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Längere Lebenserwartung (Alter als Aktivitätsphase)

Die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland steigt seit 150 Jahren kontinuierlich an: Zwischen 1850 und 2000 hat sich die durchschnittliche Lebenserwartung von 37 auf 78 Jahre fast verdoppelt. Für den Zeitraum 2010/2012 lag die durchschnittliche Lebenserwartung für Männer bei 77,7 Jahren und für Frauen bei 82,8 Jahren; dies führt zu einem durchschnittlichen Wert für die Lebenserwartung der Bevölkerung von 80,3 Jahren. Laut der 13.

Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes wird für das Jahr 2060 eine durchschnittliche Lebenserwartung von 87,1 Jahren prognostiziert. Die folgende Abbildung stellt die Entwicklung der Lebenserwartung von 1991/1993 bis 2060 dar.

Abbildung 3: Entwicklung der Lebenserwartung von 1991/1993 bis 20602

2Basisannahme L1 bildet die Kombination aus der kurzfristigen Trendentwicklung seit 1970/72 und 0

20 40 60 80 100

1991/1993 2010/2012 2060

Männlich 72.4 77.7 84.8

Weiblich 79.2 82.8 88.8

Durchschnittlich 75.5 80.3 86.8

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(Quelle: eigene Darstellung nach: Deutsches Zentrum (DEAS) für Altersfragen 2010 und Statistisches Bundesamt 2015, S. 35 f.)

2.3.2 Gesellschaftliche Partizipation und Beteiligung von Gasthörern

Höhere Lebenserwartung, bessere Gesundheit und höheres Bildungsniveau der Älteren sind eng verbunden mit ihrer gesellschaftlichen Partizipation in Bereichen wie z. B. Ehrenamt3, Freiwilliges Engagement4 und Bildung. Im Vergleich zu früheren Generationen haben die jetzigen Älteren ein höheres Bildungsniveau, eine bessere Gesundheit und eine bessere materielle Absicherung. Deswegen verfügen sie über mehr Ressourcen für eine Aktivität in der nachberuflichen Phase. Zugleich ist zu erwarten, dass sich der Anspruch auf sinnvolle Tätigkeiten erhöht und vor allem der Anteil aktiver und bildungsinteressierter Älterer wächst.

Laut den Freiwilligensurveys 1999, 2004 und 2009 des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) war ein auffälliger Trend zwischen 1999 und 2009 der deutliche Anstieg des freiwilligen Engagements bei den Älteren.

Bei den über 65-Jährigen stieg die Engagementquote von 23 % (1999) über 26 % (2004) auf 28 % (2009).

Dabei liegen thematisch die Schwerpunkte des freiwilligen Engagements der über 65-Jährigen im kirchlichen, sozialen und sportlichen Bereich. Auffällig ist die Zunahme des Engagements in den Bereichen Umwelt- und Tierschutz, Politik und bürgerschaftliches Engagement 5 am Wohnort. Die Gründe für das freiwillige Engagement sind der Spaß an der jeweiligen Tätigkeit, die Chance, etwas für das Gemeinwohl zu tun und sein Umfeld zumindest im kleinen Rahmen mitzugestalten, sowie die Gelegenheit, den eigenen Horizont zu erweitern und Neues zu lernen. Vor allem möchten die Älteren ihre Kenntnisse an andere weitergeben und auch nach

der langfristigen Trendentwicklung seit 1871/81 (vgl. Statistisches Bundesamt 2015, S. 35).

3Ehrenamt heißt ein ehrenvolles und freiwilliges öffentliches Amt, das nicht auf Entgelt ausgerichtet ist. Man leistet es für eine bestimmte Dauer regelmäßig im Rahmen von Vereinigungen, Initiativen oder Institutionen (vgl. Kinast & Behl 2010, S. 4).

4 Freiwilliges Engagement wird als selbst gewählte, unentgeltliche und gemeinnützige Tätigkeit bezeichnet. Freiwillige sind in Vereinen, Organisationen, Gruppen, Institutionen oder Einrichtungen aktiv und haben bestimmte Aufgaben, Arbeiten und Funktionen übernommen (vgl. Kaiser 2007, S.

66).

5Bürgerschaftliches Engagement wird als das freiwillige, nicht auf finanzielle Vorteile gerichtete, das Gemeinwohl fördernde Engagement von Bürgern zur Erreichung gemeinsamer Ziele bezeichnet (vgl.

Kinast & Behl 2010, S. 3).

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der Berufstätigkeit einer sinnvollen Aufgabe nachgehen (vgl. BMFSFJ 2010, S. 118 ff. und S. 155 f.). Während also die gesunden, jungen Alten aktiv und neugierig sind sowie gerne verreisen, ihren Hobbies nachgehen und ehrenamtlich tätig sind, resignieren viele Hochaltrige. Sie fühlen sich oft als resignierte Ältere, die einsam sind, kaum Interessen und Aktivitäten haben. Aufgrund der Abnahme ihrer kognitiven und motorischen Funktionen geraten sie in Abhängigkeit und Hilflosigkeit, die später in Multimorbidität, Demenz, Autonomieverlust enden.

An deutschen Universitäten gibt es die Möglichkeit, als Gasthörer an Lehrveranstaltungen teilzunehmen. Im Wintersemester 2010/2011 waren 38.600 Gasthörer/innen an deutschen Hochschulen registriert. Laut Statistischem Bundesamt gehörten davon 49 % oder 18.800 Gaststudierende den über 60-Jährigen an. Während die Gesamtzahl der Gasthörer/innen in den letzten zehn Jahren um 1 % abgenommen hat, ist die Zahl der über 60-Jährigen Gaststudierenden um 25 % gestiegen. Außerdem waren fast die Hälfte der 18.400 Gaststudierenden Frauen. Rund 6 % oder 2.400 besaßen eine ausländische Staatsangehörigkeit. Insgesamt waren nach vorläufigen Ergebnissen im Wintersemester 2010/2011 2,21 Millionen Studierende an deutschen Hochschulen immatrikuliert. Davon waren nur 0,2 % über 60 Jahre alt. Im Vergleich zu der großen Zahl der ordentlich immatrikulierten Studierenden machen Gasthörer/innen lediglich knapp 2 % aus (vgl. Statistisches Bundesamt 2011, Pressemitteilung Nr. 193 vom 17.05.2011). Die folgende Tabelle zeigt die Veränderungen der Zahl der über 60-jährigen Gaststudierenden im Zeitraum von 1998 bis 2011.

Jahr

Tabelle 2: Anzahl der über 60-jährigen Gaststudierenden im Zeitraum von 1998 bis 2011 (Quelle: eigene Darstellung nach: Statistisches Bundesamt 2011)

Nach Tabelle 2 besuchten 36.900 Gasthörer/innen im Wintersemester 2008/2009

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Lehrveranstaltungen an deutschen Hochschulen. Damit stieg ihre Zahl innerhalb der letzten zehn Jahre um 7 %. Auffällig ist, dass in den letzten zehn Jahren der Anteil der über 60-jährigen Gaststudierenden kontinuierlich gestiegen ist. Betrug im Wintersemester 1998/1999 der Anteil der Gruppe der über 60-Jährigen an allen Gaststudierenden 35 %, so machte er im Wintersemester 2008/2009 bereits 45 % aus. Im gleichen Zeitraum sank der Anteil der unter 40-jährigen Gaststudierenden von 39 % auf 35 %. Darüber hinaus erhöhte sich in den vergangenen zehn Jahren das Durchschnittsalter der Gaststudierenden von 48 auf 51 Jahre.

Meines Erachtens lassen die demografischen Veränderungen auf eine Zunahme der Anzahl der über 60-Jährigen und die Verbreitung eines aktiven, auf Selbstverwirklichung und Persönlichkeitswachstum ausgerichteten Lebensstils schließen. Besonders die gut situierten, gesunden und interessierten Älteren nehmen an der Gesellschaft teil, indem sie sich Weiterbildung und ehrenamtlichen Aufgaben zuwenden. Diese hochgebildeten, jungen Alten sind oftmals beliebte Ansprechpartner für jüngere Menschen, da ihr Wissen, ihre Erfahrungen und Bildungshintergründe zu umfassenden und weitreichenden Einsichten führen können. Das Interesse dieser Alten an universitären Weiterbildungsangeboten auf Hochschulniveau wird wohl kontinuierlich wachsen.

2.4 Trend zur Höherqualifizierung