozialempirischen Methoden abgehoben, die in der Studie zum Einsatz kamen.

Aus dieser personellen Konstellation ergeben sich besondere Vorteile, die kaum auf einen ex-ternen, teilnehmenden Beobachter zutreffen dürften und sich für eine Nutzung in Form einer sozialwissenschaftlichen Auswertung geradezu anbieten. Sie bestehen in dem nahezu uneinge-schränkten Zugang des Verfassers zum Forschungsfeld, hohen Verständnis- und Detailkennt-nisgrad und weitreichenden Einblick in die formale, aber eben auch informale Wirklichkeit im Projekt, welche sich mit keiner anderen sozialempirischen Erhebungsmethodik gleichwertig er-schließen ließe. Der Umstand, daß der Verfasser als ehemaliger PBWU-Akteur ohne jedwede sozial- oder politikwissenschaftliche Analyse-Absicht Bestandteil der Policy war, kann als ein weiterer methodischen Vorteil gewertet werden. Die teilnehmende Beobachtung ist somit sozi-alwissenschaftlich unbelastet, in keiner Weise durch die Einflußnahme des Verfassers als Sozi-al-Forscher auf das Untersuchungsobjekt verzerrt oder gestört; sie erhält damit einen weitge-hend nicht-reaktiven Charakter.

Den genannten Vorteilen stehen jedoch methodische Nachteile gegenüber. So besteht in dem Fall der retrospektiven teilnehmenden Beobachtung keine Möglichkeit mehr, die Vorgehens-weise der Datenerhebung zu strukturieren und dem Ziel der Arbeit anzupassen. Die Beobach-tung muß wie erfolgt als Analysegrundlage übernommen werden. Weiterhin bedingt der retro-spektive Charakter der teilnehmenden Beobachtung, daß z.T. inzwischen weit zurückliegende formale wie informale Tatbestände in Erinnerung gebracht werden müssen. Das methodisch bedingte Problem subjektiven Wahrnehmungs- bzw. Erinnerungsvermögens des Forschers wird allein durch die erhebliche Zeitspanne zwischen Beobachtung und Auswertung noch verstärkt.

Auch kann unterstellt werden, daß die Beteiligten-Perspektive zur Verschleierung oder Ver-heimlichung bestimmter Fakten oder Vorgänge führte. Der PBWU-Akteur wurde im Zuge der Forschungspolicy von der einen oder anderen Beratung oder Schriftstückkenntnis bewußt aus-geschlossen. Dadurch werden Fakten geschaffen, die sich nun der Analyse, zumindest aus der teilnehmenden Beobachtung, entziehen.

Weiterhin muß davon ausgegangen werden, daß der Blickwinkel des ehemaligens Erlebens als PBWU-Akteur den der nun erfolgten, sozialwissenschaftlichen Analyse durch ein und dieselbe Person subjektiv-selektiv überprägt, da er eine Art reflexive wie retrospektive Selbstbeurtei-lung darstellt. Der Sozialforscher „fungiert als Methode, die sich selbst anwendet“ [ATTES

-LANDER 1993, S. 105]; der Forscher beurteilt sich selbst, wenn auch in unterschiedlicher Funktion. Dies kann sowohl für eine bestimmte Wahrnehmungs- oder Beurteilungsperspektive einzelner, während der teilnehmenden Beobachtung akquirierter Tatbestände zutreffen, als auch für die subjektive Gesamteinschätzung ganzer Akteursgruppen, bestanden doch Ak-teurskonstellationen, die sich als Gegner- oder Verbündeten-Positionen im Projekt beschreiben lassen. Erfordert allein die reflexive Beschreibung der Erfahrungen eines methodisch üblicher-weise externen Sozialforschers als teilnehmender Beobachter die Einführung von Kontroll- und Distanzierungsstrategien, so trifft dies für die hier gegebene Situation, Beobachter und Beob-achteter in einer Person, in besonderem Maße zu.

3.2 Kombination mit Dokumentenanalyse

Die Dokumentenanalyse wurde gleichwertig miteinbezogen, um einerseits umfangreiche zu-sätzliche Informationen miteinzubeziehen, zum anderen das „Insider-Wissen“ und die

Kennt-nisse über den Verlauf der Policy aus der teilnehmenden Beobachtung schriftlich belegen zu können. Letztere Vorgehensweise lehnt sich an die sog. „Triangulation“, eine Arbeitstechnik aus dem Journalismus an, Informationen erst dann als wahr zu akzeptieren, wenn sie durch eine andere Quelle bestätigt worden sind [FLICK et al. 1995, S. 414].

Mit dieser zeitstabilen, nicht-reaktiven Erhebungsmethode zumindest für die objektive Erfas-sung der formalen Wirklichkeit kann der potentielle Einfluß subjektiv-selektiven Wahrneh-mungs- und Erinnerungsvermögens des Durchführenden als gleichzeitig Bewertender und Be-werteter korrigiert werden. Zusätzlich können Tatbestände oder Vorgänge, die dem teilneh-menden Beobachter als betroffenem PBWU-Akteur aus welchen strategischen oder anderen Gründen auch immer verborgen blieben, im Rahmen ihrer faktischen Zugänglichkeit berück-sichtigt werden. Die Objektivierung des methodischen Gesamtansatzes findet allerdings dort ihre Grenzen, wo es um die Erhebung und Interpretation nicht schriftlich fixierter Fakten oder Handlungen geht, die sich einer Dokumentenanalyse entziehen.

3.3 Verwendete Materialien

Dem Verfasser standen, resultierend aus seiner ehemaligen PBWU-Funktion und durch das Entgegenkommen des GSF-Forschungszentrums, nach Abschluß des Projektes das gesamte vorhandene Akten- und sonstiges Dokumentenmaterial der PBWU zur Verfügung. Dies stellt wiederum eine günstige Rahmenbedingung dar, die die Durchführung der Dokumentenanalyse erleichtert und auf eine breite Datenbasis stellt. Weiterhin bestehen eigene Aufzeichnungen des Verfassers aus seiner Zeit als Angehöriger der Projektgruppe PBWU. Ergänzend wurde Do-kumentenmaterial von einzelnen, insbesondere in den Gremien der PBWU beteiligter Wissen-schaftler auf Anfrage zur Verfügung gestellt.

Bei dem Dokumentenmaterial handelt es sich insbesondere um folgende Dokumenttypen:

•Schriftsätze (Aktendokumente) von Institutionen/Behörden, insbesondere Ministerien und Forschungsinstitutionen, der Projektgruppe PBWU sowie von sonstigenEinzelpersonen,

•Statistiken der PBWU oder beteiligter Ministerien zur Forschungsförderung,

•Aktenvermerke, Telephonnotizen, Randnotizen, etc.,

•Sitzungsprotokolle und Drucksachen des Bayerischen Landtags und Senats,

•Sitzungsprotokolle der PBWU-Gremien, Arbeitsgruppen etc.,

•Forschungsanträge, einschließlich begleitender Schriftwechsel zu Antragstellung, Begut-achtung und Förderentscheidung,

•externe Fachgutachten,

•Verträge, Rahmenvereinbarungen etc.

•Forschungsberichte (Zwischen- und Schlußberichte),

•Stellungnahmen zu Forschungsberichten,

•Forschungsprogramme, -konzeptionen etc.,

•einschlägige Veröffentlichungen (wissenschaftl. bzw. populärwissenschaftliche Publikatio-nen, Proceedings zu Status- und Querschnittsseminaren, sog. „graue Literatur“ etc.),

•Medienberichterstattungen.

Die Heterogenität der Datentypen ließ von einer quantitativen oder qualitativen, stark schema-tisch-statistisch geprägten Inhaltsanalyse schriftlicher Quellen abraten. Eine derartige Verar-beitung des gesamten Dokumentenbestandes zum Thema, wie sie z.B. von JAKOBS [1994] im Rahmen eines forstpolitischen Beitrags zur Implementationsforschung („Praxisversuch Ener-gieproduktion“) vorgenommen wurde, hätte erhebliche Probleme bei der Erstellung eines ope-rationellen, einheitlichen und kategorisierbaren Erhebungs- bzw. Auswertungsmodus bereitet.

Sie hätte weiterhin den Umfang der Arbeit stark erweitert und den Blick nicht unbedingt auf die wesentlichen Textbestandteile und deren kontextualen Zusammenhänge gelenkt. Zudem hätten durch eine schematische Inhaltsanalyse gerade die prozeßorientierte Dynamik der Policy und die akteurstheoretische Betrachtung mit dem Auftreten spezifischer Akteurskonstellatio-nen und der Rolle einzelner Beteiligter, den jeweiligen Interessenlagen und Machtmitteln, nicht ausreichend beschrieben, rekonstruiert und interpretiert werden können. Hier bot sich vielmehr die qualitative Auswertung der Textdokumente vor dem Kenntnishintergrund aus der teilneh-menden Beobachtung an.

3.4 Ergänzende quantitative Inhaltsanalyse

Zusätzlich wurde für einen zentralen, abgrenzbaren Ausschnitt der Untersuchung, nämlich den des Verfahrens der PBWU-Forschungsförderung, eine quantitative Inhaltsanalyse im Rahmen der Diplomarbeit „Management von Forschungsprojekten am Beispiel der PBWU-Waldscha-densforschung von 1984 bis 1993“ durchgeführt [STEUER 1997]. Im Mittelpunkt dieser Teil-studie steht die Analyse der einzelnen Forschungsvorhaben anhand eines Kategoriensystems.

Die statistische Auswertung erlaubt die Charakterisierung des Förderverlaufes und der Förder-struktur insgesamt und speziell der Entscheidungsfindung zur Forschungsförderung unter Be-rücksichtigung der beteiligten Akteure.

3.5 Verzicht auf Befragung

Auf den Einsatz weiterer Erhebungsmethoden empirischer Sozialforschung wurde bewußt ver-zichtet. Einerseits standen ausreichend andere, geeignete Verfahren zur Verfügung, deren fall-spezifische Vorteile insbesondere aufgrund der personellen Konstruktion (Beteiligung des Verfassers an der PBWU) voll genutzt werden konnten. Andererseits wären auch bei der An-wendung einer Befragungstechnik (z.B. Interview) methodische Probleme aufgetreten. So könnte - ähnlich der teilnehmenden Beobachtung - die wiederum retrospektive Einschätzung der Befragten von subjektiv-selektiver Wahrnehmung oder Erinnerung überprägt sein und die Wirklichkeit nur verzerrt wiedergegeben werden. Vergleichbare Verfälschungen der aus einer Befragung ableitbarer Faktenlage dürften sich aufgrund der fallspezifischen Konstellation des Interviewers und des Befragten ergeben. Aus der jeweiligen Zugehörigkeit der Interviewpart-ner zu eiInterviewpart-ner Akteursgruppe der PBWU-Forschungspolicy resultierte retrospektiv eine wie auch immer geartete persönliche Einstellung zum Fragesteller, die sich subjektiv auf das Interview ausgewirkt hätte. Letztlich ist anzunehmen, daß es beim Interviewpartner ein gewisses Miß-trauen gegenüber dem Interviewer als ehemaligem PBWU-Akteur provoziert hätte, demjenigen Informationen zu liefern, der ohnehin beteiligt war und selbst in hohem Maße über Insider-Wissen verfügte.

Trotz dieser methodischen Vorbehalte wurden im Rahmen vorliegender Arbeit einzelne infor-mativ-ergänzende, aber weitgehend unsystematische Gespräche mit Beteiligten durchgeführt, ohne daß dies jedoch als adäquater Methodikeinsatz der mündlichen Befragung zu bewerten wäre.

3.6 Methodische Kontrollinstrumente und Anonymisierung personenbezogener Informationen

Ein Kontrollinstrument zur methodischen Objektivierung der vorliegenden Arbeit, wie es für die teilnehmende Beobachtung gefordert wird [ATTESLANDER 1993, S. 106/110; FRIEDRICHS

1980, S. 289/304], stellt der enge Theoriebezug dar. Die einschlägigen Theoriebausteine, und hier insbesondere die zur Policy-Analyse, zum Handeln von Behörden und der Wissenschaft, sind im Theorie-Kapitel ausführlich dargestellt. Die anschließende, empirisch mit den Metho-dikinstrumenten teilnehmende Beobachtung und Dokumentenanalyse nachgezeichnete For-schungspolicy nimmt in ihrer Analyse wiederum engen Bezug zur Theorie. Damit kann die bloße historische Aufarbeitung des Themas aus der Sicht eines Betroffenen erweitert und eine theoriegestützte, struktur- und prozeßorientierte Analyse der Forschung auf der Grundlage ei-nes akteurstheoretischen Bezugsrahmens vorgenommen werden.

Letztlich kann die stetige Diskussion und Abstimmung des Verfassers mit dem Betreuer der Arbeit unter anderem als Supervision der Feldforschung verstanden werden. Dies diente dazu, bei Durchführung der Studie in selbstreflektierenden Gespräche die erforderliche „Distanz-perspektive“ zu gewährleisten, und die einseitige Identifikation mit der Teilnehmerrolle im Feld („going native“) zu vermeiden [ATTESLANDER 1993, S. 110, FLICK et al. 1995, S. 192, FRIEDRICHS 1980, S. 304], die beim Verfasser während der teilnehmenden Beobachtung ja tat-sächlich bestanden hatte. Grundsätzlich kann unterstellt werden, daß der Verfasser trotz ehe-maliger persönlicher Partizipation an dem Untersuchungsobjekt weitestgehend wertneutral, vorurteils- und außerwissenschaftlich-absichtsfrei an die Studie heranging.

Die Nutzung personenbezogener Informationen sowie weiterer, nicht öffentlicher Dokumente oder mündlicher Mitteilungen, die im Rahmen der teilnehmenden Beobachtung bzw. bei der Erstellung vorliegender Studie gewonnen worden waren, macht zum Schutze der Informanten und aus Gründen des Datenschutzes eine Anonymisierung erforderlich. Die Zitierung derarti-ger Dokumente bzw. mündlicher Informationen erfolgt in anonymisierter Form. Im Text findet sich lediglich der Quellenbezug („i.Q.“ = interne Quelle) mit Angabe der Informationsquelle und des Entstehungsdatums. Dabei sind Dokumente von Einzelpersonen soweit möglich -unter den Institutionen aufgeführt, denen sie sich zuordnen lassen, z.B. einzelne Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats diesem Gremium. Bei Protokollen ist als Entstehungsdatum der Sit-zungstermin angegeben, um die Zuordnung zu erleichtern. Die Zitierung läßt offen, ob und um welche Art von Schriftstücken, schriftlichen Notizen und ähnlichem es sich handelt, oder um mündliche Informationen.

3.7 Forschungsansatz Fallstudie

Die bayerische Waldschadensforschung im Rahmen des PBWU-Projektes stellt insbesondere mit den eindeutig definierten Markierungen der Gründung und Beendigung des Projektes ein in sich geschlossenes Policy-Objekt aus dem Bereich der Umweltforschung dar. Damit eignet sich das Projekt grundsätzlich als Untersuchungsgegenstand nach dem Forschungsansatz einer Fall-studie, welche sich im Gegensatz zu vergleichenden Untersuchungen definitionsgemäß auf die themenorientiere Analyse eines einzelnen Objektes bezieht [VON ALEMANN 1995, S. 364].

Die Fallstudie leistet insbesondere die „genaue Beschreibung des beobachteten Objektes“ und betrachtet bei der erforderlichen, zudem aber ressourcensparenden Ausschnittsbildung eine

„erhebliche Fülle empirischer Vorgänge“ [KROTT 1990, S. 87/88]. Sie „soll einen Einblick in das Zusammenwirken vieler Faktoren liefern und dabei typische Vorgänge der Wirklichkeit er-hellen oder die Identifikation von Handlungsmustern ermöglichen“. Meist werden hierfür meh-rere Methoden eingesetzt, um methodische Fehler zu minimieren und das Objekt aus verschie-denen Perspektiven zu beleuchten [LAMNEK 1989, zit. in: WEBER 1993, S. 9].

Dabei wird der Typ der „interpretativen Fallstudie“ gewählt. Diese beinhaltet - im Gegensatz zur deskriptiven Fallstudie - eine Theorie als Bezugspunkt und untersucht das Objekt über die reine Beschreibung hinaus entsprechend theorieorientiert [LIJPHART 1977; ECKSTEIN 1975, beide zit. in: KROTT 1990, S. 88 bzw. 1994a, S. 16; VON ALEMANN 1995, S. 364]. Im vorlie-genden Fall sind es insbesondere politik- und sozialwissenschaftliche Grundlagen der Policy-Theorie, die unter Berücksichtigung des Akteur-Modells auf den empirisch ermittelten Prozeß der staatlichen Forschungsförderung angewendet werden.

Nach KROTT [1990, S. 90] ist es erforderlich, das Untersuchungsobjekt auf seine Eignung für die Durchführung einer interpretativen Fallstudie hin zu überprüfen. Diese „Auswahl des ge-eignetsten Falls“ bezieht sich auf die Kriterien des theoretischen Ertrags, des praktischen Nut-zens und der Durchführbarkeit, welche in hohem Maße erfüllt sein sollen. Bezogen auf das vorliegende Objekt der PBWU-Waldschadensforschung kann konstatiert werden:

•Die theoretischen Grundlagen des Policy-Ansatzes können mittels Policy-Analyse und er-gänzender politik- und sozialwissenschaftlicher Theorien in der Fallstudie zur Forschungs-policy zutreffend, sinnvoll und theoretisch gewinnbringend eingesetzt werden.

•Die Forschungspolicy stellt ein relevantes Thema dar mit allgemein gültigen wie spezifi-schen Eigenschaften und Merkmalen, die eine Behandlung an sich sowie die Übertragung auf vergleichbare Umweltforschung sinnvoll und machbar erscheinen lassen.

•Die Durchführung einer Fallstudie ist realistisch. Umfangreiche, empirisch gewonnene In-formationen und Daten aus teilnehmender Beobachtung und aus Dokumentenanalyse liegen vor. Das PBWU-Forschungsprojekt wurde 1993 beendet und kann damit als in sich ge-schlossener und abgege-schlossener Gesamtkomplex gesehen und bearbeitet werden.

•Die Beteiligung des Verfassers an dem PBWU-Projekt als Mitarbeiter bzw. Leiter der Pro-jektgruppe begünstigt methodisch die Durchführung einer Fallstudie.

Damit scheinen die Voraussetzungen zur erfolgversprechenden Durchführung einer interpreta-tiven Fallstudie gegeben zu sein, ein entsprechendes Vorgehen erscheint gerechtfertigt.