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Begriffsklärung Alter, Altern und Ältere (die Alten)

5.1 Ältere in der Gesellschaft

5.1.1 Begriffsklärung Alter, Altern und Ältere (die Alten)

Die Fragen, wer „alt“ und was „altern“ sei, wer zu den „älteren Menschen“ gehöre, sind vom Allgemeinverständnis aus zu betrachten: Der Mensch wird jährlich ein Jahr älter. Damit wird Alter als zeitliches Maß aufgefasst.

Nach Wahl & Tesch-Römer 2000, Wahl & Heyl 2004 und Kade 2007 ist „Alter“ das kalendarische Lebensalter, das mit den Angehörigen einer „Kohorte“ geteilt wird, die demselben Jahrgang angehören. Kruse 2006 erläutert hierzu, dass „das Alter in allen Gesellschaften neben dem sozialen Status, dem Geschlecht und der ethnischen Gruppenzugehörigkeit zu den zentralen Merkmalen sozialer Differenzierung gehört“ (Kruse 2006, S. 9). Außerdem ist das Alter als Lebensphase ein sich immer weiter ausdehnender Teil des Lebenslaufs, der die zweite Lebenshälfte umfasst, die sich vom 50. Lebensjahr bis zum 110. Lebensjahr erstrecken kann (vgl. Kade 2007, S. 15).

Demgegenüber steht der Begriff „Altern“ für einen lebenslangen Prozess, der mit der Geburt beginnt und mit dem Tod endet. Nach Kruse und Schmitt 2004 umfasst

„Altern“ sowohl biologische und psychologische als auch soziale Veränderungen.

Der Begriff des Alterns bestimmt sich nicht allein durch funktionelle oder organische Veränderungen des Menschen, sondern auch durch eine soziale Bedingtheit des Alterungsprozesses. Das bedeutet, dass das Bild des Älteren nicht nur von seinem kalendarischen Lebensalter, sondern auch von seiner Lebenssituation abhängig ist (vgl. Lehr 2000, S. 197). Kade meint, dass Altern ein relationaler Begriff und ein soziales Konstrukt darstelle, dessen Definition von vielen Faktoren und nicht zuletzt von Einzelbiografien abhänge (vgl. Kade 2001, S. 5).

Vor allem fokussiert sich der Begriff des „Alterns“ auf den Prozess des Altwerdens.

Altern wird als Veränderungsprozess über die gesamte Lebensspanne hinweg verstanden, der sich auszeichnet durch Dynamik (positive und negative Veränderungen), Lebenslaufperspektive (Einfluss früherer Lebensabschnitte),

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Kontextualität (Wechselwirkung mit sozialen und Umweltmerkmalen), geschlechtsspezifische Unterschiede, inter-individuelle Variabilität (große Unterschiede zwischen Personen, z. B. im Hinblick auf die geistige Leistungsfähigkeit, Persönlichkeitsmerkmale, soziale Beziehungsformen), intra-individuelle Variabilität (nicht alle Funktionen altern auf gleiche Weise), Diskrepanz zwischen objektiven Fakten und subjektiver Bewertung, eigene Entwicklungspotenziale und -grenzen (vgl. Bubolz-Lutz & Gösken & Kricheldorff &

Schramek, 2010, S. 28).

Die Begriffe „Alter“ und „Altern“ berühren biologische, medizinische, kulturelle, soziale, ökonomische sowie psychologische Aspekte. Nach Siebert 2011 lassen sich vier Dimensionen des Alters unterscheiden:

1. Dimension: kalendarisches Alter, das in unserer Gesellschaft meist mit 65 Jahren festgelegt wird (Alter nach Lebensjahren).

2. Dimension: medizinisch-biologisches Alter, das den gesundheitlichen Zustand der Organe und die körperliche Leistungsfähigkeit berücksichtigt.

3. Dimension: psychisch-subjektives Alter, das auf das subjektive Lebensgefühl verweist - „Man ist so alt, wie man sich fühlt“ - und vor allem von außen beeinflussbare Persönlichkeitseigenschaften und Veranlagungen umfasst (Intelligenz, Lernfähigkeit).

4. Dimension: soziales Alter, das durch eine starke Normierung der in einer Gesellschaft vorherrschenden Alterseinteilung bestimmt wird und an das chronologisch-kalendarische Alter gebunden ist (vgl. Siebert 2011, S. 03-2).

Das medizinisch-biologische Alter beschreibt die physiologischen und anatomischen Veränderungen, die mit dem Alter einhergehen. Aber diese Veränderungen können zu sehr unterschiedlichen Zeitpunkten erfolgen. Vor allem kann das medizinisch-biologische Alter durch gesunde Ernährung und Bewegung beeinflusst werden. Zwei Menschen gleichen Alters können sich daher im Laufe des Lebens vollkommen unterschiedlich entwickeln. Das psychisch-subjektive Alter dagegen bezieht sich auf kognitive Entwicklungsprozesse und Persönlichkeitseigenschaften, die mit dem Alter einhergehen. Diese können in besonderer Weise von der Biografie und den

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Lebensbedingungen der betroffenen Person beeinflusst werden.

Die vier genannten Altersdimensionen betrachten Alter einerseits als einen augenblicklichen Zustand, verstehen das Altern andererseits als Prozess, der sich auf Veränderungen im Zeitverlauf bezieht.

Der Begriff „Ältere“ (die Alten) beschreibt keine statistische Größe, sondern Personen in sehr unterschiedlichen Lebenssituationen, oftmals mit familiären Pflichten, aber auch ohne Familienkontakte. Sie verfügen über vielerlei Interessen, Begabungen und Neigungen mit unterschiedlichsten Lebensanschauungen; mit verschlungenen Lebenswegen, allerdings auch mit vergleichbaren zeitgeschichtlichen Erfahrungen - je nach ihrem Lebensalter. Demnach haben ältere Menschen stark ausgeprägte individuelle Züge (vgl. Hoffmann-Gabel 2003, S. 27).

Beispielsweise gehören nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Menschen ab 50 Jahren der Gruppe der Älteren an, und in der betrieblichen Weiterbildungsforschung werden Arbeitnehmerlnnen ab dem 45. Lebensjahr zu der Gruppe der älteren Menschen gezählt. Zudem wird in der Arbeitslosenstatistik die Gruppe der älteren Menschen als eine besondere Personengruppe ab dem Alter von 55 Jahren geführt (vgl. Picker & Schöpf 2007, S. 100).

Darüber hinaus wird am häufigsten eine Einteilung in das frühe, mittlere und höhere Erwachsenenalter vorgenommen, wobei der Beginn des Erwachsenenalters mit Erreichen der Volljährigkeit und des höheren Erwachsenenalters mit Erreichen des Pensionierungsalters definiert wird. Für den Beginn des mittleren Erwachsenenalters gibt es weniger klare Altersgrenzen, wobei oft das 40. oder 45. Lebensjahr angegeben wird. Also wird eine mögliche Unterteilung in der folgenden Abbildung zusammengefasst.

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In Abbildung 13 wird eine Zwischenstufe zwischen dem Jugend- und dem Erwachsenenalter vorgeschlagen, in der ein schrittweiser Übergang vom Jugendalter in das Erwachsenenalter erfolgt. Personen auf dieser Stufe haben zwar schon die Volljährigkeit erreicht, aber viele soziale Rollenübergänge in das Erwachsenenalter, z.B. das Erreichen der finanziellen Unabhängigkeit von den Eltern, der Auszug aus dem Elternhaus, die Heirat sind noch nicht vollzogen. Zudem ist zwischen dem jungen und dem hohen Alter oder zwischen dem dritten und vierten Lebensalter zu unterscheiden. Grund dafür ist die Tatsache, dass heutzutage die meisten Personen bis zu einem Alter von ca. 75 oder 80 Jahren aktiv und bei relativ guter Gesundheit sind. Deswegen wird bei sehr alten Menschen ab 90 Jahren auch von Hochbetagten gesprochen.