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Für diese Untersuchung wurde das Experteninterview mit explorativem Charakter als Datenerhebungsmethode gewählt. Allgemein gilt eine Person als Experte, wenn sie über einen Wissensbestand auf dem interessierten Themengebiet verfügt oder die Person selbst einen Teil dieses Forschungsfeldes ausmacht. Gläser und Laudel (2010) beschreiben die spezifische Rolle des Experten als Quelle von Spezialwissen über die zu erforschenden sozialen Sachverhalte. Experteninterviews sind eine Methode, dieses Wissen zu erschließen (vgl. Gläser & Laudel 2010, S.12). Damit kann ein Experte sowohl als eine Person mit Spezialwissen über bestimmte Sachverhalte als auch als Verantwortlicher für den Entwurf und die Bereitstellung von Problemlösungen verstanden werden. Diese Definitionen eignen sich für meine Fragestellung, denn die Personen setzen sich bei ihrer beruflichen Arbeit mit Älteren mit Erziehungsfragen (Bildungsfragen) auseinander und verfügen über besonderes Wissen bezüglich der auftretenden Probleme. In meiner Untersuchung geht es darum, wie sich die Weiterbildung für Ältere an deutschen Universitäten entwickelt hat, wo die Schwerpunkte liegen und welche Erfahrung Experten damit gemacht haben.

Das Experteninterview ist sowohl eine spezifische Form qualitativer Interviews, in denen die Befragten als Spezialisten für bestimmte Konstellationen befragt werden, als auch eine besondere Form des Leitfadeninterviews, in der die Befragten in ihrer Funktion als Experten für bestimmte Handlungsfelder interessant sind. Das

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Experteninterview bezieht sich auf einen klar definierten Wirklichkeitsausschnitt, und die Befragten werden nicht als Einzelperson, sondern als Repräsentanten einer Organisation oder Institution und als Verantwortliche für Problemlösungen oder organisatorische Entscheidungen in die Untersuchung einbezogen. Dem Leitfaden kommt deswegen im Hinblick auf den Ausschluss unergiebiger Themen eine noch stärkere Steuerungsfunktion zu. Der Leitfaden schneidet die interessierenden Themen aus dem Horizont möglicher Gesprächsthemen der Experten heraus und dient dazu, das Interview auf diese Themen zu fokussieren. Vor allem ermöglicht er in der Interviewsituation ein regelgeleitetes Vorgehen, das im weiteren Verlauf des Interviews die Basis für die geforderte Offenheit und Flexibilität der Gesprächsführung bildet (vgl. Stigler & Felbinger 2012, S. 141 f. und Mayer 2013, S.

38).

Das Leitfadeninterview eignet sich nach Gläser und Laudel (2010) als Erhebungsmethode,

„wenn in einem Interview mehrere unterschiedliche Themen behandelt werden müssen, die durch das Ziel der Untersuchung und nicht durch die Antworten des Interviewpartners bestimmt werden, und

wenn im Interview auch einzelne, genau bestimmbare Informationen erhoben werden müssen“ (Gläse & Laudel 2010, S. 110).

Aus diesen Gründen wurde in meiner Untersuchung das Experteninterview als leitfadengestütztes Interview durchgeführt und hierfür ein Interviewleitfaden entwickelt. Die Fragen werden in sechs Themenbereiche unterteilt.

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Im Bereich A werden Fragen zur Person (Amtsdauer, Funktion und Tätigkeit) erhoben. Bereich B umfasst Fragen zur allgemeinen Weiterbildungssituation (Ziel, Teilnehmerzahl, Themen und Fachgebiete des Weiterbildungsangebots usw.). Im Bereich C handelt es sich um Fragen zur Qualität des Weiterbildungsangebots (Didaktische Konzepte und Methoden, Bevorzugte Formen, Nutzung von IT-Medien und Qualitätssicherung und Evaluation). Im Bereich D werden die Experten zur

Bereich A: Fragen zur Person

- Amtsdauer, Funktion und Tätigkeit Bereich B: Fragen zur Weiterbildungssituation

- Allgemeine Fragen zum Weiterbildungsangebot (Ziel, Teilnehmerzahl, Absolventenzahl, Studienabbrecher und Arten des Weiterbildungsangebots usw.)

- Themen und Fachgebiete des Weiterbildungsangebots

Bereich D: Fragen zur Planung, Durchführung und Entwicklungstrend des Weiterbildungsangebots

- Planung des Ausbaus des Weiterbildungsangebots - Medien der Bekanntgabe

- Schwierigkeiten der Durchführung und Umsetzung

Bereich E: Fragen zur institutionellen Bedingungen des Weiterbildungsangebots - Organisationsformen, Bewertung der Organisation, Finanzierung und

Hochschulmarketing

Bereich F: Gesprächsabschlussfragen/Resümee - Empfehlungen für Ausbau und Kritik - Didaktische Konzepte für die Zukunft - Hoffnung und Wünsche

Bereich C: Fragen zur Qualität des Weiterbildungsangebots - Didaktische Konzepte und Methoden

- Bevorzugte Formen und Nutzung von IT-Medien - Qualitätssicherung und Evaluation

(eigene Darstellung)

Abbildung 20: Struktur des Experteninterviewleitfadens

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Planung, Durchführung und zum Entwicklungstrend des Weiterbildungsangebots (Planung des Ausbaus des Weiterbildungsangebots, Medien der Bekanntgabe und Schwierigkeiten der Durchführung und Umsetzung) befragt, ferner, wie sie im Allgemeinen bei der Gestaltung der wissenschaftlichen Weiterbildungsangebote für ältere Erwachsene in ihrer Universität vorgehen. Im Bereich E geht es um Fragen zur Analyse von Institutionellen Bedingungen (Organisationsformen, Finanzierung und Hochschulmarketing) für den Erfolg wissenschaftlicher Weiterbildungsangebote für ältere Erwachsene. Im Bereich F werden Fragen zum Gesprächsabschluss/Resümee (Empfehlungen für Ausbau und Kritik, Didaktische Konzepte für die Zukunft, Hoffnungen und Wünsche) gestellt. Der Experteninterviewleitfaden ist im Anhang zu finden (Seite 256).

Durchführung des Experteninterviews

Das Experteninterview wurde im Zeitraum Januar bis Mai 2014 durchgeführt. Dafür wurden fünf Experten ausgewählt, die sowohl über ein besonderes Wissen im zu untersuchenden Themenbereich verfügen als auch eine koordinierende oder leitende Funktion in ihren Universitäten ausüben. Außerdem wurde für die vorliegende Untersuchung beabsichtigt, möglichst unterschiedliche Perspektiven in Bezug auf den gewählten Themenbereich zu berücksichtigen. Aus diesem Grund wurden folgende Experten ausgewählt:

∙ Leiterin der Geschäftsstelle der Universität des dritten Lebensalters an der Goethe-Universität Frankfurt am Main

∙ Koordinatoin-Verantwortliche für Studieren 50 Plus und Gasthörerstudium an der Johannes Gutenberg Universität Mainz

∙ Leiterin für Gasthörerstudium und Studium Generale an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

∙ Stellvertretender Geschäftsführer des Zentrums für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung der Universität Ulm

∙Leiterin für das Seniorenstudium an der Bergischen Universität Wuppertal.

Nach vorheriger schriftlicher Anfrage wurden Gesprächstermine für diese fünf Experteninterviews per E-Mail vereinbart, und vor dem Gespräch wurde ein

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Interviewleitfaden mit Fragen per E-Mail zugesandt.

Die Experteninterviews wurden im jeweiligen Arbeitszimmer an ihren Universitäten durchgeführt, wobei die durchschnittliche Interviewzeit 30 bis 45 Minuten betrug.

Darüber hinaus wurden die Gespräche mit Videoaufzeichnung protokolliert und vollständig in Standardsprache transkribiert.