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6. Rechtliche Grundlagen (Rath)

6.3 LEVO- Leistungs- und Entgeltverordnung (Kulhanek)

Die Leistungs- und Entgeltverordnung, kurz LEVO, ist ein Teil des Behindertengesetzes vom Land Steiermark. Sie beschreibt die Leistungen und Unterstützungen, die für Menschen mit Behinderung zur Verfügung stehen. Neben den für die vorliegende Arbeit relevanten beruflichen Möglichkeiten enthält sie Regelungen das Wohnen und die familiäre Unterstützung betreffend. Ebenso beinhaltet die LEVO Vorschriften, die das persönliche Budget betreffen (LEVO, 2013). In diesem Abschnitt der Arbeit wird näher auf die Verordnungen in Bezug auf die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung eingegangen.

6.3.1 Beschäftigung in Tageswerkstätten produktiv/kreativ

Bereits die Bezeichnung dieser Form von Werkstätten sagt aus, dass es sich dabei um Werkstätten für Menschen mit Behinderung handelt, deren Fokus auf der produktiven und kreativen Arbeit liegt. Die Zielgruppe setzt sich aus Erwachsenen und Jugendlichen mit einer körperlichen, kognitiven oder Sinnesbehinderung sowie Personen mit Mehrfachbehinderungen zusammen die ihre Schulpflicht absolviert haben. Nicht geeignet für eine derartige Werkstätte sind all jene Personen die aufgrund ihres Gesundheitszustandes oder ihrer derzeitigen Lage den Anforderungen des produktiven und/oder kreativen Arbeitens nicht gerecht werden können. Die Arbeit in produktiv/kreativ Tageswerkstätten sollte sinnvoll und zielgerichtet sein. Wichtig ist, dass sich das Angebot an produktiv/kreativen Aufgaben an den Interessen und Kompetenzen der jeweiligen Personen innerhalb der Gruppe orientiert und die Klienten/Klientinnen bei der Ausführung der Tätigkeiten individuell unterstützt werden. Des Weiteren soll die Förderung der individuellen Fähigkeiten auf fachlicher, sozialer und persönlicher Ebene stattfinden (LEVO, 2013). Der Leistungs- und Entgeltverordnung des Landes

77 Steiermark zu Folge, sollte diese Form der Qualifizierung und Beschäftigung den Menschen mit Behinderung folgende Möglichkeiten eröffnen (LEVO, 2013, S.20):

„sich auf den Einstieg in einen Beschäftigungs- und Arbeitsprozess vorzubereiten

berufliche und private Perspektiven zu entwickeln, und zu erweitern

an produktorientiertem Arbeiten teilzunehmen

sich arbeitsfeldspezifische Fertigkeiten und Kenntnisse anzueignen und sich in einem speziellen Bereich zu qualifizieren

persönliche und berufliche Kompetenzen zu entwickeln und zu erweitern

am wirtschaftlichen Erlös ihrer Arbeit teilzuhaben

über die Arbeit soziale Kontakte aufzubauen und dadurch am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen

nach Bedarf und Wunsch die entsprechende berufliche und persönliche Förderung in Anspruch nehmen zu können und dafür die erforderliche

Betreuung und Begleitung zu erhalten“.

Dieses Beschäftigungsangebot bietet Menschen mit Behinderung eine unbefristete Möglichkeit sich in das Berufsleben des dritten Arbeitsmarktes zu integrieren (LEVO, 2013).

Steiermarkweit gibt es mittlerweile ein breites Angebot an Organisationen, die in ihren Einrichtungen produktiv/kreatives Arbeiten anbieten. Das vielseitige Angebot reicht von Arbeiten im künstlerischen Bereich über den handwerklichen Bereich bis hin zu gärtnerischen und naturverbunden Arbeiten. In Folge wird nun eine Werkstätte der Organisation Jugend am Werk näher vorgestellt.

Jugend am Werk - Chancen leben

Bei dem Angebot der Jugend am Werk GmbH Steiermark profitieren Menschen mit Behinderung von einer breiten Palette an Möglichkeiten, der Beschäftigung, des Wohnens und der Beratung. Als eine der größten sozialen Organisationen Steiermarkweit bietet Jugend am Werk in den mehr als 50 Standorten Ausbildungs- und Werkstätten, Wohneinrichtungen sowie Beratungs- und Begleitungsleistungen an. Durch das vielfältige Angebot und qualifizierte Personal, das unter dem Motto

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„Chancen leben“ steht, werden Menschen mit Behinderung je nach Lebenslage und persönlichen Bedürfnissen individuell unterstützt Im Bereich der Tageswerkstätten produktiv/kreativ hat Jugend am Werk eine Vielzahl an Einrichtungen mit unterschiedlichen Spezialisierungen. Dies ermöglicht den Wünschen und Fähigkeiten der betroffenen Personen bestmöglich gerecht zu werden. Durch reale Arbeitsaufträge, die im Rahmen von verschiedenen Arbeits- und Kreativgruppen umgesetzt werden, eröffnen sich für Menschen mit Beeinträchtigungen neue Perspektiven, die wiederum zur Steigerung des Selbstwertgefühls führen (Jugend am Werk Steiermark GmbH, o.J.a).

Jugend am Werk bietet neben der Produktherstellung in Werkstätten auch die Möglichkeit des landwirtschaftlichen Arbeitens nach dem Motto „nachhaltige Arbeit, nachhaltige Ernte“ an. Die in Graz Umgebung betriebene ökologische Landwirtschaft ermöglicht es zwölf Menschen mit Behinderung die Tätigkeiten in einer Landwirtschaft zu erlernen. Bei Aufgaben beginnend beim Pflanzen über die Ernte bis hin zum Verkauf des zertifizierten Bio-Gemüses, des Obstes und der Kräuter im hofeignen Laden „Gemüsekisterl“ werden die Fähigkeiten erlernt und erweitert. Durch diesen umfangreichen Aufgabenbereich werden neue Kompetenzen und neues Wissen erworben und in die Praxis umgesetzt (Jugend am Werk Steiermark GmbH, o.J.b)

6.3.2 Berufliche Eingliederung Arbeitstraining

Anders als die oben genannte Möglichkeit bietet diese Einrichtungsform Menschen mit Behinderung einen auf zwei Jahre begrenzten Arbeitsplatz. Diese Form der beruflichen Integration ist ein Arbeitstraining, das die Betroffenen mit Behinderung dahingehend unterstützt, den für ihn/sie geeigneten Arbeitsplatz zu finden, sich auf die Tätigkeiten am Arbeitsplatz vorzubereiten und diese Tätigkeiten zu üben, um auf lange Zeit erfolgreich in die Berufswelt integriert werden zu können. Zu Beginn des Arbeitstrainings werden Wünsche, Interessen und Fähigkeiten der Person ermittelt um anschließend gemeinsam mit dem Klienten/der Klientin die passende Berufssparte zu finden. Ist der Wunschberuf gefunden, für den der Klient/die

79 Klientin entsprechende Grundfähigkeiten besitzt, wird er/sie dahingehend unterstützt ein Schnupperpraktikum in einem Betrieb dieses Bereiches zu bekommen. Bestätigt sich in dieser Zeit am realen Arbeitsmarkt, dass das Interesse und die entsprechenden Kompetenzen den Anforderungen des Betriebes entsprechen, so werden die Klienten/Klientinnen unterstützt, die Chance auf ein Vermittlungspraktikum zu bekommen das den Übergang in den beruflichen Alltag erleichtern soll. Ist dies alles absolviert und ein Arbeitsplatz in Reichweite so werden für diesen Platz spezifische Fähigkeit und Kenntnisse erlernt und gefestigt.

Abschließend wird dem Klient/der Klientin wenn er/sie von einem Arbeitgeber/einer Arbeitgeberin übernommen wurde noch je nach individuellen Bedürfnissen eine Arbeitsbegleitung angeboten. Dieses Angebot „berufliche Eingliederung –Arbeitstraining“ kann sowohl von Erwachsenen als auch Jugendlichen (abgeschlossene Schulpflicht vorausgesetzt) mit einer körperlichen, einer kognitiven oder einer Sinnes- oder Mehrfachbehinderung in Anspruch genommen werden. Weitere Grundvoraussetzungen sind das Interesse an einem Arbeitsplatz bzw. einer Berufsausbildung sowie eine gefestigte Persönlichkeit mit physischer Belastbarkeit. Ebenso wird die mehrere Stunden anhaltende Konzentrationsfähigkeit, individuelle Grundfähigkeiten, die das Ausführen von produkt- und leistungsorientierten Tätigkeiten und einen Kompetenzzuwachs ermöglichen, vorausgesetzt (LEVO, 2013).

pro mente Steiermark

Das Angebot von promente Steiermark richtet sich an Personen mit psychischen und psychosozialen Beeinträchtigungen, die Hilfe in ihrem Leben benötigen. Das Angebot dieser Organisation bezieht sich sowohl auf das private als auch berufliche Leben der betroffenen Personen. Durch die Vielfalt des Angebots kann auf die Individualität jedes Einzelnen eingegangen werden (pro mente steiermark GmbH, o.J.b).

Eine der Einrichtungen von pro mente Steiermark ist die Schneiderei „littlefashion“.

Anhand realer Aufträge wird Baby- und Kinderbekleidung hergestellt und anschließend verkauft. Das Arbeitstraining soll Menschen mit psychischen

80 Beeinträchtigungen einen geschützten Rahmen bieten um bereits vorhandene Kompetenzen zu erweitern und neue Fähigkeiten und neues Wissen zu erlangen und somit den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu erleichtern. Neben den fachlichen Kenntnissen und den handwerklichen Fertigkeiten wird auch der Ausbau sozialer Kompetenzen unterstützt. Die Unterstützung erhalten die Klienten und Klientinnen von einem sowohl fachlich als auch sozial ausgebildeten Team. Das auf ein Jahr befristete Training in den Werkstätten und in den Verkaufsläden soll Menschen ab dem 17. Lebensjahr auf die Anforderungen am ersten Arbeitsmarkt vorbereiten (pro mente steiermark GmbH, o.J.a).

6.3.3 Berufliche Eingliederung in Werkstätten

Übergeordnetes Ziel dieses Eingliederungsangebots für Menschen mit Behinderung ist die berufliche Integration am ersten Arbeitsmarkt. Nach beendeter Schulpflicht haben Jugendliche und Erwachsene mit körperlicher, kognitiver, Sinnes- oder Mehrfachbehinderung die Möglichkeit sich Fähigkeiten und Fertigkeiten anzueignen, die den Einstieg in das Berufsleben am ersten Arbeitsplatz erleichtern. Der Klient/die Klientin wird dabei unterstützt sich in dem breiten Berufsangebot zurecht zu finden und daraus einen den Kompetenzen und Vorstellungen entsprechenden Beruf zu wählen. Durch die Möglichkeit von Praktika am ersten Arbeitsmarkt kann beurteilt werden ob der gewählte Beruf tatsächlich der richtige ist. Das Ziel ist erreicht, wenn eine integrative Berufsausbildung begonnen wird oder ein Arbeitsplatz (mit individueller Betreuung) gefunden wurde (LEVO, 2013).

„Den KlientInnen, die diese Leistung in Anspruch nehmen, muss aufgrund ihrer Behinderung eine Integration in die Arbeitswelt erschwert sein, sie müssen aber aufgrund ihrer Fähigkeiten in der Lage sein, sich an produkt- oder dienstleistungsorientierter Arbeit zu beteiligen und unter Umständen langfristig den Übertritt auf einen (Integrativen) Lehr- oder (geschützten) Arbeitsplatz zu schaffen“ (LEVO, 2013, S. 37).

Das Pius-Institut(Tischlerwerkstatt Hand&Werk)

81 Seit 1879 bietet das Pius-Institut der Trägerschaft der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz Menschen mit Behinderung seine Dienste an. Das Angebot entwickelte sich stetig weiter und umfasst derzeit eine Schule mit Internat sowie ein sehr umfangreiches Angebot an unterschiedlichen Dienstleistungen für Menschen mit Behinderung. Neben der Begleitung von Kindern mit Behinderung bis zur Vollendung der Schulpflicht können auch Personen mit Behinderung nach der Schulpflicht vom Angebot (Wohnen, Arbeiten, Freizeit) profitieren (Pius-Institut der Kreuzschwestern, 2016a). „Die Gestaltung von Lern- und Lebensformen, die Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung der Menschen mit Behinderung ermöglichen sollen, sowie gesellschaftliche Integration und Normalisierung stehen im Vordergrund der Bemühungen“ (Pius-Institut der Kreuzschwestern, 2016a, o.S.). Die Tischlerwerkstatt bietet Jugendlichen mit Behinderung die Möglichkeit sich theoretisches Wissen und praktische Fähigkeiten im Bereich der Holzverarbeitung anzueignen. Neben der Anfertigung neuer Möbelstücke, Spielzeug und Zäune werden auch Kompetenzen in der Reparatur von Möbelstücken erlernt. Durch die Unterstützung des fachlich und sozial geschulten Personals bietet die Werkstätte einen optimalen Raum des Lernens der auf die Integration am Arbeitsmarkt vorbereitet (PiusInstitut der Kreuzschwestern, 2016b).

6.3.4 Berufliche Eingliederung durch betriebliche Arbeit

Diese Form der beruflichen Integration bietet Menschen mit Behinderung deren Leistungsvermögen aufgrund ihrer Beeinträchtigung nicht stabil ist und sich im Bereich von 25-75% bewegt die Möglichkeit auf einen Arbeitsplatz. Trotz der Förderungen, die Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen für diese Menschen bekommen, ist ein dauerhafter Verbleib am ersten Arbeitsmarkt oft nicht möglich.

Ein multiprofessionelles Team, das sich aus Fachkräften und sozialpädagogischem Personal zusammensetzt bildet die optimale Grundlage um Menschen mit Behinderung dahingehend zu unterstützen bereits vorhandene Fähigkeiten und Kenntnisse sowohl auf beruflicher als auch auf persönlicher Ebene zu erhalten und wenn möglich auszubauen. In diesem geschützten Rahmen bekommen Menschen mit Behinderung zudem die Möglichkeit Beratungsgespräche in Bezug auf die

82 soziale Integration wahrzunehmen und auch das „Training on the Job“

auszuprobieren. Training on the Job bedeutet, die „Gesamtheit der Methoden zur Ausbildung, zur Vermittlung und zur Erprobung praktischer Kenntnisse und Fähigkeiten direkt am Arbeitsplatz“(Bibliographisches Institut GmbH, 2016).

Dreiviertel aller Personen die in diesen Einrichtungen tätig sind, sind Menschen mit Behinderung. Voraussetzung für einen Arbeitsplatz am zweiten Arbeitsmarkt ist neben der Konzentrationsfähigkeit eine stabile Persönlichkeit und die nötige physische Belastbarkeit, die der jeweilige Arbeitsplatz fordert. Sind die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit Behinderung auf Grund der Kompetenzen bereit für den ersten Arbeitsmarkt, so sollen sie dahingehend unterstützt werden einen Arbeitsplatz zu bekommen (LEVO, 2013).

alphanova

Das 1992 gegründete Unternehmen „alphanova“ bietet Menschen in Krisensituationen soziale Dienstleistungen unterschiedlicher Art an. Das Angebot für Menschen mit Beeinträchtigung erstreckt sich von der Begleitung von Kindern/Jugendlichen und deren Familien über den Bereich Wohnen, Arbeiten und Freizeit bis hin zu Beratung und Begleitung der betroffenen Personen unabhängig von Alter und Lebenslage (alphanova Betriebsgesellschaft mbH, 2016a).

Das BEAT (individuelles Arbeitstraining und individuelle betriebliche Beschäftigung) ermöglicht Menschen mit Beeinträchtigung einen Arbeitsplatz in einem wirtschaftlichen Betrieb, wo sie ihre beruflichen und sozialen Kompetenzen soweit stärken können, dass sie anschließend einen Arbeitsplatz in einem Unternehmen am ersten Arbeitsmarkt erhalten (alphanova Betriebsgesellschaft mbH, 2016b). Menschen mit Behinderung werden dahingehend unterstützt,

„dass Sie die Arbeitsabläufe kennen

dass Sie gute Kontakte zu Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Betriebes und zur Chefin und zum Chef haben

dass Sie Ihre Fähigkeiten gut einsetzen und ausbauen können“

(alphanova Betriebsgesellschaft mbH, 2016b, o.S.).

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